AW: Artikel von Jesper Juul
Und ich muss Euch mit einem sehr großen Kind sagen, dass das nicht unbedingt so stimmt in allen Aspekten. Klar, die Basis der Erziehung legen, das sollte man vor 12 und vor der Pubertät. Aber auch während und danach, vor allem so ab 14, 15 kann man so viel beibringen, so viel an Lebenserfahrung weitergeben, Verhalten formen und ja: auch tadeln. Vorleben, Vorbild sein, auf das Erwachsen Sein vorbereiten. Das ist so ergiebig.
Ich hab bei Jesper Juul schon immer das Problem gehabt, dass er irgendwie unterstellt, dass die meisten unter Erziehen nur reglementieren, Grenzen setzen, verbieten, Druck machen verstehen - das habe ich nie unter Erziehung verstanden und verstehe es auch heute nicht so. Das Kind oder den Pubi Erfahrungen machen lassen, ihm Freiräume geben, eben nicht den Druck weiterzugeben sondern das Kind entscheiden zu lassen - das ist doch genauso Erziehung. Und wenn dann halt mal ein Pubi erst morgens um 3 heim kommt obwohl Mitternacht ausgemacht war und daher am nächsten Morgen leider ne 6 in der alles entscheidenden Klausur Mathe schreibt und sitzen bleibt :nix: - dann kann das durchaus ne erzieherische Maßnahme sein. Im Sinne: Wenn Du Blödsinn baust, dann rächt sich das. Ganz ohne Schreien, Stress und Konflikt, hat er auch so nie wieder gemacht. Erziehung ist nicht vorbei - sie wird anders. Und ja, ich erziehe immer noch, auch wenn er bereits 19 ist.
Ich fand die Pubertätszeit schön, ich hatte da auch ein bisschen Schiss davor, weil Alex ja keinen Vater hat und ich das alleine händeln musste. Aber es war schön, weil das eigene Kind einem ein immer gleichwertigerer Gesprächspartner wird, wenn man es zulässt und die Änderungen der Gesprächsformen mitmacht.
Liebe Grüße, Britta