Vom Papa ins Bett bringen lassen (lang)

K

Kerstin74

Hallo,

wir haben es ja wie ich schonmal berichtetet geschafft unsere Schlafprobleme in den Griff zu kriegen. Tobias schläft inzwischen wieder im eigenen Bett im eigenen Zimmer. Wir haben in übrigens in ein normales Bett umquatiert und juchhu es klappt. Er schläft auch ne ganze Zeit da und wenn er sich nachts meldet, mal um 23 Uhr letzte Nacht sogar erst um 3.30 Uhr und kommt dann mit zu uns rüber!

So nun genug des Lobes, hier kommt mein bzw. das Problem meines Mannes :). Tobias läßt sich nur von mir ins Bett bringen und wenn er wach wird beruhigen. Wie schaffen wir es das er meinem Mann auch akzeptiert? Ich darf abends nie weggehen, denn es gibt sonst Geschrei :heul: , bzw. Tobias ist noch wach wenn ich wiederkomme!
Dazu muß ich sagen, das mein Mann morgens um 5 Uhr aus dem Haus geht und abends erst um 18 Uhr wieder kommt. Ín der Woche bleibt also wenig Zeit sich um Tobias zu kümmern. Es ist natürlich auch mit mein Fehler gewesen, da ich es ihm von Geburt an abends abgenommen habe.
Was noch dabei ist, Tobias ist unheimlich anhänglich und wie meine Verwandschaft so schön sagt ein Mamakind. Wenn ich arbeiten gehe, ist es kein Problem ihn bei meiner Mutter zu lassen, dort schläft er sogar auch! Meist ist es jedoch so, kümmert sich an drei Tagen jemand anders um ihn und sei es je nur für ein paar Stunden, dann ich die nächsten Tage nicht aus seiner Nähe weichen. Letztens nahm ihn mein Vater nur auf den Arm (und eigentlich liebt er seinen Opa!), damit ich mir meine Jacke anziehen konnte, da fing er an zu heulen.

Wie schaffen wir es, das er seine Mama-Verlustangst besiegt und endlich seine Papa akzeptiert!
 

lulu

Königin der Nacht
Mit Papa hilft nur: Papa ranlassen! Und sich selber Dünne machen. Es wird Gebrüll geben, es wird nicht nur harmonisch sein, aber sie werden Ihren Weg finden.
Zum Mama-Kind: Mache Kinder sind halt so. Du arbeitest schon wieder, vielleicht ist das für Dein Kind nicht das richtige. Ich arbeite auch 3 Tage pro Woche, aber meinem Kind scheint es schnurzpiepe zu sein. An seinen Tagen besteht er aber auch sehr darauf, daß ich viel für ihn da bin.
Kannst Du Deine Arbeit reduzieren? Wenn nicht, dann gib ihm Deine Nähe in der Zeit, die Du hast.
Lulu
 
K

Kerstin74

Hallo Lulu,

ich arbeite ja nur 2 Tage die Woche, Donnerstags 3 Stunden von 10 - 13 Uhr, dann ist Tobias bei meiner Mutter und Samstags von 9 - 13 Uhr dann muß mein Mann ran. Dann stört es ihn auch nicht. Nur abends klappt es nicht! Mir ist das Arbeiten besonders samstags wichtig, damit mein Mann Tobias mal ganz für sich hat. Aber es reicht nicht aus!

Lg
 
P

Petra Altmannshofer

Liebe Kerstin,

habe mich aktuell auch mit der Fragestellung Fremdeln und Anhänglichkeit (oder Mamakind wie Du es nennst) beschäftigt.

Meine Sandra ist ja fast gleich alt wie Dein Tobias.

Also was ich verstanden habe ist folgendes: Die bekannte Fremdelphase 8. bis 12. Monat geht nahtlos in eine Phase über, die als Anhänglichkeitsphase bezeichnet wird.

Diese Phase ist geprägt von einem deutlichen Wunsch des Kindes, die Hauptbezugsperson (meist die Mama) in seiner Nähe zu haben. Das Kind gerät in einen Konflikt zwischen wachsender Mobilität (= Distanz zur Mama) und weiterhin bestehendem Nähebedürfnis.

Aus diesem Konflikt heraus wirkt es oft so, als würde das Kind extrem viel Nähe einfordern. Man neigt wohl auch als Mama dazu, die größere Selbständigkeit des Kindes zu genießen und das vehemente und oft spontane Einfordern von Nähe als belastend zu empfinden.

Würde man aber aufgezeichnet haben, wieviel Nahzeit das Kind bis zu seinem 8. Monat hatte und wieviel Nahzeit das 1-jährige hat, wäre man selber sehr erstaunt, wie stark sich diese Zeit verkürzt hat. Nur die eigene Wahrnehmung spielt einem einen Streich. Man empfindet das Kind als extrem anhänglich, weil man aus seiner Mobilität und seinem Willen, auf Distanz zur Mama zu gehen, eine Erwartungshaltung entwickelt, die das Kind aber überfordert.

Die Anhänglichkeit setzt in etwa mit dem 1. Geburtstag ein und klingt bis zum 2. Geburtstag hin wieder ab.

Soweit mein kläglicher Versuch Entwicklungs-Psychologische Theorien in Kurzform zusammenzufassen. :D

Ich vermute, dass ihr eine Kombination aus mehreren Problemen habt: Die Fremdelphase ist noch nicht ganz vorbei (Heulen bei Opa), die Anhänglichkeitsphase setzt gerade ein (er hängt an Dir, wenn Du nicht arbeiten bist). Bei mir ist es auch so, dass ich Mittwoch bis Freitag arbeite und mir Samstag ganz bewußt ausschließlich für Sandra einplane. Denn ich weiß inzwischen: Samstags braucht sie mich ganz dringend, um Nähe nachzuholen.

Zum Thema gehörig ist übrigens auch mein Posting hier in der Rubrik Schlafprobleme. Hier der Link
http://www.schnullerfamilie.de/forum/viewtopic.php?t=13029
Es wird Dir vielleicht nicht gefallen, dass ich unser Schlafproblem auf ganz andere Weise in den Griff gekriegt habe als Du, aber für uns ist es die optimale Lösung, weil wir nicht nur ein Schlafproblem sondern mehere Probleme (Laufen, Sprechen, Anhänglichkeit, Essen) damit gelöst haben.
Ein Kind zerfällt eben nicht in Einzelprobleme, sondern reagiert auf eine Lebenssituation mit vielen verschiedenen Äußerungen.

So jetzt denkst Du Dir vielleicht: Man was schwallert die mich hier so zu, aber mir war es wichtig, etwas Theorie reinzubringen, damit Du vielleicht eher zu für euch praktikablen Lösungen kommst.

In der Praxis würde ich folgendes machen:
erstmal würde ich mich auf das Papa-Ding konzentrieren. Papa muss ran, wie Lulu so schön gesagt hat, da hilft nichts als Ausdauer und konsequentes Aufbauen einer zweiten Bezugsperson. Ich denke aber, dass Du da schon einige Wochen Geduld (ich schätze mal 8 Wochen) aufbringen musst, bis bei Tobias der Groschen fällt. Wichtig ist, dass Du wirklich dahinter stehst und versuchst Tobias zu vermitteln, dass es auch Dir wichtig ist, dass er mit Papa einen Weg findet. Und ganz ohne Geschrei wird es sicher nicht abgehen, aber mit liebevoller Konsequenz wird es letztendlich klappen, Tobias wird ja auch jeden Monat reifer. Als Sofort-Maßnahme würde ich den beiden eine Woche Zu-Bett-Bringen verordnen, Du verkrümelst Dich ins Wohnzimmer, Papa zieht das Abendritual durch und Du stellst Dich tot. Egal, was im Kinderzimmer passiert, egal ob es 1 Stunde dauert oder drei, Du bist einfach nicht da, zur Not Oropax reinschieben oder Kopfhörer an.

Ich fände es aber richtig und wichtig, dass Du Tobias derweil die Anhänglichkeit an Dich auch zugestehst, sprich ihm soviel Nähe von der Mama gibst wie irgendmöglich. Ich würde auch bewußt auf noch weitere Bezugspersonen wie Opa verzichten. Erstmal Mama, dann Papa einführen, und erst deutlich später andere Menschen.

Er wird seine Mama-Verlustangst verlieren. Aber Du solltest Dir im Klaren sein, dass diese Verlustangst altersgerecht ist und noch einige Monate anhalten wird. Und er wird sich umso besser von Dir lösen und umso schneller. je mehr Nähe er auftanken kann. Er kann sich erst von Dir lösen, wenn er dafür bereit ist, das kann man weder fordern noch fördern. Das ist ein Entwicklungs- und Reifeprozess, der mit dem Alter eines Kindes nur sekundär was zu tun hat, beim einen ist es mit 18 Monaten so weit und beim anderen erst mit 24.

So jetzt hab ich Dich hoffentlich nicht endzeit-genervt, wenn doch seh es mir bitte nach, ich tat es in bester Absicht

Petra

PS: ich habe mich übrigens mit dem Thema beschäftigt, weil ich gemerkt habe, dass Sandra eine "Lernblockierung" hatte. Sie wollte sprechen und laufen und hat sich erkennbar "nicht getraut". Außerdem setzten meine Eltern mich unter Druck, das Kind müsse doch "nun endlich mal ein paar Stunden ohne Mama auskommen können". Ich war dann sehr froh, dass meine Recherchen ergaben, dass das Kind das nicht muss, sondern dass das Kind sich ganz normal entwickelt, wie ein Kind sich in diesem Alter eben entwickelt. Der Druck von den Großeltern ist ungerechtfertigt und zu früh.
 
B

Beate

Hallo kerstin,

ist es so schlimm, wenn Du ihn weiter ins Bett bringst und mit dem Papa-ranlassen noch wartest? Ist doch schon toll, wenn es tagsüber und bei Oma klappt.

Bi geht auch nur bei mir ins Bett, wenn es sein muß bei Oma, aber da schläft sie so kurz wie möglich. :) Ich finde mich damit ab, gehe ich abends halt nicht weg. Sie wird ja von selbst älter, in ein paar Jahren will sie wahrscheinlich abends lesen und schmeißt mich raus :-? .

Wir wollen jetzt langsam mit dem Papa-Bettbringen anfangen, aber sie ist älter als Tobias. Und wenn es nicht klappt, versuchen wir es später nochmal. Mit :heul: würde ich es nicht wollen...

Liebe Grüße
 

lulu

Königin der Nacht
Ok, bei 2x 3 Stunden passe ich. Das würde ich auch nicht reduzieren, schon um meiner eigenen Nerven wegen :-D.
Ich würde also Papa ausbauen, samstags klappt es ja schon gut. Kannst Du erst dann nach Hause kommen, wenn er sie schon zum mittagschlafen gebracht hat? Dann kennen die beiden das schon mal. Desweiteren würde ich ihm auch sonntags eine Papa Zeit aufdrücken, wie es Euch halt paßt, nur Papa und Tobias. Und dann würde ich die Abende in Angriff nehmen. So wie von Petra vorgeschlagen. Ich weiß nicht, ich würde lieber abhauen, zuhören könnte ich nicht. Dann lieber schnell auf ein Bier weg ;-). Und wenn Dein Mäuserich weiß, Du bist weg, dann ist es für ihn vielleicht auch einfacher Papa zu akzeptieren als wenn er Deine Aura ahnt. Allerdings würde ich schrittweise vorgehen, einen Abend die Woche, wenn das klappt zwei...

Beate, Du bist lieb. Ich muß selten, aber doch manchmal einfach abends raus. Aber unsere Jungs sind auch mit Papa froh :jaja:.

Lulu
 
P

Petra Altmannshofer

lulu hat gesagt.:
Kannst Du erst dann nach Hause kommen, wenn er sie schon zum mittagschlafen gebracht hat? Dann kennen die beiden das schon mal.

Das ist doch ne wirklich gute Idee! Würd ich sofort mal ausprobieren
Gruss
Petra
 
B

Beate

Hallo Lulu,

wenn Du mal vorbeikommst :prost: , gehe ich auch abends aus und lasse Papa das :heul: -Baby ins bett bringen. :jaja:

Liebe Grüße
 
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