Wie erzieht Ihr ?

M

makay

Eure Kinder , möchte ich mal neugierig fragen....denkt einmal darüber nach, bitte. Ich tue es momentan auch sehr oft.

Erzieht Ihr Eure Kinder so wie Ihr selber erzogen wurdet ??? Und wenn ja, tut Ihr es unbewußt, weil es einfach so in Euch steckt oder tut Ihr es bewußt, weil Ihr denkt, dass Ihr gut erzogen worden seid ?
Oder gerade das nicht, weil Euch die Erziehung Eurer Eltern gar nicht gefallen hat - warum das nicht ???

Versucht Ihr Eure Kinder überwiegend nach Lehrbüchern, Ratgebern zu erziehen ? Belest Ihr Euch da, sortiert für Euch aus, was findet Ihr gut ? Folgt ihr den Tipps der Schnullerfamilie :)

Oder erzieht Ihr Eure Kinder aus dem Bauch heraus ? Und wenn Letzteres.....ist da dann nicht wieder unbewußt die eigene Erziehung aus Kindestagen enthalten ???

Oder ist es ein Mix aus allem ?

Über detaillierte Antworten mit Beispielen würde ich mich sehr freuen !!!

Liebe Grüße,
Patricia, die momentan zu viel darüber nachdenkt
 

flonikki

Habibi
hmm... eine schwierige frage, die zum nachdenken anregt...

ich erziehe meine kinder nicht so, wie ich erzogen worden bin, denn das würde heißen, dass sie schläge bekommen würden, wann immer ich gefrustet bin.
meine mutter hat uns geschwister damals überwiegend mit prügel erzogen. der kochlöffel am abendbrottisch, der ledergürtel mit metallschlaufe, der kleiderbügel, der bambusrohrstock,... das war für sie normal. zu allem überfluss war es auch so, dass meine ältere schwester und ich oftmals dresche für meine kleine schwester bekommen haben.

meine mutter hat nicht mit uns gespielt. ich habe das gefühl, wir waren ihr eher lästig. sie hat uns nur selten in den arm genommen, nichts mit uns unternommen (nicht mal spaziergänge). bereits zum kindergarten mussten meine schwester (4) und ich (:relievedface: alleine gehen. der kiga wollte das nicht, sie hat es nicht gestört. es kam so weit, dass wir sogar für ein paar jahre eine familienpflegerin vom jugendamt bekamen. das einzige, was sie interessiert hat, waren ihre wechselnden männergeschichten und meine kleine schwester.

auch heute fällt es mir noch schwer, darüber zu berichten und nachzudenken. so vieles lief schief in meiner kindheit. mit 14 bekam ich 100 DM in der woche und musste mich davon selbst versorgen (lebensmittel, klamotten, schulsachen,...). ich hatte einen kleinen 2-platten-kocher in meinem zimmer stehen. nach der schule habe ich für mich gekocht und "meinen" haushalt geführt. war meine mutter mal sauer auf mich, hat sie tagelang nicht mit mir geredet, nicht mal guten morgen gesagt. sie hat durch mich hindurch gesehen und mich ignoriert. das tat weh, mehr noch als ihre schläge!

mit 16 bin ich zu hause weg, in eine wg vom jugendamt, ab da ging es mir stetig besser. seit 2-3 jahren habe ich keinerlei kontakt mehr zu meiner mutter und meiner kleinen schwester. ich bin jetzt 26, und ich muss sagen, dass ich diese entscheidung nie bereut habe (aus verschiedenen gründen).

wenn ich mir von meinen eltern etwas abgeschaut habe, dann wahrscheinlich eher von meinem papa. meine eltern sind geschieden, und mein vater ist der beste papa der welt! er war immer für uns da, hat um uns gekämpft, sich stark gemacht für uns. er war immer liebevoll und hat sich viel zeit für uns genommen. wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die tränen. ich wollte mit 14 zu meinem vater ziehen, und meine mutter sagte damals, sie hätte mit ihm geredet, er wollte mich nicht. das jugendamt wäre auch dagegen. heute weiß ich, dass das gelogen war. mein vater hätte mir jederzeit tür und tor geöffnet.

auch die worte, mit denen meine mutter mich damals aufgeklärt hat, werde ich nie vergessen: "es gibt da dinge zwischen männern und frauen... [...] und wenn dein vater das jemals mit dir macht, sag mir bescheid. der steht auf kleine kinder." in den folgenden besuchswochen schlief ich immer mit einer schere unter dem kopfkissen, weil ich angst hatte, mein dad könnte mir so etwas antun (ich war doch gerade erst 10 oder 11!).

oh, jetzt bin ich ziemlich abgeschweift, entschuldige bitte!

meine kinder genießen eine andere erziehung, als ich sie genossen habe. sie bekommen liebe und wärme, sie werden gekuschelt und gekitzelt, und ich bin imemr für sie da. klar geht es bei uns auch mal lauter zu, aber ich würde meine jungs niemals schlagen. zu tief sitzt diese erfahrung bei mir...

ich habe hier 3 erziehungsbücher stehen, aber nie reingeschaut. ich höre da eher auf meinen bauch, und ich glaube, meistens liege ich nicht so verkehrt damit.
 

Susala

Prinzessin auf der Palme
Teilweise erziehen wir Marek so wie ich oder mein Mann erzogen wurden, teilweise auch anders. Bei uns ist wird es wohl ein Mix. Das allerdings im positiven Sinn.

Mein Mann und ich wurden beiden mit viel Liebe und ohne Gewalt erzogen. Das wollen wir natürlich übernehmen.

Mein Mann und ich wurden in mancherlei Hinsicht anders erzogen. Er mit extrem viel Freiheiten und ich extrem beschützt. Diesbezüglich werden wir wohl einen Mittelweg wählen. Ich durfte auch als Jugendliche nichts alleine machen, mein Mann wurde schon als Kleinkind nachts mal für kurze Zeit alleine gelassen.

Ich lese in Ratgebern, Zeitschriften und auch hier. Die Dinge, die zu Marek und uns passen, diskutiere ich dann mit meinem Mann. Wir informieren uns und diskutieren, entscheiden tut dann auf dieser Basis der Bauch.

Vieles geschieht dennoch unbewusst. Manchmal fällt uns das beim anderen auf.

Wir versuchen mit Konsequenzen statt mit Strafen zu erziehen. Da wir als Kinder nicht so erzogen wurden, finden wir es im Einzelfall manchmal schwer, obwohl wir erst ganz am Anfang der Erziehung sind.

Ich bin neugierig auf die kommenden Antworten. Da bekomme ich Erziehungsanfänger bestimmt gute Anregungen.

Liebe Grüße
Susala
 

Schmusebär

Familienmitglied
Also wir erziehen Vivian in einem Mix.
Von allem irgendwas.Es muss sich natürlich mit unseren Vorstellungen vereinbaren lassen.
Ein Beispiel:
Vivian hat vor Monaten unseren Hund versucht mit einer Schere zu schneiden.Ich persönlich wusste nicht mehr weiter, weil das nicht das einzige war was sie so in letzter Zeit angestellt hatte.Mein Mann und ich hatten dann beschlossen, jeweils unsere Eltern anzurufen.Mein Vater (meine Eltern sind geschieden und zu meiner Mutter hatte ich zu der Zeit kein Kontakt) meinte wir sollten ruhig bleiben und das Kind so viel wie möglichgeistig beschäftigen,am besten den ganzen Tag, weil er der Meinung war es wäre eine Handlung aus langeweile gewesen und von meinem Mann die Mutter meinte sie solle mal richtig den Popo gehauen kriegen, wovon wir ja gar nicht begeistert waren.
Wir haben uns gesagt das wir nur einen Teil von den Ratschlägen meines Vaters annehmen werden und von seiner Mutter gar keine(der Grund ist natürlich klar warum von ihr keine).
Es sah dann so aus, das wenn ich mit Vivian beschäftige, das die Beschäftigung aufs ruhigere hinaus geht (lesen, malen usw.) und wenn sie dann frei von sich aus spielt es auch mal wilder werden kann. Muss dazu sagen das Vivian ein sehr großer Energieprotz ist und sie manchmal nicht wohin weiß mit ihrer Energie.
Vorher haben wir sie eigentlich immer einfach nur machen lassen und sie kannte deswegen auch nur das heftige rumtoben und all möglichen körperlichen Anstrengungen.
Jetzt ist es so das sie halt körperlich und geistig ausgelasstet ist und dadurch mit sich auch zufriedener ist und sich dadurch eigentlich nicht mehr so viel Quatsch einfallen lassen hat.

Bei uns ist es immer sehr schwierig mit der Erziehung, weil mein Mann und ich in so verschiedener art und weise erzogen wurden.
Ich eigentlich sehr Schlagfrei und wenn ich dann mal eine ab bekommen habe wurde sich Entschuldigt und mein Mann halt genau das gegenteil.
Ich will damit nicht sagen das mein Mann unsere kleine schlägt, aber man merkt halt das er in manchen Sachen härter durch greift als ich, wo ich mir noch sage da brauche ich noch nicht einzugreifen.
Wir haben uns einfach gesagt das wir uns überall her Ratschläge besorgen, aber vorher darüber reden und beschliessen was wir uns davon annehmen und was nicht.
Muß dazu sagen das wir bis jetzt noch keinen Ratschlag einfach so ohne abänderung unserseits angenommen haben, weil wir uns sagen was bei dem einen Kind funktioniert muss nicht bei dem anderen funktionieren.
Wir suchen uns das beste raus :)
 

Mini-Muffti

Dauerschnullerer
Wir erziehen unsere Kinder mit "Liebe und Konsequenz".

Bei Jana haben wir uns von Anfang an vorgenommen sehr konsequent zu sein. Und waren es auch. Wir haben etwas 3 x gesagt, wenn sie es nicht getan hat bzw. nicht gehört hat, hatte das Folgen für sie. z.B. eine Auszeit in ihrem Zimmer. Je nach dem halt, was der Grund war.

Bei Jule sind wir nicht mehr ganz so konsequent. Geht irgendwie gar nicht mehr. z.B. das Thema Süßigkeiten.
Jana hat bis sie 2 war keine Schokolade bekommen. Nur mal ein paar Wiebele oder Gummibärchen. Bei Jule geht das gar nicht, weil Jana natürlich Schokolade ißt und mit ihr teilen will.

Trotzdem ist für uns Konsequenz der wichtigste Bestandteil in unserer Erziehung.
Regeln, woran sich die Kinder orientieren können, die ihnen Sicherheit geben.

Meine Erziehung war zwar auch konsequent, aber anders. Strenger (besonders bei Kleinigkeiten). Trotzdem orientiere ich mich immer wieder an meiner eigenen Kindheit.

Aus Büchern und Zeitungen nehme ich nur einen Teil meiner Informationen, weil ich der Meinung bin, das man je nach Situation individuell handeln muss.

Bei uns gibt's auch mal einen Klaps auf die Hände oder auf den Po. Dazu steh ich aber auch! Das ist dann kein Verprügeln, aber manchmal einfach nötig.

Steffi
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
Hallo Patricia,

bei uns ist das eine Art verquirlter Mischmasch aus allem ;-)

zuerst einmal - es ist nicht so bzw. anders wie es unsere Eltern gemacht haben.
Ein Teil davon sind umgesetzte Inhalte aus Pädagogik- und Psychologievorlesungen.
Ein Teil stammt aus div. Büchern und ein ganz großer Teil - wahrscheinlich der größte - ist einfach Gefühl und Liebe. Also ein Bauchgefühl. Bauchgefühle sind normalerweise nicht schlecht. Und unbewußt übernimmt man die guten Dinge aus der eigenen erfahrenen Erziehung. Die schlechten sind die, an die man sich erinnert und die man ausgrenzt.

Es gibt nicht den richtigen Erziehungsstil - ich bin der Ansicht, daß jeder einen Mittelweg für sich selber finden muß. Woei ich diesen auch stark abhängig vom sozialen Umfeld sehe. Daher kann es z.B. gerade hier doch auch mal der Fall sein, daß ich einzelene Problem unterschiedlich bewerte und auch entsprechend unterschiedliche Tipps gebe (falls das schon mal aufgefallen ist ;-) ).

LG Silly
 
T

Themis

Hallo!
Die Erziehungsmethoden die ich aus meinem Elternhaus kenne, versuche ich zu vermeiden, da sie nicht grade förderlich für eine gesunde Entwicklung sind.

Einiges, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe, setze ich um.
So mancher Vorschlag aus diesem Forum wurde bei uns erfolgreich umgesetzt.
Sehr viele Endscheidungen treffe ich durch mein Bauchgefühl.

Liebe und Geduld sind unsere wichtigsten Grundlagen, aber auch Konsequenz. Unsere Kinder sollen wissen, woran sie sind. Die Konsequenzen müssen für sie ersichtlich und verständlich sein.
Deshalb gibt es klare, aber wenige, Regeln.

LG Themis
 
M

makay

Ja, Silly, das soziale Umfeld ist sicher sehr entscheidend.

Aber das Bauchgefühl.....da frage ich mich eben doch sehr oft, ob da nicht meine eigene Erziehung einfach zu prägend war und da so vieles mitbestimmt. Es geht mir sehr oft so in letzter Zeit, das ich über meine Erziehung nachdenke und mich frage, warum ich das so oder so mache. Und oft entdecke ich dann meine Kindheit wieder. Meine eigene Erziehung fand ich okay, ich bin da mit meinen Eltern ganz zufrieden. Zumindestens beim Kleinkindalter denke ich das. Später waren da sicher ein paar Dinge, die nicht so gut waren...und meine Eltern haben einen hohen Erwartungsdruck auf mich ausgeübt. Das ist ein Punkt, den ich vermeiden möchte. Und das finde ich schwierig, weil ich auf der anderen Seite möchte, das meine Kinder Sport machen, Hobbies haben, sich beschäftigen können, vielleicht Musik machen....und woher kommt das wohl ???

Das mal so ein Beispiel von mir.
Ich überlege auch oft, ob meine Eltern mich wohl mal "bestraft" haben, wofür und wie ? Aber mir fällt da nichts ein. Wenn ich nicht aufgeräumt habe, dann hat meine Mutter den ganzen Krempel auf meinem Bett ausgekippt, so dass ich da nicht drauf schlafen konnte: An den Tagen habe ich echt abgeco......aber es war hilfreich, ich habe aufgeräumt und nicht auf dem Boden geschlafen. Die Methode fand ich eigentlich auch okay, könnte mir vorstellen, das nachzumachen.
Aber sonst ?

Liebe grüße
 
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