Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Volleybap

Herzkönig
AW: Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Natürlich ist und kann die Diskussion in diesem Forum nicht paradiesisch sein. ABER im Vergleich zu vielen anderen Foren wird sich hier oft bemüht, den anderen zu verstehen.

Das größte Problem in einer schriftlichen Forendiskussion ist, wenn "mein" Text, "meine" Argumente von anderen interpretiert werden - und zwar anders, als sie gemeint sind. Und wenn "meine" Richtigstellung nicht anerkannt wird, sondern auf der ersten Interpretation bestanden wird. Sprich: Es wird versucht, "mich" in einen Rahmen zu packen. Die Argumente sind dann gar nicht mehr wichtig. Es wird nur nach der Bestätigung des vorgefertigen Bildes des Diskussionspartners? -gegners? gesucht.
Frage also: Pflegen wir einen Diskussionsstil, in dem wir unserem Gegenüber auch mal zugestehen, unglücklich zu formulieren und dann später richtig zu stellen?
Pflege ICH einen Diskussionsstil, in dem ICH bei einer Antwort sage: ICH habe Dein Posting so und so verstanden. Stimmt das? Wenn es so wäre, dann meine ich aber...


Ich persönlich bin dankbar, dass ich bei vielen Diskussionen hier nachfragen kann. Gegenargumente bringen kann. Auf diese Argumente kommen dann Antworten. Das trägt für mich erheblich zur Meinungsbildung bei. Die Stärke meiner Argumentation beweist sich erst, wenn ein starkes Gegenargument kommt. Erst das zeigt die Belastbarkeit. Und zeigt, ob ich die verschiedenen Möglichkeiten berücksichtigt habe. Jede Diskussion, offen geführt, erweitert eigentlich meinen Horizont.
Gerne mehr davon ...
 

La Bimme

Leseratte
Moderatorin
AW: Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Wir wissen bestimmt alle das nicht alle so sind... weder bei uns deutschen, noch bei den Ausländern, noch bei ..... aber das wollte ja bestimmt auch niemand sagen!

Mit etwas mehr Ruhe schreib ich dazu aber heute abend gern noch mal was.
 

La Bimme

Leseratte
Moderatorin
AW: Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Ach, irgendwie kann ich mich nicht besonders gut sortieren.
Aber ich wollte trotzdem noch mal was dazu schreiben.

Wenn man weiß, dass "nicht alle so sind" und man das auch nicht sagen will, darf man aber auch die Augen nicht davor verschließen, dass es einfach mal gefährlich ist zu sagen "DIE ...."
(die Ausländer, die Kinder heutzutage, die Frauen, die Männer, die Jugendlichen...."
Es liegt in der Natur von Verallgemeinerungen, Bilder zu erzeugen. Dieses Bild fällt dann aber eben auch auf die zurück, die man eigentlich nicht gemeint hat.

Frauen können keine Karten lesen. Und schon muss ich als Beifahrerin einen himmelschreienden Umweg mitmachen und einen Zeitverlust in Kauf nehmen, nur weil der Chauffeur sich nicht überzeugen lässt.

Ausländer sind schrecklich laut, sagt sich der Rentner, der über einer Bude mit ausländischen Studenten wohnt. Wäre es bei deutschen Studenten zwingend leiser?

Der Unterschied zwischen Ausländern auf der einen Seite und Studenten Frauen Männern Kindern etc. auf der anderen Seite ist nur der (und das meine ich einfach sachlich-feststellend und ohne Pathos):
Wegen Studenten Frauen Männern Kindern hat es nie Kriege gegeben. Nur Vorbehalte gegenüber Fremden sind, glaube ich, etwas, was einfach tief drinsitzt und vielleicht durchaus erklärbar ist. Aber Vorbehalte werden durch Bilder verstärkt und Bilder durch Verallgemeinerungen. Persönliche Vorbehalte gegenüber Studenten Frauen Männern Kindern bleiben oft individuell. Vorbehalte gegenüber Fremden/Ausländern/Migranten werden sehr viel schneller kollektiv und dann sehr viel gefährlicher.

Und deshalb finde ich es schon wichtig, dass das, was einen stört, anders definiert wird als mit "Ausländer":
Stört mich kriminelles Verhalten, sag ich halt "Krimineller".
Stört mich pubertäres Verhalten, sag ich halt "Jugendliche". (Ja, ich weiß, auch das ist eine Verallgemeinerung... ;-) )
Stört mich riskantes Verhalten im Straßenverkehr, sag ich halt "Raser".


Es sei denn, jemanden stört die Tatsache an sich, das einer Ausländer ist. Aber dann ist man definitiv ausländerfeindlich.
 
E

Enie

AW: Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Ich dank Dir SEHR für diesen Beitrag, Katja.

(Wobei ich ihn im Ursprungsthread besser aufgehoben fände.)
 

Nina

Gehört zum Inventar
AW: Warum diskutiert Ihr eigentlich z.Z. so ungern?

Ach, irgendwie kann ich mich nicht besonders gut sortieren.
Aber ich wollte trotzdem noch mal was dazu schreiben.

Wenn man weiß, dass "nicht alle so sind" und man das auch nicht sagen will, darf man aber auch die Augen nicht davor verschließen, dass es einfach mal gefährlich ist zu sagen "DIE ...."
(die Ausländer, die Kinder heutzutage, die Frauen, die Männer, die Jugendlichen...."
Es liegt in der Natur von Verallgemeinerungen, Bilder zu erzeugen. Dieses Bild fällt dann aber eben auch auf die zurück, die man eigentlich nicht gemeint hat.

Frauen können keine Karten lesen. Und schon muss ich als Beifahrerin einen himmelschreienden Umweg mitmachen und einen Zeitverlust in Kauf nehmen, nur weil der Chauffeur sich nicht überzeugen lässt.

Ausländer sind schrecklich laut, sagt sich der Rentner, der über einer Bude mit ausländischen Studenten wohnt. Wäre es bei deutschen Studenten zwingend leiser?

Der Unterschied zwischen Ausländern auf der einen Seite und Studenten Frauen Männern Kindern etc. auf der anderen Seite ist nur der (und das meine ich einfach sachlich-feststellend und ohne Pathos):
Wegen Studenten Frauen Männern Kindern hat es nie Kriege gegeben. Nur Vorbehalte gegenüber Fremden sind, glaube ich, etwas, was einfach tief drinsitzt und vielleicht durchaus erklärbar ist. Aber Vorbehalte werden durch Bilder verstärkt und Bilder durch Verallgemeinerungen. Persönliche Vorbehalte gegenüber Studenten Frauen Männern Kindern bleiben oft individuell. Vorbehalte gegenüber Fremden/Ausländern/Migranten werden sehr viel schneller kollektiv und dann sehr viel gefährlicher.

Und deshalb finde ich es schon wichtig, dass das, was einen stört, anders definiert wird als mit "Ausländer":
Stört mich kriminelles Verhalten, sag ich halt "Krimineller".
Stört mich pubertäres Verhalten, sag ich halt "Jugendliche". (Ja, ich weiß, auch das ist eine Verallgemeinerung... ;-) )
Stört mich riskantes Verhalten im Straßenverkehr, sag ich halt "Raser".


Es sei denn, jemanden stört die Tatsache an sich, das einer Ausländer ist. Aber dann ist man definitiv ausländerfeindlich.

Katja, darf ich mal? :bussi:. Auch wenn´s eigentlich nicht hierher gehört, aber ich hab im anderen Thread dreimal einen Beitrag angefangen, wieder gelöscht und dann aufgegeben, weil ich´s nicht formulieren konnte.

Viele Grüße,
Nina
 
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