Wo und wann beginnt Erziehung?

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

in der oben von Frau Salat beschriebenen Situation sieht sie das Abklopfen von Regeln, quasi "Testsituationen" " - ist es dann "Grenztesterei"

Und ich nenne das "Forschungsverhalten" - erlernen der Umwelt, ihrer Eigenschaften durch probieren und wiederholen.
Meines Verständnisses will das Kind keine regeln testen sonden verstehen, was passiert wenn... es ist emotions- und wertfrei.
Wenn es um "grenzen testen" geht, ist es schon nicht mehr emotions- und wertfrei.
Wir meinen das Gleiche, nutzen nur andere Worte dafür.
Wenn ich einen Löffel vom Tisch schubse, fällt er runter. Ich nenne das eine Regel, du eine "Eigenschaft der Umwelt". Letztendlich egal, wie es heißt.
Genauso kann ein Kind testen, ob Mama es jedesmal runtersetzt, wenn es beim Wickeln hampelt, oder ob es da verschiedene Reaktionen gibt. Getestet wird die Regel "Mama setzt mich nach dem Hampeln runter".

Wortklauberei ist deshalb so schwierig, weil Menschen Worte oft anders verstehen.

Salat
 

Tigerchen

Gehört zum Inventar
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

ja, wenn das Baby auf die Idee kommen KANN, dass das Heruntersetzen eben mit Hampeln zu tun hat und nciht mit etwas anderem - ich bezweifle, dass ein baby mit 7 Monaten es verstehen kann.
Es versteht nur, dass unfreundlich runtergesetzt wird.

"Regel" - ist etwas, was Erwachsene Kindern setzen.
Eigenschaften der Umwelkt sind sozusagen Gott gegeben - Regeln der Erwachsenen haben schon einen gewissen Unterschied zu Gesetzen der Schwerkraft.
Babys Forschungsverhalten wird zur Erkundung der Welt eingesetzt. Er KANN erst gar nciht wissen, dass Regeln der Erwachsenen gibt und kann diese daher gar ncith testen.
Im Sinne der allgemein so beliebten "Grenztesterei".

Ja, daher ist es ja so wichtig gründlich definieren, was Erziehung ist, da versteht jeder was anderes :)
 

Tigerentchen2110

Rollige Erbse
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Hi!


Sorry nicht das ihr denkt ich sei ausgestiegen oder so, war heute nur viel unterwegs und mein kleiner Lieblingsriese ist heute ziemlich knatschig (blöde Impfung) bzw schläft jetzt grad ne Runde und ich hab grade nicht die Ruhe zumal mein Haushalt grad ziemlich laut ruft. Ich finde die Diskussion aber wahnsinig interessant und hoffe ich hab später mal mehr Zeit.

Ich denk auch vieles ist einfach ne Sache der Begriffsdefinition (im Übrigen meinte ich "Erziehung" eben auch nicht im Sinne von was negativen) und mit einigen Dingen lieg ich instinktiv wohl garnicht sooo falsch. Ich hab aber übrigens durchaus das Gefühl das er einige Sachen so langsam "versteht", also ich mein im Zusammenhang mit "Nein" oder runtersetzen und sowas denn er macht es dann oft zumindest bis zur nächsten Gelegenheit nicht mehr.

LG Julia
 

Petrapan

Geliebte(r)
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Beim Wickeln hatte ich allerdings auch so meine probleme, als er nimmer liegen wollte. Da hab ich ihm (ich glaub da war er 1,5 J.) einfach gesagt, das ich ihn nicht wickeln werd und sein Hose dann irgendwann nass sein wird, weil die Windel es nicht mehr halten wird. Ihm wars egal. Nach einigen Stunden kam er dann und bat mich ihn umzuziehen, weil es zu dick zwischen seinen Beinen wurde und unbequem war. Dann gings.
Ich musste dies immer mal wieder wiederholen, aber es hat dann einigermaßen geklappt.

Da hab ich ja dann noch Zeit - meiner ist erst 8,5 Monate.. ;) Aber der Tipp ist gut. Werd ich mir merken. Man lernt immer etwas "out of the box" auch wenn man selbst schon so einige Interaktionsmöglichkeiten kennt.

Wir haben damals bei Kilian nichts weggeräumt, keine Schubladen gesichert, nichts. Ich habe ihn immer wieder auf Gefahren, ZB den Glastisch in Kopfhöhe hingewiesen und ihm auch gezeigt was passiert wenn er dagegenstößt. Ok, ich habe es 1000 mal gesagt, hab ihn aber immer weglenken können und seine Aufmerksamkeit auf etwas andres ziehen können. Aber es hat geklappt. Wir hatten nie ausgeräumte Schubladen, angemalte Tapeten oder ähnliches. Er hat im Wohnzimmerschrank ein eigenes Fach bekommen, da kam sein Kram rein, den er im Wohnzimmer hatte und das funktioniert bis heute.
Immer wenn ich etwas verboten habe, habe ich ihm eine Alternative angeboten. Das hat geklappt.
Positives Lenken nennt man sowas.

Kenn ich auch diesen Ansatz - es ging vor allem um die gefährlichen Sachen. Er hat seine eigenen Fächer, kann die Stühle durch die Gegend schieben etc. Aber manche Dinge müssen einfach nicht sein und die Sicherheit geht da vor. Denn auch wenn er gar nichts "austestet" passen manche Dinge einfach nicht in das Spielumfeld eines Kindes. Die Konsequenzen sind einfach nicht tragbar. Das Positive lenken hab ich heute wieder mal probiert und es war wunderbar ;)

Wortklauberei finde ich auch gaaaaaaaaaaaaaaaaanz wichtig. Es kommt natürlich immer auf den Ton der Musik an (ich komm hier aus der Gewaltfreien Kommunikations & Mediations Ecke ;))
Ich finde es oft uuuuuuuuuunglaublich wie unterschiedlich die Auffassungen verschiedener Menschen von EIN UND DEMSELBEN WORT sind. Und hier reden wir von verschiedenen gebräuchlichen Worten. 100erte Variationen und Schattierungen. Wenn man dann selbstverständlich davon ausgeht dass die eigene Interpretation des Wortes der Standard ist - crashen schnell mal die Auffassungen aufeinander ohne noch zum Inhalt zu kommen.

Was die "Erziehung/Lenkung/Sozialisierung/Prägung" wie auch immer betrifft finde ich ganz wichtig dass man den Zwergen hilft, ganz direkt zu kommunizieren. Ich will das, oder das will ich nicht.
Wenn er mich mal wieder als Kletterturm benutzt um auf die Couch zu kommen und mir in die KSNarbe steigt. Dann sag ich ihm, dass ich das nicht will. Und meist auch eine beschreibende Begründung dazu. Ich vertraue darauf dass er mich dann schon bald versteht.
Unsere Kommunikation ist schon verkorkst genug ;)

Alles Liebe
Petra
 
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Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Tigerchen, Babies sind Meister im Erkennen von Ursache-Wirkung-Beziehungen. Deshalb merken sie, daß ein Lächeln sich bei Müttern widerspiegelt. Deshalb lernen sie, daß auf Geschrei von ihnen Zuwendung seitens der Mütter erfolgt. Deshalb lernen sie, daß nicht nur Löffel zu Boden fallen, sondern auch Gabeln und Messer, und schlußfolgern schließlich, daß alles zu Boden fällt. Ich traue einem siebenmonatigen Kind absolut zu, daß es die Verbindung "starke Bewegungen an einem bestimmten Ort -> festgehalten werden" genauso gut zieht wie "stilles Liegen -> besonders freundliche Zuwendung".

Salat
 

Tigerchen

Gehört zum Inventar
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Sorry, Frau Salat, dass ich auf diesem Wickeltischbeispiel reite, aber da ist noch Musik drin ;-)

Ursache-Wirkung im Sinne "Löffel fällt immer" erlernt Baby deutlich später als 7 Monate. Dabei ist es viel einfacher als logische Kette, viel anschaulicher und einfach per Experiment herauszufinden als "Wickeltischhampeln"

Mit dem Wickeltisch ist der Zusammenhang viel komplexer, erfordert ja bewusste reflexion und erinnerung an die letzten Paar Ereignisse und vor allem an das eigene Handeln (was habe ich gerade eben gemacht - war das rumhampeln? war das kacka, die abgewaschen wurde, war das dies, was das jenes?).

das 7 Monate altes Baby kann Ursache-Wirkung "hampeln-festgehalten werden" sicher schnell merken. Wirkung "hampeln- mama böse, auf den boden gesetzt" - definitiv nicht. Zwischen hampeln und festhalten besteht ja ein klarer Zusammenhang, rein körperlich - eine Bewegung wird unterdrückt.
Wie man böses Gesicht mit Hampeln in Verbindung bringen soll, weiss ich cniht. Da gibt es keine direkte Verbindung, keine Logik. Alleine weil Mama mal weniger mal mehr böse ist, mal gar nciht, weil das Baby ja mal mehr mal weniger hampelt... ach so, Baby muss ja noch schnell (na beim ersten Versuch schon) verstehen, dass hampeln ja unterschiedlich stark ausfallen kann und Mama ja nur beim besonders starken Hampeln böse wird. Sonst nur ein bisschen. Oder eben ncith, weil sie gut drauf ist und heute kein Problem mit dem mäßigen Hampeln hat...

Du siehst ja, mir fällt es ja auch Erwachsene schon schwer den Zusammenhang hampeln-mama böse zu ergründen. Was soll ich tun - normalerweise hätte ich das schon mit 7 Monaten verstehen sollen... :heilisch:
 

Petrapan

Geliebte(r)
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Sorry, Frau Salat, dass ich auf diesem Wickeltischbeispiel reite, aber da ist noch Musik drin ;-)

Ursache-Wirkung im Sinne "Löffel fällt immer" erlernt Baby deutlich später als 7 Monate. Dabei ist es viel einfacher als logische Kette, viel anschaulicher und einfach per Experiment herauszufinden als "Wickeltischhampeln"

Mit dem Wickeltisch ist der Zusammenhang viel komplexer, erfordert ja bewusste reflexion und erinnerung an die letzten Paar Ereignisse und vor allem an das eigene Handeln (was habe ich gerade eben gemacht - war das rumhampeln? war das kacka, die abgewaschen wurde, war das dies, was das jenes?).

das 7 Monate altes Baby kann Ursache-Wirkung "hampeln-festgehalten werden" sicher schnell merken. Wirkung "hampeln- mama böse, auf den boden gesetzt" - definitiv nicht. Zwischen hampeln und festhalten besteht ja ein klarer Zusammenhang, rein körperlich - eine Bewegung wird unterdrückt.
Wie man böses Gesicht mit Hampeln in Verbindung bringen soll, weiss ich cniht. Da gibt es keine direkte Verbindung, keine Logik. Alleine weil Mama mal weniger mal mehr böse ist, mal gar nciht, weil das Baby ja mal mehr mal weniger hampelt... ach so, Baby muss ja noch schnell (na beim ersten Versuch schon) verstehen, dass hampeln ja unterschiedlich stark ausfallen kann und Mama ja nur beim besonders starken Hampeln böse wird. Sonst nur ein bisschen. Oder eben ncith, weil sie gut drauf ist und heute kein Problem mit dem mäßigen Hampeln hat...

Du siehst ja, mir fällt es ja auch Erwachsene schon schwer den Zusammenhang hampeln-mama böse zu ergründen. Was soll ich tun - normalerweise hätte ich das schon mit 7 Monaten verstehen sollen... :heilisch:

hmmm, ja. Allerdings hatten wir hier 2 Szenarien - einmal auf den Bauch drehen wollen und festhalten/dagegenhalten, bzw. herumhampeln und dann halt in allen Lebenslagen wickeln.
Ersteres ist weniger komplex, bei letzterem bringt in unserem FAll kein böses Gesicht etwas weil, er das in den meisten Positionen gar nicht sieht ;) wird aber auch nicht "erzogen"
 

Tigerentchen2110

Rollige Erbse
AW: Wo und wann beginnt Erziehung?

Hi!


Danke für eure Antworten, Sorry ich hatte einfach vorher nicht die Ruhe für das komplexe Thema, schreib schon seit gestern an dem Text weil immer was dazwischenkam und weiß grad garnicht wo ich anfangen soll, ihr habt so viel interessantes geschrieben. Nicht böse sein wenn ich nicht einzeln zitiere.

Ich finde mich in einer Mischung eurer Ansichten wieder und denke das ich einiges schon ganz richtig mache, zb das mit den Alternativen-Anbieten etc. "Wortklaubereien" sind natürlich so ne Sache aber das Kabel vom Staubsauger muss ja nunmal ne Grenze sein :lol:, ob man das jetzt Forscherdrang nennt oder Grenzen austesten (mir ppersönlich gefällt in dem Fall ersteres auch besser)


Selbstverständlich glaub ich nicht das er ein Tyrann ist, uns ärgern will etc. In dem Moment hatte ich wohl grad heftig Selbstzweifel, denn manchmal erscheint es mir so als hinge er viel mehr an meinem Mann und ich denke dann eben ich mach irgendwas falsch oder unterschätze mein Kind vielleicht wirklich gewaltig aber das er nix aus Boshaftigkeit tut ist mir klar, kann er noch garnicht, mein Süßer!

Im Übrigen möchte ich nochmal klarstellen das mein Mann kein Rabenpapa ist oder so, um Gottes Willen! Ich glaube auch nicht das er wirklich so denkt. Kann er an sich garnicht denn im allgemeinen ist unser kleiner Schatz wirklich superpflegeleicht (und da glaub idch das meinem Mann das nicht so gaaaanz bewusst ist) und es ist ja nicht so das er uns wirklich stressen würde. Er ist halt nur ein Kind das wirklich früh schon Bespassung und Action forderte und da ich halt aufgrund meiner Behinderung schon hier und da Hilfe brauch strengt das halt Abends schon an. Zudem kennt Mein Mann durch seinen Beruf wohl einfach viele Negativbeispiele (älterer Kinder) von seiner Auffassung nach zuviel betüddeln kennt und befürchtet ich würde so. Dazu muss man aber auch dazusagen das er so wie ich das mit bekommen habe EXTREM streng und restriktiv erzogen wurde.

Zudem kann man(n:lol:) so schlecht einschätzen was son Knopf jetzt versteht und was nicht bzw wir sind uns zb. ziemlich sicher das er einfache elementare Begriffe wie Hunger/Essen/Flasche Mama/Papa etc versteht/kennt, und ich glaub das mein Mann ihn dadurch halt oft überschätzt weil er irgendiwe nicht kapiert das Zwergi natürlich das Wort Hunger trotzdem noch nicht in Zusammenhang mit was abstrakterem bringen kann und nicht versteht das er jetzt 2 Min warten muss weil Mama grade aufm Klo sitzt und Papa gerade die TK-Waren vom Einkauf verstaut, jetzt nur mal so als Beispiel.

Gibt es eigentlich irgendwo gesicherte Erkenntnisse über Sprachverständnis bei Babys? Das würde mich nämlich wirklich mal interssieren, denn wir hatten schon Situationen wo ich ziemlich blöd geguckt hab udn gern wüsste ob wir uns das eigebildet haben (Ich möchte das jetzt noch nicht ausführen weil ich Angst hab das ihr mich für nicht ganz dicht haltet). Im Übrigen schrieb Tigerchen irgendwo das Babys von Natur aus sozial sind, das kann ich nur unterschreiben. Unser Sohn schien schon im Krankenhaus nach einigen Tagen begriffen zu haben das ich manchmal etwas länger brauche als Papa.


Sorry mein Kind ruft.

LG Julia
 
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