Hallo Katja und alle anderen!
Ich muss nochmal was zu dem sagen, was du geschrieben hast
. Und auch zum Thema "Sichern".
Glace hat gesagt.:
Naja was ich damit sagen will, ist. Wenn ich zulasse, das mein Kind z.B. in meinem Bett schläft muß ich das auch wenn ich eigendlich gerade mal mein eigenes Bett für mich allein möchte. Und ich dann nicht nach Laune gehe, heute ja morgen nein.
Dieses hin und her erlebe ich oft bei Eltern, nicht in genau dieser sache (Familienbett) aber bei vielen anderen sachen. Z.B. der Zeitpunkt des zu Bett gehens.
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Ich verstehe schon worauf du hinaus willst. Ich kenne aber jetzt in meinem Umfeld keine Familie, auf die das zutrifft.
Ich hätte wohl mit zwiespältigen Gefühlen reagiert, wenn ich deinen Weg gegangen wäre und jedesmal nachts meinen Schlaf unterbrechen hätte müssen, wenn Marlene geweint hat. Ich muss auch dazusagen, dass wir irres "Glück" hatten, weil Marlene das erste halbe Jahr ganz von selbst in ihrem Bett geschlafen hat und zwar 10 bis 12 Stunden am Stück. Erst mit so 7 Monaten begannen ihre "Ängste", wie Ute schon schrieb, zeitgleich mit dem "Fremdeln" und mit der "Trennungsangst".
In den ersten 2 bis 3 Monaten glaubt das Baby noch, es sei Eins mit seiner Mutter. Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es in ihrem Bauch gewachsen ist und 9 Monate lang mit Mama verbunden war. Nach und nach, beginnt sich das Baby abzugrenzen von seiner Umgebung und damit auch von seiner Mutter, das geschieht vor Allem über die Berühr- und Tasterfahrungen, die es in dieser Zeit macht. Zwischen 4 und 6 Monaten ist so ne Art "übergangszeit" in der das Baby sich zwar schon abgegrenzt hat, es ihm aber meist nichts ausmacht von Mama getrennt zu sein. Es hat noch kein inneres Bild von seinen Eltern entwickelt, d.h. es vergisst sie quasi sofort wieder, wenn es sie grad nicht sieht. Es freut sich zwar jedesmal, wenn Mama oder Papa im Blickfeld erscheinenen, aber es macht auch nichts, wenn sie grad nicht da sind.
Das ändert sich schlagartig im Alter von 6 oder 7 Monaten.
Babys erkennen in dem Alter, dass die Eltern auch noch existieren, wenn sie sie grad nicht sehen können und damit beginnen sie ihre Eltern "zu vermissen". Oder besser gesagt, dieser Entwicklungsschritt beginnt sich ab 7 Monaten zu vollziehen. Sie sind sich nämlich zu Beginn noch nicht sicher und müssen sich tausendemale vergewissern, ehe sie sich dessen ganz sicher sind (das geschieht erst im 2ten Lebensjahr). Ich glaube also nicht, dass es grundsätzlich mit dem sogenannten "Sichern" zu tun hat, wenn Babies nachts nach den Eltern weinen. Marlene z.B. ist in dem Alter noch immer ganz allein in ihrem Bett eingeschlafen nach einem schönen Abendritual bei dem alles immer nach Plan lief. Es ist einfach diese "Trennungsangst" oder die Angst, dass die Eltern nicht mehr da sind, weil die sogenannte "Personenpermanenz" noch nicht voll vorhanden ist. Erst wenn ein Kind wieder und wieder die Erfahrung macht, dass Mama umittelbar sofort erscheint, wenn es nach ihr ruft, entwickelt sich eine gewisse Sicherheit.
Natürlich kann es dabei noch zusätzlich verwirrend sein, wenn ein Baby woanders aufwacht als wo es abgelegt wurde, wenn plötzlich die "Brust" weg ist, an der es vor dem Schlafen noch gesaugt hat usw... Aber das allein ist es nicht!
Die
emotionale Unsicherheit oder auch Sicherheit, rührt von den Erfahrungen, die das Baby im ersten Halbjahr seines Lebens gemacht hat. Wenn die Eltern in dieser Zeit und darüber hinaus, promt, zuverlässig und angemessen auf sein Weinen reagiert haben, manifestiert sich im Baby die Vorstellung von der Welt als "sicheren Ort", von seinen Bezugspersonen als "verlässliche Menschen" und von sich selbst "als liebenswerte Person, die selbst Hilfe herbeirufen kann und diese dann auch sofort erhält".
Deshalb ist es nicht gut Babies weinen zu lassen. Dabei macht es auch nicht so viel Unterschied ob kurz "gequengelt" wird oder länger gebrüllt. Babies haben noch kein Zeitgefühl, sie fühlen sich unwohl, schreien und es kommt keine Hilfe. Punkt!
Nun gibt es Eltern, die lassen ihre Kinder bewusst erstmal ne Weile "knatschen" "quengeln" oder wie auch immer das umschrieben wird, um den Kindern zu lehren, dass sie nicht immer gleich an der Reihe sind. Was lernen Babies daraus? Sie lernen sicher nicht zu warten sondern lediglich, dass man hier gleich mit voller Lautstärke losbrüllen muss, um überhaupt Gehör zu finden. Solche Kinder hören auf ihren Unmut mit subtilen Signalen auszudrücken, sondern brüllen gleich voll drauf los. Diese Strategie findet man auch noch sehr oft bei Kleinkindern.
Dann gibts noch Eltern, die lassen die Babies wirklich schreien bis sie aufgeben. Solche Kinder hören wirklich auf zu weinen, weil es auf Dauer gesehen zu anstrengend ist, wenn es eh zu nichts führt... Und diese Kinder weinen dann nachts auch nicht mehr nach ihren Eltern, sie scheinen überhaupt wenig auf ihre Eltern angewiesen zu sein. "Fremdeln" und "Trennungsangst" zeigt sich hier auch kaum. In speziellen Untersuchungen hat man aber herausgefunden, dass diese Kinder, obwohl sie kein Trennungsleid zeigen einen viel höheren Cortisolspiegel haben, als andere Kinder. Die stehen quasi unter "Dauerstress", weil sie sich hilflos fühlen.
Und dann gibts auch noch Eltern, die unvorhergesehen, mal so und mal so reagieren. Für diese Kinder ist es schwer eine Strategie zu finden, DAMIT zurecht zu kommen.
Worauf ich aber hinaus will. Es macht keinen so großen Unterschied, ob man nun ein Familienbett hat, in dem das Baby Mama und Papa erst garnicht vermissen muss, weil sie ohnehin da sind. Oder ob man sofort da ist, um sein Baby zu beruhigen, wenn es sich "verlassen" fühlt. Wichtig ist, dass man auf das Schreien eines Babies eingeht und zwar sofort. Wie man dieses oft schwere Ziel erreicht, sollte jedem selbst überlassen sein. Ich, wie gesagt, könnte nicht meinen Nachtschlaf jederzeit unterbrechen, wenn Marlene mich "vermisst", da würde ich genervt reagieren. Also ist es für uns besser, ich hole sie zu uns ins Bett ;-) .
Boah, ist das jetzt lang geworden. lg,
Johanna