schreien lassen?

Lilienfrau

Moderatorin
Moderatorin
Ute, da hast Du absolut Recht mit dem, was Du sagst! :prima:

Johanna hat übrigens gar NIE gefremdelt, hat auch nie an mir geklammert, im Gegenteil... und ich hab sie nie auch nur eine Minute schreien lassen als Baby :verdutz: so ganz sind die ganzen Theorien also auch nicht haltbar :-D

Dafür hab ich eine tolle Geschichte einer Freundin - sie hat zwei Kinder, die Große ist jetzt 7 und geht zur Schule, die Kleine ist so alt wie Johanna. Die Große hatte jahrelang schlimme Schlafprobleme, nachts ständig wach geworden, abends nicht ins Bett gefunden, immer wieder aufgestanden, jede Nacht ins Ehebett gekrochen - nach vier Jahren waren die Eltern so genervt, dass sie dem Kind in der Nacht unmissverständlich gesagt haben, es soll gefälligst im eigenen Bett schlafen. Das Kind hat gebrüllt und gebrüllt, die Eltern haben sich im Badezimmer eingeschlossen und eine geraucht (sind beide Nichtraucher eigentlich :-D) weil sie das so fertig gemacht hat, irgendwann ist die Kleine heulend vor der Badezimmertür auf dem Boden (am Lüftungsschlitz) erschöpft eingeschlafen. Das Ende vom Lied - sie kommt immer noch nachts ins Ehebett :verdutz:

Beim zweiten Kind dachten sich die Eltern, jetzt machen wir alles anders - die Große hatte sämtliche Schlafrituale durch, die man sich vorstellen kann, inklusive abends "noch eine Geschichte, noch eine Kassette hören" usw.

Die Kleine wurde von Anfang an mit EINEM Schlaflied im Arm gekuschelt, hingelegt, hat geschlafen. Und das geht jetzt immer noch so! Sie schläft jede Nacht durch, und sie schläft ÜBERALL problemlos ein, ob zu Besuch in fremden Betten, am Strand, im Schwimmbad auf der Decke... total egal. Mama singt das eine Lied, das Kind macht die Augen zu und schläft! Boah, was bin ich neidisch darauf :-D Und für das zweite Kind (sollte es mal jemals eins geben) hab ich mir vorgenommen - kein "Gedöns" ums Schlafen machen! Genau wie beim Essen- so wenig wie möglich drum kümmern, dann läuft's wohl am besten. Denn Schlafen ist genau wie Essen, Trinken etc ein Grundbedürfnis. Und kein Kind muss das "lernen" - wir "verlernen" ihnen das nur offenbar durch zu viel Getue.

Liebe Grüße

Alex
 
G

Giovanna

Das ist eine Sichtweise. Aber sie ist mir zu glatt. Denn sie würde bedeuten im Umkehrschluss, dass jedes Mehrlingskind, jedes Zweitgeborene, jedes Kind einer Mutter die nicht sofort parat steht (warum auch immer) ein Unsicherheitsgefühl mit in unsere Welt nehmen müsste und Kinder die rund-um-die-Uhr bei Mama sind niemals Unsicherheit empfinden.

Was ich oben geschrieben habe, sind weitgehend Erkenntnisse der Bindungstheorie. Und ja, ich finde die Bindungstheorie auch kritikwürdig. Man kann nicht den Müttern für alles die Schuld in die Schuhe schieben und wenn man das so dahinließt, sollte man das manchmal meinen, klar. Auch der Kleine Säugling trägt einen enormen Teil dazu bei, dass die Bindung klappt. In der Bindungstheorie wird das auch z.T. berücksichtigt, indem man sagt, es gäbe "schwierige" und "einfache" Temperamente. Es gibt auch noch "schüchterne" und "draufgängerische" Kinder und überhaupt ganz unterschiedliche Temperamente. Dennoch, ich würde trotzdem sagen, dass man mit feinfühligen Reaktionen, die sich promt an den Bedürfnissen des Säuglings orientieren, ganz bestimmt die besten Vorraussetzungen für eine "sichere Bindung" an die Eltern schafft. Und es ist ja auch nicht so (obwohl ich das wahrscheinlich missverständlich oben geschrieben hab), dass die Bindung im ersten Halbjahr festgelegt ist und nicht mehr zu verändern ist. "John Bowlby" nennt es "eingefahrene Wege".
Die sofortige Reaktion finde ich schon wichtig. Man kann aber z.B. dem Baby, das schreit, einfach nur gut zureden, ihm erklären, dass man es jetzt grad nicht tragen kann weil man noch schnell was fertig machen muss. Das ist auch eine promte und der Situation angemessene Reaktion.



Diese Denke halte ich für einseitig und geradezu gefährlich. Sie lässt sehr vorschnell Einschätzungen zu aus Beobachtungen anderer Kinder. Aha das Kind fühlt sich Unsicher also hat die Mutter im ersten halben Jahr nicht angemessen reagiert.
Um sowas für wissenschaftliche Zwecke beobachten zu können, muss man gut geschult sein und die Mutter-Kind-Beziehung genau kennen. Für Bindungstheoretische Untersuchungen wurden viele verschiedene Beobachtungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemacht, die dann im Gesamtbild bewertet wurden. Ich würd mich hüten als Laie hier irgendwelche Aussagen zu treffen. "Unsicherheit" ist schwer einzuschätzen.

Kinder sind auch dazu da, uns Erwachsene reifen zu lassen, unsere "Denke" auf den Kopf zu stellen und vor allem Geschwister (also Zweitkinder) schaffen das besonders toll wenn sie nicht so sind wie die Erstkinder mit denen es möglicherweise bilderbuchmäßig geklappt hat. Jedes Kind ist anders, und es gibt Kinder die von "Natur aus" ängstlicher, unsicherer, zaghafter, kritischer oder weinerlicher sind als andere Kinder. Schönstes Beispiel sind immer zweieiige Zwillinge. Was dem einen "angemessen" erscheint ist für den anderen zu kurz oder zu lang an Zeitfenster. Bei der gleichen Mutter, bei gleichen ritualisierten Verhaltensweisen.

Der Zusammenhang zwischen Bindungsqualitäten und Geschwistern wurde auch getestet und man fand heraus, das Geschwisterkinder durchaus unterschiedliche Bindungsqualitäten zu ihren Müttern haben. Die Übereinstimmung in der Bindungsqualität lag nur bei 30%. Das wird, so denke ich auf verschiedene Temperamente von Müttern und Kindern zurückgeführt und auch auf die "Passung" zwischen den Temperamenten.

In diesem Sinne schaut eure Kinder und ihre Bedürfnisse individuell an.

Genau darum geht im Begriff der mütterlichen Feinfühligkeit. Eine feinfühlige Mutter erkennt die individuellen Bedürfnisse (unabhängig davon ob es wie bei den Geschwistern war) und reagiert sofort und angemessen darauf. Sie gibt nur das, wonach das Kind verlangt, nicht mehr und nicht weniger. Hier kommt die Devise von Montessori ins Spiel "Hilf mir es selbs zu tun".

Und manchmal haben Babys auch einfach nur das Bedürfnis alleine spielen, schauen, krähen zu dürfen .... und müssen dieses mit Schreien klar machen weil die spielgetriebene Mutter mit ihrem Kuschelbedürfnis ein Kind auch begrenzen oder einengen kann.

Dies z.B. würde auch in der Bindungstheorie nicht als angemessenes und feinfühliges Verhalten gelten und auf dauer vielleicht eine unsichere Bindung hervorrufen, in der das Kind ambivalente Gefühle zur Mutter hat.

Ich hab in Salzburg mal Videoanalysen, im Rahmen eines Interventionsprogrammes, zur Interaktion zw. Müttern und Kindern gesehen, in der die Mütter mit ihren Babies spielen sollte. Dabei war eine Mutter, die die Abwendungs-Signale ihres Kindes konsequent missachtet hat. Das Baby hatte schon den Kopf weggedreht und sie "fuchtelte" immer noch wild mit einer Gummiente vor seinem Gesicht. Das ist natürlich jetzt ein extremes Beispiel... Es viel mir nur hierzu grad ein.

Grundsätzlich geht man davon aus, dass eine Mutter die richtige Feinfühligkeit und die Fähigkeit auf ihr individuelles Kind einzugehen, einfach so mitbringt. Wurde diese Feinfühligkeit aber schon in den vergangenen Beziehungserfahrungen mit den Eltern "gestört", dann ist die Gefahr groß, dass dies an das Kind weitergegeben wird.

lg, Johanna
 
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G

Giovanna

Ich hab nochmal nachgelesen:

Die promte Reaktion (als Grundhaltung gegenüber dem Baby) der Bindungsperson ist deshalb so wichtig, weil das Baby einen Zusammenhang herstellen können muss zwischen seinem Weinen (also seinem Verhalten) und der Reaktion seiner Mutter. Ist der Zeitraum zwischen dem Weinen und der Reaktion darauf zu lang, dann fühlt sich das Kind nicht als "Verursacher" der mütterlichen Reaktion, d.h. es fehlt die Erfahrung der Effektivität des eigenen Verhaltens. Das Kind fühlt sich nicht selbstwirksam und das Eingehen der Mutter auf sein Weinen scheint für das Baby zufällig zu sein. Es hat also nicht das Gefühl es könnte die Welt beeinflussen und selbst "Hilfe herbeiholen". Damit fehlt wieder eine wichtige Dimension für die emotionale Sicherheit.

Wenn man sich in die Lage des Babies versetzt wird das ganz deutlich: Es wird in eine völlig neue Welt geboren, es geschehen ständig unvorhersagbare Dinge und Veränderungen um es herum. Nun sucht der Säugling quasi nach "Gesetzmäßigkeiten", Dinge auf die er sich "verlassen" kann. Hierzu gehören eben auch Rituale, geregelte Tagesabläufe usw.
Wird nun wie oben beschrieben immer promt auf das Weinen des Babies reagiert, so erkennt es eine Gesetzmäßigkeit zwischen seinem Verhalten (dem Weinen) und dem Erscheinen der Bindungsperson, die versucht seine Bedürfnisse zu befriedigen. Das Baby fühlt sich allmählich sicher, weil es solche "gewohnte Verhaltensmuster" erinnern kann, da sie auf einer niedrigeren Ebene des Gehirns abgespeichert werden, wozu bereits Neugeborene fähig sind. Im Gegensatz zu vereinzelten Ereignissen, die als "bewusste Erinnerungen" in der Großhirnrinde abgespeichert werden. Dazu sind Menschenkinder erst viel später fähig.
Das ist auch der Grund, warum es keinen "Schaden" für die emotionale Sicherheit anrichtet, wenn die Mama ausnahmsweise mal nicht gleich reagieren kann...und das Baby vielleicht wirklich mal ne Weile weinen muß. Das Urvertrauen wird nicht durch ein einziges Ereignisses zerstört, weil es auf Grund der fehlenden Gehirnreifung garnicht möglich ist.


Je älter das Baby und Kleinkind wird, umso weniger wichtig ist die promte Reaktion auf sein Verhalten. Im Alter von ca. 3 bis 4 Jahren lernen Kinder dann auch Bedürfnisse eine Zeitlang aufzuschieben und zu warten. Aber auch Kleinkinder sind bis zu einem gewissen Grad dazu fähig.

lg, Johanna
 

Carina1970

Familienmitglied
sheyla73 hat gesagt.:
Unser heutiger Abend:

erst hab ich ihn allein hingelegt bin raus.. er war erst ruhig hat doch wieder angefangen zu weinen.. also bin ich wieder rein hab mich daneben gesetzt.. er hat noch bissel gemeckert sich dann auf die seite gelegt.. ich wollte gehen.. aber er schlief noch nicht.. guckt mich an.. will wieder meckern.. ich gelächelt mich wieder hingehockt... das ging dann ein paar mal so.. ich hab mich dann rausgeschlichen.. aber er war noch wach..rief MAMAAAA MAMAAA hat aber nicht geweint also bin ich auch nicht rein.. er ist dann allein eingeschlafen :prima:


Hallo Steffi,

habe Dich schon lange nicht mehr bei MSN gesehen, wo steckst Du denn?

Schön, dass Paulchen wieder besser einschläft.

Marco ist gestern um 21.30 Uhr schreiend aufgewacht - es ist mal wieder so weit, langsam kenne ich meinen Kerl :) Er wird krank. Kann danach gehen, wenn er nachts aufwacht und nicht durchschläft, dass was im Busch ist.

LG Carina
 
N

Natalia

Hallo ihr Lieben!

Ich bin jetzt aus dem Urlaub zurück und finde es ungeimlich spannend, wie die Diskussion sich entwickelt hat. Ich fand, es war diesmal mehr als das übliche für und gegen das Schreien-lassen, ich konnte jedenfalls viel lernen.
Ich hoffe nur, daß unsere Kinder robust genug sind, unsere Fehler wegzustecken. Ich habe es einmal auch mit der Kast-Zahn-Methode versucht, damals kannte ich das Forum hier nicht und bekam von allen Seiten zu hören, wie toll dieses Buch wäre. Ich habe die Wartezeiten extrem verkürzt und mein Verhalten auch abgewandelt, z.B. bin ich bei Maxim im Zimmer geblieben, bis er schlief, und ich habe diese Methode auch ganz schnell wieder gelassen, aber wer weiß, wie es für Maxim war. Ich hoffe, er hat sein Urvertrauen nicht verloren und weiß, wie sehr ich ihn liebe.
Es ist manchmal so schwer, sich richtig zu verhalten! Ich glaube, ich bin auch verwöhnt, weil Maxim eigentlich extrem pflegeleicht ist und wenn dann doch was ist, bin ich nicht darauf vorbereitet. Heute z.B. hat er sich brüllend auf dem Boden gewälzt weil ich ihm nicht erlaubt habe, mit dem Joghurt in der Gegend rumzuwerfen. Also, das war der Auslöser, aber der Grund war sicherlich, daß ihm diese Veränderung (wieder zu Hause und die Oma ist nicht mehr da) sehr zu schaffen gemacht hat. Ich wußte nicht, wie ich richtig reagieren sollte, wir hatten das noch nie, und er wollte sich auch nicht von mir trösten lassen. Also bin ich ruhig geblieben und habe ihn austoben lassen, aber ich kam mir dabei schon irgendwie kaltherzig vor.

Na ja. Was das Schlafen angeht, hat es sich im Urlaub so eingestellt, daß Maxim immer auf unserem Bett eingeschlafen ist und dann in sein Bett getragen wurde, das daneben stand. Das hat er selbst so gewollt und ich dachte, es wäre dumm, ihn dort an "das eigene" Bett zu gewöhnen, was gar nicht sein richtiges Bett war. Das hat immer sehr gut geklappt, manchmal hat er dann auch durchgeschlafen, manchmal ist er nachts aufgewacht und wollte zu uns rüber. Jetzt aber ist es so, daß er das auch hier so haben möchte. Vorhin beim Mittagsschlaf habe ich das auch so gemacht, ich finde, es ist blöd, ihm jetzt etwas aufzuzwängen, wenn er auch so unglücklich ist und unsere Rückkehr verarbeiten muß. Wie ich das in Zukunft mache, weiß ich noch nicht :-? Die Umbettung scheint ihm nichts auszumachen, ich mache das kurz nachdem er eingeschlafen ist und habe den Eindruck, er nimmt sie noch ein bißchen wahr und hat nichts dagegen, vielleicht erschreckt er sich deswegen auch nicht, wenn er im anderen Bett aufwacht.

Es liegt mir noch etwas auf der Seele, was ich euch fragen möchte.
Ich stille noch morgens und würde aber jetzt gerne abstillen. Eigentlich habe ich gehofft, daß Maxim sich selber abstillt, er hat schon mal morgens die Brust "vergessen" und wollte gleich frühstücken, aber am nächsten Tag verlangt er sie doch wieder. Mir wird es manchmal zu viel und ich möchte sie ihm nicht geben, dann finde ich es wieder fies von mir. Es wird also gerade irgendwie inkonsequent, das ist natürlich nicht gut, ich will ja schließlich nicht, daß meine Brust irgendwie als Machtmittel rüberkommt. Wie habt ihr das gemacht? Ich dachte immer, morgens kann ich eher ablenken, wir können aufstehen und ich bringe ihn auf andere Gedanken, aber das funktioniert nicht immer. Ihm die Brust zu verweigern finde ich so brutal, das tut mir weh, aber dieses Rumgenuckele an der Brust, in der kaum noch Milch ist, ist mir auch unangenehm. Habt ihr einen Rat für mich?

Alles Liebe, Natascha
 
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Nimufrosch

hehe, Su war es glaub ich, die den genialsten Trick angewendet hat, der mir bisher begegnet ist. Sie hat sich Pflaster auf die Brüste geklebt und behauptet das wäre "Aua".
ICh würde das auch so machen, auch wenn es hinterhältig und verlogen ist...
*gg*


AllesLiebe!
Silke
 
N

Natalia

Stimmt, das habe ich auch gelesen :)
Bei mir wäre es nicht mal soooooooo verlogen, es tut nämlich wirklich weh.
Ich schätze, ich kann mich selber noch nicht endgültig dazu entscheiden. Aber dieses mal ja, mal nein, ist sicherlich nicht gut.
Obwohl ich immer weiß, daß ich ruhig und konsequent sein muß, bin ich oft doch nicht ruhig und nicht konsequent :-?
 
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Rotkäppchen

hallo,
ich fand das ganze hier sehr interessant. Eure Kinder sind zwar alle schön älter - meine Süße ist knapp 10 Monate alt, aber wir haben ein ähnliches Problem und ich würde es auch gerne so machen wie Ute es beschrieben hat.
Allerdings schreit unsere Tochter sobald wir sie in ihr Bett legen, sie brüllt entweder wie am Spieß oder aber stellt sich hin und hoppst im Bett auf und ab.
Ich hätte auch kein Problem sie zu mir ins Bett zu nehmen, aber sie ist damit auch nicht zufrieden. Ihr reicht der Körperkontakt alleine nicht, sie will einfach nicht liegen. Ohne Geschrei schläft sie nur auf dem Arm meines Mannes ein und wenn er sie dann nach ca. 45 min. endlich in ihr Bettlegen kann, wacht sie kurz darauf meistens wieder auf und er kann sie dann wieder einlullen.
Ich möchte sie nicht schreien lassen, aber ich weiß nicht wie wir sie anders zum Schlafen bringen können.
Nachts wacht sie dann auch noch 2 mal auf und lässt sich dann nur dur Stillen beruhigen und wieder ainschlafen.
Ich brauche echt Hilfe.
Liebe Grüße :farben:
 
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