Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

lena_2312

Fotoholic
- vorsicht lang-

Man wünscht sich ab der 38. Schwangerschaftswoche nichts sehnlicher als den kleinen Wurm bald im Arm zu halten. Dann irgendwann arrangiert man sich damit, dass das Würmchen ja auch erst am ET bzw. auch danach kommen könnte. Um so überraschter ist man, wenn es tatsächlich urplötzlich losgeht. :) Donnerstagabend (19.03.) haben wir das Wochenende noch fest verplant und so dachten wir überhaupt nicht daran, dass wir davor noch zum Babykuscheln kommen würden…

Die Nacht vom 19. zum 20.03. war sehr unruhig, ich selbst konnte nicht einschlafen, da ich dauernd auf Toilette musste und irgendwann in der Nacht kam auch noch unsere Große und klagte wieder einmal über (Wachstums)schmerzen in Knie und Bein. An Schlaf war da nicht zu denken… irgendwann schlief ich doch ein. Der Krümel im Bauch war die ganze Nacht über extrem ruhig.

Freitag früh um 7 wachte ich durch wildes Boxen im Bauch auf und trollte mich schlaftrunken aus dem Bett um Lena für den Kiga noch fertig zu machen. Plötzlich hatte ich eine leicht feuchte Hose, dachte noch bei mir, dass ich doch blöd sei und gefälligst mein 1. Gang früh zum Klo sein sollte statt ins Kinderzimmer ;-). Auf Toilette merkte ich dann, dass noch mehr Flüssigkeit wegging, nicht schwallartig, aber immer etwas. Die Vorgeschichte meiner Freundin hatte mich vorsichtig werden lassen und ich hatte schon jede Menge Vorlagen zu Haus gebunkert für den Fall, dass die Fruchtblase platzt :) Darauf zeigte sich dann auch ganz deutlich eine leicht rosa Färbung und so war für mich dann klar, DAS ist Fruchtwasser. Der Krümel im Bauch turnte munter vor sich hin und so hab ich erst einmal Mann und Kind losgeschickt, natürlich nicht ohne meinem Mann den Hinweis zu geben, WAS da passiert und dass er sich bereit halten soll. Grinsend (und Lena nix ahnend) verließen sie das Haus und ich schnappte mir erst mal das Telefon und rief meine (Beleg-)Hebamme (S.) an…

Sie war total überrascht und wollte mir erst nicht glauben, dass es tatsächlich ein Blasensprung sein sollte. Leichte Regelschmerzen hatte ich dazu, sonst aber nichts was man WEHEN nennen konnte. Gegen halb 10 stand sie dann fröhlich lächelnd in der Tür, sie freute sich, da es Freitags immer recht ruhig im Kreißsaal zugeht und auch noch ein netter Arzt Dienst hatte. Nun gut, Untersuchung des Muttermundes ergab 2cm, es hieß also noch warten und ablenken. Sie wollte dann wieder nach 3h nach mir schauen (es sei denn ich melde mich vorher).

Ich sollte mich noch ausruhen, wieder hinlegen, aber sobald ich lag wurde mir schlecht und schwarz vor Augen, also bin ich die ganze Zeit herum gelaufen und hab mich ab und an nur hingesetzt und mich noch im Forum etwas abgelenkt.
Im Laufen wurde das Ziehen ein wenig stärker, im Sitzen verschwand es wieder. So zog es sich bis zum Nachmittag. 14 Uhr kam S. wieder, MuMu war bei 3cm und ich war leicht deprimiert. Wenigstens war der Kopf weiter nach unten gerutscht, das Ziehen hatte also was bewirkt. Mein Mann trudelte zu Hause ein und dann kamen noch die Großeltern vorbei um Lenas Sachen zu holen, sie wollten sie gleich aus dem Kiga holen und mit zu sich nehmen, dass wir in Ruhe noch so lange zu Hause bleiben könnten wie nötig.

15 Uhr waren alle, bis auf meinen Mann, wieder weg und dann wurde das Ziehen auch stärker. Teilweise musste ich schon ganz schön veratmen und dachte nur, dass es ja heiter werden kann, wenn es jetzt schon weh tut. Aber erstaunlicherweise gewöhnt man sich sehr schnell an die immer höher werdende Schmerzintensität.
15.45 Uhr hab ich dann S. angerufen, dass ich es nicht mehr daheim aushalte und wir 16 Uhr in die Klinik fahren. Wir wollten uns dort dann 16.30 Uhr mit ihr treffen.

Halb 5 im Kreißsaal angekommen wurde erst mal CTG geschrieben, Wehen zeichnete das nicht wirklich auf und so durfte mein Mann immer einen Strich bei jeder Wehe machen ;-) MuMu-Befund war bei 8cm, holla nun gings aber los. S. hat schnell noch eine Kanüle im Unterarm gelegt und ich musste permanent auf Toilette ;-), aller 2 Wehen bin ich mit dem mobilen CTG dahin gerannt…

18 Uhr war der Mumu vollständig verstrichen und ich muss ehrlich sagen, dass die Schmerzen bis dahin erträglich waren, aber was dann kam war einfach die Hölle. Luca saß noch nicht tief genug im Becken und so dauerte die Übergangsphase ziemlich lang. Das waren 2,5h mit nahezu unerträglichen Wehen, die sich nur auf Symphyse und Lendenwirbelsäule auswirkten. Die 1min Pausen zwischendurch brachten nicht wirklich Zeit zum Verschnaufen, da die Symphyse auch in den Pausen höllisch weh tat. In jeder Wehe bin ich nach vorn zusammengesackt und S. bekam Zweifel, ob vielleicht doch was mit der KS-Narbe ist, da ich dort über permanente Schmerzen klagte. Sie selbst tastete und zog zur Sicherheit eine Ärztin hinzu. Dummerweise hat besagte Ärztin nicht auf die Wehenpause gewartet, es war schon schlimm genug, dass ich liegen musste, aber sie tastete die Narbe von innen auch noch in einer Wehe ab. Ich hätte ihr was tun können… *grrr*
Wichtig war das Resultat, Narbe intakt: „kann weitergehen“. Wenn ich auch nicht mehr wusste wie, aber ich war dennoch froh.

Der nächste Schock kam eine halbe Stunde später. Wehenstillstand, Kind steckte im Becken fest und CTG wurde zusehends schlechter… Zwischenzeitlich war Schichtwechsel und es kam ein anderer Arzt *GsD*. S. und er berieten sich, blieben aber sehr ruhig und meinten nur, dass si einen Tropf anschließen müssen, das CTG darf nicht lang so bleiben. Mit dem Tropf gingen die Hammerwehen weiter. Mein Mann half mir so gut er konnte, indem er mir gegen die LWS drückte. Knieend und Fluchend hab ich dann 20 Uhr verkündet, dass ich keinen Bock mehr hab und nach Hause gehe ;-) S. bleib ziemlich unbeeindruckt davon und schukelte mich hin uns her – 3 Wehen seitlich liegend auf dem Bett *uaaah*, 3 Wehen an der Sprossenwand, 3 Wehen knieend, 3 Wehen hockend… ich konnt nicht mehr. Geholfen hat mir der leise Hinweis von S., dass ich mit nach unten drücken soll, wenn ich mit dem Schmerz nicht wohin weiß (nicht pressen, aber leicht mit drücken).

Plötzlich wurde alles wieder „erträglicher“. Und dann war es soweit, ich merkte einen heftigen Druck (und dachte das Kind will hinten raus) und durfte eeendlich mitpressen. Die Presswehen waren bei weitem nicht so intensiv, wie die Übergangswehen und so konnten wir auch in den Wehenpausen wieder scherzen. Der Arzt kam wieder und wollte eigentlich noch mal in ein anderes Zimmer schauen gehen, entschied sich dann aber doch zu bleiben. Tief in der Hocke merkte ich mm für mm wie der Kleine vorwärtskam.

Dann gab es Witze über die Haare und das hieß, dass es fast geschafft war. Der Kopf kam halb zum Vorschein und plötzlich kam keine Wehe mehr. S. drehet den Tropf noch mal voll auf. Ich hätte heulen können, da ich in den 3 endlos dauernden Minuten merkte wie „untenrum“ alles ringsherum brannte (DR 2. Grades und diverse Scheidenrisse *autsch*). Dann kam noch eine erlösende Wehe und der Krümel kam ganz gepurzelt. Da lag das kleine Bündel Mensch vor mir, wurde sofort rosig und find sofort zu meckern an.

Mein Mann und S. halfen mir aufs Bett und legten Luca auf meine Brust und plötzlich – Stille, der kleine hat aufgehört zu weinen und hat nur noch geschaut. Nach ausgiebigem Kuscheln haben wir ihn gleich angelegt und er hat sofort gierig gesaugt. Nach 1h kam der Arzt zum Nähen wieder. Da ich bissl Schiss vor dem Nähen hatte, fragte ich ihn wie viele Stiche das jetzt werden und als ich 22 hörte, wollte ich das nicht glauben (die anderen beiden im Raum auch nicht), wir dachten er scherzt. Leider war es kein Scherz, aber er hat so gut betäubt, dass ich fast nichts davon gespürt habe.
Das war alles so unwichtig, ich hatte dieses weiche, zart duftende Wesen, dieses zarte Bündel Mensch :herz: im Arm und es war soo schön.
Luca Maximilian war 49 cm groß und wog 3485g (KU 36 cm)

Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, dass sicher der Schmerz nicht vergessen ist, wenn man das Kindl im Arm hält, aber er tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Man lebt einfach im Jetzt und Hier, auch wenn ich immer noch Probleme mit meinen Nähten habe so ist jeder Tag einfach wunderschön. Bei Lena war ja einfach alles chaotisch – die Geburt (Not-KS), die Zeit in der Klinik, die Zeit zu Hause, ihre Stoffwechselprobleme und das Stillen und jetzt… es ist einfach alles perfekt!!! Die große Schwester ist auch ganz verliebt in Luca und so genießen wir jeden Tag mit unseren Beiden Mäusen!

Sorry, ist bissl lang geworden
Danke an die, die bis hierher durch gekommen sind
LG Uta
 
Zuletzt bearbeitet:

Wölfin

Gehört zum Inventar
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

Danke für deinen Bericht :herz:

Ich bin auch so eine, die immer gerissen ist und ich kann daher gut mitfühlen.

Toll, dass die Hebamme und der Arzt so viel Geduld hatten :jaja:!
 

Eve

's Heidi
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

Schöner Bericht :herz: man kann richtig mitfühlen :jaja:

Schön dass es Euch gut geht :herzchen:

:winke:
 

Tamara

Prinzessin
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

Ein wunderschöner Bericht und es ging mir richtig nahe :herz:
Danke das Du uns teilhaben lässt.

:bussi:
 

Micky

schneller in Kanada als in Berlin
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

:herz: wunderschön!!!!!!

Wenn die Schwangerschsft nicht wäre.............:heilisch: Geburten könnt ich mir noch ein paar vorstellen :) :herz:
 

aurea

Goldstück
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

Schöner Bericht! :herz:

...da musste ich gleich an meine 2 Jungs denken...;)
 

Rina

Miss Brasilia
AW: Lucas Weg oder die ANDERE Erfahrung

:herz: das liest sich wirklich schön. Ich habe voller Spannung gelesen und mir sogar ein Tränchen weggewischt ;-)

Liebe Grüße
 
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