Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

A

Anavlis

Irgendwie fiel mir kein anderer Titel ein. Aber vielleicht könnt ihr mir ja trotzdem einen Rat geben.

vor 2 Wochen zogen über uns neue Nachbarn mit 2,5 jährigen Kleinkind ein. Der erste Eindruck war nicht der allerbeste, weil auf eine unverschämte Art und Weise gleich nach diversen Sachen gebettelt wurde und sie auch nicht vor Sauberkeit glänzten. Aber gut Toleranz und Akzeptanz gegenüber "Fremden" und jedem das seine. Nun ist es aber so, dass das kleine Kind jeden Tag um 6 Uhr früh anfängt zu schreien, über Mittag bis späten Nachmittag ist Ruhe und dann geht es ab ca. 18.30 Uhr bis um 23.30 Uhr weiter. Von den Eltern hört man gar nix und somit wurde ich schon immer unruhiger und fragte mich, was da wohl los sei. Gestern unterhielt ich mich mit einer Freundin darüber und die sagte mir, das wäre die Schwester ihrer Nachbarin und die neuen Nachbarn wären geistig behindert. Das Kind ist ein Schreikind und sie sind völlig überfordert. Die Schwester kümmert sich darum. Mit diesem Wissen habe ich mich dann gestern ins Bett gelegt und dem Schreien des Kindes gelauscht. Eben klingelte meine neue Nachbarin und fragte mich völlig frech, warum ich so ein Theater machen würde, sie hätte es von ihrer Schwester gehört.

Ich erklärte ihr, dass ich 1. selber auch eine Tochter habe und die Phasen des nicht schlafen wollens durchaus kenne und auch Trotzphasen kenne, 2. mein Kind auch mal länger als 19.00 Uhr durch die Wohnung tobt und ich 3. vollstes Verständnis für ihre Situation habe, da sich das Kind ja auch erstmal dran gewöhnen muss. Allerdings kann ich es nicht nachvollziehen, wie Eltern ihr Kind so heftig und lange ma Stück schreien lassen können und ob sie Hilfe brauchen würde. Das Kind hat mit 2,5 wohl schon ADS (?) und sonstige körperliche Schwierigkeiten zu meistern. Sie fing dann an zu weinen und ihr Herz auszuschütten. Naja bis zu einer gewissen Grenze hör ich mir sowas ja auch alles an. Sie meinte dann sie wird wohl einen Familienhelfer vom Jugendamt bestellen, woraufhin ich wohl glücklich guckte ;) Sie fing dann wieder an zu weinen, dass die Welt gegen sie ist und sie es ja sowieso schon so schwer hat etc. pp.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll!!! Mich beschäftigt das mit dem Jungen, gut wenn sie einen Familienhelfer bestellt, der wird sich vielleicht drum kümmern. Doch er wird nachts auch nicht hier sitzen und das Kind beruhigen. Ich bin nicht geräuschempfindlich (dank einiger exzessiven Parties in meiner Jugendzeit :heilisch: ) aber das Schreien ist schon wirklich ernst. Mehr als meine Hilfe anbieten, dass sie in Momenten in denen sie hilflos überfordert ist und keinen Zugang mehr zu ihrem Kind bekommt bei mir klingeln kann, damit nicht schlimmes passiert.

Was soll ich denn jetzt machen und wie soll ich mich verhalten? Ich will auf der einen Seite helfen, auf der anderen Seite will ich aber mit den Eltern auch so wenig wie möglich zu tun haben, weil sie mir nicht ganz geheuer sind und ich schon meine schlechten Erfahrungen sammeln konnte. Zuviel des Guten wird dann auch oft ausgenutzt. Mein Mann meint da sollte man sich komplett raushalten, das Jugendamt wird sich schon drum kümmern. Doch ist das ne Lösung? Für mich glaub ich nicht. Mir fehlt da bloß der richtige Ansatz. Vielleicht könnt ihr mir ein paar Denkanstöße geben. Dafür schon mal im Voraus Danke.

LG Silvana
 

MamivonPrinzTom

Familienmitglied
AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Hi Silvana,

eine schwierige Situation wie ich finde. Ein bißchen erinnert es mich an unsere früheren Nachbarn. :ochne:

Es kommt darauf an, ob Du die neue Nachbarn bald als "beste Freundin" haben möchtest, oder lieber ein distanzierteres Verhältnis herschen soll. Von dem ersten Falle würde ich Dir jetzt abraten, obwohl ich es damals auch so erlebt habe, dass manche Nachbarn direkt riesige Freundschaften miteinander eingehen wollen.

Ich würde mich möglichst neutral verhalten und erstmal abwarten, was jetzt noch weiter so geschieht.
Durchaus können Kinder äußerst unterschiedliche Verhaltensmuster haben. Ich meine damit, dass unser Tom z.B. auch so ein Kanditat ist, der stundenlang schreien kann, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen ist.:umfall: Pia hingegen, würde nie länger als unbedingt nötig aufweinen.
Ich habe mich hier auch schon oft gefragt, was die Nachbarn wohl denken, wenn Tom mal wieder einen von seinen Wutanfällen bekommt und hier so rumtobt...gar nicht zu erwähnen wären diese Anfälle im Treppenhaus....:rolleyes:

Allerdings bin ich der Meinung, es sollte im Fall eurer Nachbarn sich auf ein erträgliches Maße einspielen. Also nicht jeden Tag so ein riesiges Theater wie Du es geschildert hast. Bevor Du quasi die "Super Nanny" dieser Leute wirst, nimm DU Kontakt mit dem Jugendamt auf, und schildere Deine Ansicht als Nachbarin.
 

yuppi

Gehört zum Inventar
AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Durchaus können Kinder äußerst unterschiedliche Verhaltensmuster haben. Ich meine damit, dass unser Tom z.B. auch so ein Kanditat ist, der stundenlang schreien kann, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen ist.:umfall: Pia hingegen, würde nie länger als unbedingt nötig aufweinen.
Ich habe mich hier auch schon oft gefragt, was die Nachbarn wohl denken, wenn Tom mal wieder einen von seinen Wutanfällen bekommt und hier so rumtobt...gar nicht zu erwähnen wären diese Anfälle im Treppenhaus....:rolleyes:


Allerdings bin ich der Meinung, es sollte im Fall eurer Nachbarn sich auf ein erträgliches Maße einspielen. Also nicht jeden Tag so ein riesiges Theater wie Du es geschildert hast. Bevor Du quasi die "Super Nanny" dieser Leute wirst, nimm DU Kontakt mit dem Jugendamt auf, und schildere Deine Ansicht als Nachbarin.

Also ich habe ja auch so einen kanditaten der brüllen kann bis zum erbrechen und EGAL was man versucht einfach nicht aufhört . Inzwischen ist das gottseidank NICHT mehr so...
ABER von 2.5 - 5Jahre WAR das so!

Daher stimme ich dir zu, daß jedes Kind unterschiedlich ist!

Wo ich aber nicht zustimme, ist daß sich das UNDBEDINGT auf ein erträgliches Maß einpendeln muß.
Und dann gleich zum JA.

Da finde ich persönlich die Variante mit der Mutter zur reden...zumindest ein offenes Ohr zu haben VIEL besser!

Oft hilft es nämlich MEHR bei Nachbarn auf Verständnis zu stoßen, als immer im hinterkopf zu haben oje die ruft bald das JA !

Und durch den Druck im Hinterkopf wird die Situation mit einem *Schrei-Kind* niee und niemals besser, weil sie der Druck den die Mutter verspürt voll und ganz aufs Kind überträgt!

Ich würde mich mit der Mutter unterhalten..ohne Vorwürfe nur mal hören warum der Kleine denn so schreit. Evtl. Tips aus eigener Erfahrung mitgeben... ihr sagen daß sie die Sache mit innerlicher Ruhe und ohne Druck angehen soll... nur sooo kommt man an Schrei-Kinder ran.

Das ist jetzt meine persönliche Meinung und Erfahrung... ich hatte nämlich auch immer bammel daß irgendwer das JA holt wenn Joshi mal wieder wie am spieß gebrüllt hat, obwohl ich ihn in den Arm genommen habe, und alles mögliche versucht habe um ihn zu beruhigen. Er ließ sich einfach nicht beruhigen.
 
A

Anavlis

AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Hallo Nina,

also zur "besten Freundin" will ich die Nachbarin definitiv nicht haben!!! Manche Leute haben die Gabe, fremden Leuten ihre komplette Lebensgeschichte innerhalb von 10 Minuten so tragisch darzustellen, dass einem das Herz erweicht. Sie selbst ist nicht die sauberste und er auch nicht.

Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht und kann und will mich darauf gar nicht erst einlassen, schließlich habe ich genug auf meinem Zettel, dass ich nicht noch der Kummerkasten für andere sein kann. Dafür gibt es Einrichtungen, die sich damit besser auskennen. Laut meinen Erkenntnissen sind beide Elternteile geistig behindert und der Junge leidet an ADS und hat noch diverse andere Krankheiten, welche ihn ständig ausrasten lassen. Er ist erst 2,5 Jahre alt und ich hatte vorhin vor der Tür eigentlich einen ganz guten Zugang zu dem Kind, etwas zurückhaltend aber doch "normal" Was mir nun wirklich nahe geht ist, dass die Eltern nicht mit ihm klarkommen und überfordert sind. Sie sagte mir, dass sie heute zum Jugendamt wollen um einen Familienhelfer zu bestellen. Es ist der erste Schritt, definitiv und ich hoffe, dass ihnen dort angemessen geholfen wird. Die Schwester meiner Nachbarin rief vorhin auch bei mir an und erzählte mir die Leidensgeschichte. So tief wollte ich da gar nicht rein. Verstehst du? Klar würde ich helfen, wenn sie mit dem Kind mal überfordert ist und nicht mehr weiter weiß, naja und bevor sie das Kind dann im Affekt vermöbeln oder total ignorieren macht es vielleicht Sinn wenn sich jemand Fremdes mal mit dem Kind beschäftigt, gerade abends wenn man beim Jugendamt etc. auch keinen mehr erreicht. Dabei will ich nicht die "Super Nanny" spielen. Was die Eltern in ihrer Wohnung machen, und ob da Schränke stehen oder nicht oder wie die eingerichtet sind, das will gar nicht sehen. Ich höre im Moment bloß immer das Kind schreien und das bis spät in die Nacht. Das kann meiner Meinung nach nicht sein und ich frage mich, warum die Eltern so damit allein gelassen werden. Denn schon bei der Vorsorgeuntersuchung der Mutter in der Schwangerschaft oder auch danach muss es doch jemanden aufgefallen sein, dass das so wie es ist nicht in Ordnung ist. Ich hoffe jedenfalls, dass ihnen nun geholfen wird und wir bald wieder ruhige Abende hier haben ;) Vielleicht kann ich auch noch mit dem Nachbarn unter mir sprechen, er ist ausgebildeter Sozialpädagoge und wird sicherlich wissen, wie man den Eltern helfen kann.

LG Silvana
 
A

Anavlis

AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Hallo Annette,

ich habe ja heute mit der Mutter gesprochen. Wie schon gesagt, sie sagte mir das sie auch nicht weiß was sie tun soll. Er haut und schlägt seine Eltern und sie halten ihn dann fest, damit er sich beruhigt. Ist auch alles kein Thema, ich hab selber ne 3,5 jährige Motte hier rumflitzen, die auch so ihre Wut- und Trotzphasen hat und auch kräftig ausleben kann. Aber das ständige bis in die Puppen geschreie, ohne das man auch nur ein Elternteil hört, hat mir halt Gedanken gemacht und wenn man Leute nicht kennt, ist es immer schwer einzuschätzen wie sie reagieren und wie man sich verhalten soll. Die Frau hat selber m. M. nach kaum Kontakte zu anderen Müttern bis auf ihre Schwester, welche selber auch ein behindertes Kind hat um das sie sich kümmern muss. Daher hab ich heute schon versucht mit Ratschlägen etc. zu helfen, aber ich denke einfach, dass da ein Profi ran muss, der die ganze Familie unterstützt. Ein geregelten Tagesablauf ausarbeitet und den Eltern zeigt wie man Kinder auch mal Grenzen setzt. Wovor ich einfach Schiss hab ist, dass es bei den Eltern mal aushakt und etwas schlimmeres passiert. Ich weiß, dass ist jetzt sicher sehr weit hergeholt, aber nach dem ersten und zweiten Eindruck der Mutter und des Vates mir gegenüber, vielleicht nicht zu weit. Kurzes Beispiel: Das Kind fällt 2 Treppenstufen herab und kommt mit dem Kopf auf (vorhin passiert) - die Mutter lachte sich halb schlapp. :( Erst als ich dann den Kleinen fragte, ob er sich wehgetan hat und warum die Mutter lacht, merkte sie das es ernst ist.

Ich weiß auch nicht. Sie wollen ja heute zum Jugendamt und ich werd dann morgen oder am Wochenende mal nachfragen ob sie da entsprechend Hilfe bekommen haben. Zu sehr einmischen werd ich mich aber auch nicht, denn so eng möcht ich das gar nicht haben. In Notfällen können sie sich gerne an mich wenden, wenn es um das Kind geht aber ansonsten geht jeder seine eigenen Wege.

LG
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

... ich hatte nämlich auch immer bammel daß irgendwer das JA holt ..

Aber yuppi, du und ich, die das JA jetzt als Familienhelferin sozusagen "im Haus" haben, wir wissen doch, wie entlastend das sein kann. JA ist doch nicht gleich Kindesentzug. Und gerade in dieser Situation würde ich als Nachbarin doch nachhaken, wie sich das entwickelt. Und eben, falls nichts kommt, selbst mal beim JA anrufen und nachfragen, wie man da HELFEND tätig werden kann.

Salat
 

yuppi

Gehört zum Inventar
AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Aber yuppi, du und ich, die das JA jetzt als Familienhelferin sozusagen "im Haus" haben, wir wissen doch, wie entlastend das sein kann. JA ist doch nicht gleich Kindesentzug. Und gerade in dieser Situation würde ich als Nachbarin doch nachhaken, wie sich das entwickelt. Und eben, falls nichts kommt, selbst mal beim JA anrufen und nachfragen, wie man da HELFEND tätig werden kann.

Salat

Salat, sicher wissen wir daß das JA gerne hilft....aber meinst du nicht auch, daß es einen unterschied macht, ob man sich Hilfe beim JA holt... oder ob man von Nachbarn dort *angeschwätzt* wird?

Da bin ich mir noch nich so sicher! Sollte ich morgen mal meine Familiehelferin fragen.

Sicher kommt es auch darauf an, WIE man beim JA vorspricht, wenn man wegen jemand anderem anruft.

Einfach mal dort nachfragen, was für Hilfe zur Verfügung steht klar das ist kein problem.
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Überforderte Nachbarn - wie verhalten?

Aber es geht ja nicht ums Anschwärzen. Es wird ja nicht angerufen und gesagt: Nu kommen Sie schon endlich, die lassen das Kind ewig schreien.
Es wird ja gesagt: Das Kind schreit so lange, ich glaube, die sind überfordert, wollten sich an Sie wenden wg. Familienhilfe, ich mache mir da Sorgen, können Sie mich beruhigen?
Denn die dürfen klaro nicht sagen: Ja, den XYs, denen schicken wir dreimal die Woche von - bis eine Hilfe ins Haus.

Du weißt doch auch, wie oft es nachher heißt: Jaa, das haben wir als Nachbarn alles gesehen und gemerkt, aber wir wollten ja nicht anschwärzen...

Salat
 
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