Gedichte & Gedanken ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

K

KaSa1984

Der Kleine Text ~ Diagnose: Spina Bifida~

Diagnose: Spina bifida


"Gratuliere, es wird ein Junge” sagte meine Frauenärztin und ich drehte mich mit einem riesen grinsen im Gesicht zu Daniel um, der sich doch so sehr einen Jungen gewünscht hatte.
Vor vier Wochen hieß es noch , dass es zu 80% ein Mädchen sein wird und nun ......da hörte ich wieder die Stimme meiner Frauenärztin “ OHHH , da ist was am Rücken -sieht aus wie eine Zyste,....” Ich hatte nur einen Gedanken > Der Offene Rücken <!! In der Schwangerschaft mit Sarah hatte ich davon gelesen und damals immer Angst davor gehabt! Meine Frauenärztin versprach mir schnellstmöglich einen Termin im Krankenhaus zu machen damit wir abklären konnten was dieser schwarze Punkt am rücken unsers Babys denn nun war.
Zu Hause angekommen brach ich erst mal in Tränen aus, was wäre wenn....was bedeutet es wenn ...in meinem Kopf ging es drunter und drüber und ein Gedanke jagte den anderen .
Am nächsten Morgen bekam ich dann einen anruf ; meine Frauenärztin hatte mir einen Termin am Nachmittag gemacht . Sie sagte dann noch am Telefon “ Ich hoffe ich habe ihnen nicht einen allzu Grossen Schrecken eingejagt , Sie werden sehn’, es wird alles Gut...”
Am Nachmittag des 1. Februar 2007 hatten wir den Pränataldiagnostik-Termin.
Es empfing uns Frau Dr. A. und machte dann auch gleich eine Ultraschalluntersuchung.
Sie bestätigte meine größte Befürchtung - unser Sohn hat einen offenen Rücken.
Wären ich und Daniel versuchten unsere Gedanken zu sortieren erklärte uns Dr. A. irgendwas, doch wir hörten sie nicht wirklich ....”....solche Kinder sieht man selten auf der Straße, denn 95% dieser Kinder werde abgetrieben oder landen in Heimen......” Mit diesem Satz riss Sie mich aus meinen Gedanken heraus; Ich blickte entsetzt in ihre Augen! Hatte Sie das eben wirklich gesagt ? Anscheinend ließ sich Dr. A. von meinem erschrockenen Blick nicht irritieren “....Wollen Sie dieses Kind denn überhaupt behalten? Eine Abtreibung wäre noch möglich, in solchen Fällen bringt man eine Schwangerschaftsabbruch bis kurz vor dem errechneten Termin vor dem Gesetzesgeber durch....”
Ich brach in Tränen aus und versuchte mit einem zittern in der Stimme zu erklären dass ich mein Baby niemals umbringen werde! Niemals würde ich meinen Sohn töten , niemals!!!!!


Das was in der 22 Schwangerschaftswoche.

Nun bin ich in der 31 Schwangerschaftswoche und möchte versuchen zu schildern wie es mir und meiner Familie mit der Diagnose Spina Bifida geht.

Irgendwie hat man schon immer im Hinterkopf, dass was passieren kann , doch mit 22 Jahren dachte ich nicht wirklich daran, dass mein Kind etwas haben könnte. Schließlich war ja meine erste Tochter auch Gesund.

Nach der eindeutigen Diagnose wurden wir erst mal von einem Arzt zum nächsten geschickt und ich erinnere mich auch an einen Satz der vom Oberarzt der Gynäkologischen -Abteilung an einen seiner Kollegen gerichtet war “ Schau dir das mal an , so schnell wirrst du sowas sicher nicht nochmal sehen”

Ich kam mir vor, wie ein “Schauobjekt” das man von einem Spezialisten zum nächsten schickte, ohne mich einmal wirklich aufzuklären. Ich hab mir die meisten Informationen über Spina Bifida aus dem Internet geholt.
Ich war sehr enttäuscht von den Ärzten und dem Krankenhaus.

Ich erwarte einen kleinen Sohn der vermutlich niemals laufen lernen wird, der eine künstliche Hirnwasserableitung (Shuntversorgung) brauchen wird , zudem hat die offene Stelle am Rücken auch Auswirkungen auf das Gehirn, zum Beispiel hat der kleine Mann eine Arnold-Chiari Malformation (was bedeutet, dass das Kleinhirn aufgrund des vermehrten Hirnwassers schon Verformt ist und auch keinen Platz mehr im Schädel hat).
Auch wenn mein Kind Einschränkungen haben wird freu ich mich sehr darauf ihn endlich in meinen Armen halten zu dürfen. Ich weiß, dass er ein starker Kämpfer ist! Ich bin sehr gespannt auf den Kleinen.

Klar hab ich auch Angst! Die häufigste Frage die ich mir selbst immer wieder stelle ist “Werd ich das alles schaffen....?” aber gleich darauf spür ich mein Baby in mir und weiß, dass ich es schaffen werde, dass wir es gemeinsam schaffen werden!!!























An meinen Kleinen Zauberer

wie gehts dir denn mein Kleiner Mann...?
ich mach mir immer mehr gedanken , oft schon zuviele...
langsam wirds eng in deiner wohnung - du wirrst so schnell gross doch ich hab angst dass du schmerzen hast , diese frage kann mir keiner beantworten
ich spür dich so oft wie du boxt - dann frag ich mich immer "waren das jetzt deine hände oder hast du nun mit deinen füssen zugetreten..? wenn mich das die Anderen fragen muss ich immer mit einem unsicheren "ich weiss nicht" antworten und komm mir dabei so schlecht vor, weil ich nicht weiss was es war
ich freu mich so sehr auf dich, ich bin so gespannt wie du aussehn wirrst - kommst du mehr nach deinem Papa , so wie deine grosse Schwester, oder hast du mehr von mir?
dein Papa freut sich auch schon sehr auf dich, doch auch er hat ängste und ist manchmal sehr unsicher , vorallem beim einkaufen deiner sachen ist er oft skeptisch " kann er das überhaup anzieht" fragt er mich dann und ich kann ihm auch keine antwort drauf geben - ich weiss es oft selbst nicht...
und deine gosse Schwester, die gibt dir den ganzen Tag bussis, wir erklären ihr oft dass du bald aus deiner kleinen wohnung ausziehn musst und dann zu uns kommst , naja est mal wirrst du im kH sein , doch so ganz realisiert hat sie's noch nicht...sie versteht zwar dass du bald kommen wirrst aber dass du in meinem bauch wohnst will sie ned wahr haben *g*

wenn ich raus geh und ich treffe Leute die wissen dass du nicht ganz gesund bist , dann fragen diese mich oft " wie werdet ihr das denn alles schaffen" am liebsten würde ich in diesen momenten in tränen ausbrechen und mich in ein mauseloch verkriechen - nicht weil ich angst habe dass ich es nicht schaffen werde, Nein , mir geht es so weil ich weiss , dass es genau diese Menschen sind die sich ihren Mund über uns 4 zerreissen werden...die menschen die mir entgegnkommen mit " ihr seit so stark, ihr schafft das..." denen kann ich mit einem lächeln ins Gesicht schaun und sagen " ja wir 4 werden es schaffen , und ich freu mich schon drauf ..."


ich hab dich lieb mein zauberkind

deine Mami
 

cecafu

Oberhenne
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

:(
Es macht mich sehr traurig das zu lesen...
Dennoch bewundere ich deine Kraft, das alles auszuhalten.

Viele Worte habe ich nicht.

Wir kennen uns nicht, aber ich möchte zu den Menschen gehören,
die sagen:
" ihr seit so stark, ihr schafft das..."

Du strahlst soviel Liebe zu deinem Kind aus, das ist wunderbar :herz:

Alles Gute!!!
 

Insa

Gehört zum Inventar
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

puhhh,ich muss erstmal schlucken!!

du schreibst so voller liebe von deinem sohn!!
ich wünsche euch viel kraft und alles erdenklich gute!
 
M

monipenny

AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

hallo kasa,

ich habe vor einiger zeit öfter mal einen jungen getroffen der an spina bifida erkrankt war. sein bruder spielte tennis mit meinem ältesten. es war ein absolut liebenswürdiges kerlchen, den man einfach gern haben musste.

als ich deinen beitrag las, musste ich immerzu an ihn denken. ich finde es sehr stark, dass ihr zu eurem sohn steht. es wird sicher nicht einfach und ich wünsche euch alle kraft der welt und genügend hilfe von lieben menschen aus eurer umgebung.

folgende geschichte habe ich einmal gelesen... und sie hat mich sehr berührt, ich möchte sie hier mal für dich posten:

Die Spezial-Mutter
von Erma Bombeck


Die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaftlichem Druck und ein paar aus reiner Gewohnheit. Dieses Jahr werden 100.000 Frauen Mütter behinderter Kinder werden. Haben sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter behinderter Kinder ausgewählt werden?
Ich stelle mir Gott vor, wie er über der Erde schwebt und sich die Werkzeuge der Arterhaltung mit größter Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert dann seinen Engeln ins riesige Hauptbuch:

"Armstrong, Beth: Sohn. Schutzheiliger: Matthias.
Forest, Majorie: Tochter. Schutzheilige: Cäcilie.

Rutledge, Carrie: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt ihr Gerad, der ist es gewohnt, daß geflucht wird."

Schließlich nennt er einem Engel einen Namen und sagt lächelnd: "Der gebe ich ein behindertes Kind."

Der Engel wird neugierig: "Warum gerade ihr, oh Herr? Sie ist doch so glücklich."

"Eben deswegen", sagt Gott lächelnd."Kann ich einem behinderten Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam."

"Aber hat sie denn die nötige Geduld?" fragt der Engel.

"Ich will nicht, daß sie zuviel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock überwunden und der Zorn verklungen ist, wird sie es tadellos schaffen. Ich habe sie heute beobachtet. Sie hat den Sinn für Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und so nötig sind. Verstehst du: das Kind, das ich ihr schenken werde, wird in seiner eigenen Welt leben. Und sie muß es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden."

„Aber Herr, soviel ich weiß, glaubt sie nicht einmal an dich." Gott lächelt.

"Das macht nichts, das geht schon in Ordnung. Nein sie ist hervorragend geeignet. Sie hat genügend Egoismus."

Der Engel ringt nach Luft. "Egoismus? Ist das denn eine Tugend?"

Gott nickt. "Wenn sie sich nicht gelegentlich von dem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen. Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht ganz vollkommenen Kind beschenken werde. Sie weiß es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden. Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Nie einen Schritt für etwas Alltägliches. Wenn ihr Kind zum ersten Mal Mama sagt, wird ihr klar sein, daß sie ein Wunder erlebt. Wenn sie ihrem Kind einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meiner Schöpfung jemals sehen. Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne. -Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile -, und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben. Sie wird niemals allein sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, weil sie meine Arbeit eben so sicher tut, als sei sie hier neben mir."

"Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?" fragt der Engel mit gezückter Feder.

Da lächelt Gott. "Ein Spiegel wird genügen."

alles erdenklich gute für euch!!


monika
 

Mamazicke

Marmeladenzicklein
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

Hallo,
ich war gerade auch auf eurer Homepage. Ich komm hier vor lauter Tränen wegwischen gar nicht weg! Ihr habt die Homepage mit soviel Liebe bestückt. Der Kleine ist bei Euch in besten Händen! Ich finde das der absolute Wahnsinn! Und gleichzeitig denke ich daran, wie ich mich in deiner Situation entschieden hätte! Ich weiß nicht, ob ich das könnte!

Ich wünsche Euch alles alles Liebe und Gute und ganz viel Kraft!
 

Dajana

Gehört zum Inventar
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

es ist so traurig das zu lesen

du mußt eine sehr starke und liebevolle frau sein du schreibst so voller liebe zu deinem kleinen ich finde das wunderbar.

ich wünsche euch von herzen alles gute
 

Alina

Selfie Queen
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

Ich kann mich den anderen einfach nur anschließen...

lg
 

Steffi14

Emotionsknödel
AW: ein text den ich in der 31 ssw schrieb und ein brief an meinen damals ungeborenen sohn

Liebe Katrin,

ich gratuliere Euch von ganzem Herzen zu diesem wunderbaren kleinen Mann! Ich kenne Dich nicht, aber ich habe sehr viel Respekt vor Dir und Deiner Entscheidung.

Ich habe Tränen in den Augen und weiß doch, dass dieser kleine Mann so viel Liebe erhalten wird wie er sich nur wünschen kann.

Ich wünsche ihm und Euch alles Glück dieser Welt.
 
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