Johannas lange Ankunft...

Lilienfrau

Moderatorin
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Die "Vorgeschichte" steht ja im "Schwanger-wer noch?" Forum, daher poste ich jetzt hier nur den "Abschlußbericht" meines Schwangerschafts-Tagebuches (das Johanna dann in 18 Jahren in die Hände kriegt :-D )

An Schlafen war natürlich auch in dieser zweiten Nacht gar nicht mehr zu denken – die Wehen wurden zwar immer kräftiger, aber nicht häufiger und blieben in ihrem 8-Minuten-Takt. Morgens gegen halb fünf konnte ich es dann nicht mehr aushalten und beschloss, noch ein letztes Mal in die Badewanne und danach direkt ins Krankenhaus zu gehen. Ich war mit den Nerven und Kräften am Ende nach fast 30 Stunden Wehen... in der Badewanne tat es dann plötzlich einen leisen Knall. Ich stand auf und dachte: Die Fruchtblase! Schnell eine Einlage genommen und das Lackmuspapier, das mir die Hebamme am Sonntag mitgegeben hatte, gegriffen. Es färbte sich rasend schnell dunkellila. Und jetzt erwischte mich eine Wehe mit einer Heftigkeit, von der ich sonst wahrscheinlich nichtmal geträumt hätte... schnell also abtrocknen und anziehen. Da kam auch schon die nächste Wehe. Nanu, das waren doch jetzt mal höchstens zwei Minuten? Ins Wohnzimmer, die Stoppuhr genommen. Die nächste Wehe. Tatsächlich, zweieinhalb Minuten. Schnell den werdenden Papa geweckt. „Jetzt geht’s los, komm schnell“ Der war auch sofort hellwach und zog sich schnell an. Mir kam das allerdings vor wie eine Ewigkeit, weil ich in der Zeit wieder zwei Wehen hatte. Das Krankenhaus ist ja nur fünf Minuten Fußweg von uns entfernt und ich war mir sicher, daß ich den Weg zu Fuß noch schaffen würde. Bis Lars das Auto aus der Garage geholt hätte wären wir schon längst da. Stimmte auch, nur auf dem Weg erwischten mich immerhin noch zwei-drei heftige Wehen, die ich auch kaum noch „veratmen“ konnte.

Im Kreißsaal gegen 5.30 Uhr begrüßte uns die nette Hebamme, die uns ja nun schon zweimal gesehen hatte und von meinen Dauerwehen, die ja bereits seit 30 Stunden anhielten, bereits wußte. Als sie mich sah schloß sie direkt das CTG an und fühlte nach dem Muttermund. Immer noch zwei Finger breit! Ich war verzweifelt – so heftige Wehen und so häufig, das muß doch jetzt losgehen?? Die Hebamme war noch sehr relaxt, als sie aber auf dem CTG sah, wie häufig und wie heftig die Wehen waren, wurde sie etwas nervöser. Ob ich nochmal zur Toilette wollte? Mit letzter Kraft raffte ich mich auf. Auf der Toilette traf mich erneut eine Monsterwehe.

Wir gehen schonmal rüber in den Kreißsaal, beschloß die Hebamme, herumlaufen ist wohl jetzt auch nicht mehr angesagt. Im Kreißsaal neues CTG angeschlossen, die Wehen kamen inzwischen ohne Pause, der Wehenschreiber zeigte eine einzige Dauerwehe an. Nach einigen Wehen schaute die Hebamme nochmal nach dem Muttermund. „Ui, schon fünf Zentimeter, das ging jetzt aber RICHTIG schnell“, staunte sie. Ich dachte nur, na hallo, fünf Zentimeter, da fehlen ja noch mindestens fünf und hatte nur im Kopf, daß sich der Muttermund etwa 1 cm pro Stunde öffnet. Was, noch fünf Stunden mit dieser Dauerwehe? Ich konnte so schon kaum noch atmen und wußte nicht mehr, wohin mit mir. Die zwei schlaflosen Nächte taten ihr übriges. Mein Blutdruck schwenkte innerhalb von Sekunden von 70/40 auf 180/120 und wieder zurück, ich dachte, gleich werde ich ohnmächtig.

Die Hebamme schloß eine Infusion an, damit ich wieder zu Kräften kommen könnte. Aber ich konnte nicht mehr, die Dauerwehe raubte mir jede Kraft. Die Hebamme meinte, eine PDA wäre wohl jetzt das beste, sonst würden wir eine spontane Geburt wohl nicht mehr hinkriegen. Der Anästhesist war auch superschnell da, weil er gerade erst seinen Dienst angetreten hatte und noch frei verfügbar war. Er fand allerdings kaum eine Sekunde Zeit, die PDA anzulegen weil ich keine Wehenpause hatte. Die Hebamme gab mir über den Tropf ein wehenhemmendes Mittel. Und endlich gab es eine Pause zwischen den Wehen und der Arzt konnte loslegen. Ich war so erleichtert, als ich den kleinen Einstich spürte und dachte nur „Gleich hast Du’s geschafft“. Die PDA wirkte zwar nur auf der rechten Seite, aber die „halben“ Wehen waren jetzt gut zu verarbeiten für meinen Geschmack und ich war glücklich, daß es mir jetzt bald etwas besser gehen würde. Die Wehen wurden auch direkt nach der PDA schwächer und ließen größere Pausen.

Die Hebamme schaute nach dem Muttermund und staunte. „Komplett eröffnet, das Köpfchen ist schon durchgetreten, wir sind schon soweit und können eigentlich loslegen.“ Was, in der kurzen Zeit? Da hatte mein Muttermund ja ganze Arbeit geleistet, innerhalb von einer halben Stunde hatte er sich komplett geöffnet und auch das Köpfchen schon durchgeschoben! Kein Wunder, daß die Wehen jetzt so rapide nachliessen.

Madame ging es laut CTG ganz hervorragend bei der ganzen Angelegenheit, daher beschloß die Hebamme, da ich durch die PDA nun so gut wie schmerzfrei war und die Wehen auch nur noch ganz leicht und mit relativ großen Abständen kamen, daß wir uns noch ein wenig Zeit lassen sollten, damit ich zu Kräften kommen könnte für die Presswehen. Sie schickte Lars dann auch noch auf die Station, er sollte mir mal noch was zu frühstücken holen. Das war dann schon eine komische Situation, ich lag da, hatte Wehen, die ich aber nur noch als Druck spürte, wußte, da kommt gleich Dein Kind raus, und aß derweil noch ein Brötchen und plauderte mit Lars und der Hebamme.

Eine Stunde später meinte die Hebamme, wir wollten dann jetzt mal anfangen, Madame hätte sich auf den Weg gemacht und mit ihrem Köpfchen schon die engste Stelle des Beckens passiert ... und ich freute mich tierisch aufs Pressen. Endlich konnte ich etwas „tun“!

Der Arzt, der vor der Tür gewartet hatte, kam dann auch hinzu, stand aber eher abwartend neben dem Kreißbett und ließ die Hebamme arbeiten. Ich preßte, was das Zeug hielt und Lars mit mir und freute mich über jeden Zentimeter, den ich unser Kind herabrutschen spürte. Ich glaube, es waren ungefähr fünf oder sechs Preßwehen, die wir brauchten, dann sagte die Hebamme ich solle mich mal aufrichten und gerade heruntergucken, was ich dann auch tat. Jetzt konnte ich den Kopf zwischen meinen Beinen sehen.

Ich schloß die Augen und preßte nochmal, und da rutschte sie zwischen meinen Beinen hervor und da lag sie – unsere Tochter! Ich heulte sofort los, ich fand es einfach unglaublich, daß ich da gerade ein lebendiges Wesen, dieses zappelnde Bündel zwischen meinen Beinen herausgepresst haben sollte! Sie hatte die Nabelschnur um den Hals gewickelt (sagte die Hebamme mir später, in dem Moment hatte ich das gar nicht gesehen), darum mußte die Hebamme die sofort losmachen. Lars durfte sie aber durchschneiden – er sah so unheimlich verwirrt aus, so hatte ich ihn noch nie gesehen... die Hebamme legte mir dann unsere Maus auf die Brust, die hob sofort den Kopf und sah mich mit großen blauen Augen an, bevor sie losbrüllte.

Ja hallo, da bist Du ja endlich, die Du neun Monate lang in meinem Bauch warst... das sollst wirklich DU gewesen sein? So ein schönes Mädchen? Unsere kleine Johanna – endlich war sie bei uns, endlich konnten wir sie anfassen, sie anschauen. Sie hatte schon richtig viele Haare auf dem Kopf, der aber ja noch voller Blut und Schleimflecken war. Der Arzt mußte dann noch den Dammschnitt nähen, den er leider gemacht hatte, als er sah, daß Madame die Nabelschnur um ihren Hals geschlungen hatte. War mir aber egal, was er da unten stundenlang rumnähte, ich hatte unser kleines blutverschmiertes Bündel auf dem Arm und den stolzen verwirrten Papa neben mir und war einfach nur noch glücklich...

Der Papa durfte dann später noch baden und dabei wurde auch das erste Foto von Madame gemacht. Gegen den geplanten Fußabdruck hat sie sich jedoch gewehrt... wer mag schon kalte Farbe an den Füßen haben?!

Johanna kam um 10:44 Uhr zur Welt, war 51 cm lang, wog 3250g und hatte einen Kopfumfang von 34,5 cm. Die Apgar-Werte waren 10/10/10. Schön, daß Du endlich bei uns bist, kleine Madame!

Man kann nicht
in die Zukunft schauen,
aber man kann den Grund
für etwas Zukünftiges legen -
denn Zukunft kann man bauen
(Antoine de Saint-Exupéry)
 
Hallo! Einen wunderschönen Bericht hast Du uns da geschieben! Ich wünsche Euch von Herzen alle Gute. Eine schöne Kennenlern-Zeit und frohe Ostern,
 
Na, sag mal, Madame,

Du bist ja eine!!!! Es erst ganz spannend machen und dann einen solchen Spurt hinlegen? Ob das wohl Dein Lebensmotto wird?
Schön, dass Du da bist!

Aber lass Deiner Mama ein bißchen Zeit zum Schnullern (Ja, manche Mamas brauchen das auch!) Sonst fehlt sie uns!
 
Hallo Alexandra,

erstmal noch einmal Herzlichen Glückwunsch zu Eurer Tochter!

Deinen Geburtsbericht hast Du wirklich schön geschrieben. Dafür, daß sich Johanna soviel Zeit gelassen hat, hatte sie es plötzlich aber ganz schön eilig. Schön, daß es so gut gelaufen ist.

LG Steffi
 
Ein toller Bericht - richtig spannend....

Für Euch Drei alles Liebe und Gute....

Bine & Familie
 
Ui das war ja ein spannender Endspurt.
Super geschrieben :jaja:
Und nochmal herzlichen Glückwunsch :)
 
Hast du wirklich total spannend und lieb geschrieben!

Euch allen dreien alles alles liebe für die Zukunft!

Lg
Jessy
 
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