Schulwahl / Einschulung

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Charlie1965

So wie Montessori, Waldorf etc. fuer manche Kinder geeignet sind und fuer andere nicht, so sind es meiner Ansicht nach auch Noten bzw. Wort-Bewertungen.
Meine Kinder (allerdings auch sehr gute Schueler) moegen Noten gern, freuen sich auf Zeugnisse und haben sich frueher (inzwischen ist das Thema nicht mehr soo wichtig) auch gern auf diese Weise mit Gleichaltrigen gemessen.
Ich selbst mag auch Noten lieber. Die Berichte, die wir in der Grundschule unserer Kinder bekamen, waren mir zu euphemistisch-verwaschen, ich kann mir daraus (auch aus dem von Dir, Silke, zitierten) kein Bild machen, weil mir die eben so aehnlich vorkommen wie die meisten Arbeitszeugnisse: Jede eindeutige Aussage wird krampfhaft vermieden.
Frueher waren ja zumindest meine Gymnasiallehrer noch nicht so zimperlich. Aber auch oder gerade da war mir "Mathematik: 4" wesentlich lieber als "Charlotte ist faul" (Zitiert aus dem sogenannten "Zeugniskopf"). (Das erste war auch zutreffender! Ich habe viele weniger erfreuliche Eigenschaften, ein totales Desinteresse an Mathematik gehoert dazu. Faulheit nicht.)

Fuer mich ist weder das eine noch das andere ganz richtig oder ganz falsch (an der Schule meiner Kinder gibt es eine Kombination). Benoten, mit Worten oder Zahlen, ist schwierig bis unmoeglich, und je groesser die Klassen werden desto schwieriger bis unmoeglicher wird es.

Zu den anderen Ueberlegungen moechte ich nur (in Eile) hinwerfen, dass hier (GB) der Schulbesuch von 8.30 bis 15.30 Pflicht fuer alle Schueler von Klasse Eins (fuenf Jahre) an ist, und wir zumindest damit ausschliesslich schlechte Erfahrungen haben.

Einen schoenen Tag wuenscht Charlie.
 
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FriMa

Kerstin, das mit der intrinsischen Motivation mag schon stimmen. Ich glaube aber, dass eben das vom Charakter des Kindes abhängt. Ich war z. B. sehr ehrgeizig und hab mich über jede 2 geärgert (geärgert, nicht geheult oder so). Friedrich scheint dagegen eher unehrgeizig zu sein. Ich schreibe "scheint" - weil wie soll man das bei so kleinen Kindern einschätzen?

Überhaupt ist die Einschätzung des eigenen Kindes hinsichtlich Lerntyp, Gruppenverhalten, Interessen, Begabungen unheimlich schwer. Wie soll man da entscheiden, welche Schule nun die beste ist?! Wahrscheinlich wird sich das erst herausstellen, wenn er auf der Schule IST - und nicht vorher. Na gut, es sind noch 2 Jahre Zeit, aber die Anmeldungen für die normalen Schulen müssen in einem Jahr passieren (da ist er 4), für die privaten ist es jetzt schon fast zu spät, es gibt lange Wartelisten.

@Charlie: Schreib doch mal von deinen Erfahrungen. In D wird ja gerade die Ganztagsschule so hoch gehandelt - was sind denn die Nachteile?
 
C

Charlie1965

Unzaehlige...
Die wichtigste: Fuer die Kinder (die beim Umzug und damit Umstellung auf Ganztagsunterricht) 8 und 11 waren, wurde es sehr schwer, im Anschluss an die Schule ihre Hobbies (Musikunterricht, Theatergruppe, Sport) auszuueben. Die von der (Privat-)Schule angebotenen Alternativen waren von nicht gleichwertiger Qualitaet. Es dauerte ewig, bis wir Moeglichkeiten gefunden und das Familienleben (in teilweise bizarrer Form) darauf umgestellt hatten.
Auch sehr wichtig: Das (angeblich gesundheitsbewusste) Schulessen war und ist so indiskutabel (Pommes Frites, Panade... na ja... das ist vielleicht ein GB-spezifisches Problem?), dass wir den Kindern bis heute ihr Essen mitgeben muessen.
Ein Grossteil der Zeit wird einfach verbracht, nicht verwendet.
Im Grossen und Ganzen: Es passt einfach nicht. Das Gleichgewicht zwischen Schule, Hobbies, Freizeit mit Freunden, Familienleben und Schlaf stimmt einfach mit dem, was wir wollten, kannten und mochten, nicht ueberein. Die Kinder haben sich arrangiert, beneiden gleichaltrige Freunde in D aber bis heute um die kuerzere Schulzeit.
Mein im Abitur stehender Sohn hat zum Ausgleich staendig "Study Leave", d.h. ganze Wochen frei zum Lernen. Ob das der wahre Jakob ist? Mein Sohn ist ein sich selbst disziplinierender Mensch, der damit umgehen und sich einteilen kann. Ich in seinem Alter haette es sicher nicht gekonnt.
Genuegt das? Bitte Tippfehler wegen Eile zu entschuldigen.

Viele Gruesse und eine gute Hand bei dieser folgenschweren Entscheidung wuenscht Charlie.
 

La Bimme

Leseratte
Moderatorin
Da die meisten von uns ja nur mit Noten von anfang an aufgewachsen sind, fehlt uns wohl ein bisschen die Phantasie, was es denn ausser Noten noch sein kann, wie man ein reelles Leistungs-Feedback gibt. Und da gebe ich Silke recht: Noten sind auch nur eine andere Art von Statistik, und ueber deren Aussagekraft kann man echt streiten.

Hier in Schweden gibt es Zeugnisse erst in den letzten beiden Schuljahren (8 und 9).
Manche Lehrer finden das auch zu spät, aber offensichtlich weniger deswegen, weil die Schueler zu spät anfangen zu pauken, sondern weil die Schueler kurz vor Toresschluss ploetzlich mit einem anderen System der Leistungsbemessung klarkommen muessen. Dass schwedische Schueler wesentlich schlechtere leistungen erbringen als in D kann man hingegen trotzdem nicht behaupten.

Nein, auch Note plus Erklärung finde ich oft am Eigentlichen vorbei. Note folgt dem Richtig/Falsch-Schema. Das mag in Mathe ja noch mehr oder weniger hinhauen.
Aber im Sprachunterricht z.B. kann es definitiv sein, dass ein Schueler mit mehr Fehlern sich aber besser verständlich macht als einer mit wenig Fehlern. Der eine wagt einfach zu sprechen / zu schreiben und baut das, was er sagen will, auf eine Art auf, dass es verständlich wird. Der andere will seine gute Note nicht riskieren und sagt nur Sachen, wo er weiss, da macht er keine Fehler.
Und schon passiert es (bei Notengebung), dass der eine eine Drei kriegt mit der Einschätzung "Du kannst aber prima kommunizieren" und der andere eine Eins mit der Einschätzung..... Ja, welche denn? "Alles richtig, aber irgendwie doch nicht."?
ich finde das ungerecht, vorausgesetzt natuerlich, das Ziel des Unterrichts ist Kommunikationsfähigkeit in einer Fremdsprache und nicht nur abfragbares Wissen. Und auf abfragbares Wissen bauen Noten im Grunde auf. Noten fuer nicht-abfragbares wissen sind immer schwierig zu gebe und zu rechtfertigen.

Uebigens fuerchte ich, dass fuer Frido Montessori auch nix ist. Leider, denn eigentlich halte ich viel davon. Aber er hat so viel Phlegma in sich....

Liebe Gruesse
 
C

Charlie1965

Ach, anfuegen sollte ich wohl unbedingt:
Bei uns waere eine liebevolle Omi mit selbst gekochtem Mittagessen zur nachschulischen Betreuung zu Hause gewesen.
Einer Betreuung im Hort haette ich die Ganztagsschule unbedingt vorgezogen (und in der Hinsicht IST sie meiner Meinung nach ein Vorteil!), denn Schule-Hort-Zuhause waere mir fuer meine Kinder zu viel Gewechsel und Stress gewesen.

O Gott, ich fuerchte, ich bekomme hier heute nichts geschafft.
Meine lange Tippzeit heute ist uebrigens aehhh dem von mir gerade geschmaehten Study Leave des grossen Sohnes zu danken, der dem kleinen aus dem Physik-Buch vorliest...

Jetzt aber endgueltig (?!?) sich verabschiedende Gruesse von
Charlie.
 
N

Nimufrosch

Charlie, ich kann mir Ganztagschue gut vorstellen, ich hab mal eine in einem Bericht gesehen, ich glaub in Schwden oder in Dänemark (???) da waren am Nachmittag die Lehrer in kleinen Lernkreisen beschäftigt, es gab wirklich guten Gesangsunterricht und Kurse, die wirklich förderten.
Es ist eine Frage der Qualität. Hier ist es auch meist nur ein verwahren mit einem "niedrigschwelligem Angebot" so nennt sich das so gar...
Allerdings für unsere Familienzeit finde ich Ganztagsschule total ungeeignet.
Übrigends haben sich die Lehrer in dem Bericht sehr als Freunde der Schüler und als Unterstützende verstanden, das fand ich wirklich beeindruckend.

Katja, lieben Dank, Du bringst auf den Punkt, was ich nicht so wirklich ausdrücken kann. Schule ist mehr als nur abrechenbare Leistung in einem Fach. ICh mag schon gern wissen, macht mein Kind das was es tut widerwillig oder ist er begeisterter Schüler in Geschichte oder Englisch. Auf welche Art lernt es gut, mag es theoretische Erklärungen oder lernt es am besten durch Experimente, durch Sinne? Das hilft mir auch bei den Hausaufgaben, wenn ich den Lerntyp, dem mein Kind entspricht besser kenne. Da haben Lehrer einfach oft den besseren Einblick.

Und ganz ehrlich, ich denke auch noch in Noten, ich ärgere mich darüber, aber dieses System sitzt. Mir fällt es auch schwer, nicht zu dnken, eine vier ist aussagekräftiger als ein Kommentar.Es ist einfacher, eine vier ist eine vier...
Ich hab lange gebraucht mich daran zu gewöhnen, merke aber, das meine Kinder gut damit zurehtkommen, auch damit, das sie nicht in Konkurrenz sind, weil sie gar nicht sicher sagen können wer besser oder schlechter ist.

Silke
 
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Märilu

Bei uns gabs im Fremdsprachenunterrischt immer srei Noten, zumindest in der Oberstufe. Eine für Rechtschreibung, eine für Ausdruck und Grammatik und eine für den Inhalt. Ich fand das ganz gut, Rechtschreibung wurde auch nicht so streng bewertet wie im Muttersprachunterricht.

Silke, wie schön, wenn sich die Kinder nicht gegenseitig vergleichen! Ich kann mir das gar nicht so recht vorstellen, Elias vergleicht den ganzen Tag, wer was besser und schlechter macht, ich finds einfach nur grausig. Konkurrenzdenken kam von alleine, schon verstärkt durch die kleien Schwester, die ihm "den Rang abläuft", obwohl wir die Kinder nie miteinander verglichen haben.
Steckt das Wettbewerbsdenken nicht irgendwie in den Kindern drin? Durch Noten wird das verstärkt und schon sind wir drin in unserer Leistungsgesellschaft.

Liebe Grüße
 
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