AW: Ferber Methode - bitte keine grundsatzdiskussion
Tigerchen, solange eine Lösung möglich ist, die mich nicht an oder gar über meine Grenzen bringt, lasse ich diese nicht überschreiten. Ganz einfach. Wenn das Kind meine Nähe fordert und ich diese (körperlich oder psychisch) nicht 24 Stunden täglich über Wochen, Monate, Jahre ertrage, dann kann der Papa eine Zeit übernehmen. Dem Kind wird das nicht sofort gefallen, aber es wird sich an den Papa gewöhnen. Ich kann dem Kind ein getragenes T-Shirt ins Bettchen legen, manche sind damit zufrieden. Ich kann dem Kind (vor allem auch mit einem Jahr) ein Übergangsobjekt anbieten (ein Kuscheltier, ein Schnuffeltuch o.ä.). Heißt ja nicht, daß ich das Kind allein lasse, wenn es Kummer hat, daß ich es stundenlang schreien lasse (welche Mutter erträgt das schon ohne Bauchweh) - aber Kind kann lernen, daß eine Mama, die in einem gewissen Abstand in Sichtweite noch Arbeiten verrichtet oder einfach nur da sitzt, genauso da ist wie eine Mama, die greifbar danebenliegt. Und ein Kind, das gelernt hat, daß es zwar ohne Körperkontakt, aber eben auch nicht mutterseelenallein einschlafen kann, schläft oft besser durch, weil es nicht wieder die gewohnte Einschlafsituation braucht.
Wir haben nicht geferbert - aber ich habe Saskia mit etwas mehr als einem Jahr diesen Körperkontakt zum Einschlafen abgewöhnt. Einfach, indem sie jeden Abend ein wenig weniger von mir bekam. Sie wollte in ihrem Bett liegen, meinen Kopf auf ihrem Bauch und dann mit den Händen meine Ohren kneten. In meinem Bett nebeneinander liegen - ging nicht. Ich hatte tagelang Rückenschmerzen vom feinsten. Also legte ich den Kopf erstmal nicht ab, sondern hielt ihn über ihr. Dann bekam sie noch meine Hand, irgendwann noch einen Finger, dann legte ich noch eine Hand auf ihr Bein, ohne daß sie mich festhalten konnte. Und dann saß ich nur noch bei ihr, ohne Körperkontakt. Von da an schlief sie nachts besser, wohl weil sie beim leichten Aufwachen in der Nacht den gewohnten Körperkontakt zum Einschlafen nicht vermißte. Die ganze Zeit lag sie dabei in ihrem Bett neben meinem, in Sicht- und Reichweite.
Wenn ich in der Situation die Grenzen meines Körpers mißachtet hätte, wäre ich wohl beim Orthopäden gelandet. Es ging auch anders, ohne daß mein Kind eine Sicherheit hätte vermissen müssen. Körperkontakt gab es tagsüber genug.
Also: Erstmal nach anderen Lösungen suchen, und dann erst die eigenen Grenzen überschreiten. Wie eng oder weit ich die gezogen habe, ist dabei meine ganz persönliche Sache und bedarf keiner Beurteilung durch andere. Ich bin für mein Kind kein Gott, sondern eine Mutter, ein Mensch. Wie will ein Kind neben einer gottesstarken Mutter selbst stark werden? Wie will es mit eigenen Schwächen/Fehlern umgehen, wenn die Mutter als allmächtig wahrgenommen wird?