Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
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AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Durch den Beitrag von Silke habe ich festgestellt, dass der Begriff "Auszeit" eine seeeeehr grosse Definitionsspanne hat - die einen verstehen darunter eine räumliche Trennung, um eine aufgeheizte Situation zu beruhigen (so wie ich *zwinker*), andere verstehen darunter ein "einsperren" - und da fängt es doch schon an, schwierig zu werden bei der Diskussion für und wider bestimmte Erziehungsmittel - es ist nicht allein die Wahl des Mittels entscheidend, sondern auch, wie dieses Mittel angewandt und wie "anerkannt" es innerhalb der Familie ist.

Ich sperre meine Kinder nie ein - sie schliessen die Türe zu ihrer Auszeit selber und sie öffnen sie auch wieder selber - dann, wenn wir beide der Meinung sind, dass wir uns beruhigt haben. Das funktioniert vermutlich darum, weil meine Kinder das nicht als Strafe sehen - sondern als Methode, aus einer eskalierten Lage herauszukommen, ohne das der eine oder der andere "das Gesicht verliert".
WENN es nötig ist, dann bringen nämlich weder Diskussionen noch Besänftigungen beiderseits etwas - zumal es in der Regel Dinge sind, über die wir nicht mehr diskutieren müssen. Solche Dinge gibt es hier - manche Regeln sind so klar, dass darüber nicht diskutiert wird. Das liegt bestimmt auch am Alter - aber mit einer fast Achtjährigen muss ich bestimmt nicht ausdiskutieren, warum man den kleinen Bruder auch dann nicht beissen darf, wenn man schlecht gelaunt, weil müde/ärgerlich/traurig usw. ist - das ist einfach nicht drin, Punkt.
Die Auszeit bringt ihr dann in diesem Beispiel die Möglichkeit, sich einzukriegen und beim Rauskommen einen Lösungsvorschlag zu machen, indem sie sich beim Bruder entschuldigt und ihm etwas zuliebe tut. Mir bringt es dann die Ruhe, DANACH darauf einzugehen, warum sie ihre Aggression an Bruder ausgelassen hat und was sie bedrückt und ein bisschen Trösteschmusis zu machen.

Das hat nun mit "einsperren" wenig zu tun - aber ich glaube, es liegt doch genau auch da ein Problem, dass der Begriff "Auszeit" auch von manchen "Anwendern" falsch interpretiert wird - als Strafe, als Zimmerarrest, wie ich es früher kannte..

Liebe Grüsse, Jacqueline
 
G

Giovanna

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Jacqueline hat gesagt.:
Das hat nun mit "einsperren" wenig zu tun - aber ich glaube, es liegt doch genau auch da ein Problem, dass der Begriff "Auszeit" auch von manchen "Anwendern" falsch interpretiert wird - als Strafe, als Zimmerarrest, wie ich es früher kannte..
Ich denke diese Interpretation der Auszeit als Einsperren kommt doch daher, weil es ja ursprünglich irgendwie doch um die Supernanny ging, die in ihren Sendungen die Eltern dazu anhält, die Tür zuzuhalten, wenn die Kinder immer wieder versuchen aus dem "Stillen Zimmer" auszubrechen. Und das ist ganz klar Einsperren. Zumindest ich hab meine Interpretation dieser Methode davon.

Ich kann mir eine Auszeit, wie sie Jacqueline, lulu usw. für ältere Kinder beschreiben auch mal in Ausnahmezuständen vorstellen. Wenn man sich gegenseitig irgendwie nurmehr provoziert und nicht mehr vernünftig diskutieren kann. Aber nach wie vor finde ich ein Time Out für jüngere Kinder inakzeptabel.

Und zu den logischen Konsequenzen:
Irgendwie ist es doch doof, wenn man sich überlegt, dass die Kinder immer die natürlichen Konsequenzen ihres Tuns tragen müssen. Das ist irgendwie so ne "ätschi-bätschi- ich habs dir doch gleich gesagt" - Haltung, die man da an den Tag legt. Das ist vielleicht auch in einigen Ausnahmen, im Fall von einem Machtkampf oder so, ganz O.K., aber genauso wie die Auszeit als generelle Sanktionsmethode für unerwünschtes Verhalten, nicht wirklich tragbar.

lg, Johanna
 
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Tati

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

NimueVerdandi hat gesagt.:
Weil Prekop angesprochen wurde:
Ich kann mich erinnern, das ich schon als Kind, wenn ich völlig ausser mir war, gewünscht habe, das mich jemand einfach nur drückt, festhält.
Manchmal habe ich das heute noch.
Das hat mit der "Festhaltetherapie" nichts zu tun, aber ich merke bei meinen Kinder, auch den Größeren, das es ihnen hilft zu sich zu finden, wieder "runterzukommen" wenn man sie im größten Zorn einfach schnappt und im Arm hält.
DAS mache ich auch, das hilft auch bei Tabea und Lara. Dann werden sie schnell ruhig und können wieder reden.
Aber das funktioniert nur, wenn sie wütend sind und ich ruhig. Wenn sie sich also über irgendetwas tierisch aufregen und am Ausrasten sind.

Wenn wir aber streiten bzw. einen Machtkampf austragen, wenn ich eine Wut im Bauch habe und schon am Brüllen bin (das ärgert mich dann hinterher immer ganz arg) und die Kinder toben, dann hilft das sicherlich nicht.
Und es gibt dann auch mal Situationen, da würde ich am liebsten hinschlagen. Aber das mache ich nicht! ich schicke das Kind ins Kinderzimmer und gehe selbst ins Bad oder ins Schlafzimmer um mich zu beruhigen. Die Kinderzimmertüre mache ich nicht zu. Wenn sie zu ist, dann weil sie z.b. vom Kind zugeschlagen wurde. Und es kommt von mir der satz: "Wenn es dir wieder besser geht und du reden kannst, dann kannst du wieder kommen." Wenn sich beide Parteien beruhigt haben, dann kommen wir wieder zueinander und klären die Situation in Ruhe.




Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich überfordert fühle, weil es wieder eine lange Zeit war, an dem es an keinem Tag Streit gab und ich mich aufregte, dann nehme ich gerne einen Erziehungsratgeber in die Hand.
Für mich. Damit ich wieder weiß, was ich will. Damit ich wieder die Augen aufmache und sehe, was ich an mir ändern kann, damit es wieder freidlicher abläuft.
So hängt seit wenigen Tagen wieder ein Zettel an dem Kühlschrank "Sagen, was ich will, was ich nicht will. Kurz und deutlich sprechen."
Ich achte also wieder bewusst darauf, dass ich kurz und klar meinen Kindern erkläre, was ich von ihnen will/erwarte. Z.B. "Du ziehst dir jetzt Schuhe und Jacke an, damit wir losgehen können." Und nicht: "Willst du nun endlich Schuhe anziehen?" ("Nö, ich will lieber spielen.")
Solche Anregungen hole ich mir aus Dreikurs / Triple P / Biddhulph und Co heraus. Anleitungen für mich!


Und morgens, da muss es einfach funktionieren. Sonst kämen wir nie in den Kiga. Die Idee mit der Uhr im Bad habe ich aus dem Dreikusvortrag. Und es funktioniert bei uns.
Die Kinder haben 15 Minuten Zeit, ihre "Arbeit" im Bad zu erledigen. Selbstständig! Denn ich habe einfach nicht die Zeit, 3 Kinder anzuziehen, denen die Zähne zu putzen, sie zu waschen, die Haare zu kämmen und eine Frisur zu machen. Und nebenbei Frühstück zu richten und das Kigaessen.
Ich richte ihnen die Kleider hin und richte die Zahnbürsten und Wasserbecher. Anziehen müssen sie sich selbst, Zähne putzen und waschen auch, die Haare mache ich ihnen wieder.
Und wenn keine Uhr im Bad steht, dann bin ich der Sklaventreiber! "Mach endlich! Zieh dich an! Putz dir jetzt endlich die Zähne! ..." Und ich werde wütend dabei. Und das find eich soooo schlimm für mich, wenn ich schon morgens wütend werden muss. Dann würde ich am liebsten grad wieder ins Bett gehen.
Also steht nun die Uhr da. Ich kümmere mich um Malte, richte Frühstück und Kigaessen und wenn der Pulli nach der Badzeit nicht angezogen ist, da es wieder wichtiger war irgendetwas anderes zu tun, dann kommt der halt mit in den Kiga. ich rege mich nicht auf, ich unterlasse Bemerkungen wie "Siehst du ..." Im Kiga mache ich kein Tamtam darum, das Anziehen dort läuft eher heimlich ab, so dass es niemand mitbekommt. Aber trotzdem ist es peinlich für tabea und sie schafft es wieder wochenlang, die Badzeit einzuhalten.
Es ist stresig bei uns morgens, oder zumindest ist es für mich stressig, aber es läuft friedlich ab, wenn wir uns an diese regel halten.
Klar, wenn Malte mal länger schläft und ich ihn nicht gleichzeitig versorgen muss, dann gehe ich meinen Mädels auch mehr zur Hand, ich bin ja kein kalter Unmensch. Aber wenn so viel Arbeit gleichzeitig ansteht, dann müssen die Mädels "funktionieren".
Und oft frage ich mich: Wie machen das andere, die auch 3 Kinder haben oder gar mehr???

Ups, nun bin ich aber sehr ins Detail gegangen, aber löschen tu ich es jetzt nicht mehr.

Gruß Tati
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Tati hat gesagt.:
Und oft frage ich mich: Wie machen das andere, die auch 3 Kinder haben oder gar mehr???
*kicher*
Ich finde es morgens genau so anstrengend und wuensche mir nichts sehnlicher als einen Mann, der morgens so spaet aus dem Haus geht, dass er helfen und zumindest ein Kind mitnehmen kann...
Bei uns wird die Situation dadurch entschaerft, dass Klaas ein Fruehaufsteher ist und morgens gleich fit. Der kann sich also wirklich puentlich fertig machen, auch wenn er Erinnerungshilfen braucht (Jetzt ist Anziehzeit. Jetzt, geh bitte ins Badezimmer. Jetzt Rucksack packen. usw.). Gelegentlich geht er durch Phasen, wo er seine Badezimmerjobs vergisst, also ungekaemmt rauskommt oder sich das Gesicht nicht gewaschen hat. Das finde ich fuer mich als Antreiber echt aetzend. Bei der naechsten Phase dieser Art kriegt er eine Check-Liste an den Spiegel geklebt (und wenn das alleine nicht reicht, muss er sie taeglich abzeichen :->). Dass Levin und Linnea und ich dann oft in Stress kommen, wenn wir mit ihm losmuessen, das liegt dann eher an Mama Lulu, der es sooo schwer faellt puentlich aufzustehen... Ich muss eigentlich wirklich spaetestens um 7 raus, und so oft wird es eher viertel nach oder gar halb acht... Eine andere Entschaerfung findet dadurch statt, dass Frank Klaas Schulbrot, Snack, Milchgeld etc. zusammenstellt, bevor er morgens geht. Das haben wir mit Levins Geburt damals eingefuehrt, weil es mich so genervt hat, das morgens auch noch zu machen.

Bei Auszeiten einzuschliessen finde ich uebrigens wirklich schrecklich. Ich gebe zu, Klaas zu Beginn dieses Erziehungsmittels manchmal in sein Zimmer getragen zu haben, weil er nicht gehen wollte, ich aber eine Trennung brauchte. Er hat aber schnell spitz gekriegt, dass Time-Out auch Ruhezeit fuer ihn bedeutet, die er eigentlich dringend braucht und auch mag. Oft findet man ihn dann lesend oder Buecher ankuckend auf dem Bett. Das ist bestimmt besser als sich von ihm beschimpfen zu lassen - wie heute abend geschehen *grummel*.

Lulu

Lulu
 
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Tati

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

So ist es bei Tabea auch.:jaja: Entweder sie spielt oder liest schaut sich ein Buch an.
Aber dann andersherum: besser so, als sich von mir beschimpfen zu lassen! (Da schütze ich sie dann auch vor mir.)
Muss aber sagen, dass es schon eine Ewigkeit her ist, dass ein Kind die Auszeit brauchte.
Eher ich, die Kinder tun dann weiter das, was sie gerade tun und ich nehme mir eine kurze Auszeit zum Runterkommen. (Ich bin zur Zeit nicht groß belastbar!)


Oh, du Glückliche! Ein Frühaufsteher!
Lara ist immer zuerst wach, ist etwas verschlafen, aber dann gleich fit und arbeitet zügig.
Tabea ist ein absoluter Morgenmuffel!:-? Sie will nicht aufstehen, oft muss ich sie regelrecht aus dem Bett werfen/ziehen. Dann sitzt sie im Bad nur da und schaut die Decke an. Sie müsste eigentlich ständig angetrieben werden und wenn ich das mache beginnt es in mir zu brodeln.
Am Freitag sagte sie mir, dass sie nicht weiß, was sie zu tun habe. Witzig: Wir machten aus, dass sie eine Mekhilfe an den Schrank bekommt.:-D Die hängt nun im Bad, aber benutzt wurde sie noch nicht, da sie am Wochendne trödeln darf.
Ich berichte, wie es Heutemorgen fruchtete.
Und das mit dem Abzeichnen als weitere Stufe ist klasse! Das werden wir dann auch machen.



Gruß Tati
 
G

Grisu

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Bezüglich "Auszeit" (die ohne Einsperren ;-) ) - ab welchem Alter habt ihr das eingeführt? Ich meine, ab wann nimmt ein Kind das sozusagen wahr als "SichWiederEinkriegen" ?

Ist das auch Auszeit, wenn ich Manuel aus dem Wohnzimmer ins Vorzimmer schicke, weil er auf ein "Nein" oder "Lass das in Ruhe" nicht hört - er dann in der Tür im Vorzimmer steht - ich dann hingehe und ihn frage, ob er weiß, warum er rausgehen mußte? Ich lasse es ihn dann selber sagen - und dann darf er wieder rein und er läßt es dann auch wirklich sein und hört wieder auf mich.

@ alle mit mehreren Kindern
Ich frage mich echt oft, wie ihr das macht!!! Ich glaube, ich würde ausflippen und nur noch rotieren.

Lieben gruß
Christine
 
N

NimueVerdandi

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Also es geht darum einen Abstand für sich selbst zu bekommen, ehe die Situation eskaliert?
Dann gehe ich raus eine rauchen und meistens übernimmt dann Guido.
Mir leuchtet nicht ein, wenn ich doch eigentlich mein Kind vor meinem Zorn schützen will, warum ich dann ihm eine Auszeit verpasse.
Und es allein lasse mit seinen Gefühlen, aufgewühlt und eventuell selbst überfordert.
Habe ich das richtig verstanden, erst kommt der stille Stuhl, klappt das nicht gibt es eine Auszeit?
Was ist denn aber, wenn das Kind rauskommt, schreiend und noch wütender?
Soll man es dann doch irgendwann einschließen?
Oder wie die Nanny die Tür zuhalten?

Wirklich funktioniert es dann doch nur, wenn das Kind die Auszeit auch braucht.
Wenn es anfängt sich dagegen zu wehren eskaliert doch alles.
Da finde ich es günstiger selbst zu gehen.
Das ist keine Machtdemonstration, ich bleibe bei mir und für mich fühlt sich das besser an.
Lernen Kinder denn auf dem stillen Stuhl, mit Konflikten umzugehen?
Oder lernen sie um des lieben Friedens willen ihren Frust runterzuschlucken?

Hier habe ich mal die kritische Betrachtung des Kinderschutzbundes zu TripleP:
http://www.kinderschutzbund-bayern.de/triplep.pdf

Silke
 
N

NimueVerdandi

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Ach so, was Jaq geschrieben hat:

Das funktioniert vermutlich darum, weil meine Kinder das nicht als Strafe sehen - sondern als Methode, aus einer eskalierten Lage herauszukommen, ohne das der eine oder der andere "das Gesicht verliert".
kann ich mir für meine Großen auch vorstellen.
Aber das ist doch frühestens für Schulkinder so einsehbar. Oder?
Nimue würde ausrasten wenn ich versuchen würde sie im Konflikt zu trennen.
Für Zweijährige kann das nicht gedacht sein.


Silke
 
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