Mit 5 Jahren schon in die Schule? - Reformpaket der NRW-Landesregierung

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Mellie

Hallo,

CDU und FDP haben sich auf ein umfangreiches Reformpaket für das NRW-Schulwesen geeinigt.

Kinder sollen ab nächstes Jahr schon mit 5 Jahren eingeschult werden. Englisch-Unterricht soll jeder Schüler schon ab der ersten Grundschulklasse erhalten. Wieder eingeführt werden die "Kopfnoten", die das Betragen, Sozialverhalten und die mündliche Mitarbeit im Unterricht extra bewerten und die Schüler werden künftig wieder ab dem zweiten Schuljahr zusätzlich zu den Zeugnisberichten auch normale Zahlennoten erhalten.

Was ich wirklich erschreckend finde, das das Einschulungsalter herabgesetzt werden soll. Marie würde dann auch im nächsten Jahr in die Schule kommen. Ich weiß echt nicht was ich davon halten soll. Ich kann nur hoffen, das diese Entscheidung freiwillig bleibt.

Gibt es hier noch andere "betroffene" Eltern? Was meint Ihr zu diesen Plänen? Ich kann nicht für andere Kinder sprechen, aber für mein Kind wäre eine Einschulung mit 5 Jahren deutlich zu früh.

Ich finde die bisherige Reglung okay (Stichtag 30.06). Ich habe da überhaupts nichts auszusetzten.

VG
von Mel
 
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Lawxanaa

Also ich halte diese Ideen für durchaus vernünftig und in Ordnung, warum nicht mit 5 einschulen??

In vielen anderen Ländern gehen die Kinder schon viel früher zur Schule, da Kinder im Kleinkindalter extrem Aufnahme und lehrnfähig sind.

Englisch ab der ersten Klasse ist m.E. schon zu spät, dies sollte im Kiga schon gelehrt werden, Kopfnoten etc. auch genau richtig.

Wenn das frühe Einschulen dann mit einer "zuverlässigen Grundschule" gekoppelt ist ( betreuung von 7:30 - 14:00h) fänd ich das erstklassig, so kann Mama arbeiten gehn und die Kinder sind bestens versorgt.

Liebe Grüsse
Sabine
 

talnadjöfull

Bücherwurm
Frühes Einschulen ist dann ok wenn auf die Entwicklung der Kinder Rücksicht genommen wird. Also kein Frontalunterricht mit 45 min. Stillsitzen und 5 min. Pause. Sondern handelndes Lernen, Exkursionen, und viel Bewegung im Lernvorgang. Und Freiarbeit, wo jeder was anderes seiner Wahl macht.

Irgendwelche Studien sollen ergeben haben, dass für die derzeitige Unterrichtsform GS die Schulreife mit 6 Jahren 7 Monaten im Schnitt erreicht ist. Schule für 5 Jährige muss also definitiv noch anders aussehen.
 
M

Märilu

Ich finde, jedes Kind sollte eingeschult werden, wenn es schulfähig und schulreif ist. Und ich finde es auch gut, dass die Möglichkeit besteht, fitte Kinder schon mit 5 einzuschulen - anders aber auch Kinder bis sieben zurückstellen zu lassen. Allerdings gehört dazu immer eine gute individuelle Einschulungsberatung - und wer bezahlt die?

Bei uns in B-W geht das schon so, dass die Eltern "das Recht haben", die Kinder mit 5 einzuschulen (und dieses Recht auch oftmals mit Ehrgeiz zum Nachteil der Kinder nutzen). Auch Englisch (bzw. Französisch) ist seit dem letzten Schuljahr ab der ersten Klasse im Lehrplan. Ich find das auch nicht toll, v.a. weil es auch in den Sonderschulen so ist - wo die Kinder noch mehr als in den Regelschulen Probleme mit ihrer Muttersprache haben.
Besonders unsinnig finde ích, dass in manchen Gebieten Französisch gelehrt wird, in anderen englisch. Zwar gibt es in den ersten beiden Schuljahren noch keine Noten, aber ein Umzug innerhalb von Baden-Württemberg in der fremdsprachenbenoteten dritten oder vieren Klasse kann eine Zumutung für die Kinder werden...

Zu schade, dass Frau Schavan nicht Bundespräsidentin geworden ist...:bissig:
 
M

Mellie

Huhu,

vielen Dank für die Antworten....

Also Marie wird mit Sicherheit nächstes Jahr noch nicht schulreif sein. Bei Lilli mache ich noch keine Prognose, schließlich ist sie ja gerade zwei Jahre alt geworden.

Was bei uns noch so unmöglich ist, wäre der Schulweg. Marie muß mit der Straßenbahn zur Schule fahren, wenn sie ganztags betreut werden soll. Ich bin mal gespannt wie das weitergehen wird.

@ Sabine
Aber in den "anderen" Ländern existiert doch auch ein ganz anderes Schulsystem, das mit D überhaupt nicht vergleichbar ist.

VG
von Mel
 
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Franzi_Kobold

Hallo,

ich habe in meinem Studium viel über diesen Versuch gehört und finde es erlich gesagt klasse. Es ist (so weit ich weiß) nicht nur so, dass alle Kinder mit 5 eingeschult werden, sondern auch in der Schule ändert sich einiges ...

1. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Schulfähig und Nichtschulfähig mehr - es gibt keinen Schuleingangstest, sondern mehrere Einschätzungstests (Bielefelder Screenig, OTZ ...) die aufzeigen sollen, wie weit das Kind schon ist. Die habe ich selbst schon durchgeführt. Anhand der Ergebnisse werden die Kinder in den ersten 2 Jahren gezielt gefördert, damit sie innerhalb dieser zeit die Schulfähigkeit erwerben und uneingeschränkt mitkommen können.

2. So weit ich weiß (das ist auch in Sachsen so) werden die 1. beiden Klassen Lehrplantechnisch zusammengelegt, was mit sich bringt, dass es keinen so großen Stoffdruck mehr gibt und besser auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Also in der Theorie finde ich das echt gut überlegt, denn es bringt mehr förderung und hilfe für die Kinder mit sich und es gibt keine "Deklassierung" durch Sitzenbleiben oder Rückstellung mehr. Wie es in der Praxis läuft bleibt abzuwarten. Verständlich ist auch, dass man als Mutetr erst einmal zweifelt, doch alles in allem ist es gut überlegt und dürfte auch funktionieren.

Also, hab Vertrauen!

LG,

Franzi.
 

Lapislazuli

Steinchen
Hallo Franzi

In Theorie find ich das ganze total klasse. Ehrlich. Und ich bin sofort bereit mich dafür einzusetzen, wenn mir eine Frage zufriedenstellend beantwortet werden kann: Wie kann eine einzige Lehrperson 30 5-jährige individuell unterrichten und so auf die Einzelnen eingehen, wie sie es brauchen?

Gruss
L, extrem froh, dass bei ihrem Kind der grösste Teil der obligatorischen Schulzeit schon überstanden ist.
 
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Märilu

Franzi, wenn das so laufen würde, wäre das prima.

In B-W sieht es im Moment so aus, das die Fünfjährigen in die Klassen eingeschult werden (wenn die Eltern es möchten und trotz anderslautender Einschulungsempfehlung durchsetzen) zusammen mit den anderen und an der Unterrichtsform, KLassenstärke usw. nichts geändert wurde (genau wie aus immer mehr Grundschulen Ganztagsschulen gemacht werden, ohne dass sich räumliche Bedingungen ändern). Ich habe eine Freundin, die Lehrerin an einer Schule für Erziehungshilfe war (mittlerweile ist sie im Erziehungsurlaub) und auch Einschulungsempfehlungen gegeben hat. Sie wurde dann auch konsultiert, wenn in einer bestehenden Erstklasse etwas schief lief. Und das kam so oft vor, dass Fünfjährige wegen zu geringer Frustrationsgrenze in Tränen ausgebrochen sind, nach ihrer Mama geheult haben, einfach noch nicht reif dafür waren, in solch einer Gruppenform zu lernen. Sie hat in den meisten Fällen negative Erfahrungen mit der Früheinschulung von Kindern gemacht. Auch die Selbständigkeit ist ein Thema, Fünfjährige brauchen eben doch eher noch einmal einen Schoß zum Draufsetzen als fast Siebenjährige, wenn Du als Lehrerin alleine in der KLasse bist und nur zwei Beine hast, ist das ein Problem, Schuhebinden, klemmender Reißverschluss, Knöpfe usw.
Und in einer Stadt mit Riesenschulen und Riesenklassen ist das Problem noch mal verstärkter.
Viele Fünfjährige mit Entwicklungsverzögerung und Entwicklungsstand drei-vierjähriger würden untergehen - mit sieben weniger das Problem.
Ich bin mehr als skeptisch, wie das umgesetzt werden soll in dieser finanziellen Situation - ohne an dem personellen und pädagogischen Konzept etwas zu verändern und an der Leistungsbezogenheit, die hier vorwiegend herrscht. Mir fehlt da das Vertrauen, v.a. in der Ländersache B.-W.

Ich bin gespannt, wie das nun wird, wenn Elias Englisch bekommt und bin einfach nur froh, dass er mit gerade sieben und nicht mit fast sechs eingeschult wird, und dass er von sich aus mittlerweile eine hohe Leistungs- und Lernmotivation hat, die mit fünf einfach noch lustbezogener war, ganz zu schweigen vom Umgang mit Frustrationserlebnissen...bei uns besteht schon in der ersten Klasse ein hoher Druck (obwohl Fünfjährige eingeschult werden). Für ihn war es die richtige Entscheidung, mit sieben eingeschult zu werden, obwohl er mit fünf schon die kognitive Schulreife hatte. Ich bin unbedingt für eine individuelle Einschulungsentscheidung!

sagt Kerstin, die mit fünf Jahren in eine Dorfschule à 18-20 Kinder pro Klassenstufe kam.
 
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