Schulwahl / Einschulung

lulu

Königin der Nacht
Peggy, du klingst echt noch "alte Schule" :zwinker:...
Ich finde, die Auszüge von Eurer Montessouri-Schule klingen äußerst vielverprechend :jaja:, für meine Kinder würde ich mir das anschauen.

Ich habe in der vierten Klasse zum ersten mal Noten bekommen. Hm. Ja, ich konnte mich dann besser einschätzen, aber an meinem Lernverhalten hat sich nichts geändert, ich bin höchstens leicht hochnäsig geworden, weil die Noten gut waren. Allerdings war ich in einer Grundschule mit hohen Maßstäben, reine Einserschüler hatten wir nicht. So hielt sich das mit der Hochnäsigkeit in Grenzen.

Kerstin, Klaas hat sich ja auch zu Beginn den Schuljahres so sehr unter Druck gesetzt und ständig verglichen. Die Lehrerin hat das aber für ihn gut hingebracht. Er weiß jetzt, auch ohne Noten, daß er smart ist, daß er in Mathe besonders gut ist, und das er für sich enorme Fortschritte im Lesen und Schreiben gemacht hat. Für uns als Eltern ist es manchmal schwierig einzuschätzen, wie er im Vergleich zu anderen Kindern ist. Aber ihm ist das egaler geworden *yippieh*. Und sollte es uns nicht auch egal sein, solange seine Ziele erreicht werden? (Individuelle Lernziele finde ich superwichtig, schon um die Kinder ordentlich heraus- aber nicht zu überfordern). Wir wissen doch, daß er das Matheass ist und in allen anderen Fächern offensichtlich gut und mit Freude arbeitet. Wir wissen, daß er außerdem seine "Sprachschwäche" überwunden hat und mittlerweile mehrmals wöchtentlich so detailliert und umfassend formuliert und erklärt, daß sich die Lehrer erstaunt ankucken. Und DAS sind für mich viel wichtigere Informationen über seine Entwicklung als eine Note oder ein Vergleich mit den Mitschülern liefern würden. Außerden gibt es hier so viele smarte Kids, daß alleine das schon wieder nicht repräsentativ ist (kommt mir zumindest immer so vor!).

Und mal ganz ehrlich :oops:, ich habe für mein Abi eigentlich nur den Stoff der letzten zwei Jahre in den Prüfungsfächern gebraucht, und den auch nur teilweise. Von daher schon finde ich es wichtiger, dass frei und vergnügt, engagiert und mit Freude gelernt wird, als das, was gelernt wird. Ob sie nun Hühnereier ausbrüten und damit Datenerfassung üben, ob sie über Japan oder Australien lernen... Ist doch wurscht. Hauptsache sie lernen gern, entwickeln soziale Fähigkeiten und Lernkomptentzen und Strategien, sich zu organisieren und präsenstieren etc.

Lulu
 
Zuletzt bearbeitet:
C

Charlie1965

Silke, das mit den kleinen Lernkreisen - so ist das theoretisch bei uns auch gedacht. Aber in der Praxis ist es weniger klasse. Mit ausserhalb der Schule organisierten Freizeitangeboten koennen diese Kreise einfach nicht mithalten.
Ja, meine Tochter koennte in der Schule zum Bratschenunterricht gehen, allerdings nur in der Gruppe, und da Bratsche kein anderer Schueler spielt - muesste sie Unterricht zusammen mit zwei Geigern bei einer "Bratsche spielenden Geigen-Lehrerin" haben.
Hae?
Das ist natuerlich mit Einzelunterricht nicht zu vergleichen. Also ist Lynn immer nach dem Unterricht noch zur Bratschenlehrerin gegangen, war dann nach sechs Uhr zu Hause. Und Hausaufgaben? Und Freunde? Und Abendessen mit der Familie? Und ihr Hund und und und? Ihr Pferd musste sie damals aufgeben, es ging einfach zeitlich nicht mehr. Und zur Bratsche geht sie jetzt, da sie an den Tagen immer fix und fertig war, am Samstagvormittag. Lynn macht das mit, weil sie gern Bratsche spielt. Eigentlich finde ich aber, dass bei einer Fuenfzehnjaehrigen das Wochenende den Freunden gehoeren soll... (diese Bratschenproblematik ist jetzt nur EINS von vielen aehnlich gearteten Problemen, die durch die lange Schulzeit auftreten. Klaus z.B. geht ABENDS UM ACHT zum Tauchen. Jetzt, wo er siebzehn ist, ist das klasse fuer ihn. Aber als er dreizehn war, fand ich das nicht so prall.)
... na ja, vielleicht bin ich auch ganz allgemein eine zu kritische Schul-Meckertante (an unserer Schule bin ich zweifellos als "THE KRAUT" verschrien), aber ich finde schlicht und ergreifend, dass meine Kinder zu wenig Freizeit haben. Klar, als Teenager bleiben ihnen noch die Abende - aber dass das ganze von frueh-bis-spaet-weg-Sein jetzt schon wieder meinem Kleinen bevorsteht, macht mich ziemlich wuschig.
Ganztagsschule ist Stress.
(Finde ich zumindest)
Die langen Nachmittage, in denen WIR in Riesengruppen auf Fahrraedern um die Haeuser gerast sind, habe ich bei meinen Kindern vermisst.

Aber wie gesagt: Einem Hort wuerde ich unsere Ganztagsschule hundertprozentig vorziehen!

Schoenen Feierabend wuenscht
Charlie.
 
F

FriMa

Peggy, du klingst echt noch "alte Schule" :zwinker:...
:p
Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das jetzt als Kompliment nehmen soll oder nicht... ;-)
Aber es stimmt auch nicht ganz. Hinsichtlich der reformorientierten Schulen wie Waldorf, Montessori oder Jenaplan (mein Favorit von den Dreien) mag das stimmen. Aber hinsichtlich der modernen Privatschulen und des aktuellen Ganztagsschulen-Hypes und der Forderung nach mehr Leistung bin ich ja wohl eher der Zeit voraus, oder? :bissig:

OT: Vielleicht habt ihr schon gehört, dass das finnische Schulsystem immer als positives Beispiel genannt wird, an dem mal sich orientieren sollte. Nun ratet mal, wohin Finnland in den 70ern ganz viele Pädagogen und Erziehungswissenschaftler geschickt hat, damit sie sich das System dort abgucken können.:nix:

Keine Frage, natürlich prägt einen auch das, womit man selbst gute Erfahrungen gemacht hat. Nur: Genau diese Art leistungsorientierter Halbtagsschulen gibt es eben gerade nicht. Mir scheint, Halbtagsschulen sind ausschließlich die staatlichen - und die Schule, die was auf sich hält, versucht auf Ganztagsschule umzusatteln oder zumindest zusätzlich zu den Halbtags- auch Ganztagsklassen anzubieten.

Noch kurz zu deinem Argument, bis Klasse 10 seien die Leistungen fast egal, weil man beim Abi nur den Stoff der letzten beiden Jahre braucht: Zumindest bei den Sprachen und bei den naturwissenschaftlichen Fächern stimmt das absolut nicht. Wie willst du Kurvendiskussion machen, wenn du die Bruchrechnung nicht beherrschst? Wie willst du Komplexverbindungen erklären, wenn du das Periodensystem der Elemente nicht kapiert hast und die Abkürzungen nicht kennst? Wie willst du english conversation betreiben, wenn dir die Vokabeln aus 5 und mehr Jahren fehlen?

@Charlie: Leider sind die Versuchungen für die Kinder, sich NICHT draußen zu bewegen und gemeinsam zu spielen, heute wesentlich größer als in unserer Kindheit (also in Zeiten von 2 öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen, wovon eines mitunter erst abends zu senden begann, in computerlosen Zeiten, in Zeiten ohne Video-, Computerspiele und Gameboy, ohne Videotheken usw. :verdutz: ). Ich will ja nicht sagen, dass "die Kinder von heute" faule, fette PC- und Fernsehjunkies sind. Obwohl - vielleicht will ich das ja doch. :nix: Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist halt eine Frage der SINNVOLLEN Freizeitbeschäftigung. Ich habe damals die Erfahrung gemacht, dass die "smarten" Kinder sich ihre Freizeit selber vollgepackt haben mit Musikunterricht, AGs, Training. Die anderen "hingen rum", trafen sich in Parks usw. Und waren dann die, die die Hausaufgaben nicht gemacht oder keine Vokabeln gelernt hatten, obwohl sie mehr als genug Zeit gehabt hätten. Und ihre Leistungen waren auch nicht so gut, wie die der "vielbeschäftigten" Kinder. Wobei sich da gleich wieder die Frage nach Ursache und Wirkung stellt - nämlich Herkunft, Elternhaus, soziale Umgebung...


OT: Ist übrigens eine schöne Diskussion geworden hier, aus der ich unheimlich viele Argumente mitnehmen kann. :bussi:
 
C

Charlie1965

FriMa hat gesagt.:
:p
@Charlie: Leider sind die Versuchungen für die Kinder, sich NICHT draußen zu bewegen und gemeinsam zu spielen, heute wesentlich größer als in unserer Kindheit (also in Zeiten von 2 öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen, wovon eines mitunter erst abends zu senden begann, in computerlosen Zeiten, in Zeiten ohne Video-, Computerspiele und Gameboy, ohne Videotheken usw. :verdutz: ). Ich will ja nicht sagen, dass "die Kinder von heute" faule, fette PC- und Fernsehjunkies sind. Obwohl - vielleicht will ich das ja doch.

Ich gebe Dir da hundertprozentig Recht.
Fuer Kinder, die in der Freizeit nicht oder nicht befriedigend betreut werden koennen und fuer die Freizeitangebote fehlen, ist die Ganztagsschule eine gute Idee.
Bei uns war eine liebevolle, gut und gesund kochende Omi zu Hause, und unsere Kinder haben zahlreiche zeitaufwendige Hobbies. Ganz abgesehen von Freunden und Verwandten. Wir haetten es gern gesehen, wenn sie dafuer mehr Zeit gehabt haetten, sich nicht so oft haetten hetzen muessen. Geklappt hat alles auch so - aber eben oft nur nach dem Motto: Schultasche hinschmeissen, Musik/Sportausruestung schnappen und wieder loshasten.
Zweifellos fuehren viele Teenager so ein Leben (hab ich auch... ohne Ganztagsschule) und geniessen den Tanz auf allen Hochzeiten. Aber bei den Kleineren (hier werden Kinder in der Regel mit vier, spaetestens aber mit fuenf Jahren eingeschult!) macht es mir Angst.
Ich wuensche mir, dass Kindheit Platz fuer Langsamkeit laesst. Zeit, um tausenderlei auszuprobieren.

Aber - wie gesagt - dass die Gesamtschule fuer andere Familienkonzepte als unseres eine gute Loesung sein kann, bestreite ich ueberhaupt nicht.

Viele Gruesse von
Charlie.
 

lulu

Königin der Nacht
FriMa hat gesagt.:
Noch kurz zu deinem Argument, bis Klasse 10 seien die Leistungen fast egal, weil man beim Abi nur den Stoff der letzten beiden Jahre braucht: Zumindest bei den Sprachen und bei den naturwissenschaftlichen Fächern stimmt das absolut nicht. Wie willst du Kurvendiskussion machen, wenn du die Bruchrechnung nicht beherrschst? Wie willst du Komplexverbindungen erklären, wenn du das Periodensystem der Elemente nicht kapiert hast und die Abkürzungen nicht kennst? Wie willst du english conversation betreiben, wenn dir die Vokabeln aus 5 und mehr Jahren fehlen?
Peggy, mir ist schon klar, daß es Grundlagen gibt. Aber selbst, wenn ein Kind nicht bruchrechnen kann, weil es das noch nicht gehabt hat, aber ein Mathebrain ist, das in Mathe ins Abitur gehen will, dann läßt sich das bißchen bruchrechnen blitzschnell nachholen. Außerdem vergessen Kinder den Stoff der ersten Jahre sowieso bis in die Oberstufe. Klaas hat im Kindergarten eine groooße Einheit über den menschlichen Körper gemacht, und jetzt wo es in der ersten Klasse wieder kam, wußte er mit Leber und Gallenblase zB rein gar nichts mehr anzufangen. Ebenso kann ich mich beim besten Willen nicht mehr an meinen Geschichts- und Biounterricht aus der Grundschule erinnern, rein gar nicht (mir fiel nur beim Begucken des Zeugnisheftes auf, daß wir so was hatten...). Daher meine ich immer noch, in den ersten Jahren kommt es auf das Lernen von lernen, die Begeisterungsfähigkeit, "Methodik" und Sozialkompetenzen und ähnliche Bereiche an.
Lulu
 
B

Beate

lulu hat gesagt.:
Daher meine ich immer noch, in den ersten Jahren kommt es auf das Lernen von lernen, die Begeisterungsfähigkeit, "Methodik" und Sozialkompetenzen und ähnliche Bereiche an.
Da stimme ich zu. :jaja: Das stört mich auch an der BIP-Schule, dass die Kinder da viiiel Zeit mit Sprachen verbringen (Arabisch, Chinesisch), die dann wahrscheinlich ab der 6. Klasse nicht weitergeführt werden können, und dann vergessen sie alles wieder. :verdutz: Ich jedenfalls habe von meinen 7 (?) Jahren Russischunterricht (mit viel Vokabelpaukerei *Augenverdreh*) gerade mal behalten, wie man die Schrift liest, und ein paar Redewendungen. Das hätte ich nach einem Jahr auch gekonnt. :cry: Schade um die Zeit.

Und Charlie, danke für Deinen Bericht - ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass ich Hortbetreuung der Ganztagsschule vorziehe - eben weil es nicht Pflicht ist, und man sich auch mal eine Nachmittagssache vornehmen kann. Und dass man sich selbst bessere AG's organisiert, als die Schule, glaube ich sofort. Schon weil das Angebot naturgemäß begrenzt ist. :bussi:

:winke:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
F

FriMa

@Beate: Und nun brauchen wir nur noch eine nicht-staatliche, preiswerte Halbtagsschule (oder eine eierlegende Wollmilchsau). :bravo:
 
B

Beate

FriMa hat gesagt.:
@Beate: Und nun brauchen wir nur noch eine nicht-staatliche, preiswerte Halbtagsschule (oder eine eierlegende Wollmilchsau). :bravo:
Von mir aus kann sie auch staatlich sein, Hauptsache sie ist gut. ;-)

Ich bin mit der (staatlichen) Kita sehr zufrieden. Warum soll nicht auch eine gute staatliche Schule zu finden sein?

Aber wenn Du so etwas findest, möglichst auf halbem Weg zwischen uns, sag' ich auch nicht nein. :wink:

:winke:
 
Oben