Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Janine83

nette arschige Rolle
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Natürlich,da gebe ich dir absolut Recht.
Mein Beispiel bezieht sich auf die Zeit,in der ich alleinerziehend war. Kind stand kurz vor dem Kindergarten -da war man froh,wenn man überhaupt von einem AG die Chance bekam,genommen zu werden. Wenn man gerade dabei ist,sich "neu zu ordnen" und von vorne zu beginnen,kommt eine Weiterbildung/Umschlung unpassend,weil ich just in diesem Moment dafür sorgen muß,dass mein Kind den Monat über etwas zu essen hat und Schuhe,die passen.

Und eine Weiterbildung ist nicht unbedingt ein Garant dafür,mehr zu verdienen. Bevor Joèlle da war,arbeitete ich in derselben Position,hatte die gleiche Abteilung unter meiner Leitung und habe das knapp das doppelte von dem verdient,was ich danach verdient habe. Hätte aufgrund von Berufserfahrung andersrum sein müssen. Es war dasselbe Unternehemen,nur eben ein anderer Inhaber. Der erste Tarifgebunden,der 2. eben nicht.
Und mir geht es ganz ganz oft so, dass ich mir mein Gegenüber ansehe und denke "Verdienst du wirklich, was du eigentlich verdienst?"

Wie gesagt, jeder ist seines selbes Glückes Schmied -aber manchmal geht es eben nicht anders.
 

Riccarda

hat ihre eigenen Regeln und Gesetze
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Hallo,

beim Bio-Handel ist natürlichlich zu hinterfragen, wie ethisch der Bio-Handel eben ist oder ob es nicht schlicht und einfach (auch) eine hübsche Marktecke ist, wo sich gut verdienen lässt. Denn dass das Personal weniger als bei den Supermarktketten verdient, ist doch recht verwunderlich. Die Gutscheine und Rabatte in diesem Zusammenhang doch zynisch.

Abgesehen davon, dass Deutschland sowieso die günstigsten Lebensmittelpreise in der ganzen EU hat, keine Ahnung, wie Ihr das macht. Denn woanders ist auch nicht alles bio und frisch (Brot) etc. und wir zahlen in Österreich rund 20% mehr, auch für konventionelle Ware.

Aber eigentlich wollte ich zum Thema Weiterbildung senfen ;-) Dass es nie zu spät ist, wage ich zu bezweifeln. Als Frau gilt man mit 45 Jahren als schwer vermittelbar, mit 50 als scheintot. Dass frau bis 65 Jahre arbeiten soll, ist nur eine Fußnote der Geschichte.

Meine Freundin ist 53 Jahre, hat einen Doktortitel. Seit zwei Jahren bekommt sie nicht einmal ein Vorstellungsgespräch, sodass sie sich nun selbstständig gemacht hat. Aber genau diese Selbstständigkeit ist ja ein verdecktes Prekariat, denn zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Ich sehe übrigens soviele "Jungunternehmer" im Alter 45+, sowohl Männer als auch Frauen... Es ist ganz übel, wie den Leuten mitgespielt wird. Eine Weiterbildung nützt in dem Alter nicht mehr viel, wo kriegt man denn einen Job in dem Alter und trotz allem ohne Berufserfahrung? Höchstens bei bestehendem Job in einem großen Unternehmen, aber sonst?

lg
riccarda - die ihr Brot übrigens selbst bäckt, mir reichts nämlich
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Und warum wird es wohl solche kleinen feinen Bäckereien wie mein Papa und mein Opa und mein Uropa sie hatten nicht mehr geben ;-) Und warum wird es wohl das Töchterchen nicht übernommen haben ;-)

Schade eigentlich. Eine davon kenn ich noch, die gehört dem Vater von Fabiennes Patin (meine Schwägerin in spe). Da dürfen die Kindern in der Adventszeit auch Kekse backen kommen, einfach auch um das Feeling zu erleben. Allerdings hat er auch klar gesagt, dass er nicht will, dass eine seiner Töchter die Bäckeri und den Laden übernimmt, weils ein Knochenjob ist.

Paulchen, 3,80 für ein Brot könnt ich nicht leisten, nicht bei den Brotmengen, die wir essen. Wir kaufen unsere hellen Brötchen indessen aber nciht mal mehr beim Bäcker vor Ort, weil die einfach nicht mehr schmecken bzw. der letzte gute Bäcker inzwischen keine Rohlinge mehr anbietet, frisch holen unwirtschaftlich ist (ca. 4 km pro Strecke) und die Brötchen aufgeknuspert am Sonntag einfach nur wie Pappe sind.

Ich war ja auch ne ganze Weile für 5 Euro jobben, da fragt man sich am Ende tatsächlich, ob sich das lohnt. Aber wenn man keine Wahl hat? Inzwischen hab ich die Erfahrung gemacht, dass es sich mit bestehendem Arbeitsverhältnis besser bewirbt als ohne. Also festhalten was man hat und weitersuchen. Manchmal ist das für die Psyche auch besser. Mir jedenfalls tat es im Prinzip gut.

Aber es ist ein blöder Kreislauf. Wir wollen preiswert kaufen, aber die Angestellten des Ladens sollen fair bezahlt werden - das passt nicht.
 

Riccarda

hat ihre eigenen Regeln und Gesetze
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

in österreich kostet ein kg brot 5,20, wenn es nicht das "standardbrot" ist, heisst bei uns "gemischter Wecken". Sobald es irgendein körndl hat, ist es spezialbrot = nicht preisgebunden und kostet somit pro halbem kg. um die 2,60. NICHT bio wohlgemerkt. Bio ist relation nur unwesentlich teurer.
 
P

Paulchen

AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Naja, Riccarda, ich hab mich vorletztes Jahr mit 44 Jahren beworben und einige Einladungen zum Vorstellungsgespräch gehabt und auch dieses Jahr, mit 46 Jahren kann ich nicht klagen. Ich bewerbe mich auch nicht aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus und ich habe finanziell nicht gerade niedrige Ansprüche.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist gut, sehr gut für qualifizierte Arbeitnehmer. In meinem Beruf habe ich jede Menge Mitbewerber aller Altersklasse und aller Qualifikationen - dennoch ist es schon so, dass ich auf jede dritte fachlich nahe Bewerbung eine Einladung zum Gespräch bekomme.

Wie die Lebensmittelpreise zustande kommen? Ich glaube das will ich gar nicht wissen. Mit Hilfe von vielen sinnlosen Subventionen, die die konventionelle Landwirtschaft systematisch kaputtmachen jedenfalls. Wer industriell gefertigte (Fertig-) Nahrungsmittel kauft, die billig sind, kann jedenfalls nicht darauf hoffen, dass es langfristig den eigenen Körper nicht in Mitleidenschaft zieht. Du schreibst richtig, dass Bio eine Marktlücke geworden ist. Das stimmt, da kann man sicher gut Geld machen. Echte, langjährige Biokäufer wie ich beispielsweise kaufen jedoch nur biozertifizierte Ware nach Bioland oder Demeter Richtlinien, weil da Dinge gewährleistet sind, die wir unterstützen wollen und bei denen wir sicher sind, dass die Nahrungsmittel friedvoll und unter gesunden Umwelt- und fairen Arbeitsbedingungen produziert wurden. Die Zielgruppe, die via Discounter bio kauft ist mitnichten die Zielgruppe, die eher "hardcore" ist. :) Das heisst aber auch, dass diese Zielgruppe von den Discounterprodukten nonbio genommen werden, die erzielen da dann weniger Umsatz. Also werden "bio" und "nonbio" gemeinsam produziert und über dieselben Handelsfimen vertrieben. Das ist doch grotesk. (Aber ich weiche ab, sorry, eins meiner Lieblingsthemen).

Schäfchen, klar, 3,80 ist ein stolzer Preis, zumal für 500 g. Wir kommen damit aber drei bis vier Tage aus, meine Familie ist nicht so brotfreundlich... :) Der Kreislauf, den du beschreibst, ist genau so: Wir wollen billig billig kaufen und unterstützen damit das Zugrundegehen der konventionellen Landwirtschaft. Damit graben wir uns und unseren Kindern ein "Grab", und fördern die Politik eines Landes, die ausschließlich auf ungesundes Wachstum zielt.
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Schäfchen, klar, 3,80 ist ein stolzer Preis, zumal für 500 g. Wir kommen damit aber drei bis vier Tage aus, meine Familie ist nicht so brotfreundlich... :)

*hust* Das ist ne Mahlzeit bei uns ... Und ich hab schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich 2,50 für 750 g Sonnenblumenkernbrot ausgebe. Eijeijei ...

Der Kreislauf, den du beschreibst, ist genau so: Wir wollen billig billig kaufen und unterstützen damit das Zugrundegehen der konventionellen Landwirtschaft. Damit graben wir uns und unseren Kindern ein "Grab", und fördern die Politik eines Landes, die ausschließlich auf ungesundes Wachstum zielt.

Da geb ich dir recht. Andererseits: siehe meine Reaktion oben - wenn ich täglich für 8 Euro Brot kaufen müsste, müssten wir wohl auf einiges andere verzichten.
 

Riccarda

hat ihre eigenen Regeln und Gesetze
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

hallo katja,

das ist natürlich super, wenn du in deinem alter keinerlei probleme hast einen job zu bekommen - nur... es entspricht nicht der norm. meine erfahrungen und die erfahrungen meines umfeldes sind deutlich andere, die leider noch dazu statistisch bestätigt werden.

vielleicht ist es zusätzlich eine stadt-land geschichte oder regional bedingt, ich hab keine ahnung. aber greif einfach zu ;-)

@Schäfchen: 8,--/Tag für Brot ist einfach zu viel, das ist klar. Ich will auch nicht fragen, warum ihr soviel Brot esst, das ist Eure Entscheidung. Aber vielleicht wäre selber backen für Euch eine günstigere Alternative? Das geht schneller als man denkt. Ich backe immer zwei Laibe, einer wird eingefroren.

lg
riccarda
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Riccarda, schau: 2 Schnitten nimmt jedes Kind mit in die Schule bzw. in den KiGa, der Pilot und ich nehmen vier Schnitten mit als Mittagsessenersatz. Damit kommt man gut auf ein halbes Brot. Dann frühstücken wir ja daheim was und die Kids essen abends nochmal Brot - mal mehr und mal weniger gut. Wir Großen essen warm, die Kinder haben ja Mittag in den entsprechenden Einrichtungen. An guten Tagen verputzt selbst die Jüngste abends 2 Scheiben, die Große manchmal sogar 4. Sind also reguläre 2 Brotzeiten pro Tag, ich wüsste nicht wo ich da einsparen soll.

Ab und an back ich schon mal selbst, hab von Frau Salats Mann einen Sauerteig zum füttern bekommen oder nehm auch mal ne Backmischung. Ich hab mir sogar extra wieder einen Brotbackautomaten besorgt. Von Hand alles backen braucht viel Zeit, die ich halt unter der Woche nicht habe und selbst an den Wochenende ist die rar.
 
Oben