AW: Ich möchte einen Hund
So und ich setz mich jetzt mal in die Nesseln: als wir damals (vor >10 Jahren!) Rambo ins Haus holten, war ich vollzeit berufstätig, der Pilot als Student den ganzen Tag außer Haus und der Hund ergo tagsüber allein. Ja, damals war ich unbedarft, hatte mir um vieles wenig detaillierte Gedanken gemacht so wie es es heute tue. Ich sah nur den Hund, die Wahl wir oder Heim ... wir kannten ihn ja, hatten ihn schon gesittet ...
Mein TA sagte damals: wenn der Hund das toleriert, nichts ankaut und auch sonst unauffällig ist, dann ist das ok, dann ist das die bessere Alternative. Und Rambo ging immer gut, er war immer ausgeglichen. Einfach wars trotzdem nicht, denn trotz der 2 Jahre, die der Hund schon zählte, hatte er keine Grundausbildung, keine Sozialkompetenz bei anderen Hunden. Vielleicht war es deswegen auch leichter für ihn ... was er hatte, war viel Liebe und Herz, das er verschenkte.
Cora hat es heute besser, weil ich ortsnäher und nur Teilzeit arbeite. Aber selbst da kommt es vor, dass es ein längerer Tag wird. Freunde von uns haben den Hund an den Tagen, wo sie bekannt länger aus dem Haus sind (sie arbeitet in einer Behörde, also lange Dienstage und Donnerstage) in einer Art Hundepension, die betreuen tagsüber Hunde aber auch im Urlaub. Riesen Gelände, total nette Menschen, Sozialkontakte. Ansonsten ist der Hund fast immer mit seiner Familie unterwegs, die sind am Wochenende stundenlang in Wald und Flur. Da fehlen aber auch die Kinder, die Aufmerksamkeit fordern.
Ich sehe hier bei uns mit drei Kindern schon, dass ab und an die Zeit zu knapp ist, dass der Hund sein Training nicht bekommt oder die Hunderunde zu kurz ausfällt, weils mir nicht gut geht und der Pilot ungern große Runden dreht. Cora ist ein anderes Kaliber als Rambo, die fordert im Zweifel vehement Aufmerksamkeit ein, wenns ihr zu bunt wird. Aber soweit soll es ja nicht kommen. Sie kommt klar, an meinen langen Donnerstagen lässt die Putzfrau sie in den Garten raus. Und sonst bin ich halt am frühen Nachmittag wieder da. Das ist ok. Ganztägig allein würde ich ihr nicht dauerhaft antun. Wir hatten das mit meinem alten Job, der ja anders lief als vereinbart, da war sie vollzeit allein. In der Zeit ist sie verhaltenstechnisch ziemlich durchgeklinkt, dazu kam dass ich dann abends natürlich kaum Kraft hatte auch noch was mit ihr zu machen. Heute überbrücken wir Ausflüge, an denen sie nicht teilnehmen kann, indem wir sie bei o.g. Freundin lassen. In den Urlaub kommt sie mit, so das geht (Irland ging halt nicht aus Rücksicht auf die Gastfamilie). Aber es ist alles andere als leicht, mit drei Kindern und Hund was zu finden.
Irgendwo klangen Tierarztkosten an. Die sind im Normalfall übersichtlich, aber wehe, es ist was. Rambos Krankheit hat uns einen vierstelligen Betrag gekostet und ich bereue keinen Cent davon, aber sowas knallt rein. Wir hatten einiges zu rudern und haben viel Anstriche gemacht. Mit drei Kindern hätten wir das vermutlich nicht stemmen können ... zumindest nicht so Knall auf Fall. Heute haben wir ne hohe Kante, die zwar keine großen Sprünge ermöglicht, sowas aber abfedern kann. Sowas sollte man also auf jeden Fall einkalkulieren, inzwischen gibts glaub ich sogar Krankenversicherungen für Hunde ...
Alina, du willst. So wie das klingt, will H. aber nicht. Das kommt auf die zeitliche Unmöglichkeit noch oben drauf ... selbst wenn du mit Hundsitting oder ähnlichem eine machbare, bezahlbare Lösung für dich bauen kannst - ohne Partner im Rücken ist das alles graue Theorie.
Aber mal was ganz anderes an alle anderen: Ich finde es toll, dass es bei euch so verständige Hundebesitzer gibt. Das man hier bei uns einen Hundesitter bemüht, ist etwas, das von vielen komisch beäugt bis dumm kommentiert wird. Das ist hier nicht üblich. Sowas hat man hier auf dem Land ja noch nie gebraucht. Früher hatte man sowas nicht ... Also von wegen alte Nachbarn oder so als Sitter gewinnen - das würde hier einfach an der Einstellung der Leute scheitern. Der Großteil der hier lebenden Hunde ist aber ohnehin als Hof- und Wachhund abgestellt. Familienhunde wie wir sie haben, sind eher in der Minderzahl. Ich weiß ja nicht, wie das bei Alina ist, aber so ganz "neumodern" wohnte sie auch nicht, glaube ich
Insofern kann ich mir vorstellen, dass das alles andere als einfach ist, auf eine Art Nachbarschaftshund zu kommen.
Alina, ich kann dir gut nachfühlen. Ich hätte auch gern einen zweiten, damit Cora nicht so allein ist ... ich hätte so gern einem Tierheimhund ein Heim gegeben (scheitert am Schwiegerpapa mit Hundephobie, der im Haus wohnt) ... leider muss man sich oft im Leben damit abfinden, dass es Träume gibt, die man aufschieben muss. Irgendwann hat alles seine Zeit.