Western- Reitstil?

Rona Roya

Gehört zum Inventar
Huhu,

meine Kleine lernt gerade Reiten auf einem Hof, wo nur nach Western- Reitstil geritten wird.
Bis jetzt war alles prima, aber ich hab mich inzwischen ein bißchen auf dem Hof umgeguckt und immer wieder feststellen müssen, daß beim Reiten ziemlich grob mit den Pferden umgegangen wird.

Gestern hat dann eine Reitlehrerin in der Stunde vorher ein Pferd eingeritten- und die reitet so total ganz anders, wie ich das damals in der Reitschule gelernt habe!

Dem Pferd wird beim Abbiegen der Hals förmlich nach innen gezogen, es wird sehr viel (übertriebene) Schenkelarbeit geleistet und überhaupt das Pferd so "schreckhaft" gehändelt... Schritt, Trab, Galopp im ständigen abprubten Wechsel, der Oberkörper der Reiter wird stark verlagert, das Pferd bremst dann aus vollem Galopp...

Sagt mir, ist das normal, daß beim Western- Reitstil so mit den Tieren umgegangen wird?

Die Pferde und Ponys werden dort allgemein gut behandelt und auch meiner Kleinen wurde beim Reitenlernen z.B. gesagt, daß man sich am Zügel nicht festhalten darf etc. Soweit ist schon alles okay, aber die "Könner" dort reiten so ... " brutal" auf ihren Pferden..... oder sieht das nur so aus?

Bin jetzt ein bißchen verunsichert, ich will nicht, daß meine Kleine später auch so "brutal" reitet die die Leute dort, sondern eben mit Gefühl.....

LG
 
P

Paula

AW: Western- Reitstil?

Hallo,

zu erst einmal: Ein Experte in Sachen Westernreiten bin ich nicht. Ich selbst reite seit Jahren englisch und kenne Westernreiten nur vom Hören und Sehen.

Aber meine Erfahrungen sind die gleichen wie deine.

Auch ich finde Westernreiten sehr grob und habe auch die Erfahrug gemacht, dass sich das nicht wirklich gut auf die Pferde auswirkt.

In dem Reitstall, wo ich lange ein Pflegepferd hatte, gab es eine Englisch Reitlehrerin und einen Western Reitlehrer. Und der Westernlehrer hat von seinen Pferden immer absoluten Gehorsam verlangt. Die mussten sich ihr Gebiss "selbst nehmen" (also von alleine das Maul aufmachen), bei jeder kleinsten Berührung an den Beinen die Hufe geben, etc. Und da kam es auch schon mal vor, dass ein Pferd ein paar gelatscht bekommen hat, wenn es das nicht gleich gemacht hat.

Grundsätzlich ist es ja beim Westernreiten auch so, dass ein Pferd so lange in einer jeweiligen Gangart geht, bis es vom Reiter ein anderes Kommando bekommt. D.h. wenn der Reiter das Kommandozum Galoppieren gibt, muss das Pferd so lange galoppieren, bis der Reiter das Kommando zum Langsamer werden gibt.
Anders als beim Englisch reiten, wo der Reiter ja permanent treiben muss.

Ich habe auch so meine Probleme mit Westernreiten, mein Eindruck war immer, dass das Pferd beim Westernreiten einfach nur ein Arbeitsgerät ist (ist es ja ursprünglich auch... ein Arbeitsgerät für die Rinderarbeit)

Englisch Reiten ist für mich viel mehr Reiten MIT dem Pferd, freundschaftlicher, wenn du verstehst was ich meine.
 

Casi

Quak das Fröschlein
AW: Western- Reitstil?

Ich seh es genau andersrum :heilisch: Das Western gerittene Pferd reagiert vorrangig auf Gwichtsverlagerungen des Reiters, auf die Zügelbewegungen am Hals>>nicht übers Maul :zwinker: Wir reiten hier über Halsriemen..da hat das Pferd/Pony garnichts im Maul und getrieben wird über Intervall-Zeichen d.h. klopf klopf (leicht) und nicht andauernd oder mit Sporen am Pferd..

Im Endeffekt wird sich aber egal bei welcher Reitweise ein normales gtesundes Pferd/Pony gegen einen Reiter wehren der ihm wehtut :heilisch:


 
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kieselchen

Edelsteinchen
AW: Western- Reitstil?

hm.. soweit ich auch nur weiß ist die "Lenkung" anders... ein Reiter zieht sein Pferd in die entsprechende Richtung - der WesternReiter schiebt... Sandra, ist das richtig ausgedrückt?

ein ehemaliger Kollege von mir bildet WesternPferde aus.. reitet selber sehr erfolgreich in diesem WesternStil. Laara war am Wochenende mit uns und wir haben ihn besucht. Selbst Laara hat gemerkt das etwas anders ist...

ob die Pferde härter angegangen werden kann ich nicht beurteilen, weil als wir ankamen war er fertig mit seinem Ausritt.. wir werden sicherlich noch mal hinfahren, da Laara auf einem Pony reiten konnte das "auf´s Wort" hörte :verdutz: solch eine Reaktion kenne ich persönlich nur von den wenigsten Hunden...

obwohl ich das richtig toll finde das Western Reiten.. aber habe mir so noch keine Gedanken gemacht wie deren Ausbildung wohl ausschaut...

.
 

N.i.c.o.l.e

Buchdealer
AW: Western- Reitstil?

Der ursprünglich Sinn des Westernreitens ist ja nun mal das das Pferd sich schnell und wendig zwischen einer Viehherde bewegen kann.
Sprich das das Pferd aus schnellem Tempo auf Zeichen abrupt steht oder halt wendig abbiegen kann.
Sieht brutal aus aber ich kann mich da Sandra anschließen,normalerweise geht beim Westernreiten mehr über Verlagerung und Schenkelhilfen als über das Gebiss.
Vorrausgesetzt man macht es richtig :zwinker:

Außerdem ist so ein Westernsattel für Reiter und Pferd einfach urig gemütlich :)
 

Evelyn

Bibi Blocksberg
AW: Western- Reitstil?

Ich habe schon so viele grausame Sachen gesehen - beim klassischen Englischreiten...

Ich habe selbst "nur" Englisch reiten gelernt - und viel Lehrgeld bezahlt.
Es gibt zu viele Reitlehrer, die grob sind.
Und dem Pferd schaden und weh tun.
Diese wehren sich dann natürlich.
Und diese Widersetzlichkeit wird sofort wiederum bestraft, da sie falsch gedeutet wird - mit harten Paraden im Maul, mit "Zusammenziehen" des Halses, mit Hilfszügeln (Schlaufzügeln z.Bsp.), mit Sporen und Gerte, auch Schlägen.
Das Pferd versteht die Welt nicht mehr.
Es kommt zu physiologischen Fehlentwicklungen: falsche Muskulaturausprägungen, Lahmheiten durch Knochen-/Knorpel-/Muskel-/Bänder-/Sehnenschäden z.Bsp. .


Die Westernreitseite:
Ja, das Westernpferd war ursprünglich ein reines Arbeits-Gebrauchs-Tier.
Nein, richtig western geritten sieht das nicht brutal aus.
Es reichen kleinste Hilfegebungen - oft eben wie oben schon geschrieben, nur mit Halsriemen ohne Zäumung, ohne Gebiss im Maul - oder auch nur mit einem "Schnurreithalfter" (Bosal) ,ohne Gebiss.
Falsch betrieben entwickelt sich das Pferd und das Verhältnis Pferd-Reiter genauso fehlerhaft wie oben beim - falschen - Englisch reiten beschrieben.

Ich denke, zu beiden Reitweisen gehört eine große Portion sog. "Horsemanship" - Reiten und Umgang mit dem Pferd auf einer Kommunikationsebene, die beide verstehen können, ohne grob zu sein, Bodenarbeit, viel Vertrauen, Signale.

Auf der Pferd INternational im Mai in München stand ich lange und fasziniert vor dem Western-Reitring und habe verschiedenen Trainern zugesehen, wie sie mit ganz jungen, ihnen unbekannten Pferden gearbeitet haben - gewaltlos, vertrauensaufbauend.
Und dann auch die reitenden Westernreiter - ohne Gewalt!

Ich denke, du kannst in allen Sparten der Reiterei - leider - alles finden.

Immer da, wo es nach Gewalt aussieht und dein Bauchgefühl dir sagt "Stopp" - da ist was faul!



Du merkst schon, ich kann mich in diesem Thema ziemlich ereifern - und man könnte Bücher darüber schreiben.

Eine Freundin, Tierärztin, hälte demnächste eine Art Praxis-Seminar, was man mit der falschen, groben Reiterei alles für Fehler anstellen kann.

Es ist ein Themengebiet, über das sich streiten - und philosophieren lässt.
Das Pferd selbst ist unser größter Ausbildungsmeister.



In diesem Sinne,
reiterliche Grüße,



Evelyn
 

Rona Roya

Gehört zum Inventar
AW: Western- Reitstil?

Hallo,

hier bin ich wieder! Vielen Dank für Eure vielen ausführlichen Antworten!

Inzwischen bin ich nochmal bei diesem Hof vorbeigekommen und da sah ich dann auf einem Außenpaddock eine Reiterin (es stehen dort auch Privatpferde), die ihr Pferd so richtig schön im Westernstil ritt. Das Tier war total ruhig, die Zügel hingen durch und ich war bei dieser Frau davon fasziniert, wie toll sie das Pferd allein durch Schenkelhilfen und Gewichtsverlagerungen reiten/lenken konnte.
Bei dieser Frau hatte ich das Gefühl: da stimmt alles! Die macht es richtig! Das Pferd (ein sehr edles Tier!) lief ausgeglichen und ruhig- es war eine Freude, ihnen zuzusehen!

Aber das waren bislang die Einzigen!

Ich selbst bin auch mit Pferden groß geworden, habe nur die englische Reitweise gelernt- aber in meiner Reitschule war nie Gewalt mit im Spiel. Wir durften z.B. nicht mit Gerten und Sporen reiten.

Alles andere, was ich bisher sah bei dieser Western- Stil- Ranch, wo meine Kleine reitet, sah einfach nur brutal aus und war es auch! Ein Pferd bei der Reitstunde machte nicht richtig mit- da mußte die Reiterin absteigen und dann "wurde dem Pferd mal so richtig gezeigt, wo´s langgeht" ! Das sah wirklich nicht nach Können aus, sondern nur roh und eben brutal.

Seit ich die eine Frau (die so gefühlvoll mit ihrem Pferd im Westernstil ritt) gesehen habe, fühle ich mich bestätigt in meinem unguten Gefühl- und ich werde meine Kleine dort abmelden, wenn sie ihre *karte voll hat.

Ich glaube, dort wird prinzipiell so umgegangen mit Schulpferden- das hat nichts mehr mit der Art des Reitstils zu tun....

LG
 
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