Fördern oder nicht?!

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NicoAngel

Hallo zusammen,

mit der Förderung ist das so eine Sache. Kinder, gerade wenn sie vielleicht hochbegabt sind, brauchen ständig Input. Bei Alex war es so, dass jeder immer gesagt hat, ich soll ihn nicht mehr fördern. Er konnte sehr früh gut rechnen und wusste schon vor 2 Jahren (da war er 7) die Geburts- und Sterbedaten sämtlicher berühmter Komponisten auswendig. Auch mit der Grammatik war er sehr früh.

Im Kindergarten meinten die zu mir, ich soll Alex ablenken, dass er nicht immer so viel wissen will und zusehen, dass er mehr draussen ist und sportlich etwas tut. Aber Alex wurde immer unzufriedener, weil Input haben wollte. Ich hab versucht, ihn zu bremsen, weil ich Angst hatte, dass ihm in der Schule langweilig wird und er, wie sein Vater, auf der Sonderschule deswegen landet. Das ist nur passiert, weil damals jedes Kind, was aus Langeweile "zugemacht" hat, fallengelassen wurde.

Ein Problem ist der Umgang mit anderen Kindern. Alex hat nicht sehr viele Freunde, er kann mit den Kindern seines Alters, die nur Fussballspielen, Gameboy und Raufen im Kopf - überhaupt nichts anfangen. Und die nicht mit ihm :( Wenn er anfängt, von Politik zu erzählen und von Beethoven oder ähnliches - schauen die ihn nur verächtlich an. Das ist für mich sehr schlimm. Anfangs hab ich mir Vorwürfe gemacht, aber ich konnte nicht verhindern, dass er sich Wissen aneignet. Er hat die Lexika meiner Mutter durchgeblättert, wenn er bei ihr war.

In drei Wochen wird bei ihm ein Intelligenztest gemacht. Ich habe Angst vor der weiterführenden Schule (er ist jetzt in der 4. Klasse). Zur Zeit hat er in seiner Klasse seinen besten Freund, der ähnliche Interessen hat wie er. Was ist, wenn er in der nächsten Schule ausgegrenzt wird.

Ich hätte es am liebsten, dass er nur unter gleichgesinnten Kindern ist, aber auch Kind sein kann mit allem Drun und Dran.

Wir warten jetzt diesen Test ab und sollte er wirklich hochintelligent sein, würde ich ihn auf jeden Fall in eine passende Schule dafür tun. Nicht, weil ich das so toll finde. Nein, das Problem ist wirklich die Ausgrenzung und dass er unglücklich sein könnte.

Liebe Grüsse
Ulla
 
M

makay

@Beate:

warum nicht früher einschulen ? Ich bin selber mit 5 eingeschult worden, weil ich lesen konnte und weil sowohl meine Eltern als auch die KiGa-Tanten das richtig fanden. Es hat mir, denke ich, auch nicht sonderlich geschadet. Rein schulisch schon gar nicht. Aber ich war immer die Jüngste. Das hat zwar auch Vorteile, klar, aber ich sehe im Nachhinein auch Nachteile. Z.B. alleine wenn ich an so Dinge wie Tanzschule oder Regel kriegen :-D denke....als alle dahingingen oder es bekamen, hatte ich damit noch gar nix am Hut. Okay, tanzen kann man auch später lernen, aber es ist ein Beispiel. Man ist einfach ein Jahr weniger "reif" und meines Erachtens macht sich das in der Pubertätsphase bemerkbar. Daher würde ich mein Kind nicht mit 5 einschulen, sondern es wenn schon anders fördern.

Makay
 

lulu

Königin der Nacht
Lily,
ich glaube wir haben und gar nicht sooo falsch verstanden. Zumindest ich Dich nicht *eigebildetschau* :). Ich glaube nur, daß Du Olli nicht besonders fördern mußt, nicht jetzt mit 3. Seine Erzieherinnen hat er ja gut im Griff (s. Puzzel), und er scheint sich seine Förderung selbst abzuholen :bravo:, in dem er z.B. schwierige Puzzel löst oder mit am Computer werkelt. Tanz ist natürlich immer eine feine Sache, Bewegung zu Musik tut gut. Ich denke, wenn Ihr als Eltern merkt und die Erzieherinen merken, daß Ihr ihm nichts mehr bieten könnt - oder ihm das Wasser nicht mehr reichen könnt - dann erst wird es Zeit, sich quasi professionelle Förderung zu suchen. Aber das sollte beim 3-jährigen noch nicht passieren. Man muß ihn im intellektuellen Bereich wahrscheinlich einfach wie ein älteres Kind behandeln, darf im sozialen Bereich aber nicht zu viel von ihm erwarten. Bei späteren Förderungen würde ich von Schulstoff immer absehen (es sei denn die Schule bietet an), denn den eignen sich überdurchschnittlich begabte sowieso fix an. Also lieber Chinesisch lernen lassen als Englisch, denn wenn man seit Jahren Englisch lernt, hilft auch Klasse überspringen nichts mehr. Das ist nicht weit genug gedacht. Außerdem gibt es für kleine Jungs weitaus intersanteres :-D. An den Schulstoff kommen sie eh, ob sie wollen oder nicht.
Ein kleiner 6-jähriger Junge aus unserer Nachbarschaft spielt zum Beispiel leidenschaftlich Schach, auch on-line Tourniere mit z.T. Erwachsenen 8O, z.B. seine Mutti schlägt er mittlerweile regelmäßig. Mein Vater kennt ein überfördertes Kind, das so alt ist wie unser großer Sohn. Das Kind lernt Chinesisch (Mutter ist Chinesin), Englisch, spielt Geige und hat eine zeitlang noch Hebräisch gelernt. Mit den Nachbarskindern will sie nicht spielen, weil die ihr zu doof sind 8O und auch ansonsten ist ihr Sozialverhalten nicht erwünschenswert. DAS würde ich auf jeden Fall vermeiden wollen, egal welches Talent evtl. verkümmert! Alle sind ganz stolz auf die Kleine, aber mir kommt sie vor wie ein überzüchtetes Püppchen. Chinesisch soll sie lernen klar, aber damit wäre doch eigentlich gut, oder? Geige dazu, meinetwegen. Aber spätestens dann würde ich sie ins kleinstädtliche Kinderturnen stecken und nicht noch in eine Englischsprachschule 8O.
LG Lulu
 
N

NicoAngel

Hallo Lulu,

oh ja - da stimme ich Dir zu. Man darf ein Kind nicht überfördern, denn sonst geht das ganze Kindsein flöten. Ich sehe bei Alex auch zu, dass er nicht abhebt und bremse ihn, soweit es geht.

Seine Lehrerin hat mir erzählt, dass sie NICHTS davon hält, nach einem anerkannten Intelligenztest (in Alex' Fall durch einen Psychologen der Schulbehörde) z. B. die Klasse zu überspringen - denn das Sozialverhalten springt ja nicht automatisch auch ein Jahr weiter. Sie fand es letztes Jahr wichtig, dass wir Alex in der 3. Klasse lassen, eben wegen dem Sozialverhalten. Allerding ist Alex auf einer Grundschule, die nicht nach Schema F lehrt. Er hat Schreiben nach Hören gelernt und nicht nach dem strengen ABC-Schema. Ich hab jetzt leider vergessen, wie dieses Schulsystem heisst. Aber so war es z. B. auch möglich, dass Alex - wenn ihm mal langweilig war - Aufgaben einer höheren Klasse machen durfte. Es ist aber eine anerkannte Grundschule, ich weiss nicht ob jemand von euch dieses neue Schulsystem auch kennt?

Alex wollte letztes Jahr gerne Klavier spielen. Seine Lehrerin riet mir davon ab und sagte, er solle lieber einen Vereinssport ausüben. Eben weil sonst die Gefahr des "Abdriftens" zu gross ist. Hmmm... da kann man jetzt geteilter Meinung sein. Wir haben den Klavierunterricht angefangen, weil Alex mich Tag und Nacht deswegen genervt hat - ich selbst wollte das garnicht, dass Alex ein kleiner Komponist wird oder so. Er hatte diesen Wunsch so stark.

Na ja, nach 2 Monaten Klavierunterricht hatte er keine Lust mehr - weil er irgendwie keine Lust hatte, zuerst stur die Noten zu lernen, er wollte gleich spielen können wie Mozart :-D Zu ungeduldig, genau wie seine Mutter *hüstel* :)

Ich denke, als Mutter eines hochbegabten Kindes hat man es nicht leicht. Man spürt die Sehnsucht des Kindes, sich viel Dinge anzueignen und will es fördern, um ihm den Gefallen zu tun. Aber andererseits hat man Angst, dass gleichaltrige Freunde oder Klassenkameraden das Kind ablehnen. So ist es jedenfalls bei mir. Wenn ich so Sachen lese, wie Du beschrieben hast, Lulu - denke ich, die Eltern haben wahrscheinlich eine Profilneurose oder so.

Bei Alex ist es so, dass er nicht auf andere Kinder herabsieht - sondern es gibt Momente, wo er darunter leidet, dass er so viele Dinge weiss. Manchmal ist er sogar absichtlich schlecht in der Schule, damit er dort anerkannt wird. Das macht mich sehr traurig.

Ich werde Alex jetzt bei der Jugendfeuerwehr anmelden. Mal sehen, ob ihm das Spass macht.

Liebe Grüsse
Ulla
 

lulu

Königin der Nacht
Ulla,
die Sache mit dem Klasse überspringen ist immer so eine Sache. Mich wollten sie mal von der 4. in die 5. springen lassen, weil ein Umzug nach Deutschland anstand und die 5. Klasse wesentlich mehr Deutschstunden hatte als die niedriegeren Klassen (Es war eine Schule von 1-10). ICH wollte das aber nicht, weil ich schlicht und ergreifend in meiner Klasse bleiben wollte. Das wurde sowohl von den Eltern als auch Lehrern akzeptiert - potzglück!
Für andere Kinder ist das Springen wahrscheinlich die richtige Entscheidung, ebenso wie eine frühe Einschulung. Wenn Levin weiterhin Klaas2 bleibt, werden wir bei ihm als Herbstkind wohl darüber nachdenken müssen. Nicht auszudenken, daß Klaas bis fast 7 im KiGa geblieben wäre 8O. Ihm tut seine neue Herausforderung mit 5,5 Jahren in der Vorschule außerordentlich gut :-D - auch wenn's noch nix "akademisches" zu lernen gibt nach den ersten paar Tagen...
Klaas wird sich nach der Eingwöhngungsphase in der Schule ein Hobby aussuchen dürfen, ob Musik oder Kunstkurse oder Sport - das bleibt seine Entscheidung, aber eins nach dem anderen... Deutsch werden wir ihm autodidaktisch beibringen (müssen), aber das hat Zeit, bis er auf Englisch lesen und schreiben kann. Dann sollte sich Deutsch auch alleine lesen lassen.
Lulu
 
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