AW: Vorsorgeuntersuchungen werden in Hessen Pflicht
ich finde es
eigentlich gut. Aber ich denke auch, dass es letztenendes nicht wirklich umsetzbar ist.
Der 2-jährige Junge, der kürzlich durch Misshandlungen gestorben ist, fällt mir ein. Die Oma des Jungen hatte beim Jugendamt Bedenken geäußert, dass der Stiefvater den Jungen misshandelt. Das Jugendamt war auch da, hat sich den Jugen angesehen. Er hatte eine Schramme, die laut Mutter von einem Sturz aus dem Bettchen herrührte. Da die Verhältnisse sonst augenscheinlich in Ordnung waren, haben sie nichts weiter unternommen.
Ein paar Tage später war der Junge tot. Die Obduktion hat gezeigt, dass - wenn sich das Jugendamt den Körper genau angesehen hätte - die Misshandlung aufgefallen wäre, er war nämlich übersäht von blauen Flecken.
Jetzt ist die Frage: Hätte das Jugendamt besser hinschauen müssen? Hätte der Kinderarzt nicht was merken müssen. Sie wird ja wohl innerhalb der 2 Jahre, die dieser Junge auf der Welt war, mal dort gewesen sein?
Ich finde das schwierig. Wer manchmal Lauras blaue Flecken sieht, der könnte auch arges denken. Ich habe auch noch nie ein munteres, aufgewecktes Kleinkind gesehen, was fleckenlos ist. Gerade im Sommer.
Wie will der Kindarzt da differenzieren? Was sind die normalen Flecken eines Kleinkindes, was deutet auf Misshandlung hin? Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Kinderärzte da so entsprechend ausgebildet sind, dass sie das unterscheiden können. Zumal, wenn sonst die Eltern einen vernünftigen Eindruck machen und vielleicht noch "lustig" Argumente für die Flecken liefern.
Ich denke, dass fürsorgliche Eltern mit ihren Kindern sowieso immer zur U gehen würden - egal ob Pflicht oder nicht. Einfach weil es ihnen wichtig ist, wie sich ihr Kind entwickelt. Und ob man dadurch die Eltern "erwischt", die ihre Kinder misshandeln, wage ich einfach zu bezweifeln. Weil ich einfach denke, dass es sich hier um gute Lügner und Schauspieler handelt und dem Kinderarzt Zeit und Ausbildung fehlt, hier vernünftig differenzieren zu können (die ganz krassen Fälle mit Strangulierungsmerkmalen, fadenscheinigen Unfällen, Knochenbrüchen mal außen vor gelassen)
Alles in Allem stehe ich dieser Pflicht also eher kritisch gegenüber. Natürlich bin ich dringend dafür, dass irgendwas getan werden muss, um solche armen Kinder zu schützen. Aber ob das der richtige Weg ist, wage ich zu beweifeln. Leider fällt mir auch kein anderer (besserer) Weg ein, also finde ich das erstmal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Die Bedenken mit dem "Generalverdacht" habe ich allerdings auch. Wenn man sich künftig für jeden blauen Fleck seines Kindes rechtfertigen muss und Angst haben muss, sein Kind aufs Fahrrad zu setzen, klettern zu lassen, etc. nur weil irgendein "findiger" Kinderarzt bei einer U-Untersuchung seiner Meinung nach auffällige Flecken entdeckt, dann prost Mahlzeit.
Liebe Grüße
Angela