Anziehen (spez. @Mütter 3-j. Jungs)

[gabriela]

hallo katja,

ich wollte dir schon vor zwei tage antworten, ging es leider aus zeitgründe nicht. aber jetzt...

flavia konnte schon mit 2 jahren sich gut alleine anziehen, schleife machen wollte sie aber nicht. ich hatte deswegen trotzdem mit ihr lange zeit probleme mit dem anziehen, weil das können an sich nicht ausreicht, gerade im trotzalter. laurin ist diesbezüglich langsamer als flavia, aber durchaus im normbereich. ich mache den vergleich mädchen-jungs nicht, ich finde es hat in diesem fall mehr mit der persönlichkeit zu tun, als mit dem geschlecht.

laurin kann sich schon seit einer weile teils alleine anziehen, alleine ausziehen ging schon letztes jahr, daran lag ihm viel. socken und schuhe klappt ganz gut, unterhose und hose ebenfalls, wennauch manchmal anders um. t-shirts gehen, pullis je nach schnitt, der kopf steht manchmal im weg. aber: laurin hat sich noch nie ganz alleine angezogen, wenn wir irgendwo hinmussten. er übt den ganzen tag zuhause, wenn er lust dazu hat, wenn ich zeitig ankündige dass wir weggehen, zieht er sich teils alleine an, aber nur wenn er bock hat, sonst nicht. oft haben wir das gezicke "laurin will das alleine machen", was ziemlich nervig sein kann, wenn man es eilig hat.

ich finde, du solltest die erwartungen an fridolin etwas zurückschrauben. wenn er etwas KANN, heisst noch lange nicht, dass er das auch regelmässig TUN möchte. vom zeitpunkt wann etwas gelernt wurde, bis zu dem zeitpunkt wo ein kind alles so verinnerlicht hat, dass es flüssig das gelernte umsetzt, können auch jahre vergehen. 3 jahre sind so ein grenzfall, mit vielen erwartungen an das kind: es soll endlich sauber werden, manieren haben, sich selbstständig anziehen usw. - oft damit verbunden, dass es in den kiga geht und es alles schon tun sollte. ich würde (wenn ich das nicht schon getan habe ) auch auf durchzug stellen, weil mir als kind andere dinge wichtiger wären. ganz zu schweigen, dass wenn kinder dinge nicht mehr tun wollen die sie schon können, womöglich einen entwicklungschub bevorsteht.

ich würde frido zeitig ankündigen, dass wir weggehen und er sich anziehen soll. socke hinhalten, hose hinhalten... etwas zeit lassen... wieder hinhalten... das geht allerdings nur wenn du massig zeit hast. sonst würde ich mir den stress ersparen und ihn kommentarlos und dalli anziehen. du darfst ruhig etwas rüppiger dabei vorgehen, nicht, dass es ihm auch noch gefällt bedient zu werden. stelle eine verkleidungskiste in seinem zimmer bereit, vielleicht einen spiegel, dadurch bekommen viele kinder lust auf an- und ausziehen. wenn das können vorhanden ist, must du nur etwas geduld haben, bis sich auch das wollen einstellt. frido hat genug bereiche wo er selbstständig genug ist, hat einiges zu meistern was andere kinder in seinem alter noch nicht meistern müssen (ich sage nur umzug und fremde sprache), wenn er in dem bereich unselbstständig sein will, lass ihm noch ein paar monate zeit, das kommt noch.

im übrigen: laurin malt wie verrückt. er zeichnet den ganzen tag, nur wirres zeug und mondgesichter, aber wenn man seine erzählungen dazu addiert, dann malt er gaaanz tolle sachen :-D aber gegessen wird bei uns zzt besten falls mit der hand, direkt mit dem mund vom teller ist noch angesagter. vom können her, könnte laurin gut und gerne mit messer und gabel essen, das hat er kurze zeit gemeistert. sogar mit stäbchen klappte es ein paar mal ganz leidig. es gibt noch einige sachen, wo ich weiss, dass er etwas kann, das interesse fehlt aber. solange er insgesamt nicht zurückgeblieben ist, keine machoallüren zutage legt und sonst ein liebenswertes kerlchen ist, mache ich mich nicht verrückt.

liebe grüsse,
gabriela

 

[lulu]

Ich find's uebrigens ganz toll, dass manche Kinder schon Socken koennen . Die kann Levin definitiv nicht alleine.
Lulu

 

[Dana]

Puh! Na das ist ja wirklich ein interessantes Thema. Hab mich gerade angestrengt durch die 7 Seiten gekämpft :-D

Chris hat im Kindergarten das An- und Ausziehen gelernt. Die Erzieher baten uns Eltern, dies auch mit den Kindern zu Hause zu üben. Mittlerweile klappts immer öfter allein. Ich habe ihn nie genötigt, wie von den Erziehern empfohlen. Ich habe ihn animiert, aber ehrlich gesagt war mir alles andere auch zu anstrengend, allein durch den Zeitfaktor :oops:

Und wenn er bis heute noch keine Anstalten gemacht hätte, fände ich das auch nicht so schlimm.

Nun wird es langsam so, daß Chris sagt: "ich möchte mich allein anziehen". Ich erkläre ihm immer, welches Schildchen nach hinten und nach vorn muß und dann gehts los...manchmal hab ich nur noch ein Knäuel Kind und dann helfe ich auch. Es hält sich also die Waage. Mal ich, mal er, je nach Laune. Und das finde ich auch nicht schlimm. Freilich klappts besser, wenn ein Anreiz da ist (z. Bsp. wir fahren jetzt zu Oma oder sonstwohin)

Ich glaube, da braucht sich keiner großartig Sorgen zu machen, irgendwann klappt das von ganz allein.

Liebe Grüße

 

[Anna30]

Triple P

Wie wäre es mit Triple P, mit einer Belohnungsliste, für jedes alleinige Anziehen und Ausziehen darf er einen Stempel oder einen Aufkleber in eine Liste machen, bei fünf Stempeln darf er sich etwas aus einer Schatzkiste aussuchen. In der Schatzkiste sind nur Kleinigkeiten, Malkreide, Lufballon, ein Aufkleber etc. Oder Alternativ eine Geschichte extra am Abend vorlesen, mit Papa Fussballspielen etc.

Ich finde dieses System von Triple P gut, habe es damals beimSauberwerden versucht, ist aber dann in Vergessenheit geraten.

 

[christine]

Eieiei, da ist genau unser Thema, bin mal gespannt, wie das in ein paar Wochen wird, wenn Julia in den Kindi geht.

Bis jetzt sind wir an dem Thema dran "alleine ausziehen ohne Hilfe", mit Anziehen ist nur Unterhose und Leggins drin.

Julia sagt immer " ich kann das nicht" , hat keine Ausdauer, Dinge auszuprobieren. Ich ermutige und lobe, wenn sie Dinge geschafft hat, und wenn sie motiviert ist, klappt das auch. Aber sie will bedient werden.

Grad eben will sie abgeputzt werden, sitzt auf dem Klo, kann sie doch alleine. Mal sehen, wie lange sie sitzen bleibt ;-)

Ich sag zu ihr, "ich muß mich doch auch alleine ausziehen, das macht doch auch keiner für mich " (erzähl ihr ja noch keine Sexgeschichten ;-) ) und letztens bin ich vom Klo aufgestanden und mit runtergelassener Hose durch die Wohnung stolziert, bis sie sich ihre Sachen auch hochgezogen hat. Das hat sie irgendwie beeindruckt....

Von daher ist mir die Anziehschiene noch überhaupt nicht wichtig. Wenn ich sehe, sie hat Interesse und ich bin nicht in Eile, dann erkläre ich ihr alles, aber meist wehrt sie sich. Was sie kann, da will ich auch, daß sie es alleine macht, das sehe ich auch so.

@ jackie: an Dich dachte ich die letzte Zeit, als ich Dreikurs mal angelesen habe, (Du hast vor ein paar Monaten so begeistert davon gesprochen). Es hat mich meist total irritiert, muß ich ehrlich sagen. Gerade die Sache mit der logischen Konsequenz, da beiß ich mir die Zähne aus.

Find ich ne gute Sache, ich überlege immer wieder, was ist die logische Konsequenz von dem und dem, und es fällt mir nix ein. Wie wenn ich auf dem Schlauch stehe. Und dann noch ohne zu drohen oder den Eindruck zu erwecken, man sei willkürlich oder handelt als Strafe, das fällt mir sehr schwer.

Und dann geht es mir wie Kerstin, die sagt, Kinder haben oft eine andere Logig...wenn ich was logisch finde, heißt das doch noch nicht, daß das Kind es auch logisch findet und sich dann nicht willkürlich behandelt fühlt!

Christine

 

[Märilu]

und letztens bin ich vom Klo aufgestanden und mit runtergelassener Hose durch die Wohnung stolziert, bis sie sich ihre Sachen auch hochgezogen hat. Das hat sie irgendwie beeindruckt....

Christine, so was machst Du aber auch nur so lange, bis Julia das rumerzählt! :-D

 

[christine]

an sowas hab ich noch gar nicht gedacht! wär ja klasse. "meine mama läuft immer unten ohne rum..." sowas kann dabei rauskommen, wenn man aus dem bauch raus was macht!

christine

 

[La Bimme]

oder den Eindruck zu erwecken, man sei willkürlich oder handelt als Strafe, das fällt mir sehr schwer.

Also aus meiner Sicht gibt es bei den "logischen Konsequenzen" zwei Typen:

Die, wo die Sache an sich auch die Konsequenz in sich birgt. Beispiel:
Über offene Schnürsenkel stolpert man leicht. Also bitte zubinden, bevor man losgeht. Gilt für jeden. Jeder stolpert mit der gleichen Wahrscheinlichkeit darüber, ob erwachsen oder Kind.

(Jetzt hör ich schon Kerstins Einwand, dass das Kind doch weiß, dass Mama helfen kann und seiner Logik zufolge meinen könnte, ich müßte ihm dann eben helfen. Aber da ich hier wohlgemerkt - ich betone es sicherheitshalber - von einem Beispiel-Kind rede, dass es definitiv alleine kann, lasse ich das hier nicht gelten.)

Aber da kommen wir schon zum zweiten Typ:
Die Konsequenz wird von Mama definiert (oder meinetwegen auch von geselllschaftlichen Normen). Beispiel aus einem anderen Thread:
Ohne Zähneputzen nix Süßes.
Oder:
Wenn Du Deinen Saft absichtlich auskippst, bekommst Du Wasser, weil das keine Flecken hinterlässt, und Mama ist entspannter.

Mal angenommen, das Kind mag pures Wasser nicht, dann wird es wohl möglicherweise diese Konsequenz als Willkür erleben. Aber ist sie das?

Auch jetzt höre ich schon den Einwand: Im psychischen Erleben des Kindes macht es keinen Unterschied, ob es Willkür ist und auch so gemeint ist, oder ob Kind die nur als solche empfindet.

Aber Leute:
Wenn Ihr so wollt, kann jede Definition meiner persönlichen Grenze vom Kind als Willkür empfunden werden! Denn warum sie nun mal ist, wo sie ist - wie sollte es das nachvollziehen können? Braucht es auch gar nicht können! (Wäre wahrscheinlich auch gar nicht gut)
Aber: Leben muss es trotzdem damit. Jedenfalls wenn ich als Mutter eine Person bin und auch bleiben will.

Kann es sein, dass wir Schwierigkeiten haben, den Unmut der Kinder auszuhalten, weil wir UNS dann abgelehnt fühlen? Und wir "gefühlte Willkür" (man beachte die Anführungszeichen) zumindest auch vermeiden, weil wir dann nicht damit klarkommen, dem Bild der liebevollen, verständnisvollen Mutter nicht mehr zu entsprechen?

In diese Falle möchte ich nicht tappen. Ich denke, bei allen guten Vorsätzen kommen wir nicht umhin, auch mal als willkürlich und böse erlebt zu werden, weil wir nun mal wir sind.
Ich meine damit nicht, dass man diesen Zustand berechnend erzeugen soll. Ich meine nur, dass wir auch keine Angst davor haben sollten. Dinge, die wir aus Ängsten und Befürchtungen heraus tun, können nicht gut sein.

@Gabriela:
Auf den Jungen-Mädchen-Vergleich bin ich erst gekommen, nachdem bei meinem Posting von damals so eine auffällige Tendenz da war. Ich hätte dem von alleine nciht so viel Aufmerksamkeit beigemessen.
Verkleidungskiste wäre eigentlich eine gute Idee. Und angesichts seiner guten Anpassung in der Kita hier und überhaupt vergisst man vielleicht tatsächlich leicht, dass es eben nicht ohne ist.

ich würde frido zeitig ankündigen, dass wir weggehen und er sich anziehen soll. socke hinhalten, hose hinhalten... etwas zeit lassen... wieder hinhalten...

Genau das mach ich. Ich will nur einfach mehr Kooperation!

Ich glaub, ich hab noch nie einen so langen Thread angestoßen....