Wie würdet ihr reagieren?

Colli

Gehört zum Inventar
Gesperrt
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Der Weg über die Schule ist ein Denkanstoß aber von einer direkten Gegenüberstellung würde ich dringend abraten genauso wie von einer Beschwerde bei den Eltern oder gar bei dem Jungen selber.

Das erhitzt die Gemüter und würde die Aufmerksamkeit auf deinen Sohn lenken.

Liebe Grüße
 

Sonja

Integrationsbeauftragte
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Mir war das wichtig, um einerseits meinen Kindern zu zeigen "Du bist dem nicht hilflos ausgeliefert" - und andererseits auch, um ihnen klarzumachen, dass es nicht geht, egal wie wütend man ist, dass man sich an Schwächeren vergreift

Genau darum geht es mir.

Ich bin immer noch unsicher, ob und wie ich jetzt reagieren soll. Aber das Ganze auf sich beruhen lassen (also ohne dass Junge überhaupt merkt, dass er falsch gehandelt hat) will ich einfach nicht.

Und um nochmal auf das Hänseln zu kommen. Soll ich das Tim echt so vermitteln? Die anderen dürfen und er nicht? :???:

Irgendwie hab ich das noch nicht ganz verstanden. Weil das ist hier echt an der Tagesordnung.
 

Jaspis

Golden Girl
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Hier war es zumindest so, dass nach dem einen Vorfall, wo ich fotografisch die Striemen auf Olivers Rücken festgehalten und der Schule gemailt habe, deutlich mehr Ruhe herrscht.
(Er hatte zu dem Zeitpunkt seinen Arm in der Schlinge und war absolut wehrlos, als sie zu fünft mit frisch abgerissenen Ästen auf ihn einschlugen...)

Sorry, das kannst du aber nicht wirklich vergleichen mit dem, was Tim widerfahren ist. Das ist schon eine ziemlich andere Dimension und klar würd da jede Mutter einschreiten.

Und um nochmal auf das Hänseln zu kommen. Soll ich das Tim echt so vermitteln? Die anderen dürfen und er nicht?

Sicher nicht! Aber du solltest ihm vermitteln, dass Hänseleien Reaktionen hervorrufen können.

Und übrigens, imo können verbale Uebergriffe durchaus auch gewalttätig sein, nicht nur das Schlackern mit Mütze und Hand (womit ich nun nicht Tims Satz meine, falls der dann auch wirklich so gesagt wurde...). Und mich stört halt bei deiner Beschreibung nach wie vor, dass du schreibst 'der Junge hat falsch gehandelt' - weil ICH finde BEIDE haben falsch gehandelt.

Schlussendlich wird da wohl jede und jeder ihren eigenen Weg finden müssten. Meiner wärs unter diesen bisher bekannten Gegebenheiten nicht, da jetzt bei dem Jungen aufzuschlagen und ihn zu konfrontieren *Schulter zuck*.

Lieben Gruss
J.
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Nur so ins Blaue gedacht: man möchte keine Gewalt... möchte nicht, daß die eigenen Kinder Gewalt ausüben oder Opfer von Gewalt werden... ...und Babies lernen nur am eigenen Erleben, welche Aktionen weh tun, daß der Schmerz, den man selbst fühlt, derjenige ist, den der andere erlebt hat...
...Filme, in denen mit Pistolen herumgeschossen wird, aber niemand stirbt, und daher überhaupt nicht deutlich wird, wie gefährlich das ist... ...Menschen, die hemmungslos andere angreifen, aber völlig aus der Bahn geworfen sind, wenn sich diese anderen effektiv (mit Gewalt) wehren, weil sie diese Reaktion nie erfahren haben, und auch nie am eigenen Leibe erlebt haben, was Gewalt bedeutet...

Salat
 

Sonja

Integrationsbeauftragte
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Da haben wir wohl eine verschiedene Auffassung.

Ich hab mit Tim nochmal gesprochen und ihm gesagt, dass er den Jungen ja auch provoziert hätte - er meinte dann, dass der andere ihn genauso provoziert habe - wer dann angefangen hat, lässt sich nicht mehr feststellen.

Als ich ihn dann fragte, ob er damit einverstanden ist, dass ich nichts unternehmen würde, weil er ja auch dazu beigetragen hat, reagierte er ganz "komisch" - also total verunsichert. Ich kann das schlecht beschreiben. Er hatte sowas wie Schuldgefühle und das finde ich falsch.

In mir hinterlässt das Ganze ein sehr ungutes Gefühl.

Ich hab ihm nochmal gesagt, dass er ja - dank Karate - gute Abwehrtechniken beherrscht und die auch anwenden soll in Zukunft.

Jetzt nochmal zum Thema an sich - was habe ich da nur falsch verstanden?

Ihr (Jaspis und Salat) meint jetzt, dass ein Kind lernen soll, nicht zu provozieren (wobei das in meinen Augen kein echtes Provozieren ist/war, weil das *wirklich* hier zum Ton gehört), weil es dann sein kann, dass man körperliche Gewalt erfährt und das für das Gegenüber dann keine Konsequenz hat?

Da schüttelt es mich, wenn ihr das echt so meint (oder was verstehe ich falsch?).

Diese Schuldgefühle, die ich Tim dadurch vermittle, dass ich sage, er wäre ja nicht ganz unschuldig durch das Provozieren ... vor mir erscheint ständig das Bild der misshandelten (Ehe-)frau, die ihren Mann durch Worte "provoziert" hat und ja "selber schuld" ist an den Schlägen :nein:

Ich mein, Jaspis du schreibst was von "mit der Mütze rumwedeln" - das ist ja nicht das Problem, aber er hat Tim 10-15 Mal mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen und das ist einfach nicht in Ordnung - egal was vorher war.
 

Evelyn

Bibi Blocksberg
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Sonja, ich habe nicht alle Antworten gelesen - ihr seid da sehr intensiv im Detail.

Was du schreibst und wie du den Jungen beschreibst, würde ich morgen sofort zur Lehrerin gehen - notfalls zur Schulleitung der Hauptschule.


Evelyn
 

Jaspis

Golden Girl
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Sonja, es ist doch ganz klar: du musst tun was DU für richtig hältst in dieser Situation. DU hast das Kind bei dir, du kennst das andere Kind, wir nicht.

Ich habe dir nur einige Ueberlegungen geschrieben aufgrund dessen, wie du uns die Situation geschildert hast und wie ich die Schulbus/Schulweg Situationen unter Jungs kenne (wobei da auch wieder jede anders ist logischerweise)

Und anscheinend kann ich nicht verständlich rüberbringen was ich meine. Tja, sowas passiert.

Eins nochmals: es geht nicht darum einen Duckmäuser zu erziehen, der nichts sagen kann/darf, genauso wenig geht es darum Gewalt gutzuheissen.

Gruss
J.
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Wie würdet ihr reagieren?

Nein, mein ich überhaupt nicht. Ich meine nur, Gewalt zu erfahren muß nicht gleich "schlimm" sein. Wenn sich Babies gegenseitig die Schaufel über'n Schädel ziehen, da geht man dazwischen, ja. Und wenn die Kinder älter werden, dann sagt man schon noch: mach dies/jenes nicht, das tut dem/der genauso weh wie dir. Aber irgendwann muß man sich ja auch selbst verteidigen können, und ich denke, mit dem Anspruch: Ich will keine Gewalt erfahren, also ist die Gesellschaft zuständig dafür, daß ich davor geschützt werde (überspitzt, ja) wird man doch wohl eher einiges an Enttäuschungen erleiden.

Ich kann jetzt wirklich nur grobe Gedankenfetzen äußern, aber auch, wenn man Gewalt eigentlich ablehnt, muß man doch gefaßt sein darauf, in seinem Leben auch Gewalt zu erfahren. Und sie einschätzen zu können, wann kann man sich wehren, wann ist Flucht die bessere Reaktion etc etc. Und jemand, der Gewalt nicht einschätzen kann (u. U. auch, weil er keine eigenen Gewalt-Vergleiche hat aus eigenem Erleben), der tut sich vllt. schwerer mit der Bewertung, aber möglicherweise auch mit einer gewalttätigen Reaktion.

Oder profaner: sicherlich kann man stundenlang darüber reden, wie dein Tim diese flachen Schläge mit der Hand ins Gesicht empfunden hat, aber wieviel eindrucksvoller ist es, wenn der Junge das selbst erlebt? Und im Endeffekt kannst du dadurch wahrscheinlich mehr Gewalt vermeiden, als du denkst.

Es soll ja schon Studien geben, die herausgefunden haben, wenn sich kleine Jungs in frühem Alter kräftig rangeln, daß dann die späteren Kabbeleien unter Jugendlichen viel friedlicher ausfallen. WEIL nämlich die Kinder selbst erfahren haben, was Gewalt bedeutet - als Opfer wie als Täter. Hingegen die Jungs, die immer schnell getrennt wurden, hatten diese Grunderfahrungen nicht, und haben dann später deutlich fester zugelangt.

Salat
 
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