Mit 5 Jahren schon in die Schule? - Reformpaket der NRW-Landesregierung

M

Märilu

Es gibt Schulreife und Schulfähigkeit. Schulreif sind viele Fünfjährige, schulfähig nicht. Schule,wie sie momentan ist, nimmt keine Rücksicht auf Schulunfähigkeit.

Rechnen hat sich Elias bisher übrigens selbst beigebracht, um beim Beispiel zu bleiben. Davon konnte ich ihn nicht abhalten :wink: Mit fünf fing er damit an. Trotzdem war er mit knapp sechs nicht schulfähig. Er hätte sich in der Schule nicht wohl gefühlt (fehlende "Nestwärme"), was keine gute Voraussetzung für das Lernen ist. Mit sechseinhalb wäre genau richtig gewesen für ihn, aber das ging nicht.

Mit fünf Jahren ist ist bei vielen Kindern auch die sprachliche Entwicklung und die (Hör)Wahrnehmung noch nicht so weit, dass ich eine Beschulung befürworten könnte, insbesondere die bei entwicklungsverzögerten Kindern, deren Anzahl immer mehr zunimmt.
Früher ist nicht gleich besser.
 
A

anniroc

HAllo,


also ich finde die Idee nicht schlecht 5 Jährige zu fördern, aber nicht in der Form der jetzigen GS. Es müsste wieder sowas ähnliches geben wie rüher die Schulkindergärten, etwas modernisiert, wo die Kinder spielerisch gefördert werden und auf die Schule vorbereitet werden.

Sollte alles so bleiben, hoffe ich das Jasmin noch drei Jahre in ihrem Kiga bleiben kann, also erst mit 7 eingeschult wird. Nicht weil sie zurück ist, eher im Gegenteil, sondern weil ich es ihr nicht zutraue (und auch nicht zumuten will) so lange still zu sitzen.

Unser Kiga bietet im letzten Kiga Jahr das "Würzburger Programm" an, was ich sehr sinnvoll finde und ehrheblich zum Sprachverständnis beiträgt. (Es wird da gereimt, silben geklatscht, Sprachspiele gemacht usw. , aber auch Buchstaben kommen dazu, wenn die Kinder das möchten) Damit haben sich hier eineige Kinder schon vor der Schule das Lesen beigebracht.
Ich denke das ist einfach besser für Jasmin sie zwischen 6 und 7 spielerisch zu fördern als sie in einen Klassenraum mit 20-30 Kindern zu stopfen und zum zuhören zu verdonnern.

Kurz und gut das System muss sich verändern, ansonsten hoffe ich das Jasmin noch mit 7 eingeschult werden darf.

Corinna
 

lulu

Königin der Nacht
Corinna,

Grundschulunterricht ist heute kein Frontalunterricht mit Stillsitzen in einer Bankreihe mehr. Zumindest nicht wenn er gut gemacht wird. Schau Dir Eure Schule vor Ort ruhig mal an, bevor Du entscheidest.

Hier gehen die Kinder mit 5 in die Vorschulklasse, die in der Grundschule liegt. Es wird wesentlich weniger ge"leistet" als in der 1. Klasse. Die Kinder werden quasi sozialisiert, auf Schule trainiert, lernen wo was ist, wer wie heisst, die Regeln im System etc, haben viel Pause und spielen viel, auch im Klassenraum. Ich war vom Vorschuljahr maessig begeistert - mal mehr, mal weniger - aber da der KiGa natuerlich nur bis 5 ausgelegt ist, waere das auch nichts mehr gewesen. Geschadet hat es meinem Sohn nicht :mrgreen:. Aber intellektuell hat er sich im letzten Jahr schon enorm weiterentwickelt und kann mittlerweile noch abstrakter und viel komplexer denken. Das kann man von einer Horde 5-jaehriger einfach im Schnitt noch nicht erwarten. Und genau da sind meine Bedenken. In wie fern wird der Lehrplan angepasst? Gewisse Sachen muessten raus, andere koennten rein. In wie fern, fallen alle durch's System, die kognitiv nicht weiter sind als ihr eigentliches Alter? Wenn in anderen Laendern frueher eingeschult wird, dann muss man auch bedenken, dass andere Laender andere Lehrplaene haben.

Was mich nervt, ist das jedes Bundesland eine andere Gangart faehrt. Ziehe ich nach Berlin um, muss Levin dann 2006, also naechstes Jahr, eingeschult werden? Er wird 11/06 5 Jahre alt. Bis dahin wird er nicht leisten koennen, was Klaas in der ersten Klasse leistet. Das ist absolut absehbar. Bei 2007 waere er als Herbskind sehr jung, bei 2008 einer der aeltesten (nach dem alten System). Und darueber koennten wir uns dann im Fruehjahr 2007 unterhalten. Aber 2006 waere kompletter Wahnsinn. Das haette ein frustriertes Kind, einen schlechten, ungluecklichen Schueler zu folge. Dabei ist das gar nicht noetig, er ist ein smartes Kerlchen, der kleine Rollenspieler und Philosoph. Und ich wette, irgendwann kann er auch weiter als bis drei zaehlen, ohne, dass ein Mathelehrer im das beibringt :).

Vermutlich hat die Vorverschiebung der Einschlung zu folge, dass die Maedels die Jungs weiter uebertrumpfen werden. Es ist bewiesen, dass viele Lehrer die physisch ruhigeren und kognitiv weiterentwickelten Maechen bevorzugen. Die Beschulung heutzutage geht mehr auf die Lernbeduerfnisse der Maedchen ein. Ich fuerchte, die kleinen Jungs werden einfach noch weiter hinten runter fallen, wenn sie zu frueh in ein fuer sie ohnehin nicht optimales System gepresst werden. Schade.

Lulu
 

Lapislazuli

Steinchen
@Märilu

Könntest du die beiden Begriffe etwas näher ausführlicher definieren? Dafür wäre ich dir sehr dankbar, da ich bis heute, nur mit ersterem in Kontakt gekommen bin, und zwar egal bei welcher Institution.

@lulu

Die Beschulung heutzutage geht mehr auf die Lernbeduerfnisse der Maedchen ein.

Hättest du evtl. Quellenangaben zu deiner Aussage? Die find ich nämlich echt interessant da ich bis jetzt nur genau gegenteilige Ergebnisse von Untersuchungen mitbekommen habe.

Gruss
L.
 

lulu

Königin der Nacht
Hm, eine Quelle, die mir auf Anhieb einfaellt ist Biddulph, sein Buch "Jungen, wie sie gluecklich heranwachsen". Ansonsten habe ich gelegentlich dazu in Zeitungen gelesen, also Newsweek, Spiegel oder die Zeit (sofern ich letztere mal unter die Finger bekomme).

Biddulph schlaegt zB vor die Kinder ab einem gewissen Alter fuer einen gewissen Zeitraum fuer den Sprachunterricht nach Geschlechtern zu teilen, weil Jungs im Durchschnitt auf einem geringeren Leselevel lesen und man sie viiieeel besser zum Lesen motivieren kann, wenn man auf ihre spezifischen Interessen beim Lesestoff eingeht und sie sich nicht staendig mit den besser lesenden Maedchen vergleichen (das hemmt wohl auch). Er schlaegt noch mehr vor, aber dazu spaeter, wenn Interesse.

Die Statistiken sagen auch, dass es heute zB mehr Abiturientinnen gibt als Abiturienten (und mit besseren Durchschnittsnoten), ich glaube mehr Studienanfaengerinnen, etwa gleich viele Studenabsolventinnen, weniger Doktorandinnen und dann sehr viel weniger promovierte Frauen in Arbeitsverhaeltnissen. Jetzt kann man sich einerseits ueber die klugen Frauen freuen und auf den Arbeitsmarkt schimpfen, der sie nicht unterbringt, oder die Gesellschaft, die immer noch den Mann als primaeren Brotverdiener "pusht". Oder man kann sich fragen, warum die Jungen denn weniger und schlechtere Abiture machen... Ich glaube nicht, dass sie duemmer sind.

Lulu

Lulu
 
Zuletzt bearbeitet:
S

sheena

Ich denke einfach, daß die Schule schon lange nicht mehr das leistet, was noch unsere Eltern dort bekommen haben.
Sie wir immer lascher und einfacher, unspeziell fachübergreifend und wer's nicht rafft kommt halt in den G-Kurs. :roll:

Es geht mir, wenn ich sage, daß ich die frühere Einschulung begrüße, nicht darum, daß mein Kind besonders früh rechnen lernt, sondern ich finde, daß unsere Gesellschaft und somit auch und besonders die Kinder etwas mehr (ja, und frühere) Bildung nötig haben.

Natürlich gibt es Kinder, die mit 5 noch nicht schulreif sind, aber es gibt jede Menge, die es schon wären, aber mit 7 eingeschult werden, damit sie noch etwas länger spielen können :-?.

@lulu
Die verschiedenen Regelungen in den Bundesländern sind natürlich verwirrend, aber solange die Schulen ländersache sind, wird sich da auch kein Bundesland etwas vom Bund vorschreiben lassen und immerhin sehen wir ja dabei vielleicht in ein paar Jahren, welche Modelle gut klappen und welche scheitern :) (ich klopf mal auf Holz für NRW! :)).

Sheena
 

Lapislazuli

Steinchen
Ui nein, ganz sicher sind die Jungs nicht dümmer als die Mädchen.

Es ist einfach das erste mal, dass ich sowas lese, denn bis jetzt hab ich nur von Studien mitbekommen, die sich kritisch mit den Auswirkungen der Koedukation befasst haben. Und die kommen alle zum Urteil, dass Unterrichtsstoff/Unterrichtsaufbereitung/Aufmerksamkeit/Beurteilungen durch's Band zugunsten der Jungs ausfallen und zuungunsten der Mädchen.

Guckst du z.b. hier: *klick* (besonders interessant der Abschnitt "9. Kritische Untersuchungen")
oder auch hier.

Ein ziemlich spannendes Thema find ich übrigens. Und ja, ich würde gerne mehr von Biddulph's Vorschlägen lesen, falls du Zeit dazu findest.

Gruss
L.
 

Sonja

Integrationsbeauftragte
Steinchen, soll ich dir das Buch ins Paket legen?

Ich möchte es nicht verkaufen, aber ich leihe es dir und du schickst es mir als Büchersendung wieder zurück, wenn du es nicht mehr brauchst.

Liebe Grüße
 
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