Courage in der Erziehung

Susala

Prinzessin auf der Palme
Hallo Addy,

zu den Schlafzeiten des Babys kann ich mir keine Meinung bilden. Mein Baby hat von Anfang an nachts gerne geschlafen und nur in Ausnahmefällen uns wach gehalten. Wenn ich trotzdem mal keine Kraft hatte mich um den nicht schlafenden Zwerg zu kümern, hatte mein Mann noch Kraft. Daher hatte ich es sehr einfach und es stand nie zur Diskussion ihn schreien zu lassen.

Addy hat gesagt.:
Wie will man heute eigentlich ein Kind erziehen, wenn jeder meint, Mitspracherecht zu haben?

Früher konnte ich auf Bäume klettern, durch den Wald streifen, ohne Helm Fahrrad fahren und meine Eltern wurden nicht angegangen.
Man braucht heute Courage, um ein Kind zu erziehen, weil jeder meint sich einmischen zu dürfen.

Seht ihr das anders?
Ich finde auch, dass man sehr viel Courage braucht ein Kind zu erziehen, weil sich jeder einmischen will und meint ein Recht dazu zu haben.
Ich habe allerdings viele Kommentare gehört, weil ich meinen Kleinen NICHT habe schreien lassen. Stundenlanges Schreienlassen wurde mir sowohl von Verwandten als auch vom Kinderarzt empfohlen. (Klar habe ich den sofort gewechselt.)

Ich glaube aber nicht, dass Einmischen nur ein Problem der heutigen Zeit ist. Meine Mutter erinnert sich auch noch gut daran, wie sich alle eingemischt haben als wir klein waren.

Aber auch heute gibt es noch Toleranz. Marek plappert gerne und zurzeit am liebsten laut oder hoch. Eine Nachbarin erzählte mir letztens richtig erfreut, dass sie beim Vorbeilaufen gehört hat, dass er große Fortschritte in der Sprachentwicklung macht und wie spannend diese Zeit doch sei :p

Liebe Grüße
Susala
 

nici

keiner Titel
Hi,

was ich davon halte, sein Kind schreien zu lassen, wenn es nicht alleine einschläft oder gar die Frechheit besitzt nachts aufzuwachen kann wer mag im Schlafforum nachlesen ... da hab ich es schon bis zum Erbrechen kund getan...

Ob es Courage braucht, sein Kind zu erziehen? Ich glaube, es braucht für die Erziehung von Kindern eher Einfühlungsvermögen und Verständnis.

Ob es Courage braucht, der "Einmischung" anderer die Stirn zu bieten? Ich glaube, es braucht eher Sicherheit und Authentizität, um zu dem zu stehen, was man tut und siehe oben, daß man das nötige Verständnis für Kinder und den Rest der Welt aufbringen kann.

Ob es Courage braucht, sich "zu sorgen"? Ganz sicher! Denn mir scheint, sobald man nachfragt und sich kümmert, wird man sogleich als jemand betrachtet, der sich in die Dinge einmischt, die ihn nichts angehen.

Ich finde sehr gut, was deine Nachbarn gemacht haben. Sie haben dir indirekt ihre Hilfe angeboten. Und anstatt zuzugeben, daß es gut tut, Hilfe zu bekommen, hast du dich stolz abgewandt und Eindringlinge aus ihnen gemacht...

Schade.

Ich bin übrigens auch vor einigen Tagen von einer Nachbarin angesprochen worden warum Luca so furchtbar geweint hat. Ich mag sie gern und ich bin ihr sehr dankbar. Gab es mir doch die Chance, mein Herz auszuschütten, ob der Wut- und Frustrationsanfälle meines Juniors, denen ich manchmal etwas hilflos gegenüber stehe.
Oder die Frau im Sommer letzten Jahres, eine Passantin, die ich nir zuvor gesehen habe, die mich "rügte", weil ich meinen Sohn angeranzt hatte. Die Frage ist nicht, ob das gerechtfertigt war. Es geht darum, daß sie mich zum Nachdenken gebracht hat über mich und mein Verhalten ...

Nici
 
J

Jea

ich frage mich auch gerade, wo bei deinem Verhalten Addy die Courage ist.

Courage ist für mich etwas anderes.

Ich finde das Verhalten deiner Nachbarin aufmerksam und sehe es ncht als einmischen.

Unter einmischen versthe ich, wenn ich (achtung blödes Beispiel) eminen Sohn dazu anhalte, dass er "Bitte" sagt, wenn er etwas haben möchte und der Opa (tut er nicht, ist wie gesagt blödes Beispeil) dem Lütten genau das Gegenteil beibringt, dass man "Ich will das haben..." sagt.

Also so was empfände ich als einmischen, wenn jemand gegen meine Erziehung gegenangeht.

Und da empfinde ich es dann auch nicht als Courage, wenn ich dagegenangehe, sondern als Selbstverständlich keit, dass ich für meine Überzeugung (man sagt BITTE) einstehe udn meinem Sohn das vermittel.

Ich glaube, für Erziehung (furchtbares Wort übrigens) braucht man Stärke(mental), Liebe, Vertrauen und ein verdammt dickes Fell, ob der teilweise blöden Bemerkungen aus Freundes- und Familienkreis.
Bekanntlich wiesen andere es immer besser als man selbst *g*.

Lg,
Jea
 

Moni 70

Familienmitglied
Hallo,
also ich könnte meinen Sohn niemals so lange schreien lassen, das tut mir in der Seele weh, wenn er schreit. Er schreit ja sicher nicht einfach so zum Spaß. Ich finde es auch sehr egoistisch, das Baby schreien zu lassen, nur weil man selber Schlaf braucht. Ich habe zum Beispiel heute Nacht bis halb 4 mit meinem Kleinen gespielt, weil er absolut nicht schlafen konnte. Er war topfit und hat im Bett nur geschrien. Also hab ich ihn raus, bin runter mit ihm, damit mein Mann wenigstens schlafen kann und hab ihn beschäftigt bis er wieder müde war. Ich war ebenfalls hundemüde, da ich eh nicht so viel Schlaf bekomme, da Roy nicht durchschläft und ich immer noch sehr viel stille.
Aber ich treffe meine Entscheidungen immer so, dass es meinem Kind gut geht, er steht an erster Stelle, denn er kann sich ja selbst nicht anders wehren und nur durch Schreien oder Meckern äußern, dass ihm was fehlt. Vermutlich haben ihn heute Nacht die Zähnchen geplagt, da sieht man heute nämlich einen kleinen Fortschritt und außerdem hat er heute Nacht noch gespuckt. Siehe da, er hat also nicht einfach so geschrien. Ich hätte Angst, sein Vertrauen in mich zu zerstören, wenn ich ihn so lange schreien lassen würde. Aber wie gesagt, ich könnte es gar nicht, wäre ich auch noch so müde und fertig.

Zu der Nachbarin kann ich nur sagen, sei froh, dass Du Nachbarn hast, denen nicht alles egal ist. Heutzutage sterben Kinder in Wohnblocks und Frauen oder Mädchen werden im Zug vergewaltigt, weil keiner was gemerkt haben will. So viele denken nur an sich selbst. Da würde ich mich sicher fühlen, wenn ich Nachbarn hätte, von denen ich wüßte, dass sie auf andere Acht geben.
 

Lapislazuli

Steinchen
Ja, auch ich sehe das sehr anders. Und auch für mich hat das, was du beschreibst, nichts mit Courage zu tun.

Nici hat das imo wunderbar treffend in Worte gefasst:

Ob es Courage braucht, sein Kind zu erziehen? Ich glaube, es braucht für die Erziehung von Kindern eher Einfühlungsvermögen und Verständnis.

Ob es Courage braucht, der "Einmischung" anderer die Stirn zu bieten? Ich glaube, es braucht eher Sicherheit und Authentizität, um zu dem zu stehen, was man tut und siehe oben, daß man das nötige Verständnis für Kinder und den Rest der Welt aufbringen kann.

Ob es Courage braucht, sich "zu sorgen"? Ganz sicher! Denn mir scheint, sobald man nachfragt und sich kümmert, wird man sogleich als jemand betrachtet, der sich in die Dinge einmischt, die ihn nichts angehen.

L.

Ach ja, ich weiss übrigens sehr gut wovon du schreibst. Mein Kind hat 6.5 Jahre KEINE Nacht durchgeschlafen. Es gab Phasen, da weinte es halbstündlich. Weniger als drei Mal war's nie. Und ich war alleine, von Anfang an. Ich kenne die Auswirkungen von Schlaflosigkeit in allen Stadien.

Und dennoch: ich hätte mein Kind nie ganz alleine (und verzweifelt) schreien lassen. Auch nicht 5 Minuten, denn 5 Minuten sind eine Ewigkeit in der Wahrnehmung eines Kindes.
 

christine

Weltreisende
Und dennoch: ich hätte mein Kind nie ganz alleine (und verzweifelt) schreien lassen. Auch nicht 5 Minuten, denn 5 Minuten sind eine Ewigkeit in der Wahrnehmung eines Kindes

Das hab ich auch gedacht.

Über dieses Thema "Schreien lassen" "ferbern" "Kinder können Schlafen lernen" usw. wurde hier schon zu Genüge geschrieben, da kann man eine Menge über die Suchfunktion nachlesen und das würde ich Dir, Addy, mal ans Herz legen. Es bringt Dich sicher zum Nachdenken und vielleicht siehst Du das eine oder andere dann in einem anderen Licht.

Schade finde ich, daß Deine Ärztin Dir zu Deinem Handeln so geraten hat, das widerstrebt mir sehr. Ich denke Du das beste gemacht was Du dachtest tun zu können, ich mach Dir auch überhaupt keinen Vorwurf, nur hoffe ich, daß Du Dich mit anderen Meinungen auseinandersetzt, und dazu bietet Dir das Forum hier eine super Plattform.

Ich persönlich habe bei Julia (als sie 8 Monate alt war, vorher wäre mir das im Traum nicht eingefallen) mal versucht, diese 5 Minuten durchzuziehen, damit sie nicht schreit abends, wir haben das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" gelesen und mein Mann und ich haben das mal versucht konsequent durchzuziehen. Es hat mir das Herz gebrochen, aber ich dachte ich handele richtig.

Es hat nicht lange gedauert, ich habe meine Ansicht revidiert.

Ich bin der Meinung, daß ein so kleines Kind nicht schreit, weil es Dich herumjagen will, sondern weil es ein Bedürfnis hat, und sei es "Nur" das Bedürfnis nach Nähe. Das hat es mit Sicherheit und warum will man es ihm nehmen oder es dazu erziehen, daß es auch ohne die Nähe leben können muß? Und das sogar in der Nacht, wo es eh alleine ist und es dunkel ist, es vielleicht Sachen verarbeitet usw.? Ich halte mich daran: Je mehr Nähe ich meinem Kind in frühem Alter gebe, es trage usw., desto mehr stärke ich sein Urvertrauen, sein Vertrauen zu mir, ich komme, wenn es mich braucht, also wird es mich auch besser loslassen können später, weil es weiß ich bin für es da.

Ich habe meine Kinder auch schreien lassen, ich denke nicht in Schwarz Weiß, man kann nicht immer gleich da sein, das geht nicht, vor allem, wenn noch eins da ist. Aber ich habe mir gesagt, was ich kann, das mache ich. Wenn ich es mal nicht kann, dann wird mein Kind auch nicht davon sterben, das ist das Leben. Ich habe sie schreien lassen, wenn es nicht anders ging, nicht aus Prinzip.

Und zu Courage: Ich finde, es gehört häufig eine Menge Mut und Standhaftigkeit dazu, wenn man erzieht nach seinem Prinzip, auch wenn andere meinen, es müsse anders sein ("was, Du stillst immer, wenn das Kind will" oder so" das muß doch mal warten lernen" usw.), mir fällt das nicht schwer, wenn ich sicher bin, daß ich es richtig mache und dazu stehen kann.

Ich finde es zwar auch unangenehm, wenn Menschen auf mich zukommen und mir was Gutes tun wollen und sich einmischen, aber im Grunde ist es für mich auch eine Möglichkeit, mich ihnen zu öffnen, wenn ich will, es kann mir auch gut tun. So wissen beide Seiten voneinander, was Sache ist.Und es kann mich natürlich auch weiterbringen. Und der Ton macht die Musik, wie bekomme ich das gesagt.

Aber gegen dummes Geschwätz bin ich auch allergisch. Für mich ist immer die Motivation wichtig, warum mir jemand reinreden will. Will er einfach seine Ruhe, geht es ihm um mich, um mien Kind oder will er sich wichtigtun?

Christine
 
S

Schocko

@ Moni
sorry, das finde ich ziemlich heftig zu sagen man lasse das kind schreien, nur weil man selber schlaf braucht.

keiner redet davon ,das man sein kind stundenlang schreien läßt, sondern das es eltern gibt, die wert darauf legen, das das kind lernt alleine einzuschlafen. und ich denke, das kann man seinem kind beibringen ohne stundenlange brüllorien zu haben, sondern mit liebe und geduld.
mir würde zum Beispiel im traum nicht einfallen, nachts mit meinem kind zu spielen, wie soll er da denn eine innere uhr entwickeln?

aber was macht ihr, wenn da noch ein geschwisterchen ist? hört ihr sofort mit dem spielen auf wenn das kleine weint oder laßt ihr den "großen" alleine in der wanne sitzten?
ausserdem würden sich meine patienten bedanken, wenn ich sie ein jahr lang gähnend und unkonzentriert behandeln würde.

bettina
 
C

Carrrie

christine hat gesagt.:
Ich habe meine Kinder auch schreien lassen, ich denke nicht in Schwarz Weiß, man kann nicht immer gleich da sein, das geht nicht, vor allem, wenn noch eins da ist. Aber ich habe mir gesagt, was ich kann, das mache ich. Wenn ich es mal nicht kann, dann wird mein Kind auch nicht davon sterben, das ist das Leben. Ich habe sie schreien lassen, wenn es nicht anders ging, nicht aus Prinzip.

Das seh ich genauso. Ich kann auch nicht immer sofort da sein. Aber ich tue was möglich ist.
 
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