Noch ein Nachtrag (sorry, bin heute in "Plauderlaune" - aber meine Ma war zu Besuch und da ich bei ihr nie zu Wort komme habe ich jetzt noch "Restkontingent" von meinem täglichen Wortschwall...)
Ich persönlich hätte mir lieber einen "Nach-Geburtsvorbereitungskurs" gewünscht... denn die Geburt ist letztlich eine Sache von einigen Stunden, die Zeit danach aber dauert bis zu 18 Jahre (hab' ich mir sagen lassen :-D )
Ich war auf viele Dinge, die nach der Geburt auf einen zuströmen, meiner Meinung nach viel zu schlecht vorbereitet :-? Nur ein paar Beispiele:
- Muttergefühle: nein, ich war nicht von der ersten Minute an mit hingebungsvoller Liebe für mein Kind erfüllt. Es hat einige Tage gedauert, bis ich überhaupt realisiert habe, dass dieser winzige Zwerg neben mir MEIN Kind ist und dass ich nun ein Leben lang die Verantwortung für den Winzling zu tragen habe. Dass Mutterliebe auch wachsen muß, so wie jede andere Liebe auch, hat man mir vorher nicht gesagt und ich war zunächst ein wenig "erschüttert" über meine eigenen Gefühle...
- Rhythmus und Tagesablauf: klar hatte ich gelesen, dass so Zwerge "noch keinen Rhythmus" haben. Dass das aber im Klartext bedeutet, rund um die Uhr zu stillen bzw. das Kind durch die Gegend zu tragen und dadurch nicht einmal Zeit zu haben für die allernötigsten Dinge (aufs Klo gehen, duschen, waschen, anziehen, Zähne putzen, von Essen und Schlafen mal gar nicht zu sprechen), hatte ich mir so heftig nicht vorgestellt! Auch dass Madame mal die Nacht zum Tag gemacht hat (Gottseidank nur einmal, aber viele Kinder machen das wohl gerade in den ersten zwei Wochen dauernd!) und ich nicht mehr als eine Stunde Schlaf am Stück bekommen konnte hatte ich mir so nie träumen lassen.
- Bedürfnisse: natürlich wußte ich, dass das Kind mein ganzes Leben verändern wird. Allerdings hatte ich das erstmal nur auf so grundlegende Dinge wie die Beziehung zu meinem Partner, Beruf und Haushalt, Freunde, Ausgehen etc. bezogen. Dass damit gemeint ist, dass ich zu ALLEM, was mir Spaß macht, am Anfang definitiv keine Minute Zeit habe (Lesen, Internet, "klönen"...) wußte ich soooo nicht (ich hatte gelesen, dass Neugeborene gaaaaaanz viel schlafen - aber nicht, dass sie den Schlaf meist in 20-Minuten-Schläfchen verpacken, die man dann nutzt um hektisch zu duschen - immer mit einem Ohr beim Kind, ob's denn etwa schon wieder schreit - im Eiltempo und im Stehen etwas zu essen, mal kurz selbst ein Nickerchen machen - natürlich nur halbherzig, weil tief einschlafen "will" man ja nicht, wer weiß, ob man das Kind dann noch hört (NB: ja, man hört es, aber wer weiß das schon, wenn man gerade seit ein paar Tagen Mutter ist? :-D )
- Beziehung: natürlich, klar, die Beziehung zu meinem Partner ändert sich. Wir sind jetzt schließlich zu dritt, nicht mehr nur zu zweit. Dass das aber auch bedeutet, dass zwischen uns im Bett ein Winzling liegt (alleine im Bett mag der Zwerg nicht schlafen, am liebsten nur auf dem Bauch!) der jeglichen Körperkontakt zwischen uns verhindert, und dass ich selbst auf die leiseste Berührung mit lauten Quietschen reagiere, weil die Brustwarzen vom Dauernuckeln schon total wund sind, war mir nicht bewußt vorher.
- Und letztendlich: bei der Auslieferung des Zwerges wurde etwas ganz wesentliches vergessen - nämlich die Gebrauchsanweisung!! Oh mein Schreck, das Kind schreit schon wieder. He, es schreit MICH an! Es brüllt seine Mutter an! Es mag mich bestimmt nicht, was hat es denn jetzt schon wieder? Ist doch gerade gestillt und frisch gewickelt, müßte es denn nicht jetzt langsam mal schlafen? (Dass Neugeborene oft "Einschlafhilfe" brauchen, wußte ich natürlich auch nicht, ich dachte immer wenn sie müde sind schlafen sie halt einfach... dass man als so kleiner Mensch ein Gefühl wie Müdigkeit nicht von anderen Gefühlen wie Hunger oder Unwohlsein unterscheiden kann und Müdigkeit einfach ein unangenehmes Gefühl ist, dass abgestellt werden soll, war mir da noch nicht bewußt)
Oder: oh Gott, sie hat den ganzen Tag noch keine Verdauung gehabt, bestimmt hat sie Verstopfung und quält sich! Der Bauch ist auch ganz gebläht, kein Wunder, dass sie den ganzen Tag schreit.
Na, ich könnte wohl noch tausend Dinge aufzählen, aber ich hab' eh schon einen kleinen Roman geschrieben (den sicherlich niemand lesen wird, wer hat schon sooo viel Geduld :-D ). Was ich Dir damit sagen will ist einfach folgendes: auf die Geburt muß man sich nicht notwendig vorbereiten, "raus" kommen tut das Kind so oder so. Aber für die Zeit danach gibt es kaum eine Vorbereitung. Und die hätte ich viel dringender gebraucht.
Nichtsdestotrotz war gerade diese erste Zeit der Himmelhochjauchzend-zuTodebetrübt-Gefühle eine wunderschöne Zeit. Unheimlich anstrengend, körperlich und nervlich auslaugend, aber man weiß, wenn es allmählich besser wird und man sich "kennenlernt", was man geleistet hat, DASS man es geleistet hat, dass man es geschafft hat, dass man sich ein Kind vertraut gemacht hat, dass sich nun diese bedingungslose Mutterliebe, von der die Dichter schwärmen, einstellen kann... und DAS ist wohl das befriedigendste Gefühl, das ich in meinem ganzen Leben jemals gehabt habe!
Liebe Grüße