Wir rhythmisieren den Tag nicht um jeden Preis.
Sicherlich gibt es Strukturen, und die sind auch sinnvoll. Aber man darf die Uhr nicht zum Halbgott machen. Was leider oft vergessen wird.
Soll ich um 13.00 das Mittagessen erwarten, wenn der Magen um 12.15 schon knurrt? Weil das Kind nen stressigen Tag hat und man dementsprechend mehr gerannt ist? Alle haben schon Kohldampf aber die Uhr ist noch nicht auf 13.00? Oder alle stochern lustlos im Essen rum, weil das Frühstück zu spät gereicht wurde weil alle verpennt haben?
Soll ich um 6.00 aufstehen weil das Baby dann seinen Brei zu bekommen hat, obwohl beide eigentlich noch schlafen würden wäre nicht laut Uhr Essenszeit? Dementsprechend vergnatzt ist das Kind den ganzen Tag über.
Soll ich das Kind um 22.00 ins Bett legen, brüllen lassen und eine Stunde lang Einschlaflieder säuseln weil es eben 22.00 und Schlafenszeit ist? Oder warte ich bis 22.35 und lege dann ein müdes Kind ins Bett das dann schon nach dem Gutenachtkussi einschläft? Letzteres ist für beide deutlich stressfreier. Und das Kind schläft eher als in der ersten Variante.
Gerade Essen und Schlafen können durchaus mal schwanken. Je nachdem was man den Tag über getan hat. Nach aktiveren Tagen wird mehr gegessen und geschlafen als an ruhigen. Auch bei halbjährigen Kindern auch wenn da die Spannbreiten noch eher klein sein dürften. Wenn man mal kränkelt (ohne aber richtig krank zu werden) sieht es noch wieder anders aus. Von Zahnen mal gar nicht zu reden.
Sicherheit und Halt ... meine Tochter kann die Uhr noch nicht lesen. Sie gewinnt Sicherheit und Halt daraus, dass mein Mann (Hausmann, ich arbeite) immer in ihrer Nähe ist und für sie da falls was ist. Braucht sie was, bekommt sie es. Wichtiger als die Uhrzeiten sind ähnliche Abfolgen, Rituale. Dann kann sie sich auf das einstellen was kommt.
Ein gewisser Zeitrhythmus ist ganz normal und pendelt sich auch von selbst ein. Aber Schwankungen gehören dazu. Und bei aller Rhythmisiererei darf man nicht die Bedürfnisse der Menschen vergessen die dahinterstehen.
Es ist etwas überspitzt geschrieben, ich weiß.
Aber was für euer Kind richtig ist weiß hier niemand. Sind die Eltern Morgenmuffel und das Kind auch? Oder eher nicht? Wollen die Eltern abends ihre Ruhe oder lieber morgens? Ist das Kind ein Viel- oder Wenigschläfer, ein Oftschläfer oder ein Seltenschläfer?