Anbrüllen...!?!???

Susala

Prinzessin auf der Palme
AW: Anbrüllen...!?!???

Ach so, irgendwo hat jemand geschrieben, dass die Kinder einen auch lieben, wenn man sie anschreit. Das tun sie auch, wenn man sie schlägt. Sogar wenn man sie jeden Tag mehrmals schlägt. Sogar, wenn man sie jeden Tag mehrmals mit der Reitpeitsche, mit gefrorenen Broten oder Schirmen schlägt. Sie haben nämlich keine andere Wahl, weil sie nur den einen Menschen haben, den sie lieben können.
Hört sich schrecklich an? Ist es auch. Ich habe es selbst erlebt und habe dann noch jahrelang aus tiefster Überzeugung gesagt, ich hätte es jedes Mal verdient gehabt. Bis Paul mich eines Besseren belehrt hat.

Kinder haben keine Wahl, zumindest nicht in dem Alter. Sie kennen ihre Eltern nur so wie sie eben sind. Dass einem mal der Kragen platzt - das kann jedem passieren, da bin ich absolut bei euch. Aber das WIE ist auch entscheidend, genauso wie das WIE OFT.

Sorry, ich bin hier persönlich betroffen und daher besonders empfindlich. Es sollte sich bitte keiner von mir angegriffen fühlen, es ist einfach ein Hochkochen des von mir Erlebten.

Was man nie vergessen darf, ist das Gefühl der Machtlosigkeit, dem Kinder auch beim Anbrüllen ausgesetzt sind. Sie haben keine Wahl, ausser es auszuhalten, denn es gibt keinen anderen Weg für sie.

Katja
Katja, ich habe das geschrieben. Mein Kind hat aber die Wahl. Meine Schwester "brüllt" viel. Sie wohnt über 200km weit weg und wir sehen sie nicht oft. Mein Sohn liebt sie ganz besonders. Er möchte auch ganz besonders gerne zu ihr. Sie sagt aber nichts abwertendes über die Kinder, aber in vielen Situationen deutlich und auch laut, was sie tun oder lassen sollen.

Ich meine mit "Brüllen" aber auch etwas anderes als andere hier. Ich sollte es vielleicht eher "laut ausgesprochene klare Handlungsanweisung" oder überhaupt "laut ausgesprochenes".

Ich finde es einen großen Unterschied, ob jemand brüllt/ruft: "Gehe aus dem Blumenbeet." oder sein Kind schlägt.

Ich habe eine Freundin, die so gut wie nie brüllt. Sie muss immer alles perfekt ruhig machen und kann sich trotz vieler Erziehungsberatungen bei ihren Kindern nicht durchsetzen. Sie leidet sehr darunter und erzählt ganz oft wie sehr sie darunter leidet, dass sie morgens schon oft weint, weil sie Angst hat, dass es wieder ein schlimmer Tag werden könnte. Soetwas spüren Kinder und es ist bestimmt nicht schön für sie, dass ihr Mutter immer unglücklich ist und das Leben mit ihnen schrecklich findet.
Eine Mutter, die ab und an einen deutlichen Befehlston nutzt, damit der Alltag gut funktioniert und dadurch die Zeit mit den Kindern und ihr Leben allgemein genießt, halte ich für Kinder viel weniger belastend.

Ich habe es ihnen nicht gesagt, ich habe es gefragt ;) "Seid ihr des Wahnsinns?/von allen guten Geistern verlassen?" wären auch so Ausrufe und die empfinde ich überhaupt nicht für schlimm. "Ihr seid doch bescheuert!!!" (mit Ausrufezeichen) ist ja auch wie "Spinnt ihr?" je nach Situation negativ oder positiv besetzt.

Wie oft hast du hier im Forum gelesen "Bist du denn verrückt?", "Du Irre" etc. und zwar in Bezug auf Überraschungspäckchen? ;)

Schlimm fände ich in Bezug auf die Badewannensituation, wenn ich die Zähne zusammen beißen und (überzogen) säusel "Ach, habt ihr ein wenig Überschwemmung gespielt? Das find ich aber schön.". Und so lange ich keine Schimpfwörter (A.... offen) benutze, ist das für uns schon ok.

Liebe Grüße,
Karin
Karin, ich bezog mich gar nicht auf Dich. :oops:
Bei "Überschwemmungen" und ähnlichen Situationen muss ich oft lachen. Neben der Arbeit sehe ich dann auch immer den Spaß. Wenn ich mit meinem Kleinen bade, ist auch oft ein wenig Überschwemmung danach im Bad. Ein ehrlich gelachtes "spinnt ihr?" könnte auch von mir sein, auch wenn ich möglichst selten solche Worte benutze...:winke:
 
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P

Paulchen

AW: Anbrüllen...!?!???

Susala, du kennst mich doch. Wir sprechen hier doch nicht darüber (zumindest ich nicht), dass man seinem Kind klare Grenzen setzt. Zum Beispiel, indem man nicht 50 Mal wiederholt, dass aufgeräumt werden soll. Du weisst doch, wie ich bin und dass ich keine "Säuselmaus" bin. Aber ich versuche, zu reflektieren, was mein Verhalten beim Kind für Empfindungen auslöst. Oft versuche ich mich, mich in seine Position zu versetzen (natürlich erst hinterher *augenroll*) und dann denke ich, wie würde ich mich verhalten

a) an seiner Stelle
b) wenn er das zu MIR sagen würde/MICH anbrüllen würde.

Ich mag einfach zu bedenken geben: Euer Chef sagt euch Montags, ihr sollt etwas erledigen. Nachmittags erinnert er nochmals freundlich daran. Am Dienstag, im Meeting, könnt ihr die Ergebnisse nicht vorlegen, weil anderes, wichtigeres zu tun war. Euer Chef aber teilt nicht euere Meinung, was die Wichtigkeit des Anlasses angeht und schreit euch an: "Spinnen Sie, Frau X? Ich hab Ihnen doch jetzt shcon tausend Mal gesagt, dass Sie das endlich erledigen sollen? Kapieren Sie das nicht?"

Bah. Mein Chef würd von mir einen Einlauf bekommen, wenn er es wagen würde. Aber unser Kind - das kann sich nicht wehren. Denn erstens kennt es seine Möglichkeiten noch nicht und zweitens liebt es uns. Es kann nicht weggehen, es muss bleiben und es sich gefallen lassen.

Ich sag ja gar nicht, dass mir das nicht passiert. Natürlich schrei ich auch mein Kind an. Ja, und ich sag sogar zu ihm "Gehts dir eigentlich noch gut!" in vorwurfsvollem Ton. Ich bin nicht perfekt, weit davon entfernt. Aber dennoch versuche ich, mein Verhalten zu optimieren. Und mein optimales Verhalten wäre aus meiner Sicht, dass ich mit meinem Kind so spreche, wie ich selbst es auch von anderen mir gegenüber erwarte: Respektvoll, ernstnehmend, zuhörend.

Ich arbeite dran. Könnte sein, dass Paul aus dem Haus ist, bevor es mir gelingt.... der Wille zur Reflexion ist der ausschlaggebende für mich.

katja
 
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Zaza

Miss Velo High Heels
AW: Anbrüllen...!?!???

Erniedrigen ist schlimm. Das geht hervorragend verbal mit gruselig überschlagender Stimme. Ich bin ein Angst- Panik - Schrecken - Lautredner/Schreier/Brüller.

So blutunterlaufen die Augen auch vor Wut sein mögen - strafen mag ich mit meiner Stimme nicht. Die Gefahr, dass mein Kind Angst bekommt ist MIR Angst genug. Aber Entrkräftung, Versagensängste und Erschöpfung sind mir, wie allen Müttern, durchaus bekannt. In einer solchen Situation seine Reaktionen zu kontrollieren kostet enorm Kraft.

Man sollte selektieren, ob es um 'Strafe' oder 'deutliches Reden' geht.

Zaza
 

Susala

Prinzessin auf der Palme
AW: Anbrüllen...!?!???

Nein, Du bist keine "Säuselmaus", ich bin aber auch kein "Brüllaffe" ;)

Die abwertenden Sätze in Deinen Beispielen, finde ich auch schlimm und versuche sowas nicht zu machen.

"Spinnen Sie, Frau X? Ich hab Ihnen doch jetzt shcon tausend Mal gesagt, dass Sie das endlich erledigen sollen? Kapieren Sie das nicht?"
:ochne: Das geht gar nicht.

"Und mein optimales Verhalten wäre aus meiner Sicht, dass ich mit meinem Kind so spreche, wie ich selbst es auch von anderen mir gegenüber erwarte: Respektvoll, ernstnehmend, zuhörend.
:jaja: Das ist auch mein Ziel. Leiser ist aber nicht immer respektvoller.

Ein leises den anderen nicht ernst Nehmen empfinde ich selber als besonders unangenehm. Ich mag es gar nicht, wenn jemand mich ungefragt "zulabert". Redet und redet, alles schon weiß und mir am besten noch erzählt, was ich empfinde.

Einmal sprach mir mein Chef meine gesamte Mailbox voll. Etwas war nicht angekommen. Gefühlt stundenlang erläuterte er mir warum das so wichtig sei. Das innere Kochen bei den sehr freundlichen Ausführungen war deutlich zu hören. "Wie kann er mich für so dumm halten, dass er mir das noch einmal stundenlang erklären muss?", kam bei mir an.
Ein klares: "X ist nicht da. Rufen sie mich bitte sofort zurück." oder wäre mir viel lieber gewesen.
Es war übrigens ein technisches Problem. Das ganze Gerede und Erkläre also vollkommen unnütz.
Ich selber mag auch klare Gespräche. Ganz oft, wenn mir jemand etwas erzäht, der "alles weiß" schalte ich einfach ab, höre ich nicht mehr zu. Dieses Verhalten sehe ich auch oft bei Kindern. Gerade, wenn mein Kind etwas macht, von dem es weiß, dass es das nicht soll, hat es keine Geduld sich langes Gerede anzuhören.

Mein Kind weiß, warum Zähne putzen wichtig ist. Die Konsequenzen daraus zu tragen, wenn er sie sich nicht putzt, kann ich ihm nicht als Verantwortung übertragen. Da kommt schon mal ein lautes: "Los, Zähne putzen."
Von meinem Chef würde ich sowas auch nicht akzeptieren. Wenn ich nicht gut genug arbeite, muss ich mit der Konsequenz leben, dass ich weniger Prämie bekommen oder eventuell entlassen werde.
Für mein Kind ist die Verantwortung schlechte Zähne zu bekommen mit 5 Jahren noch zu groß. :winke:
 

Anthea

die-mit-dem-Buch-wandert
AW: Anbrüllen...!?!???

Ich hatte ja vorher schon mal geschrieben, das wir definitionsmäßig z.T. aneinander vorbei reden.

Ich glaube, einige verstehen unter brüllen dieses drohend über dem Kind stehende Gebrülle. Für mich ist brüllen aber eigentlich schon, was für andere lautes Rufen ist. Sprich: wenn ich vom Balkon aus Jana nach oben rufe, dann brülle ich für mein Verständnis schon, weil es aus dem 2. Stock schon einige Dezibel über dem ist, was ich unter Rufen verstehen würde.

Ich glaube, die Körpersprache spielt auch viel mit eine Rolle. Auch wenn ich vielleicht durch die Wohnung brülle/rufe, habe ich dabei eine entspannte Körperhaltung und eine entspannte Stimme.

Diese drohende Körperhaltung mit sich überschlagender Stimme und Beschimpfungen, das einige vielleicht erst als brüllen verstehen, würde es hier auch nie geben. :ochne:

Es kommt ja auch viel auf die Familien an sich an. Z.B. hat meine Ma mich früher, wenn ich total vertieft in ein Buch war und sie nicht hörte, irgendwann nicht mehr Karin sondern Frau von und zu G. gerufen. War lieb gemeint, wurde von mir auch lieb aufgenommen und dementsprechend nutze ich das "Frau von und zu" auch oft aus Versehen mit den Kindern. Eines Tages sagte meine Schwiema mir dann, das sie das furchtbar abwertend finden würde und ob ich das nicht lassen könnte. :umfall:

Ähm, eigentlich wollte ich damit nur sagen: wenn ich aus einer lauten, evtl. auch fröhlichen Familie komme ist die Gefahr zu "brüllen" (in meiner Definition) doch genauso groß, wie das böse "brüllen" zu übernehmen wenn man aus einer Familie kommt in der nur so gebrüllt wurde mit der dazu gehörigen Körpersprache.

@Susala Je nach meiner Stimmung und meinem Streßfaktor finde ich Überschwemmungen auch manchmal lustig. Besonders entspannt bin ich, wenn das Badezimmer nicht gerade frisch gewischt ist und die Handtücher eh in die Wäsche müssen *g*

Liebe Grüße,
Karin
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Anbrüllen...!?!???

Ja, ich brülle. Und meist brülle ich, wenn ruhige Worte mal wieder nichts genutzt haben.

Meine Kinder kennen das. Und ich denke, sie wissen es auch einzuordnen, nämlich als durch Lautstärke durchsetzen - und nicht durch Niedermachen, Demütigen oder Ähnliches.

Ich schäm mich deshalb auch nicht zu sehr. Schämen tu ich mich mehr über ungerechte, vorschnelle Aktionen - und die können auch mal leiser ablaufen, wie neulich, als ich der Mittleren Fernsehverbot gab, weil sie mit ihrer Schwester zankte. Naja, sie zankte um IHR Eigentum, das sie nicht zurückerhielt - und als ich das mitbekam, zog ich mein Verbot dann auch wieder zurück.

Salat
 

Micky

schneller in Kanada als in Berlin
AW: Anbrüllen...!?!???

Ja, ich brülle. Und meist brülle ich, wenn ruhige Worte mal wieder nichts genutzt haben.

das find ich auch völlig ok - ich hab unter Brüllen aber eben nicht nur "laut sein" verstanden, sondern wirkliches böses Anbrüllen - das passiert mir manchmal und tut mir dann sooooo leid :(
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Anbrüllen...!?!???

Ah, noch so ein Brüll-Beispiel:
Neulich haben die Kinder alle in einem Zimmer geschlafen. Dazu habe ich dann einmal die Matratze aus dem Hochbett auf den Boden gewuchtet, damit die Kleine dort schlafen konnte. Dann kam die Große und wollte genau oben auf dem Hochbett schlafen. Also ihre Matratze wieder hochwuchten. Und ich sag noch dabei: "Da hätt ich die andere ja oben lassen können."
Nächster Tag. DREIMAL frage ich die Große, ob sie bei den Kleinen schlafen will oder nicht. JEDESMAL sagt sie, och, nee, eher nicht. Und als ich dann die Matratze wieder zu ihr gebracht habe (raus aus dem Hochbett, rüber in ihr Bett, denn die schon unten liegende Matratze wollte ja die Kleine haben), kommt sie fünf Minuten später an und sagt: "Ich will doch im Hochbett schlafen."
Meine spontane und sehr laute Reaktion war ein gebrülltes: "ICH HAB SIE GERADE RÜBERGETRAGEN!"
Sicher, sie konnte nicht "wirklich" wissen, daß das Gewicht und die Umstände usw, aber in dem Moment habe ich mich wirklich verar*** gefühlt. Und nach dem Brüllen ging's mir dann auch besser.
Schlimm?

Salat
 
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