Ich muß grad auch bei dieser Diskussion wieder an Kati und den kleinen Elias denken :-(
Welchen "Schaden" müßte er denn davontragen, bei dem Start den er hat? Aber ich bin mir sicher, daß ein starkes Kind alles mögliche verarbeiten und verkraften kann, und daß folgende Liebesbezeigungen, Nähe, Vertrauen das alles wieder wett machen können!
Nicht zuletzt "erinnern" wir uns doch alle gar nicht an die ersten Lebensjahre - vielleicht hat die Natur das auch ganz schlau so eingerichtet, daß das Erinnerungsvermögen erst später einsetzt? Denn es gibt so viele Kinder, die gerade in den ersten zwei Lebensjahren viel mitmachen und einstecken mußten, sei es Krankheit, grobe Vernachlässigung, Mißhandlung etc.
Ich wurde auch in den 70er Jahren so behandelt als Baby, wie man es damals eben für richtig hielt - alle vier Stunden gefüttert, ab der zweiten Woche hatte ich bitte schön nachts durchzuschlafen, Flasche gab's da nicht mehr, egal wie sehr geschrieen wurde. Getragen wurde ich natürlich schonmal gleich gar nicht, wo kommen wir denn da hin? Und Punkt 20 Uhr wurde ich wach ins Bett gelegt und "mußte" schlafen - egal, wie lange es dauerte, bis ich vom Schreien erschöpft endlich eingeschlafen war.
Na gut, den ein oder anderen Schaden hab' ich zwar unbestreitbar :-D , und auch mit meinem Urvertrauen (auch Selbstvertrauen) habe ich das ein oder andere Problem. Aber die vielen schönen Kinderjahre, an die ich mich im Gegensatz zu der Babyzeit erinnern kann, haben das wohl alles wieder wett gemacht
Ich bin dennoch keine Freundin der Ferber-Methode und fand von dem vielzitierten Buch höchstens die ersten Kapitel sinnvoll und hilfreich (wo es darum geht, wie man vermeiden kann, daß man die Methode überhaupt erst anwenden muß). Ich habe mich trotzdem immer auf mein Herz verlassen, wenn es um Madames Schlafen ging. Wenn sie auf dem Arm beruhigt werden wollte, hab ich das natürlich gemacht. Wenn sie nur neben Mama einschlafen wollte, war das auch gut. Sie schläft aber an 6 Abenden pro Woche alleine ein in ihrem Bett und schläft dann auch gut durch bis 7 Uhr/7 Uhr 30. Aber so ca. 1x pro Woche kommt es eben vor, daß sie abends nicht so gut alleine in den Schlaf findet. Und dann bekommt sie von mir, was sie noch braucht. Ich schlafe ja auch nicht immer gleich gut und schnell ein, aber ich kann mir selber helfen und mir zb einen beruhigenden Tee kochen oder einfach entscheiden, noch ein bißchen wach zu bleiben und ein Buch zu lesen. Johanna kann das alles ja noch nicht, und auch sie hat viele Eindrücke vom Tag, die sie vor dem Einschlafen verarbeiten muß. Und dabei helfe ich ihr natürlich gerne, wenn ich kann
Auch die "tagsüber nicht alleine einschlafen wollen"-Phase ist wohl wieder vorbei - seit zwei Tagen jedenfalls schläft sie auch tagsüber wieder friedlich und alleine ein (allerdings nur in MEINEM Bett, nicht in ihrem :-D )
Ich finde es auch verständlich, daß Babys Angst haben vor dem Alleinsein und dem Allein-einschlafen... schließlich hätte diese Verlassenheit in grauer Vorzeit ihren sicheren Tod bedeutet :o Und gerade jetzt sehe ich doch bei MEINEM Baby erst einmal, wie instinkt- und triebgesteuert wir Menschen auch heute noch sind

- und auch in unserer modernen Industriewelt (was weiß ein Baby schon vom Babyphone? Nichts! Das ersetzt niemals die körperliche Anwesenheit der Mama). Bei Johanna hilft in solchen Phasen, wenn sie gar nicht alleine einschlafen will/kann auch oft einfach ein getragener Pulli oder sowas von mir in ihrem Bett. Der Geruch von Mama scheint sie sehr zu beruhigen und sie schläft dann meist problemlos ein, auch wenn's vorher etwas Theater gab.
Meiner Meinung nach sollte man auch erst diverse andere Möglichkeiten ausprobieren, bevor man zu dieser "Methode" greift. Darüber hinaus kann ich mir auch nicht vorstellen, daß sie bei "jedem" Kind funktionieren soll, denn JEDES Kind ist ANDERS! Das wissen wir alle doch wirklich am besten. Und die Natur hat es schon schlau eingerichtet, daß erwachsene Menschen das Geschrei eines Babys nicht lange ertragen oder mit anhören können - das hat handfeste Gründe. Ein 6 oder 9 Monate altes Baby schreit und weint noch nicht, um die Eltern zu "terrorisieren" - das glaube ich einfach nicht. Wenn es schreit, dann fehlt ihm etwas. Auch wenn das für uns erstmal nicht klar ersichtlich ist.
Und ein Monat wäre mir ganz SICHER eine viel zu lange Zeit für ein solch fragwürdiges "Experiment" - wenn man es in aller Verzweiflung probiert und nach zwei/drei Tagen sich tatsächlich Besserung einstellt, dann war es vielleicht der richtige Weg für das betroffene Kind. Aber ein Monat ist sooooo eine lange Zeit für ein Baby :-?
Liebe Grüße