AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?
Es geht nicht ums „Können“, zumindest bei mir nicht, sondern ums „Wollen“, liebe Flugente. Ich frage mich da ganz ehrlich: Will ich das? Und die ebenso ehrliche Antwort für mich ist „Never ever“.
Ich definiere Liebe, die ich einem Kind gebe, Kümmern und Geborgenheit und Fürsorge definitiv nicht über die nahrungsgebende Funktion. Unsere Babys müssen im gegensatz zur Tierwelt nämlich nicht verhungern, wenn die Mutter nicht stillen kann. Dabei ist es mir relativ egal, ob das ein Gesellschaftsphänomen ist oder nicht und ich habe auch kein Problem damit, in der Öffentlichkeit zu stillen bzw. stillenden Frauen zuzuschauen – aber ich persönlich hätte ein Problem damit, wenn durch (Langzeit)Stillen eine mehr als exklusive Zweierbeziehung Mutter/Kind entsteht, in der dann kein Platz mehr ist für den Partner in seiner Beziehung zum Kind oder zur Frau bzw. Brust der Frau. Bzw. eine exklusive Zweierbeziehung, in der für die Mutter keine Möglichkeit mehr ist, etwas OHNE ihr Baby/Kleinkind/Kind zu tun.
Da hier auch oft der Vergleich zur Tierwelt kam: In der Tierwelt kümmert sich die Mutter meist exklusiv um die Kinderaufzucht, aber irgendwo ist es in unserer menschlichen Gesellschaft halt doch um einiges komplexer. Muss es natürlich nicht sein, wenn man die Wahl hat - ist es aber in den meisten Fällen.
Nehmen wir mal mich als Beispiel: Im Idealfall ist unser Plan, dass ich 12 Wochen nach Entbindung wieder halbtags arbeiten gehe. Ich brauche meine Arbeit für mich. Finanziell muss ich nicht, ich möchte aber – ich bin keine Zu-Hause-Bleib-Mutter. Gerd nimmt Elternzeit für mindestens 6 Monate – aber hat auch fast 20 Arbeitsjahre mehr als ich auf dem Buckel und möchte es so. Der Plan wäre: stillen nachts, morgens, 1-2 Mahlzeiten abpumpen, dass immer was da ist, stillen Abends. Zufüttern so früh wie möglich, damit das Abpumpen ausbleiben kann. Das Abstillen ab ca. 6-8 Monate angehen. Ist bei mir/ uns personal choice aber: Es entsteht doch einfach auch eine viel engere Beziehung des Babys zum Vater, denke ich mal. Da könnte man nun auch argumentieren: Die enge Beziehung zum Vater ist im Tierreich auch nicht vorgesehen – aber ich bin kein Tier sondern ein Mensch.
Ich hatte eher den Eindruck, dass die Diskussion hier nicht bissig und polemisch geworden ist, sondern eben die allermeisten doch gesagt haben „jedem das Seine, aber für mich wäre das nichts“. Und das Säuseln/ das Sanftmütige der Mütter, die halt in dem Film – ob geschnitten oder nicht – so wirkten, das ist einfach nicht jedermanns Sache. Wenn es einem fremd und befremdlich wirkt, dann darf man das doch sagen.
Und zu dem Aspekt: durch die Gesellschaft verpönt und daher belacht. Das mag schon stimmen, aber eigentlich ist doch unser ganzes Leben gesellschaftsgeprägt. Ich laufe ja auch nicht nackt durch die Innenstadt, weil die Menschen früher nackt gelaufen sind nur mal so als unmaßgebliches Beispiel. Ich finde vielmehr, dass das Langzeitstillen mit vielem, was in unserer Gesellschaft üblich ist und propagiert wird, gar nicht vereinbar ist – und daher passt es in die Gedankengänge der meisten nicht so rein: Frühkindliche Förderung bspw., Kindergarten für alle ab 3, Einschulung möglichst mit 5, die Pubertät beginnt bei den meisten eh schon mit 10... Irgendwo ist ein Stillen über sagen wir mal 2,5 hinaus nicht mehr wirklich kompatibel. Ich weiss dass es nicht um alleiniges Stillen geht, sondern um 1 oder 2 Mahlzeiten – aber dennoch ist es einfach für mich und für viele im Fluss der Welt befremdlich weil eben ungewöhnlich.
Liebe Grüße, Britta