Hauen...

A

andeo

Geschrei und Dickkopfalarm gibts seit Liann 2 1/2 ist fast täglich.
Am Anfang bin ich da mehr als ein Mal an meine Grenzen gestoßen.
Es kommt auch, ehrlich gesagt, auf meine Tagesform an, wie ich reagiere.

Wenn ich mal wieder eine gute Nacht (mit Nives) hatte und ausgeruht in den Tag gehe, prallt die Attacke (Schreien, Weinen, Spucken, Zunge zeigen) meist an mir ab und ich nehme Liann her und sage klar, was ich will. Wenn Sie nicht zu schreien aufhört, sage ich ihr, das wir erst wieder darüber sprechen, wenn sie sich beruhigt hat und ignoriere das Geschrei. Anfangs mußte ich sie dafür noch ins Nebenzimmer schicken. Wenn sie dann runtergekommen war, haben wir über die Attacke gesprochen und es geklärt.
Jetzt ist es schon so, daß Liann, wenn sie merkt, sie kommt nicht weiter, von selbst sagt: "Ich gehe ins Wohnzimmer. Muß ich mich beruhigen." Dann kommt sie wieder und meint: "Mama, jetzt können wir sprechen."
So läuft es mittlerweile sehr oft, was ich richtig toll finde, weil sie für ihre 3 Jahre schon unheimlich verständnisvoll ist - weiß nicht, ob das normal ist.

Hatte ich schlechte Nächte (eine schlechte Nacht ist ja keine) mit Nives, bin ich eher gereizt und werde dann doch ziemlich schnell laut.
Das ist auch nicht in Ordnung, das weiß ich. Ich arbeite aber sehr an mir und bespreche solche Situationen immer auch mit meinem Mann.
Und mit Liann. Wenn ich merke, daß ich überreagiert habe (weil sie z.B. nur eben nicht Marmelade auf ihren Toast wollte, sondern Käse und deshalb anfängt zu zicken), habe sie dann gleich angefahren: "Hör auf zu heulen, Mensch und überleg Dir gefälligst vorher, was Du willst!" Was für'n Schwachsinn, sie ist 3. Und Sch***egal, dann esse ich halt den Marmeladen-Toast und mach ihr eben eins mit Käse.
Dann entschuldige ich mich auch bei ihr.
Liann hat da aber auch schon einen Draht entwickelt und managt mich da manchmal: "Mama, Du bist dolle sauer. Mußt Du Dich erst beruhigen."

Nives kriegt auch seit neuestem die Wut, wenn etwas nicht so läuft wie sie es will. Sie ist 1 Jahr alt, da fällt es noch leicht, ruhig zu bleiben.
 
A

andeo

Liebe Petra,
habe jetzt erst gelesen... Hast geschrieben, als ich auch gerade am Schreiben war.

Es stimmt, mein Mann kommt mit den Kindern eigentlich nie in solche Situationen wie ich sie erlebe. Es ist aber egal, warum ich meine Hand erhoben habe, nur das es so war, ist schlimm.

Ich verstehe die emotionalen Zwänge nur zu gut, denen Eltern ausgesetzt sind, mehr noch Mütter, die schon von ihren Eltern geschlagen wurden.
Das Problem ist, das man nicht weiß wie man dem Kind gegenüber reagieren soll, wenn es z.B. durchdreht und einem weh tut oder partout nicht hört, weil man ja nur die Reaktion der eigenen Eltern darauf kennt. Und das ist das was sozusagen automatisch aus dir rauskommt. Mit einem Schlag bist Du sofort der Chef, Diskussion beendet, Du hast Deine Ruhe, Kind macht was es soll.

Der Druck, den mein Mann mir da macht, ist genau richtig. Ich mußte mir andere Reaktionen antrainieren, sehen wie z.B. er auf eine Attacke reagierte. Etliche Erziehungsratgeber habe ich da schon durch.

Ich will mein Kind nicht schlagen.
Was tue ich also, wenn ich kurz davor bin? (Und wer war noch nicht schon mal kurz davor?)

Ich gehe weg. Raus aus dem Zimmer, sofort. Oder Liann muß die Situation sofort verlassen.
"Sie ist erst 3 Jahre alt. Sie ist Dein Baby, aus Deinem Bauch. Du bist die Mama. Sie liebt Dich und Du liebst sie. Tu ihr nicht weh."
Das hilft mir, mich runterzuholen von der Wut.

Ich weiß, warum Eltern, die geschlagen wurden, ihre Kinder wieder schlagen. Ich weiß aber nicht, warum sie nicht dagegen kämpfen und sich helfen lassen, damit aufzuhören.

Wenn ich Sven nicht kennen gelernt hätte, wer weiß ob ich meine Kinder nicht auch schlagen würde.
 
Oben