Jacqueline hat gesagt.:
Buchstabensalat,
ich habe _meine_ Belastung erst erwähnt, als mir indirekt unterstellt wurde, dass ich ja keine Ahnung habe, weil ich ja doch einen Partner habe/hatte.
...und wir wissen alle, daß das schiere Vorhandensein eines Partners noch gar nichts darüber aussagt, wieviel Hilfe man nun tatsächlich hat. Wenn Männe nämlich nachts mit dem Anspruch "Ich muß ja tagsüber arbeiten" das Ohropax einpöppt, dann hat man die Bescherung trotzdem auf dem eigenen Teller, stimmt's.
Und so ganz unter uns:
es ist für mich doch ein himmelweiter Unterschied, ob in manchen Alltagsmomenten auch mal ein Kind einen Moment weinen muss, weil ich auch nur zwei Hände habe - oder ob ich von einem 5 Monate alten Kind erwarte, dass es jetzt schläft, und dies auch durchsetze à la Ferber.
Giovanna hat den Unterschied übrigens tausendmal fachlicher erklärt, als ich es je könnte.
...
Jacqueline
Es ist auch ein himmelweiter Unterschied, korrekt.
Ich mach jetzt mal einen weiten Bogen. In den 60er Jahren (und vorher...), da hieß es, die Kinder bekommen alle vier Stunden eine Mahlzeit, abends werden sie immer zur selben Zeit hingelegt, und nach x Wochen haben sie dann durchzuschlafen. Tausende Babies werden sich hoffnungslos die Seele aus dem Leib geschrieen haben, aber - da mußten sie eben durch, weil man damals ehern der Meinung war, wat mutt, dat mutt.
Dem will ich sicher nicht beipflichten.
Heutzutage scheint die Meinung (ebenso ehern) zu sein, daß die Mütter jedes Opfer, bis weit über die eigene Leidensfähigkeit hinaus, zu bringen haben, ansonsten könne das Baby ja ein Trauma erleiden. Und das finde ich mindestens genauso falsch!
Es geht schon um ein "das rechte Verhältnis"-Finden, um ein Ansehen des Babies als gleichwertige(!) Person mit berechtigten Ansprüchen. Darüber darf man aber bitte die Erziehenden mit ihren genauso berechtigten Ansprüchen nicht vergessen. Wer sich selbst nicht achtet, der kann das bei seinem Kind auch nicht tun.
Wenn also ein Mensch in eine Situation kommt, in der er seine und die Bedürfnisse seines Kindes in ein Gleichgewicht zu bringen versucht,
und dabei die "Würde" beider Parteien nicht zu verletzen versucht, kann ich das nicht als falsch ansehen. Auch, wenn das heißt, daß ein 5 Monate altes Kind lernen muß, daß abends früher Schluß mit lustig ist als von ihm gewünscht.
Ich postuliere ganz einfach mal, hätte Addy es geschafft, sich 20 Minuten neben den schreienden Knirps zu legen und unter einem Kissen hervor alle fünf Minuten ein "ist ja gut" zu murmeln, hätte es hier wohl weniger Aufruhr gegeben, obwohl die Situation sich für das Kind nicht wesentlich verändert dargestellt hätte.
Genau darin differieren wir: in der Bewertung der Ferber-Methode als Lösung für das Problem und in der Gewichtung des "Schadens", den sie anrichten kann. Darüber will ich nicht erneut diskutieren, da habe ich bereits meine Meinung.
Was mich ansäuert, ist der Tenor, der in diesem Thread herrscht: denn so kann man sicher keine besseren Methoden verkaufen, nur Widerstand erzeugen.
Gruß,
Buchstabensalat