Von Füßen, Kuchen und Prospekten

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
Himmel, tun mir meine Flunken weh. Irgendwie bin ich für stundenlanges Stehen auch nicht mehr geschaffen - aber hätte ich DIE Gelegenheit vorbeiziehen lassen sollen?

Seit ich die neuen - vollfarbigen - Prospekte erhalten habe, denke ich nur darüber nach, wie ich sie wohl schnellstens unters Volk bringe. Das hat nicht nur rein egoistische Gründe, nein - sie sind farblich *etwas* daneben. Das ist nicht die Schuld der Druckerei, eher meine - hätte doch einen Farbprobeabzug nehmen sollen, dann hätte ich den leichten Grünstich im Deckbild und die völlige Farbabweichung bei dem "goldenen" Bild im Innenteil vor dem Druck entdeckt. Außerdem hätte ich mich dann doch für anderes Papier entschieden - aber nun ist er da, und ich bin schließlich selbst schuld. Im Tageslicht wirkt es so schlimm auch gar nicht, aber bitte haltet die Prospekte nicht unter ne Schreibtischlampe... schon ärgerlich, wenn man jetzt 250 Stück für gute 200 € verpulvert hat. Löst andererseits das Problem, daß man die Dinger hütet wie seinen Augapfel.

Nun denke ich ja schon die ganze Zeit, wo ich die denn lasse. Am liebsten wäre mir ja zielgruppengerechte Werbung, denn aus unserem Babycenter oder dem örtlichen Bäcker-Cafe (es werden übrigens bald 10 Monate, daß die Bilder da "für ca. 12 Wochen hängen" - ist das ein Qualitätsurteil oder nicht?) kommen so gut wie gar keine Rückmeldungen. Was fällt einem da außer der Entbindungsstation des Krankenhauses spontan ein?
Genau, Schulen, Kindergärten, Kinderärzte.
Tja, nun dürfen öffentliche Einrichtungen aber gar keine Werbung machen. Und dabei laufen in der Schule der Großen sooo viele hübsche Kinder herum. Also verkneift man es sich tunlichst und plant den nächsten Arztbesuch - mal so privat und ohne Kleinzeug am Schürzenzipfel.

Nebenher hat man ja auch seine sonstigen Pflichten, als da wären der Schulbasar der Großen. Ihr, bzw auch unser erster. Und ein Kuchen ist erwünscht.
Nun bin ich ja nicht der Bäcker in unserer Familie, sondern Männe ist es. Und ob der immer mag und kann, ist er doch gerade wieder aushäusig auf regelmässiger Basis. Aber er kann und will, und ich darf mich mit MMF austoben. Klar, daß da ein besonders leckerer und HÜBSCHER Kuchen bei rauskommt, der nun ausgeliefert werden soll und muß.

Ich schnappe mir also die Große und den Kuchen
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und sause los, schwer im Zeitdruck, denn ich will auch noch die Bilder aus der seit zwei Wochen beendeten Ausstellung im Gemeindehaus (die die anderen netterweise mit abgehängt haben) abholen, und es ist schon 11 Uhr, und um 12 gibt es Essen, welches noch gekocht werden will, und um 13 Uhr geht dann schon der Basar los... kurz, wir haben Streß. Drum wollen wir auch eigentlich "nur kurz" den Kuchen abgeben. Aber in der Schule ist heftig was los. Hier und da und dort wird aufgebaut, was das Zeug hält - keinesfalls das kleine Selbstgebastelte der verschiedenen Schulklassen, sondern handfeste Stände der Marke "Kunst und Handwerk", von Halsketten über Holzspielzeug und Körnerkissen bis hin zu Serviettentechnik auf Keilrahmen und eingekochter Marmelade.

Hmmm... an wen wendet man sich denn wohl, wenn man das nächste Mal auch mit dabei sein möchte?
Man wendet sich, so die nette Standbetreiberin, an die Frau K. Frau K. wiederum ist eine überaus flexible und spontane Frau - und so scheiden wir voneinander in der Gewißheit, daß ich in genau 30 min mit allen Pieselotten wieder anrolle und mich auf dem bis dahin aufgebauten Stand verteile. Oha, gute Leute, die!

Gute Leute auch zuhause. Nicht, daß Männe Purzelbäume schlägt vor Freude, doch sofort und problemlos übernimmt er die Verantwortung fürs Mittagessen. Ich darf zusammenpacken. Vier Bilder hier, fünfe dort, die Tasche, die Prospekte, Visitenkarten - und ich bin auf dem Rückweg in die Schule. Da steht schon der versprochene Tisch bereit (O-Ton Frau K: "Wir sind eine Schule. Wir *haben* einen Tisch für Sie."), dahinter eine schöne Stellwand. Zwei Ölbilder verzieren sie wenige Minuten später. Die Tischstaffelei links, die große Staffelei rechts, Bilder ausgebreitet, Prospekte und Visitenkarten drapiert, zurück nach Hause.

Dort werden Kinder abgefüttert, und auch ich darf nochmal zulangen. Dann scheucht Männe die Kinder in die Mittagsschläfchen, während ich schon wieder auf dem Weg an meine heutige Wirkungsstätte bin.

Die nächsten zwei Stunden heißt es, Small Talk in höchster Vollendung mit Werbung zu machen. Ich teile Flyer aus an jeden, der länger als 10 Sekunden guckt. Erzähle über Kohle, Bleistift und Acryl. Versichere, daß ja, ICH es bin, die diese Bilder malt. Weise auf die Kontaktmöglichkeiten hin. Werde gefragt, ob ich auch Tiere malen könnte. Kann ich, und geldgierig wie ich bin, mache ich das auch. Ja, und auch erwachsene Kinder sind da kein Problem. Klar, kann man drüber reden.

Dann steht der Rektor vor mir. Der macht gerade seine Runde, spricht mit jedem Standbetreiber, nun ist er halt hier. Er freut sich, meint, das wäre ja was ganz Neues mal, Abwechslung, schön gemalt, und ob ich auch den tollen Kuchen gemacht hätte. Den hätten sie ja schon einschweißen wollen. Och neee, bitte, der ist doch zum Essen da! Aber gerne hört man so ein Lob ja doch.

Dann, gegen drei Uhr, rückt der Rest der Familie an. Gerade hab ich mir ein Stück Kuchen genehmigt und einen Kaffee - von unserem Kuchen ist auch schon gut was weggegangen. Die Kinder lassen sich ebenfalls verköstigen, und ab sofort kann ich sozusagen am lebenden Objekt meine Künste vorführen. Der Stapel Prospekte schrumpft immer weiter zusammen. Hinter mir läuft jetzt das Programm für die Kinder an, und ich nutze die ruhige Minute, Männe mit der Kleinen auf dem Arm einfach mal zu skizzieren.

"Ich suche Sie schon seit einem halben Jahr!" jauchzt es da neben/hinter mir.
Überrascht drehe ich mich dem jungen Vater vor dem Stand zu.
"Hier bin ich. Wieso suchen Sie denn?" antworte ich automatisch.
Es stellt sich heraus, daß er schon vor Ewigkeiten im Bäcker-Cafe meine Bilder gesehen hat - aber keine der Verkäuferinnen ihm meine Adresse sagen konnte. Pfui über sie alle - die Prospekte werden von mir regelmässig nachgefüllt, stehen am Eingang, und zu allem Überfluss hängt unter einem der Bilder meine Visitenkarte - hübsch im eigenen Rahmen. Gag vom SchwiVa. Und daß eine der Verkäuferinnen ihren Neffen hat malen lassen, das wollen wir gar nicht erwähnen.
Aber nun haben wir ja zusammengefunden, und der Papa möchte seine zwei Kinder gerne noch bis Weihnachten gezeichnet haben. Klar, werden wir irgendwie reinmogeln können, drehen wir uns hin. Keine Sache. Hochbeglückt schwirrt er ab.

Langsam neigt sich der Nachmittag dem Ende zu, und da kommen sie dann auch. Im Infozettel des Basars war von einer Erlös-Beteiligung die Rede, und da es bei mir ja keine meßbaren Erlöse gibt, war ich schon willens und bereit, eine großzügige Spende an den Förderverein abzudrücken.
Aber alles ganz anders. Denn eigentlich nehmen sie 15 € pro Stand. Ja, gerne doch, kein Pro-?
Moooment, sagt der Mann von der Schule. Also eigentlich. Aber. Und war ich das mit dem tollen Kuchen?
Ja, zur Hälfte - der äußeren Hälfte.
Super. Also, wenn ich verspräche, daß ich nächstes Jahr WIEDER mit meinen Bildern dabei wäre, und WIEDER so einen tollen Kuchen backte, DANN wäre das heute für mich völlig und komplett gratis.
Öh. Ja. Klar, mach ich! Und Kuchen ist ja auch kein Problem, solange Männe backt...
Zufrieden ziehen sie von dannen. Und überrascht und zufrieden schaue ich ihnen nach, bevor ich mich daran mache, mit Hilfe meiner Familie den Stand abzubauen und den Weg nach Hause anzutreten.

Und irgendwie hab ich das Gefühl, die Leutchen vom Förderverein sitzen jetzt auch zuhause und freuen sich ein Loch ins Fäustchen, daß sie mich so billig fürs nächste Mal gewinnen konnten - was heißt billig, sogar nen Kuchen haben sie ja noch rausschlagen können, haha!

Ob ich ihnen erzähle, wer sich hier als der große Gewinner fühlt? ;)

Salat
 

Casi

Quak das Fröschlein
AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

:winke:

Wie immer sehr sehr schön geschrieben :bravo: und sehr sehr gerne gelesen von mir..

Und ja...Sag´s denen ruhig.. Und beschreibe dann bitte auch die dann hoffentlich verdutzten Gesichtern..:hahaha:
 
P

Paulchen

AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

Schööööööööööön, das gönn ich dir!
Und zu den Flyern ein günstiger und guter (1) Druckereitipp: www.flyeralarm.de. Da lasse ich sogar für meine Grosskunden drucken und die Preise sind absolut niedrig.

Liebe Grüsse, DEN Kuchen hätte ich auch gern probiert!!!

katja
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

...bei der letzten Großaktion auf einem Event gab es genau EINE Rückfrage:
von einem Käsblatt, ob ich inserieren wolle :rolleyes: - ca. 150 Flyer weg für nix.

Salat
 
P

Paulchen

AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

eben - deswegen mein Druckereitipp :)

*wink* Katja
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

Paulchen, das ist sehr interessant, aber die geben da nen Preis an und wissen gar nicht, ob ich 1/1 oder 4/1 oder 4/4 drucken will - oder ist das immer der gleiche Preis?

Salat
 
P

Paulchen

AW: Von Füßen, Kuchen und Prospekten

...eigentlich geben die das an. Kann aber auch sein, dass es grundsätzlich 4/4 farbig ist und du halt immer dasselbe zahlen musst, da die ja mehrere Kundenaufträge gemeinsam auf einen Nutzen stellen. Wahrscheinlich ist es daher immer derselbe Preis. Kannst dich also voll ausleben in Bezug auf die Farbe! :)

katja
 
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