@gabriela
Hallo Gabriela;
<"tut mir leid, aber du reagierst hier wirklich über. du fühlst dich verletzt <dadurch, dass sich eine frau wünscht ihr bauch schneller los zu werden, <im nächsten satz aber, verletzt DU die gefühle anderen. zb. meine, weil <ich nach einem KS, den ich mir nicht gewünscht habe, gejammert <hatte. "
Das tut mir Leid, ich wollte Dich nicht direkt angreifen. Ich habe mir auch keinen Kaiserschnitt gewünscht, habe mir das im Vorfeld auch als sehr schrecklich vorgestellt (was es im Grunde auch war), bin aber unendlich froh, dass es Kaiserschnitte gibt, denn er hat meinem Sohn das Leben gerettet.
<"nur weil andere frauen schwerere schicksale haben heisst noch lange <nicht dass man den persönlichen leid verdrängen soll. ich denke dass <JEDE FRAU ein recht darauf hat, ihre schwangerschaft so schwer oder so <leicht zu empfinden wie sie es nun mal empfindet. wir sind alle glücklich <und dankbar, gesunde kinder zu haben, aber sprich uns bitte nicht das <recht auf leiden ab, nur weil du es anders erlebt hast. ich kann dir <genauso sagen dass du keine ahnung hast wovon du sprichst, weil du <MEINE schwangerschaften nicht erlebt hast."
Zu diesem Thema hatte ich in den vorigen Postings ja schon einiges geschrieben. Jeder Mensch hat eine eigene Empfindungsweise und nimmt ein kritisches Lebensereignis mehr oder weniger schlimm wahr. Von den eigenen Erfahrungen kann man nie darauf schliessen, 100 %ig nachfühlen zu können, was ein anderer Mensch empfindet, dazu ist jede Persönlichkeit zu unterschiedlich. Man kann nur annähernd nachempfinden, was ein anderer Mensch fühlt und jedes Gefühl hat auch seine Berechtigung.
Aber wenn man wie ich längere Zeit den Umgang der verschiedenen Menschen auf der Neugeborenenintensivstation beobachten konnte, dem fällt auf, dass vor allem die Mütter jammern, bei denen gerade nicht alles glatt gelaufen ist, deren Kinder nach wenigen Tagen die Station verlassen dürfen und die letztlich gemeinsam mit ihren Kindern entlassen werden.
Die Mütter, deren Kinder sich in einem Zustand befinden, der einen längeren Aufenthalt auf der Station vermuten lassen, und deren Situation wesentlich dramatischer ist, habe ich kaum klagen gehört.
<"ich verstehe deine wut und dein schmerz, auch dass du besonders <sensibilisiert bist bei dem thema, aber es ist keinem gedient wenn du <das leid alleine für dich gepachtet haben willst. "
Darum geht es mir nicht. Dazu schreibe ich gleich noch was.
<"nur weil kinder auf dieser welt sterben oder leiden, haben wir nicht das <recht uns über die bauchschmerzen unseren - sonst gesunden - kindern <sorgen? "
Nein, darum geht es nicht. Natürlich macht man sich auch Sorgen, wenn das gesunde Kind einen "Pups quer sitzen hat". Das ist auch gut so. Trotzdem denke ich, dass der Blick auch darüber hinausgehen sollte, indem man sich klar macht, wie gut man es hat.
<"bitte, ich verstehe deine gedanken, aber du darfst nicht so verbittert <über die anderen herziehen, nur weil ihr leid kleiner als deiner war/ist. <das klingt nach ungerechte frust."
Gabriela, ich denke, da hast Du mich falsch verstanden. Ich habe nicht das Gefühl verbittert zu sein, sondern setze die Messlatte des Glücks an anderer Stelle als andere an. Ich empfinde grosse Dankbarkeit dafür, dass unsere Situation so und nicht schlimmer war. Wenn ich mich so ereifere, dann beziehe ich mich weniger auf meine eigene Situation, sondern auf die Erfahrungen, die ich im Kontakt zu anderen Frühcheneltern in der Zeit unseres Klinikaufenthaltes gemacht habe. Da gab es dann Kinder, die seit monaten auf der Intensivstation lagen, seit Monaten beatmet wurden, ständig neue Untersuchungen über sich ergehen lassen mussten und deren Probleme auch nach der Klinikzeit noch lange nicht vorbei waren.
Jannis geht es gut, wir haben kaum nennenswerte Probleme mit ihm, auch wenn bei ihm einige Dinge einfach nicht von einem reifgeborenen Kind auf ihn übertragbar sind.
In einem vorigen Posting hatte ich ja was über meine Einstellung zum Medium I-Net geschrieben und möchte dies noch mal betonen. Das Internet bietet zwar jede Menge Möglichkeiten des Austausches, hat aber auch seine Tücken, dadurch, dass man seine Kommunikationspartner nicht live vor Ort sich gegenübersitzen hat. Das erschwert es, nachzuvollziehen, was der Andere genau meint, besonders wenn einem die Vorgeschichte nicht wirklich bis ins kleinste Detail kennt. Dadurch entstehen Missverständnisse, die dadurch verschärft werden, dass das geschriebene Wort keine Gestik, Mimik und Tonfall kennt.
Würden wir uns in einem realistischen Gespräch über das Thema unterhalten, hätte es vermutlich kaum Brisanz.
Gruss von Sophie