Mathe-Förder und mein Sohn...

Nicky

Dauerschnullerer
... will nicht hin.

Guten Morgen,

ich überleg schon die ganze Zeit was ich tun soll.

Nik ist super in Mathe. So gut, das er sich langweilt und zusammen mit anderen Mathe-Spezies aus den ganzen dritten Klassen in einen Förderkurs für richtig gute Mathekids gesteckt wurde.

Nun war er noch nicht sehr oft dort. Aber er hat jetzt schon beschlossen, dass er da nicht hin will. Er hat ein Problem damit. Ich vermute, so richtig rückt er noch nicht raus, dass es daran liegt das dort geknobelt wird und er ein Problem damit hat das er nicht mehr alles sofort richtig hat. Vor anderen zu versagen wäre für ihn ziemlich schlimm. Deshalb haben wir schon Schlagzeugunterricht auf Eis legen müssen. Er blockierte sobald er merkte das der Unterricht mit einem anderen Jungen statt findet.

Heute früh - letzte Woche war er wegen MD krank geschrieben - war es so schlimm, dass er mit Tränen in den Augen bat nicht in die Schule gehen zu müssen und dann trotzig murrte, dass dies das letzte Mal sei.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Er macht das noch nicht lange und ich glaube, es täte ihm gut dem Förderunterricht noch etwas Zeit zu geben.
Ich glaube auch, es tut ihm gut wenn er lernt, mit solchen Situationen umzugehen und nicht nur gefordert zu werden sondern auch mal etwas nicht zu schaffen und zu merken, das davon die Welt nicht untergeht.

Aber ich will auch nicht, das mein Kind mit Bauchweh in die Schule geht. Ich will nicht, dass er Tränen in den Augen hat. Und ich fühl mich als hab ich ihn im Stich gelassen weil ich drauf bestand, dass er heute in die Schule geht.

Was soll ich tun? Er ist so verdammt klug. Ich war so froh, dass er jetzt in einem Kurs ist, in dem er sich nicht langweilt sondern sich mal anstrengen muß.

Und spätestens auf der weiterführenden Schule in anderthalb Jahren muß er durch sowas durch. Da kann ich nicht mehr einfach den Klassenlehrer anrufen und verhandeln!

Ich bin total wirr, sorry. Das hat mich grad so erschreckt, ich wußte nicht das er so drauf ist. Ich überlege hin und her, ob ich nachher im Sekretariat anrufe (erst ab halb elf besetzt) und mir einen Termin beim KL geben lasse.
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Meine Tochter hat Zusatzaufgaben im regulären Matheunterricht bekommen, die sie lösen durfte sobald der reguläre Stoff ihrerseits bearbeitet war. Wenn dein Sohn nicht in den Förderkurs mag, würd ich ihn da rausnehmen bevor man ihm den Spaß an der mathemathik verdirbt. Nicht jedem liegt das reine Knobeln. Meine hat jetzt in der 4. als Zusatzaufgaben Matheolympiadeaufgaben Niveau 5. Klasse - aber sie liebt sowas, macht auch supergern Sudokus.

Ich würde dringend mit dem Klassenlehrer reden und nach einer Möglichkeit suchen, die allen gerecht wird.
 

Nicky

Dauerschnullerer
AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Was mich verwirrt: Wir haben keine Info darüber bekommen, das Nik in diesem Förderkurs ist. Das ist, wie gesagt, einer für die richtig guten Schüler. Einverständnis unsererseits war nicht von Nöten. Jetzt ist halt auch die Frage: Kann ich fordern, dass er da wieder herausgenommen wird?

Der Kurs wird, glaube ich, nicht von seinem Klassenlehrer sondern von einer anderen Lehrerin geführt. Er hat diesen Kurs erst seit Ende der Weihnachtsferien.

Ich werde in zwei Stunden in der Schule anrufen und mir auf jeden Fall erstmal einen Termin geben lassen. So zeitnah wie möglich. Dann werde ich genauestens erfragen WAS das jetzt für ein Kurs ist, WARUM Nik da drin ist und was wir tun können. Mit Bauchschmerzen soll er nicht in die Schule.

Ich weiß selbst wie furchtbar das ist, ich hatte panische Angst vor Spanisch. Teils wünsche ich mir, ich wäre damals entsprechend motiviert worden. Aber als Schüler ists aus, wenn man blockiert.

Heut nachmittag schnapp ich mir Nik und geh mit ihm einen Kakao trinken. Er soll mir nochmal ganz genau erklären, was für ihn so schlimm ist. Das war heute zwischen Tür und Angel nicht möglich.

Kann ich ihn also einfach aus so einem Kurs nehmen, wenn für den Kurs an sich wohl nicht mal mein Einverständnis erforderlich war?
 
P

Paulchen

AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Ich würde mein Kind nicht in einen ZUSATZkurs schicken, in den er nicht gehen will. Warum auch? Wenn er seine normalen Arbeiten gut erledigt, dann ist doch alles gut. Wieso bist du nicht informiert worden über den Förderkurs - verstehe ich nicht.

Dein Kind ist doch gerade 9, er sollte seine regulären Aufgaben erledigen und den Rest Freiheit genießen, bevor er auf die weiterführende Schule kommt. Da ist er wieder älter und dann wird er Zeit genug haben, zu lernen, was (neben dem kognitiven Lernen) wichtig ist.

Ansonsten finde ich deinen Weg doch gut - mit der Klassenlehrerin sprechen und mit der Förderkurslehrerin. Vielleicht gibts auch Kinder in diesem Förderkurs, die ihn belasten, ärgern oder so?

Dass er so eine geringe Schwelle hat, was die Leistung angeht, finde ich allerdings betrachtungswürdig und daran könntet ihr gut gemeinsam arbeiten. Das musste auch mein Kind lernen, als ich dann endlich irgendwann wusste, woran es lag und dass es nicht die Versagensangst war sondern etwas anderes.

Alles Gute und immer dran denken: Kinder leisten gern. Und wenn sie nicht gern leisten, dann stimmt was nicht.
 

Nicky

Dauerschnullerer
AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Paulchen,

seine Versagensängste machen uns schon lange Sorgen. Ich werde damit auch nochmal zu unserem neuen Arzt gehen. Der alte Arzt hat uns, als wir das Ganze schilderten, lediglich eine Erziehungsberatung ans Herz gelegt. Aber der wollte auch eine Blockade im Nackenbereich mit Ibuprofen-Salbe ab 14 Jahren wegcremen. *augenroll*

Nik hat das seit wir denken können. Vor allem Neuen hat er erstmal gescheut und erste Schritte mußten alleine passieren. Sonst ging garnichts. Da geht eine Mauer hoch und wir kommen nicht mehr durch. Hinterher ärgert er sich oft über sich selbst. Wir dachten im Sommer, wir haben es endlich im Griff. Und dann sitzt da ein zweiter Junge im Schlagzeugkurs und es war aus.

Er wird neun, so geht das nicht weiter. Aber ich bin ja nun schon den ganzen Morgen am Grübeln und ihn das in einem solchen Förderkurs überwinden zu lassen, das wäre kontraproduktiv.

Er ist übrigens nicht in einem Zusatzkurs sondern einmal in der Woche in der Mathestunde statt in seiner Klasse eben in dieser Bestengruppe. Zusammen mit vier aus seiner eigenen Klasse und noch ein paar Kids aus den zwei Parallelklassen. Es ist also kein Zusatzkurs in dem Sinne sondern eine Stunde in der statt des regulären Unterrichts eine spezielle Förderung statt findet. (Edit: Deshalb hab ich das auch erst mitbekommen als Nik mir hinterher davon erzählte. Info an uns gab es darüber nicht.)

Daheim liebt er solche Knobelsachen. Aber halt für sich. Er hat die Mathestars Knobelaufgaben für Klasse 3, das ist gar kein Ding. Aber da ist er halt allein, wenn was mal falsch ist.

Was mich in eine denkbar schlechte Diskussionsposition bringt, das ist die Tatsache, dass er diesen Kurs wohl erst zweimal besucht hat (ich habe grade mal nachgesehen, öfter kann er noch nicht stattgefunden haben). Aber so geht das echt nicht.

Ich werde vorschlagen, dass er erstmal im Mathepirat Online angemeldet wird und sich darüber selbst fördern kann. Und mit Nik muß ich wirklich nochmal ernsthaft reden.
Und einen Termin bei der neuen Ärztin machen. Vielleicht hat die eine Idee wie man mit dieser Blockade umgehen und sie abbauen kann. Aber das ist ja ne andere Baustelle.
 
P

Paulchen

AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Ich würde dir einen Osteopathen empfehlen. Du schreibst so schön von Blockade - bei uns hilft der Osteopath sehr gut auch bei innerlichen Blockaden, die häufig im Nackenbereich "gelöst" werden können. Sehr spannend!

Dann kann ich dir auch die Erziehungsberatung empfehlen. Dort waren wir auch schon mal. Ich nutze alle Hilfe, die ich bekommen kann, wenn ich Probleme mit mir oder meinem Kind habe. Warum auch nicht - dafür sind sie da. Es hat uns damals sehr gut geholfen!

Ansonsten würde ich genau zuhören, wenn dein Sohn erzählt. Oft wissen die Kinder ja selber nicht, warum sie nicht hinwollen. Das geht einem ja auch als Erwachsenem so (ich bin gerade beim Coaching und muss oft lachen oder weinen, wenn ich ganz klare Dinge plötzlich sehen kann die vorher hinter dem Balken vor meinen Augen verdeckt waren).

Mein Kind hatte anderthalb Jahre Bauchweh, wir haben einfach nicht herausbekommen, woran es lag. Er ging gern in die Schule, er lernte gern, alles war eigentlich in Ordnung. Als wir dann die Schule gewechselt haben, kam erst raus, was in der alten so "gelaufen" war. Seit dem Schulwechsel gibt es kein Bauchweh mehr hier. Er konnte das selber gar nicht zuordnen.

Von daher finde ich, du solltest das "Nein" deines Sohnes in erster Instanz positiv werten. Er traut sich, dir zu sagen, wenn er etwas ablehnt (das hat mein Sohn leider nicht gelernt, ich bin sehr dominant :(). Und ihr solltet, vielleicht gemeinsam mit Schulpsychologe oder Erziehungsberatung, daran arbeiten, zu erforschen, wann die Grenzen warum erreicht sind. Generell finde ich es eigentlich gut, wenn jemand ganz klar fühlt und sagt, wenn er etwas nicht will. Ich muss das nämlich gerade mit Mitte 40 lernen und das ist ein sehr schmerzhafter Vorgang. Andererseits ist es auch wichtig, Grenzen und Ängste zu überwinden und zu erkennen, dass Ängste oft nur im eigenen Kopf bestehen.

:) Kein leichtes Thema!!!!
 

Nicky

Dauerschnullerer
AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Nein, absolut kein leichtes Thema.

Der Rat mit dem Osteopathen ist gut, danke. Wir haben im Moment Überweisungen zur Krankengymnastik, damit die Blockade dort durch Übungen gelöst werden soll.

Das Nik mir das Nein! so klar kommuniziert, das ist eigentlich eher normal. Wir reden sehr viel und oft und bis auf eine Ausnahme ist er bis jetzt eigentlich immer zu mir gekommen. Ich glaube, er kann das im Moment selbst nicht so genau erklären. Sonst hätte er mir früher gesag wie arg ihn das belastet.
Das ihm der Kurs nicht so gefallen hat, das hat er mir direkt gesagt. Vor 2 Wochen war das aber da sind wir im Gespräch überein gekommen, dass er dem Kurs mal eine Chance gibt bis die Zeugnisse da sind. Das war ja ein übersehbarer Zeitraum, Zeugnisse gibts nächste Woche Freitag.
Er meinte zu dem Zeitpunkt jedenfalls nur, dass ihm der Kurs nicht so viel Spaß machen würde. Aber er würde sich das nochmal ansehen.

Aber so lang warte ich jetzt nicht mehr, das ist klar.

Erziehungsberatung kam bei mir damals erstmal schief an. So nach dem Motto: Du machst was falsch wenn dein Kind so ein Problem hat. Nik legt das ja seit dem Krabbelalter an den Tag, mal mehr und mal weniger. Bei diesem Ex-Arzt ist das auch kein Wunder. Der hat hier einen immer weiter wachsenden schlechten Ruf. (Wir sind nach einigen Vorfällen inzwischen mit beiden Kids dort weg.)
Inzwischen denke ich, dass ich mal zu einer dieser Familienberatungsstellen gehe. Da fühl ich mich wohler bei. :)

Nein sagen ist für mich schwer, wenns um mich geht. Die Jungs wissen, dass ich sie da ernst nehme. Nik ist dieses Jahr auf eigenen Wunsch aus Religion befreit. Er weiß schon, dass ich ihn da ernst nehme.

Deshalb hab ich ja so ein schlechtes Gewissen das er heute trotz seines plötzlichen Ausbruchs in die Schule mußte. Aber das ging einfach nicht mehr anders. Er hat letzte Woche und am Montag gefehlt, ohne Grund kann ich ihn da heut nicht blau machen lassen.
 
P

Paulchen

AW: Mathe-Förder und mein Sohn...

Bei uns war die Erziehungsberatung von der Familienberatungsstelle, äh, nee, Caritas. Das war total sachlich. Außerdem ist es schon so, dass ich selber Dinge anders, besser machen musste, da hatten die bei mir schon recht.

Mein Kind kann auch nein sagen, so ist es nicht, aber oft merkt er einfach die Grenzen selber nicht. Vielleicht habe ich sie schon zu oft überschritten, weil ich nicht besonders feinfühlig bin, ich selber bin sehr hart und streng erzogen. Wir arbeiten daran.

Den Ostopathen will ich dir nochmals besonders ans Herz legen. Meinen Sohn hat das echt umgekrempelt. Wenn er wieder mal so ganz seltsam, unausgelastet, nöggelig ist, dann gehen wir zum "Einrenken" und in das Behandlungszimmer geht ein muffiges Kind rein. Nach einer Stunde kommt ein ganz anderes, fröhliches, entspanntes Kind heraus. Der Osteopath sagte mir, dass Paul es gar nicht merkt, wenn er Blockaden hat, weil er es, seit er Baby ist, ja immer so kennt und es für ihn "normal" ist. Daher kann er uns auch nie sagen, wenn er wieder hin muss, wir merken es einfach am Verhalten inzwischen.
 
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