Hallo Moni!
Ich würd dir auch erstmal raten, den Essensplan deines Sohnes bei Ute im Ernährungsforum zu posten. Leider ist das Forum (für diese Woche denke ich) geschlossen, vielleicht liest du dir mal ihre grundsätzlichen Empfehlungen durch. Dann kommst du dahinter, ob dein Kleiner nachts tatsächlich hungrig ist und wie du ggf. tagsüber seine Kalorienzufuhr erhöhen kannst, damit er nachts weniger trinkt. Parallel dazu kannst du die Milch nachts auch schrittweise mit Wasser verdünnen.
Viele Eltern kennen das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" von Dr. Anette Kast-Zahn. Und manche schwören auf die darin vorgestellte "Ferbermethode", weil dieses Schlafprogramm bei Säuglingen ab 6 Monaten gut funktioniert und die Babies wirklich lernen allein ein- und durchzuschlafen. Wichtig finde ich dabei, zu hinterfragen, warum diese Methode den gewünschten Erfolg von ungestörten Nächten zeigt. Die Frage "warum" eine "Erziehungsmethode" funktioniert, finde ich grundsätzlich einen wichtigen Schlüssel, um wirklich entscheiden zu können, ob man sie auch bei den eigenen Kindern anwenden möchte.
Im ersten Halbjahr entwickeln Babies eine Bindung an ihre Eltern (bzw. an die Personen, die sich beständig um sie kümmern, und auf ihre Bedürfnisse eingehen). Mit ca. 6 Monaten besitzen die Babies nun auch die geistige Fähigkeit, ihre Eltern zu vermissen. Von nun an beginnen kleine Säuglinge auch ganz aktiv ihr Verhalten auf die Nähe der Eltern auszurichten, d.h. sie tun alles, um den Kontakt zu ihren Bindungspersonen herzustellen und aufrechtzuerhalten.
Genau hier setzt die Ferbermethode an und trifft einen ganz wunden Punkt, in dem sie die Zuwendung der Eltern bewusst für vorgegebene Intervallzeiten entzieht, wenn das Baby beim Einschlafen weint. Die Eltern kehren zwar nach einer gewissen Zeitspanne, zu ihrem Baby kurz zurück, die Schreiintervalle, werden dabei allerdings systematisch verlängert. Da das Baby von natur aus darauf programmiert ist, alles zu tun, um die Nähe zu den Eltern aufrecht zu erhalten und Verhaltensprogramme, die dieses Ziel nicht gewährleisten, einzustellen, gibt es, sobald es dieses Muster erkennt, auf und schläft allein ein.
Das Problem dabei ist, dass Babies und Kleinkinder zwar so lernen, was sie tun müssen, um die Nähe der Eltern nicht zu verlieren, sie erkennen aber nicht, warum die Eltern nicht auf sie eingehen wollen/können. Sich in andere hineinversetzen zu können und deren Wünsche und Bedürfnisse nachvollziehen zu können, diese Fähigkeit beginnt sich erst im Alter von 3 oder 4 zu entwickeln und wird mit 5, 6 Jahren voll erreicht. Davor unterdrückt das Kind die eigenen Bedürfnisse nach Nähe nur, aus Angst die Bindung zu den Eltern zu verlieren und nimmt den Zuwendungsentzug "persönlich". Dabei werden eine Reihe von negativen Gefühlen verdrängt, zu denen das Kind später keinen aktiven Zugang mehr hat. Die Gefühle, die mit dieser Stressituation verbunden waren, treten aber immer wieder in ähnlichen Situationen zu Tage und beeinflussen so das Verhalten bis ins Erwachsenenalter.
All diese Folgen können, müssen aber nicht auftreten. Es gibt natürlich auch noch eine Reihe "mildernder Faktoren", die, die psychische Sicherheit eines Kindes bewahren. Wie z.B. die Frage, ob die Eltern tagsüber auf die Bedürfnisse ihrer Babys promt und angemessen reagieren.
Genauso kann man umgekehrt auch abwägen, ob es nützt, sich nachts für das Baby völlig zu verausgaben, wenn man dafür tagsüber aus Schlafmangel die Bedürfnisse seines Kindes, nicht promt und angemessen befriedigen kann.
Um hier einen Mittelweg erreichen zu können, finde ich es wichtig, die Bedürfnisse der Eltern und die der Kinder gleichermaßen zu berücksichtigen und einen Weg zu finden, sie für jede Familie individuell zu vereinen.
Also, klär erstmal eure Ernährungssituation. Anschließend gibt es einige Dinge, die das Durchschlafen im 2ten Halbjahr "erleichtern". Hierzu müsstest du noch ein bischen mehr über euch erzählen, wie dein Kleiner einschläft (ob allein oder ob am Arm usw.), ob er bei euch oder im eigenen Bett schläft, ob er ein Schmusetier oder ne Kuscheldecke hat, usw.
Grundsätzlich werden kleine Babies aber im 2ten Halbjahr eher schlechtere Schläfer als bessere, da sie enorme Entwicklungssprünge machen, Zähnchen kriegen und eben Mama und Papa erstmal vermissen können.
lg, Johanna