Geburt Maria Luna: Notkaiserschnitt

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Märilu

Wir wollten eine Hausgeburt, das war uns vom ersten Tag der Schwangerschaft an klar. Wir wollten vorher wissen, wer uns hilft, unser Baby auf die Welt zu bringen - und Helga sollte es sein, zusammen mit meinem Frauenarzt, der Hausgeburten begleitet.
Seit einer Notoperation am Bauch (Darmverschluss nach verkappter Blinddarm-OP), als ich 15 Jahre alt war, die mit traumatisierenden Erinnerungen und sehr schlechter Behandlung im Krankenhaus verbunden war, kann ich mich nur schwer wildfremden Krankenhauspersonal in die Hände geben - ich fühle mich dadurch sehr verunsichert und in ständiger Hab-Acht-Stellung, nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine Geburt, bei der es darum geht, sich zu öffnen... :-?
Außerdem waren die Erfahrungen bei Elias Geburt so, dass ich mir eine Hausgeburt gut vorstellen konnte.

In der 20. SSW wurde von meinem Frauenarzt, der auch bei der Hausgeburt dabei sein sollte, eine zu tief sitzende Plazenta diagnostiziert - wir mussten uns mit dem Gedanken eines geplanten Kaiserschnittes auseinandersetzen, was wür eine Horrorvorstellung für mich nach meinen OP-Erfahrungen! :(
In der 36. SSW zeigt aber der Vaginalultraschall, dass sich die Plazenta gut nach oben verlagert hatte und der Geburtsweg frei war - den letzten Hausgeburtsvorbereitungen stand nichts mehr im Wege!! *soerleichtertwar!* :)

Der errechnete Termin war der 8. August 2001 - aber wie das bei mir so ist, ich bin eine "schnelle Brüterin".


Am 29.7.2001 hatte ich schon den ganzen Tag einen rosafarbenen Ausfluss, das Zeichnen, so daß ich mich auf einen baldigen Geburtsbeginn einstellte.

An diesem Abend gehen Lutz und ich um 23:00 ins Bett und unterhalten uns noch über ein paar Organisatorische Dinge wegen der bevorstehenden Geburt, Lutz schläft ein.
Ich kann zunächst nicht so recht schlafen. Als ich endlich ein bißchen eingedöst bin (kurz nach Mitternacht) macht es auf einmal ein wahnsinnig lautes PENG :o in meinem Bauch, ich denke: "Was war denn das?" Da fällt mir ein, daß dies der Blasensprung gewesen sein mußte, aber mit welch einer Wucht!!! Das hat ja wehgetan! Zunächst bin ich mir doch nicht sicher, ob es wirklich ein Blasensprung war, weil kein Fruchtwasser entweicht, deshalb bewege ich mich ein bißchen, dabei fließt Wasser ab und nicht zu knapp. Das Handtuch liegt seit diesem Abend parat, ich habe es geahnt!
Ich kreische: "Lutz, Lutz, ich habe Blasensprung!" (Irgendwie kommt mir diese Situation bekannt vor...) Lutz schnarcht weiter. LAUTER: "LUTZ, ICH HABE BLASENSPRUNG!!" - "Was, was, Du hast Blasensprung? Was soll ich machen?" Telefon holen, natürlich, der Dödel. Helga anrufen, unsere Hebamme. Die Nummer ist einprogrammiert, ein Tastendruck reicht. Ich telefoniere im Liegen. Helga hat natürlich schon geschlafen. Da ich keine Wehen habe, rät sie uns, uns wieder hinzulegen und noch ein bißchen zu schlafen. Obwohl sowohl der Frauenarzt, als auch sie gesagt haben, daß der Babykopf fest in dem Becken sitzt und im Falle eines Blasensprungs also die Nabelschnur nicht vorrutschen kann in den Geburtsweg, frage ich noch mal nach, ob ich aufstehen darf. Es drückt etwas nach unten und ich müßte mal dringend... :???:
Helga gibt grünes Licht, ja, ich darf aufstehen. Okay, erst mal hinsetzen. Dabei fließt literweise Wasser raus, so kommt es mir vor und irgendetwas drückt, wahrscheinlich das Baby. Ich stehe mit Handtuch zwischen den Beinen auf und laufe ins Bad, das Wasser läuft gnadenlos mit. Ich kneife den Beckenboden zusammen, weil ich das Gefühl habe, daß mir sonst unten etwas rausfällt. In der Badewanne angekommen lasse ich den Beckenboden los und
8O ... - etwas ruscht aus der Scheide. PANIK! :o Das Kind? Nein, zu klein dafür. Ich fasse hin und spüre etwas Pulsierendes, Festes: Die Nabelschnur! Oh, Scheiße! Mir kommen Tränen hoch - sofort wieder zum Telefon, ins Bett, hinlegen!! Wahlwiederholung, "Helga, die Nabelschnur ist rausgerutscht!" - "WAAAS? Sofort Becken hochlegen! Ich komme!" Wie das Gepräch weiterverläuft weiß ich nicht mehr so genau, ich soll noch den Arzt anrufen und ich muss ihr beschreiben, wie sich die Nabelschnur anfühlt. Arzt anrufen. Der Arzt wollte noch wissen, in welcher Frequenz die Schnur pulsiert, ich zähle es ihm vor - ca. 140, alles okay, er kommt auch.
Jetzt geht alles rasend schnell. Merkwürdigerweise bin ich die Ruhe in Person, überlege messerscharf, was zu tun ist und konzentriere mich auf das Baby, spüre den Nabelschnurpuls in der Scheide und daß es ihm gut geht, rede ihm gut zu, schön oben im Becken zu bleiben. Bis Helga kommt, muß Elias mit meiner Mutter ins Gartenhäuschen umziehen, damit die Beiden nichts von dem Tumult mitbekommen.Ich wußte ja, wie das Baby letztendlich rauskommen würde... Lutz muß das Licht draußen vor dem Haus anmachen, Hoftor auf.
Helga ist gefahren wie der Teufel, sie ist schnell da. Die Nabelschnur fühlt sich gut an, nichts ist abgeklemmt. Sie wundert sich, wie weit sie rausgerutscht ist, wie lang sie sein muss. Sie versucht, die Schnur wieder durch den Muttermund zurückzuschieben, keine Chance, der ist erst ca. 1,5 cm geöffnet. Wie kam die Nabelschnur da nur raus? Der Blasensrung war ja auch gigantisch...
Der Arzt ist inzwischen auch da. Helga eröffnet mir, was ich mir schon dachte: Kaiserschnitt.- Okay. Kaiserschnitt im ansässigen Krankenhaus. Das letzte, was ich mir wünschte, aber okay, für mein Baby tue ich das natürlich. Der Frauenarzt ruft den notärztlichen Dienst an und im Kreißsaal, sagt Bescheid, der Krankenwagen wird losgeschickt. Ich instruiere Helga und Lutz: Mutterpass, Kliniktasche, Hausschuhe, Kulturbeutel, Zettel schreiben für meine Eltern. Der Arzt und Helga ziehen mir T-Shirt und Slip an, damit ich nicht nackt im Krankenwagen mitfahre. Zwischendurch spüre ich immer wieder die unveränderte Pulsfrequenz in der Scheide - alles in Ordnung mit Baby.
Die Sanitäter kommen. Zum Glück sind Helga und der Arzt da, die Sanis wissen nämlich nicht, daß ich mit Becken hoch transportiert werden muss(!!!! 8-O ). Auf einer Art Hängematte werde ich kopfunter die Treppe runtergetragen. Alle helfen mit: Die Sanitäter, Lutz, Helga, der Arzt. Ich werde auf die Rolltrage gelegt und in den Wagen geliftet.
Obwohl es in die heißeste Sommerzeit fällt, ist diese Nacht ziemlich kühl. Mein Frauenarzt zieht sich seine Strickjacke aus und legt sie mir über Bauch und Schambereich, damit wir nicht frieren.

Helga fährt mit mir mit und Lutz muss noch ein paar Dinge zusammensuchen für sich und kommt mit unserem Auto hinterher.
Wir fahren ohne Eile in das Krankenhaus, das dauert keine fünf Minuten. Der Pförtner schickt uns direkt in den OP. Bloß gut, daß Helga dabei ist. Baby gehts gut, das merke ich. Der Arzt ist auf 180, hat total Angst, glaube ich. Er hat wohl nur etwas von Hausgeburt und Nabelschnurvorfall gehört und schiebt Panik. Sarkastisch ist seine Begrüßung: "Na, und lebt das Kind noch?" (Wie beruhigend für die Mutter!) Helga und ich wie aus einem Mund: "Aber JA!" Er macht kurz Ultraschall und sieht, WIE mein Baby lebt. Helga bittet, mit in den OP zu dürfen als Begleitperson, der Arzt lehnt ab und verweist auf die hausinterne Hebamme. Auch okay, ich möchte nur, daß es jetzt so schnell wie möglich passiert.
Ich werde in de OP geschoben und erlebe die gleiche, damals traumatisierende Situation wie vor 16 Jahren: Vorbereitung zu Not-OP ohne vorherige Beruhigungsspritze. Schrecklich viele Leute wirbeln um mich herum, Das grelle Licht der Lampe, die unbekannten lauten Geräusche, die Hektik, alles ist wieder da. Der Nabelschnurpuls buckert weiter in meiner Scheide.
Um mich diese Mal vor dem "Einfach an mir machen lassen", dem "Bei vollem Bewußtsein angstvoll ausgeliefert zu sein" zu schützen, bitte ich die nächstbeste Person, mir alles zu sagen, was gerade mit mir getan wird: Sauerstoffmaske, Anschnallen, desinfizierendes Baucheinpinseln, Rasieren, Zugang legen, Elektroden anlegen...
Irgendjemand läßt mein Becken runter, ich habe Angst um mein Kleines und bitte die nächste OP-Schwester, es wieder hoch zu lagern. Sie entgegnet unfreundlich: "Sie meinen wohl, wir machen das hier zum ersten Mal?? Wir wissen schon, was wir hier tun, so was machen wir fast täglich! Jetzt lassen sie uns mal machen und überlassen Sie sich uns!" Tja, das ist genau das, womit ich ein Problem habe, da ist sie bei mir an der Falschen. Blöde Kuh. Als ob die hier jeden Tag einen Nabelschnurvorfall hätten. Glaub ich ja nicht. Ich würde ihr am liebsten etwas entgegnen, mir fällt aber nichts Kurzes auf die Schnelle ein und konzentriere mich mit meiner Kraft lieber auf mein Kind. Da kommt der Arzt und sagt: "Lagern Sie sofort das Becken wieder hoch!!" Ätsch! Schnepfe. Meine Unterhose wird der Einfachheit halber einfach durchgeschnitten, so ist sie schneller weg, zum Glück war es nicht das schickste Modell.
Jetzt wird mir die Narkose gespritzt. Ich schwebe davon.


Die ganzen OP-Vorbereitungen bis Maria draußen war, das hat alles weniger als fünf Minuten gedauert. Lutz hat Helga getroffen, als sie aus dem OP kam, das war um 1:10. Maria war um 1:14 da. Sie hat sofort angefangen zu atmen und war voll geburtsreif und toppfit. Sie wurde die ganze Zeit über gut versorgt über die rausgespülte Nabelschnur. Sie wurde gleich in ein Wärmebett gelegt und in den Kreißsaal gebracht, wo Helga und Lutz warteten. Lutz nahm sie sofort auf seinen nackten Bauch und Helga deckte sie mit warmen Tüchern zu. Helga untersuchte Maria auch und machte die U1, die Klinikhebamme zog sich einfach zurück und vertraute ihr. Maria war fast eine Stunde bei Lutz auf dem Bauch, nach einiger Zeit begann sie zu suchen und fing an zu meckern, Lutz gab ihr seinen Finger zum Saugen. Dann wurde sie von Helga in unsere mitgebrachten Stoffwindeln gewickelt und bekam die Wollsachen an, die ich für die Heimfahrt eingepackt hatte, falls bei der Hausgeburt eine Verlegung in die Klinik erforderlich ist, denn Mutti war aufgewacht und fast auf Station.

Es zittert mich ganz schrecklich, alles um mich herum ist grau und tut weh. Ich werde zugedeckt. Das Zittern und Bibbern geht weiter. Alle paar Minuten mißt mir ein Automat den Blutdruck. Ich kämpfe mich widerwillig aus der Narkose, lieber will ich wieder zurück in die dunkle Schmerzlosigkeit... Ich öffne die Augen und erkenne nach und nach graue Schränke, grauen PVC-Boden, alles in grau und ich liege auf einem Bett, das mitten im Raum steht. "Ist da Jemand?" krächzt es aus mir. "Ja, ich bin hier" Sagt die Stimme aus der Ferne. Ich dusel wieder weg......

"Hallo, ist da Jemand?"(Bibber) "Ja, ich bin hier" von Ferne. Warum kommt die Stimme nicht mal her?

"Wie geht es dem Kind?" kämpfe ich aus mir heraus "Gut, alles in Ordnung!" Das sagte die Stimme wohl eben.

Grau, grau.

"Es tut so weh!" bringe ich mühselig heraus. "WAS tut weh?" (Na, was wohl? bestimmt nicht meine Nagelbettentzündung)
"Die Narbe!" Die Stimme: "Ich gebe ihnen ein Schmerzmittel!" Die ferne Stimme schiebt mir ein Zäpfchen rein. Endlich mal eine menschliche Berührung, das baut auf....
Ich döse zitternd weiter, warte auf die Erlösung vom Schmerz. Merke, wie das Zäpfchen wiedr rausrutscht, aber jedes Wort ist so anstrengend.

Nach einer Ewigkeit und viel Kräftesammeln bekomme ich den langen Satz heraus: "Ich glaube, das Zäpfchen ist wieder herausgerutscht!" Uff, geschafft. Die Stimme schiebt es mir wieder rein.
Jemand anderes betritt den Raum. Die eine Stimme sagt, daß es dem Kind gut geht, das es gleich fit war und im Kreißsaal ist, sagt es aber nicht zu mir, sondern zu der anderen Stimme. Die erwidert, daß ich Parazetamol bekommen habe und gut ansprechbar sei.

AHA.
Nette Ansprache.


Der Jemand Andere bringt mich auf Station. "Wissen Sie denn überhaupt schon, was es ist?" "Nein, aber wir dachten immer, daß es ein Mädchen ist!" Auf Station fragte sie gleich nach. Ja es ist ein Mädchen. Na, das ist ja nichts Neues! :-D
Die Nachtschwester ist suuupernett und total vorsichtig. Sie legt mir gleich ein Schmerzmittel an die Infusion und tröstet mich, daß das Zittern bald vorbei ist. Ich sage ihr, daß ich stillen möchte, kein Problem angeblich mit dem Mittel. Vom Zimmer aus kann ich auf die Uhr im Gang gucken und sehe, daß es 2:30 ist. Jetzt soll mir gleich die Kleine gebracht werden "Ein hübsches Baby" wird mir gesagt. Na schön wenn das die Mutter auch endlich mal erfährt. Noch lieber hätte ich es ja selber beurteilt.


Nach einer Ewigkeit kommt ein Babybett angefahren. Meine arme Maria, alleine im Babybett ohne ihre Mami!! :( ... (Da wußte ich ja noch nicht, wie gut sie es inzwischen hatte... :) ) Danach erscheint Helga, oh wie schön und dann Lutz mit Baby auf dem Arm. Fast muss ich bei dem Anblick heulen, wenn es nicht so anstrengend wäre und ich nicht so zittern müßte.
Oh nein, will jetzt jemand was von mir? Lasst mich in Ruhe, ich fühle mich so schlecht, alles tut weh! Gleichzeitig: WOOO ist mein Baby?? Helga hält mir Maria vors Gesicht. So richtig gucken kann ich noch nicht, schon gar nicht ohne Brille. Eigentlich erkenne ich fast gar nichts. Aber da? Maria in Elias ehemalige weiche wollige Kleidung eingepackt ist, erkenne ich gleich und freue mich über das Vertraute. "Wer bistn Du, was willstn du von mir, geh, lass mich in Ruh!?" denke ich und schiebe mir gleichzeitig das T-Shirt hoch, her mit dem Kind! Helga legt sie mir an und endlich kann sie trinken.

Die Nachtschwester kommt rein und begrüßt Helga mit einem: :jaja: "Mein Zweites war auch eine Hausgeburt!" Ist die lieb! :)

Ich weiß gar nicht, wie ich mich legen soll, so tut alles weh, kann mich kaum auf der Seite halten, aber irgendwie schaffe ich es, Maria zu stillen. Nach ca. 30 Minuten schläft sie erschöpft ein.
Helga erzählt, daß wir ein Familienzimmer bekommen haben. (Als wir wegen der tiefliegenden Plazenta über einen geplanten KS nachdenken mußten, sprachen Lutz und ich über diese Möglichkeit und fanden das ganz toll.) Sie hätte einfach gefragt, ob das möglich sei. Das Personal war zwar etwas überrascht (das letzte Mal hat sich wohl vor 4 Jahren ein Angehöriger mit in die Klinik legen lassen), aber es ging! Helga und Lutz schieben kurzerhand die beiden Betten im Zimmer zusammen, damit Maria zwischen uns auf ihrem Lammfell schlafen kann. Überhaupt managt sie alles drumherum zu meinem Besseregehen. Was für ein Schatz. Eigentlich begleitet sie unsere Familie bei der Geburt, wie sie es uns versprochen hat! So eine tolle Frau! :jaja:
Sie erzählt mir auch, daß Der Arzt mir meine alte Längsnarbe wieder aufgeschnitten hat, die damals bei der Not-OP wegen des Darmverschlusses entstand... :-? Der Schnitt an der Gebärmutter selbst wurde aber quer gemacht.
Als Helga gegangen ist, macht sich Lutz im Bad fertig und legt sich danach zu uns ins Bett. Wenns mir nicht so besch.. gehen würde, wäre es richtig schön. Wenigstens ist das Zittern weg und die Schmerzen lassen sich einigermaßen ertragen, nur für jede Lageveränderung brauche ich ewig, weil es so weh tut. In der Nacht kann ich kaum schlafen, weil ich alle halbe Stunde den Blutdruck gemessen bekomme. Das Schmerzmittel geht auf den kreislauf und jedes Mal, wenn ich am Einnicken bin, habe ich Angst, dass ich kollabiere...
Aber Lutz ist da und Maria LEBT!

So beschissen es mir anfangs ging, so schnell erholt habe ich mich auch wieder. Am späten Vormittag konnte ich sogar schon wieder freundlich sein. :) Glücklicherweise war mein Belegarzt ein Freund der schnellen Mobilisierung und ich mußte schon am Vormittag versuchen, einmal aufzustehen (AARGH! Ich könnte ihn erwürgen!), damit sie mir den Katheter möglichst bald ziehen können und ich aufs Klo kann. Die Schwestern hatten aber Erbarmen und zogen mir den Katheter erst NACHDEM 3-4 Liter Infusion durch mich durchgelaufen waren, aber kurz vor der Abendvisite, damit Der Doc nichts merkte...
Der Wehentropf war ein Kapitel für sich. Zur Anregung der Nachwehen bekam ich mehrere Flaschen Oxytocin - AUAUAUAAAH!, wenn man sich dann vor Wundschmerz kaum bewegen kann! Bei Elias hatte ich schon starke Nachwehen, aber das... Und Maria trank auch nicht selten, was zusätzlich noch derbe Nachwehen auslöste. Wie soll das erst bei Nr. 3 werden? Aber bleiben wir mal bei der Sache... Am 31. Juli traute ich mich schon ohne Begleitung aufs Klo zu gehen und bekam morgens die Infusion ab. Aufstehen ging immer besser. Am Tag drei entfaltete sich der Darm, kaum die Nachwehen überstanden, kamen grauenvolle Blähungen!!! Gummieinlage im Bett und Kompressionsstrümpfe waren bei 38 Grad im Schatten Außentemperatur ziemlich ätzend, aber auch das ging rum.
Lutz war da und so konnte ich Maria die ganze Zeit bei mir haben, das war besonders schön. Lutz wickelte und versorgte Maria und brachte sie mir zum Stillen... Mittags und abends ging er heim zu Elias, der von meinen Eltern versorgt wurde und abends brachte er ihn auch ins Bett, so daß Elias keinen großen Unterschied zu sonst hatte, wenn Lutz arbeiten mußte.
Elias besuchte mich jeden Tag, das war ganz schön und auch anstrengend, außerdem entfremdend. Ich hatt einerseits schreckliche Sehnsucht nach ihm, war aber auch froh, mich erst mal ohne ihn von der OP erholen zu können.

Die Säuglingsschwestern, Hebammen und Stationsschwestern waren durchweg ziemlich begeistert von unserem praktizierten Familienleben, was ich vorher gar nicht so eingeschätzt hätte. Endlich machte mal jemand Rooming-In! Sie waren durchweg total offen für unsere Wünsche, ein Wickelplatz auf dem Zimmer war überhaupt kein Problem!! Als ich das erste Mal auf den Gang ging, dämmerte mir einiges: Es war die heißeste Zeit im Sommer und alle Stationszimmer standen auf. Zuerst dachte ich, ich wäre auf der falschen Station, aber dann begriff ich, daß alle Mütter ihre Kinder im Säuglingszimmer hatten!! Einfach unglaublich - Tag und Nacht, nur zum Stillen und ab und zu zwischendurch haben sie sich ihre Babies bringen lassen! - unfassbar für mich.

Nach drei Nächten meldete sich Lutz wieder im KH ab, weil ich Maria gut alleine versorgen konnte.

Am fünften Tag ging ich wieder nach Hause.

Die erste Zeit nach der Entbindung wurde mir so richtig klar, welch großen Schutz wir in der Stunde vor dem Kaiserschnitt hatten, daß Maria nichts passiert war und daß sie lebt! Das trieb mir in den ersten Wochen immer wieder die Tränen in die Augen. So eine seltene, gefährliche Komplikation und solch ein Segen!
DANKE!

Erst später fing ich dann an zu trauern über das entgangene Geburtserlebnis, auf das ich mich so gefreut hatte.

Naja, und neben alle dem kam auch wieder mein altes OP-Trauma hoch, meine Krankenhausphobie und mein Mißtrauen gegenüber der ärztlichen Kunst...


Ich habe lange gebraucht, bis ich einen "richtigen" Kontakt zu Maria hergestellt hatte, monatelang, es tat mir so leid... :( aber ich konnte an meinen Gefühlen für sie nichts ändern! Es fiel mir furchtbar schwer, das zu akzeptieren und auch in meinem Freundeskreis stieß ich deshalb auf Unverständnis. Gefühle kann man nicht machen, sie sind einfach da...

Jetzt bin ich sehr glücklich mit meinen beiden Süßen, ich habe beide schrecklich doll lieb, beide anders aber beide gleich stark. :)

Kurz nach Marias Geburt dachte ich: Ein drittes Kind - nur mit Garantie auf KEINEN Kaiserschnitt! Inzwischen denke ich darüber auch wieder anders... :-D

Liebe Grüße
und sorry für die Überlänge!! :???:


marianeugeboren3kopie.jpg




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Brini

ohne Ende verliebt
Boah das ist ja ein Geburtsbericht. Mir wurde heiss und kalt, ich konnte mich nicht mehr lösen von deinem Bericht. Ich kann nur sagen, Respekt!!!

Das Du trotz allem so cool geblieben bist, nachdem die Nabelschnur vorgefallen war 8-O ich hätte das nicht gekonnt. Eure kleine hatte einen wahren Schutzengel. Du hast sehr gut geschrieben, und das du deine kleine nicht sofort mit der "bekannten" Mutterliebe überschüttet hast, find ich nicht schlimm. Ich weiss wie das ist, bei meiner Geburt lief auch nicht alles so, wie ich mir das gewünscht habe und ich hatte auch eine Trauma, wenn man das so nennen kann. Wie Du geschrieben hast:
Gefühle kann man nicht machen, sie sind einfach da...

So ist es, entweder sie sind gleich da, oder es dauert etwas länger!


Wie auch immer, Respekt und Hut ab vor Dir!


Alles liebe Dir und deiner Familie wünscht Sabrina
 
S

sunflower99

Wahnsinn, was Du da durchmachen mußtest und dann so mit Gefühl geschrieben. :)

Sehr schön.
Und sollte doch noch Nummer Drei kommen, da hoffe ich, das es dann mit der Hausgeburt ohne Komplikationen klappt.
 
A

Anonymous

Herzlichen Glückwunsch

zu deiner gesunden Tochter,
meine Hochachtung zu deiner Reaktion ich hätte sicher mit panik und einiger verzögerung reagiert.

zu den Gefühlen kann ich dir auch nur sagen, lass dir zeit.
meine Glücks--und muttergefühle waren auch nicht gleich da, es hat mich keiner verstanden.
aber jetzt lieb ich den knuddel soooooooo doll.

lg tina
 

Helga

Frau G-Punkt
Deine beiden Geburtsberichte sind super schön und sehr einfühlsam geschrieben. Ich hatte jedesmal das Gefühl, dabei gewesen zu sein !!
 

ConnyP

Die Harmlose
Das hast Du wirklich toll geschrieben, fehlte nur noch die Filmmusik!! :jaja: :jaja: :bravo:

Ein Glück, daß alles gut gegangen ist... :o

Mir ging es bei meiner Großen so, daß ich sehr lange gebraucht habe, um richtige Gefühle für sie zu entwickeln, udn so ganz wie bei meiner KLeinen wird es nie werden... Aber lieb hab ich sie trotzdem ganz doll!

Liebe Grüße,

Conny
 
V

Veronika

:? :? :?
Wahnsinn!!!!
Herzlichen Glückwunsch, daß alles doch so gut gegangen ist.
Dein Geburtsbericht liest sich wie ein Krimi und ist unwahrscheinlich toll
geschrieben!!!
Ich wünsche Euch alles Glück der Welt!

Liebe Grüße Veronika :?

P.S. Eure Hebamme ist ja ein Geschenk des Himmels! :bravo:
 

Bruni

Wichtel Moderatorin
Ohhhhh Kerstin, jetzt hab ich auch Marias Geburt gelesen. :jaja:

Ich kann mich nur den andern anschließen. :bravo:
Bin sprachlos; du bist ein tapferes Mädel. :)
Nr. 3 kann ja nur besser werden. :-D
Ich freu mich sooooo auf euch. :bravo: :bravo: :bravo:

Alles Gute Bruni
 
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