Courage in der Erziehung

KätheKate

Gehört zum Inventar
Hallo Sonja,
wann fängt mann denn an mit dem erziehen?
Das war ja meine Eingangsfrage, manche fangen eben früh an und andere gar nicht. Was ich wissen wollte, wann kann/soll/muss mann da einsteigen? Oder ist das von Kind zu Kind auch noch verschieden?
 

Jill A.L.

Dauerschnullerer
pluto9 hat gesagt.:
und das wissen wahrscheinlich noch einige mehr hier. Mit 5-6mal aufstehen in der NACHT so fängt Schlafentzug an oder willst du da wiedersprechen?
Ich definiere mal, was für mich Schlafentzug bedeutet. Es kommt nicht darauf an, wie oft man aufsteht, sondern wieviel man schlafen kann.
5-6mal aufstehen kann harmlos oder auch ganz schrecklich sein. Harmlos ist es, wenn man wirklich nur kurz aufsteht, Kind beruhigt und innerhalb von 10 min wieder im Bett liegt und weiterschlafen kann. Schrecklich wird es, wenn es nicht 10 min sondern deutlich länger dauert. Auch wenn es auf die Nacht gleichmäßig verteilt ist, wird es anstrengender. Wenn man selbst eine zusammenhängende Phase von 4h hat und hier und da noch ein paar kleine Häppchen, ist es egal wie oft man aufsteht (für MICH jedenfalls).

Ich habe bei unserem zweiten Sohn festgestellt, dass ich 6 Wochen lang auch ohne eine zusammenhängende 4h-Schlafphase gut auskomme. Erst dann hat es sich bemerkbar gemacht, aber im selben Atemzug fing er an viiiiel besser zu schlafen:prima: . Bei unserem großen Sohn waren es 5 Monate und das war für MICH zuviel. Wir hatten aber Glück, mein Mann war da. Ich möchte sowas nicht nochmal erleben und wünsche das meinem ärgsten Feind nicht.

Gruß
Jill
 
F

FriMa

Ist "irgendeinen geregelten Rhythmus in den Tagesablauf bringen" schon "erziehen"? Ich kenne kaum eine Mutter, die nicht die Erfahrung gemacht hat, dass es mit einem geregelten Tagesablauf besser funktioniert als ohne. Das fängt beim Stillen an (natürlich soll man sein Kind nicht 2 h vor Hunger brüllen lassen), bei festen Schlafenszeiten, Ritualen. Ist das nicht auch schon "Erziehung"?
 

KätheKate

Gehört zum Inventar
Es heisst hier doch immer wieder, das die Kinder ihren Rhytmus selber finden.
Bin ich dann eine Rabenmutter, wenn ich versuche den Rhytmus vorzugeben?
 

christine

Weltreisende
Für mich hat ein geregelter Tagesablauf überhaupt nichts mit Erziehung zu tun, was für das eine Kind gut ist, kann für das andere schlecht sein. Und bei der Erziehung habe ich bei meinen Kindern dieselbe Herangehensweise, davon kann ich nicht reden, wenn es darum geht, wie ich mit ihnen bzgl. des Schlafens verfahren bin.

Julia hat das erste halbe Jahr gemacht was sie wollte, sie hat geschlafen und getrunken, wann sie wollte, natürlich hat sich ein Rhythmus herausgebildet, aber ich habe nichts forciert, auch nicht gewagt sie zu wecken. Und mit dem Zufüttern wurden natürlich auch die Essenszeiten geregelt.

Bei Ben war das total anders, er und ich kamen am besten aus, wenn er regelmäßig nach der Uhr alle drei Stunden getrunken hat, ich hab ihn viel geweckt, wenn er zu lange geschlafen hat, er mußte auch ganz anders rangenommen werden, weil Julia ja auch noch da war und er nicht schlafen konnte wie er wollte. Außerdem hat das Ruhe in unseren Alltag gebracht.

Aber beide haben einen geregelten Tagesablauf mit den unterschiedlichsten Ritualen, ich finde das sehr wichtig, auch damit sie lernen, sich an Regeln zu halten, davon abgesehen gibt es ihnen ja Sicherheit.

Nur in Säuglingsalter oder in den ersten Monaten kann ich beim besten Willen nciht von Erziehung reden, wenn es darum geht, dem Kind einen Rhythmus anzugewöhnen.

@ Käthekathe: Warum denn Rabenmutter sein? Ich hätte mich bei Julia als solche verstanden, keine Ahnung, woher diese Gedanken kamen. Aber ich finde es mehr als natürlich und auch logisch, daß zumindest die folgenden Kinder sich in den Tagsablauf einklinken müssen und ihn nicht mehr so bestimmen, wie das erste.

Bei Ben hätte das Rhythmus selbst finden bedeutet, daß er nachts um 11 ins Bett gegangen wäre, weil er tagsüber so viel geschlafen hat!

@ Addy: Ich hab anfangs nicht kapiert, daß Du schon einen pubertierenden Sohn hast, ihc dachte es sei Dir ein Anliegen, etwas zu diesem Thema zu erfahren hier. Vielleicht kannst Du Deine Signatur ändern und das Alter Deines Sohnes eintragen?

christine

christine
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
Jacqueline hat gesagt.:
Buchstabensalat,

ich habe _meine_ Belastung erst erwähnt, als mir indirekt unterstellt wurde, dass ich ja keine Ahnung habe, weil ich ja doch einen Partner habe/hatte.
...und wir wissen alle, daß das schiere Vorhandensein eines Partners noch gar nichts darüber aussagt, wieviel Hilfe man nun tatsächlich hat. Wenn Männe nämlich nachts mit dem Anspruch "Ich muß ja tagsüber arbeiten" das Ohropax einpöppt, dann hat man die Bescherung trotzdem auf dem eigenen Teller, stimmt's.
Und so ganz unter uns:
es ist für mich doch ein himmelweiter Unterschied, ob in manchen Alltagsmomenten auch mal ein Kind einen Moment weinen muss, weil ich auch nur zwei Hände habe - oder ob ich von einem 5 Monate alten Kind erwarte, dass es jetzt schläft, und dies auch durchsetze à la Ferber.
Giovanna hat den Unterschied übrigens tausendmal fachlicher erklärt, als ich es je könnte.
...
Jacqueline
Es ist auch ein himmelweiter Unterschied, korrekt.

Ich mach jetzt mal einen weiten Bogen. In den 60er Jahren (und vorher...), da hieß es, die Kinder bekommen alle vier Stunden eine Mahlzeit, abends werden sie immer zur selben Zeit hingelegt, und nach x Wochen haben sie dann durchzuschlafen. Tausende Babies werden sich hoffnungslos die Seele aus dem Leib geschrieen haben, aber - da mußten sie eben durch, weil man damals ehern der Meinung war, wat mutt, dat mutt.
Dem will ich sicher nicht beipflichten.
Heutzutage scheint die Meinung (ebenso ehern) zu sein, daß die Mütter jedes Opfer, bis weit über die eigene Leidensfähigkeit hinaus, zu bringen haben, ansonsten könne das Baby ja ein Trauma erleiden. Und das finde ich mindestens genauso falsch!
Es geht schon um ein "das rechte Verhältnis"-Finden, um ein Ansehen des Babies als gleichwertige(!) Person mit berechtigten Ansprüchen. Darüber darf man aber bitte die Erziehenden mit ihren genauso berechtigten Ansprüchen nicht vergessen. Wer sich selbst nicht achtet, der kann das bei seinem Kind auch nicht tun.
Wenn also ein Mensch in eine Situation kommt, in der er seine und die Bedürfnisse seines Kindes in ein Gleichgewicht zu bringen versucht, und dabei die "Würde" beider Parteien nicht zu verletzen versucht, kann ich das nicht als falsch ansehen. Auch, wenn das heißt, daß ein 5 Monate altes Kind lernen muß, daß abends früher Schluß mit lustig ist als von ihm gewünscht.
Ich postuliere ganz einfach mal, hätte Addy es geschafft, sich 20 Minuten neben den schreienden Knirps zu legen und unter einem Kissen hervor alle fünf Minuten ein "ist ja gut" zu murmeln, hätte es hier wohl weniger Aufruhr gegeben, obwohl die Situation sich für das Kind nicht wesentlich verändert dargestellt hätte.
Genau darin differieren wir: in der Bewertung der Ferber-Methode als Lösung für das Problem und in der Gewichtung des "Schadens", den sie anrichten kann. Darüber will ich nicht erneut diskutieren, da habe ich bereits meine Meinung.
Was mich ansäuert, ist der Tenor, der in diesem Thread herrscht: denn so kann man sicher keine besseren Methoden verkaufen, nur Widerstand erzeugen.

Gruß,
Buchstabensalat
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
christine hat gesagt.:
@ Buchstabensalat:

ich find einfach Verallgemeinerungen nicht gut.
christine

christine, die Alternative ist, jeden einzeln mit Namen und Aussage zu nennen, was wiederum mindestens genausoviele auch nicht gut finden werden (ganz zu schweigen davon, daß es jedes Posting ins Unleserliche bringt...)

Gruß,
Buchstabensalat
 
A

Addy

Hey,

allmählich kehrt wieder etwas Ruhe ein und die letzten Beiträge ließen sich gut lesen. Ich hab da tatsächlich in ein Wespennest gestochen, was nicht meine Intention war.

Es ging mir an Hand dieses Beispiels, was natürlich eine prägende Erfahrung war, um einen Vorstoss in die Welt der Mütter, die sich über so viele kleine Dinge freuen dürfen und sich über so viele Dinge den Kopf zerbrechen und vorallem sich damit auseinander setzen dürfen.

Einen Vorstoss in diese Welt, die mir aber verschlossen blieb, weil ich einen anderen Weg gegangen bin. Verschlossen, nicht weil ich es nicht verstand oder nicht sah, sondern weil ich mir damals sagte, dass mein Kind nicht so aufwachsen sollte, wie es klassischer Weise bei Alleinerziehenden dargestellt wird. Ich wollte meinem Sohn all das leisten, was andere Kinder auch bekommen, wenn die Familie etwas kompakter ist. Ich wollte, dass er ein schönes Kinderzimmer hat, ich wollte ihm einen jährlichen Urlaub schenken dürfen, ich wollte ihm immer genug zu essen geben dürfen. Aber wichtig war auch der Einklang, dass er alles wert zu schätzen wusste und nicht mit Geschenken gefüttert wurde. Mir ging es einfach um die gängigen Güter, wie Urlaub oder eine gesicherte Wohnung und gute Ernährung.

Das hieß arbeiten und zwar mit Ziel eine wirklich stabile Basis zu schaffen.

So und dann wurde mir auch klar, dass ich auf meinen Status als klassische Mutter verzichten musste, dass ich dieses zwar in meinem Herzen trug, aber dieses mit ihm nicht so teilen konnte.
Und eine Erfahrung, die mir das beibrachte, war z.B. dieses Erlebnis, wo ich einfach eine Lösung brauchte, damit ich mich körperlich wieder erholen konnte.
Die Einwände die hier vorgebracht haben, hatte ich auch der Ärztein gesagt - gut das Thema ist jetzt erstmal erledigt. Es ist sehr vielseitig hier erläutert worden.

Buchstabensalat hat Recht mit Ihrem Einwand, wenn ich mich damals daneben gelegt hätte, dann wäre der Aufschrei hier nicht so groß gewesen - schön, genau so was wollte ich hören. Einfach mal wissen, was hätte ich besser machen können und zum anderen bin ich es wiederum leid, dass von Müttern immer die Perfektion gefordert wird. Also ich hab durchaus Stärken ausgebaut, deren ich mir bewußt bin und diese haben dafür gesorgt, dass mein Sohn sich beschützt fühlte, auch wenn ich weg war.

Klar bin ich nachdenklich geworden - von Beginn an, als ich die ersten Antworten auf ein anderes Thema las. Ja also selbstständige Mütter werden zum Einen bewundert, aber über die Konsequenzen die damit verbunden sind wird nicht geredet. Tabuthema - weil die vernachlässigt doch ihre Kinder - wir haben es immer gewusst. Es ist schon akzeptabler, wenn eine Frau in der klassisch, schwächeren Rolle lebt. Das ist mein Eindruck, den ich so über die Jahre gesammelt habe.

Nur mal so ein Beispiel: was ich jetzt wirklich nicht als Provokation schildern möchte, sondern wirklich nur als Beispiel ohne jemanden damit angehen zu wollen.

Also Urlaub mit Kind in Spanien:
1. wir schlendern Richtung Hotel und ich trage eine mittelgroßen Wasserkanister und in der anderen Hand meinen Sohn. Da überholte mich ein Paar aus dem Hotel und ich hörte wie die Frau zum Mann sagte: "Lass uns schneller gehen, die sucht nur Mitleid und möchte, dass du ihr Wasser trägst"
2. wir spielen Frisbee am Strand und plötzlich sieht mein Sohn einen Vater mit seinen 2 Söhnen Fußball spielen. Also was macht mein Kleiner, er will dort mitspielen. Der Vater zog seine Kinder zurück und sagte ihm dass er nicht mitspielen dürfe. Mein Sohn war traurig und sagte mir, dass er einen Vater haben wolle - ja und da wurd mir bewußt, dass im Urlaub ja das Familienleben pur vorgelebt wird und ich konnte ihm keinen Vater schenken.

Die Leute haben einfach Berührungsängste. Bloss sich nicht neutral mit Dingen auseinander setzen müssen. Lieber in Vorurteilen schwelgen.

Natürlich ist es schwer immer neutral zu bleiben. Ich bin es leid immer wieder zu hören, dass meine Arbeit schlecht sei. Ich habe immer für eine wirklich gute Betreuung gesucht und täglich abends meine Zeit meinem Sohn gewidmet.

Aber man bricht halt auch mal zusammen - man sucht nach Halt und Lösung und die sucht man nach aussen, damit das Kind von der negativen Stimmung nicht zu viel spürt - Kinder spüren einfach alles.

Ich wollte also wirklich einfach nur eure Gedanken hören, eure Ideen und schauen, was ich mitnehmen kann, auch um zu erfahren, wie ihr mit Stress Sitautionen umgeht.

Hier wurde viel zu viel rein interpretiert. Der Ton gefällt mir nicht, aber ich sehe auch, dass es sachlicher geworden ist. Dass ich ein sesibles Thema angesprochen habe ist mir jetzt klar geworden - das war nicht meine Absicht.

Viele Grüße
 
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