AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider
Liebe Johanna,
ich weiss, dass ich Gefahr laufe, herablassend zu klingen, aber ich versichere Dir, dass das keineswegs so gemeint ist - dies als Vorwort
Schau, als mein erstes Kind neunzehn Monate alt war und ich meine gesamte Zeit dafür verwenden konnte, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und seine kleine Welt zu beobachten, da dachte ich auch : *pah*, was brauch ich denn mehr, man muss nur aufs Kind schauen.
Dann kamen aber noch andere Kinder, das neunzehn Monate alte Kind entwickelte sich zu einer sehr willensstarken Persönlichkeit - und diese kollidierte dann immer öfter mit den Bedürfnissen von uns als Familie. Die Probleme häuften sich und das wohlmeinende Umfeld gab wohl wem schuld? Klar - mir der Mutter. Und dann habe ich festgestellt, dass die Bedürfnisse des Kindes erkennen und befriedigen ein wichtiges Grundprinzip ist - aber das allein reicht nicht.
Welchem Erziehungsstil man folgt, empfinde ich gar nicht mal als so relevant - Hauptsache, man hat einen und ist selber konsequent in seinen Vorgaben. DA hapert es in meinen Augen nämlich am meisten, wenn Probleme kommen.
Beispiel : warum soll es ein Kleinkind verstehen, dass man nicht an den Haaren reissen darf, wenn in seiner Babyzeit es alle so süss fanden, wenn es genau das getan hat? Was passiert wohl, wenn dann da ein "nein" kommt - das Kind trotz - und zwar irgendwie zu recht. Aber das muss man erst mal selber sehen, dass man bisher anders reagiert hat....
Erziehungsbücher haben in meinen Augen ein ganz wichtiges Element in sich : nicht der Umgang mit dem Kind wird "angeleitet", sondern man wird selber animiert, sich selber zu hinterfragen, warum man etwas verbietet, etwas erwartet, etwas verlangt und warum man manche Dinge erlaubt. Die eigene Persönlichkeit wird (sollte *g*) stabilisiert werden, damit man Kinder erziehen kann.
Und die Definition von ERziehen heisst für mich nicht - ich erZIEHE sie in eine Richtung, sondern ich gebe ihnen Leitlinien, wie sie sich in der Welt bewegen sollen, ohne überall anzuecken und mit einem guten Selbstgefühl.
Es wäre natürlich schön, wenn man einfach die Bedürfnisse des Kindes erfüllen könnte und alles läuft wunderbar - aber es wird garantiert auch bei Dir der Tag kommen, wo Deine Bedürfnisse (wir müssen aus dem Haus, wir haben einen wichtigen Termin) mit dem Bedürfnis Deines Kindes (ich will jetzt spielen) kollidiert - und dann brauchst Du vermutlich den Austausch über Erziehung. Und wenn Du das nicht brauchst, weil Du instinktiv immer den guten Weg findest, dann ziehe ich meinen Hut vor Dir....
Liebe Grüsse, Jacqueline