Tag der Deutschen Einheit

Rebecca

Pfiffikus
AW: Tag der Deutschen Einheit

Ich kann mich gar nicht dran erinnern, da war ich acht Jahre alt...
Ich auch :jaja:

Als ich gerade nachgerechnet habe, wie alt ich denn war, dachte ich erst "Oh, ich war ja schon 8.", aber ich weiß von der Zeit gar nichts.
Weder in der Schule, noch meine Eltern haben etwas darüber erzählt.

Kam dann erst später ab der 5. Klasse im Geschichtsunterricht.
 

Kathi

Dino
AW: Tag der Deutschen Einheit

Ich war 21 Jahre, als die Mauer fiel und 22 am Tag der (Wieder-)Vereinigung.

Am 9. November 1989 war ich mit Kommilitioninnen aus, wir waren Tanzen und kamen erst sehr spät in der Nacht wieder. In unserem 16-qm-Studentenzimmer, das wir zu dritt bewohnten :umfall: , gab es kein TV-Gerät. Wir waren auch zu müde, um noch mal Radio zu hören und gingen direkt ins Bett. Am nächsten Morgen beim Frühstück, wir hörten Feindsender :hahaha: , kam die durchsage: "Unser Reporter XY meldet sich jetzt wieder von der Grenze". Wir sahen uns ungläubig an und meinten "Oh nein, jetzt ist irgendwas passiert." Es brodelte ja und es gab Montagsdemos und die Polizei, Armee etc. hatten Befehl, bei Bedarf zuzuschlagen. Aber nein, es war nichts Schlimmes passiert - die Grenze war offen."

Das witzige war, dass wir in genau diesem Semester mit dem Fach Betriebswirtschaftslehre begonnen haben (zur Erklärung: Ich habe in der DDR ein Ingenieurstudium absolviert, da waren BWL, Arbeitswissenschaften, Recht etc. Pflichtfächer - man sollte ja rundum informiert sein). Es wurde ganz schnell von Sozialistischer Betriebswirtschaft SBW auf BWL umgestellt :hahaha: . Und ich habe gemerkt, dass die Theorie absolut gleich war, d.h. die Kennzahlen etc. Das war schon eine witzige Erkenntnis. Irgendwann hat man leider alle Leute dieses Bereichs entlassen und wir konnten das Fach nicht bis zum Ende mitmachen. Das fand ich schon sehr schade.

Den 3. Oktober 1990 habe ich mit gemischten Gefühlen erlebt. Ich war gerade zum Praktikum bei Nixdorf in Paderborn. Den 3. Oktober selbst erlebte ich aber zu Hause bei meinen Eltern. die Nacht zum 3. Oktober verbrachten wir vorm Fernseher und um 0:00 Uhr saß ich heulend auf der Couch. Mir gingen sehr viele Gedanken im Kopf herum:
- Der sog. Einigungsvertrag war sehr einseitig. Die DDR wurde quasi von der BRD übernommen.
- Warum gab es keine neue Nationalhymne? Es ist doch ein quasi neuer Staat entstanden. Ich habe selbst heute keinen Bezug zur Hymne. Warum auch? Ich habe 22 Jahre meines Lebens in der DDR verlebt und war dort nicht unbedingt unglücklich.
- Ich weine dem Staat DDR nicht nach, aber ich finde, und wurde der Übergang nicht unbedingt leicht gemacht: Es wurden Berufsabschlüsse einfach nicht anerkannt, viele bekommen immer noch weniger Gehalt, wir wurden z.T. als arbeitsscheu, faul, nicht so produktiv eingeschätzt. Halt alles so Dinge. Meine Eltern haben 30 Jahre lang als Lehrer in der DDR gearbeitet. plötzlich waren sie weniger wert als ihre Westkollegen - sie bekamen eine Tarifstufe weniger bezahlt.
- Ich habe mit meinem Studium (Informatik) mehr Chancen nach dem 3. Oktober als vorher. Ich war in Ländern, in die ich vorher nie reisen durfte. Ich hatte endlich mal was von meinen Englischkenntnissen :) . Und trotzdem fühlte ich mich nach der Einheit oft bevormundet und wie ein Mensch zweiter Klasse.

Ich hätte mir die Einheit sanfter gewünscht, weniger rasant. Blühende Landschaften, wie vom dicken Kanzler versprochen, gibt es nicht. Wie war das "Keinem soll es schlechter gehen als bisher!" - War aber leider nicht so.

Bitte versteht mich nicht falsch: Ich bin nicht verbittert und genieße meine "Freiheiten" sehr, aber ich bin damals nicht in Jubelsürme ausgebrochen ;-) .
 

Eos

Gehört zum Inventar
AW: Tag der Deutschen Einheit

Ich war 4 Jahre alt und finde es echt schade, dass ich so gar nix mitgekriegt habe :-(
 

La Bimme

Leseratte
Moderatorin
AW: Tag der Deutschen Einheit

Ich find es traurig, dass alle nur noch vom Mauerfall reden und was man da gemacht hat. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.

Und was ich am 6. Oktober gemacht habe und am Wochenende davor, danach fragt mich keiner. DAS weiß ich aber noch.

Mein erster Ausflug in den Westen war eine Tagestour nach Hamburg, wo ich vor den Schaufenstern wider aller Vorhersagen nicht ohnmächtig wurde. Eher erinnere ich mich an den Ekel vor den mit ihren Einkaufstüten herumrempelnden Ossis am Zug abends zurück.
 

Kathi

Dino
AW: Tag der Deutschen Einheit

Mein erster Ausflug in den Westen war eine Tagestour nach Hamburg, wo ich vor den Schaufenstern wider aller Vorhersagen nicht ohnmächtig wurde. Eher erinnere ich mich an den Ekel vor den mit ihren Einkaufstüten herumrempelnden Ossis am Zug abends zurück.

Meinen ersten ausflug in den Westen habe ich erst Ende November unternommen. Wir haben echt überlegt, auf das "Begrüßungsgeld" zu verzichten, weil wir keine Almosen wollten :oops: . Gekauft habe ich lediglich eine Kiwi, weil ich wissen wollte, was das ist und wie das schmeckt :hahaha: . Ohnmächtig bin ich auch nicht geworden, aber ich hatte am Abend total Kopfschmerzen. Das lag wahrscheinlich an der Reizüberflutung :-D . Mich hat total abgestoßen, wie ganz viele Händler ihren Kram an den Mann bringen wolten, denn woher wir kamen, hat man uns angesehen. Das war so in der Art "He, ihr da, da staunt ihr, wa. Sowas kennt ihr nicht. Echt, wir wurden behandelt wie ein bisschen doof. Und das brauchte ich nicht. Das war dann erst mal der einzige Ausflug gen Westen. Allerdings war ich ja dann ein knappes Jahr später für ein halbes Jahr in Paderborn und konnte dort alles so richtig kennenlernen. Das war eine tolle Zeit dort, die ich nicht missen möchte.
 

alya

Familienmitglied
AW: Tag der Deutschen Einheit

1990 war ich ja auch erst 8 Jahre alt. Vom Mauerfall an sich hab ich weniger mitbekommen. Nur ca. 1 Woche danach wollten wir nach Dortmund fahren, weil mein Stiefbruder mit seiner Freundin dort in einem DDR-Flüchtlingsheim war. Nach 6 Stunden Stau auf der A2 sind wir unverrichteter Dinge nach Hause gefahren. Achja, ich war enttäuscht, weils direkt hinter der Grenze so...trostlos aussah. Und an diesem Grenzübergang siehts auch immernoch so aus :hahaha:

Was die Wiedervereinigung angeht, hab ich vor allem eine Erinnerung an das "neue" Geld, insbesondere die Münzen.Die waren so schwer irgendwie. :hahaha:

Achja, und ich war totsterbenstraurig, dass ich kein Ernst-Thälmann-Pionier mehr werden konnte :rolleyes: Komischerweise hab ich aber überhaupt keine Erinnerung daran, wie meine Eltern und überhaupt meine Familie auf das alles reagiert haben.
 
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