Valentins Schlüpftag (KH) *lang*

Thalea

(E)I-App
Nachdem wir schon eine Woche vorher mit einem Fehlalarm in der Klinik waren, war ich entschlossen erst wieder zu fahren, wenn ich wirklich sicher war, dass es los geht.
Nun folgte aber schon den ganzen Tag eine Wehe auf die nächste, ohne, dass sich am Muttermund irgendwas tat und ich war so müde davon, die Rückenschmerzen und der harte Bauch raubten einfach Kraft.
Ich rief meine Hebamme an und nach CTG und Untersuchung sagte sie, dass der Befund geburtsreif (MuMu 2cm offen und butterweich) sei und wir einen Wehencocktail probieren könnten, wenn ich das möchte.
Ich besorgte also Rizinusöl, Aprikosensaft und Nutella war bereits zuhause.
Zwischen halb sieben und sieben trank ich also diese spannende Mixtur, die erstaunlicherweise sogar recht lecker war.
Mein Mann belächelte erst mein Tun und meinte, dass da ja nichts drin sei, was Wirkung zeigen könnte, um mir kurz danach zu erzählen, dass selbst Frau Stadelmann, deren Rezept dies ja sei, sich davon distanzieren würde, wenn der Befund eben nicht auf Geburt deuten würde. Ja Schatz, deshalb war ich ja auch bei der Hebamme und sie hat grünes Licht gegeben.
Er ließ mich machen und laut der Hebamme würde im schlimmsten Fall eben gar nichts passieren.


60 Minuten nach dem Cocktail merkte ich schon, wie die Wehen mehr wurden und stärker. Meine Hebamme rief an um zu fragen wie der Stand der Dinge sei. Ich erzählte ihr davon, dass die Wehen mehr wurden und auch, dass mein Mann mich gerade in diesem Moment auslachte, weil er auch recherchiert hatte, dass Rizinusöl frühestens 2-4 Stunden nach Einnahme wirken würde und ich die Nacht mit Durchfall auf dem Klo sitzen würde.
Ich ließ ihn und wollte einfach sehen wohin mich dieses Gebräu so bringen kann.


Um 10 gingen wir beide schlafen, er aufs Sofa, ich ins Bett, da wir beide erkältet waren und uns nur ständig mit unserem Husten gegenseitig wach gehalten hätten.
Gegen viertel nach elf wurde ich wieder wach und hatte heftige Wehen. Allerdings war ich misstrauisch, aufgrund des letzten Fehlalarms. Ich ging erst mal aufs Klo, wo ich dann mit Muskelzittern am ganzen Körper und Wehen erstmal nicht weg kam. Als sich das soweit beruhigt hatte, bin ich ein bisschen in der Wohnung rumgelaufen um dann zu entscheiden, dass ich meinen Mann doch wecken muss, so leid mir das tat nach nur knappen zwei Stunden Schlaf.
Er rief seine Mutter an, damit sie den Krümel übernehmen konnte und ich meine Hebamme, damit wir das weitere Vorgehen besprechen konnten. Wehen kamen ca. alle 5 Minuten, wenn ich stand auch öfter. Wehe um Wehe atmete ich mich da durch, um in den Pausen schnell was anzuziehen, schnell die letzten Dinge in einen Beutel zu schmeißen und irgendwie reisefertig zu werden.
Für viertel nach eins waren wir mit der Hebamme in der Klinik verabredet. Nur auf dem Weg in die Klinik in den ersten Stock veratmete ich schon mindestens vier Wehen.
Als wir ankamen waren beide Kreißsäle belegt, die Stationshebamme sagte aber, dass einer gleich frei werden würde. Ich freute mich schon, es war der mit Badewanne, war mein Wunsch ja immer noch eine Wassergeburt, wenn es passen würde.


Der Kreißsaal wurde frei, meine Hebamme kam kurz danach und schloss mich ans CTG an. Ich atmete mich weiter durch die Wehen und versuchte mich für eine lange Nacht zu wappnen. Kurz darauf ergab die Untersuchung aber schon: „Ja prima, du bist bei 8cm.“
Ich schaute sie nur vollkommen fassungslos an und meinte: „Dann gehts ja gleich schon rund?!“
„Ja, in spätestens 1 1/2 Stunden haben wir den kleinen Mann.“ Meine Hebamme strahlte und ich war geplättet.
Und weiter ging es durch die Wehen. Kurz drauf öffnete sie die Fruchtblase und meinte, ich solle mich auf die rechte Seite legen, da wäre der Rücken vom Baby und das würde den Druck auf den Muttermund noch mal erhöhen. Gesagt, getan und ja… der Druck nahm ordentlich zu. Ich bat um ein Schmerzmittel und sie schloss mich an.


Nicht weit darauf kam eine Wehe, die alles andere toppte und ich musste unwillkürlich mitdrücken. Das sagte ich meiner Hebamme und sie fragte: „Wohin drückt es denn, nach hinten unten oder eher mittig.“
„Was weiß denn ich? Das tut weh!“
Sie überredete mich, dass sie noch mal untersuchen durfte, ich wusste nur nicht wann ich sie das machen lassen sollte vor lauter Pressen unterdrücken, Wehen verarmen und den Körper irgendwie unter Kontrolle halten. Irgendwann schafften wir es und sie meinte, dass nur noch ein ganz kleiner Rand da sei.
Ich sagte nur: „Jetzt sag mir bitte nicht, dass ich nicht drücken darf!“
„Doch, wenn du willst, darfst du. Magst du lieber sitzen?“
Ja, das war eine gute Idee. Ich hatte zwar keinen Schimmer, wie ich noch vom Geburtsbett runter auf den Hocker kommen sollte, aber die Hebamme meinte, dass wir das schon hinkriegen würden.
Also runter auf den Hocker, mein Mann setzte sich hinter mich, stützte mir den Rücken und gab mir eine Hand. Ich hatte das Gefühl ich muss mich irgendwo festhalten beim Drücken.


Nun ging es Wehe um Wehe nach unten. Bei der dritten Presswehe sagte mir meine Hebamme, dass ich immer am gleichen Punkt stoppen würde und ich da nun drüber müsse. Gesagt, getan. Nächste Wehe und nach unten, ohne Rücksicht auf Verluste. Zwei Wehen später spürte ich den Kopf kommen und dachte, es zerreißt mich. Meine Hebamme sagte, dass ich es auch einfach rausschreien dürfe und das tat ich. Diese Wehenpause war wohl die längste in der ganzen Geburt, ich hechelte, was das Zeug hält, um die Schmerzen irgendwie im Griff zu behalten und bei der nächsten Wehe machte es plopp und der Kopf war draußen. Pause für mich und der unendliche Druck war plötzlich weg.
Ich kriegte Dinge zu hören wie: „Oh, ich dachte ich hätte da eben Haare gesehen. Aber der schmatzt schon! Du kannst auch ruhig „Hallo!“ sagen und ihn anfassen.“
Da saß ich also nun auf dem Hocker, linste über den Bauch und erblickte ein blutiges, bläuliches Köpfchen mit ein bisschen Käseschmiere. Just in diesem Moment fing der Kerl auch noch an in mir rumzurumpeln.
Ingo fand das sehr amüsant, wie ich da saß und unserem Sohn Hallo sagte und ihm erklärte, dass er doch bitte still halten soll und mindestens ein Jahr Hausarrest bekommt, wenn er bei der nächsten Wehe nicht draußen sei.


Da wollte er es wohl nicht drauf ankommen lassen und mit der nächsten Wehe gab es ein großes *Flatsch* und mir wurde direkt ein blutiges Bündel in den Arm gedrückt. Der erste Gedanke war erst: Mein Pullo… na egal…
Und da war er, blutig, schmierig und schon so groß und so perfekt. Ein bisschen hat er gebraucht bis er seinen ersten Schrei tat, die Geburt war auch für ihn etwas zügig gewesen. Dann aber kamen ein paar Krählaute und es war ok.
Ingo schnitt die Nabelschnur durch und kurz darauf war auch die Nachgeburt erledigt.
Unser Valentinsgeschenk war um 2:31 Uhr geschlüpft.


Zurück im Bett eine kurze Untersuchung und die Ansage: wir müssen nähen, nicht schlimm, aber eben überall ein bisschen gerissen. Mir wars egal, die Betäubung wirkte und ich war damit beschäftigt das kleine Bündel das erste Mal anzulegen. Und er machte das auf Anhieb toll :)


Wir blieben noch 1 1/2 Stunden im Kreißsaal, ich stillte ihn eine zweite Runde sehr ausgiebig und wir kamen erst mal an. Zur Station laufen klappte dann leider nicht, weil mein Kreislauf mir wegsackte. Also ging es im Rolli rüber.
Der kleine Mann wurde direkt von der Kinderschwester eingesammelt und ich kam aufs Zimmer. Sie machten ein Foto von ihm, einen Fußabdruck und er bekam seine Armbändchen.
Ingo fuhr gegen halb fünf nach hause und ich bekam um fünf den kleinen schlafenden Kerl aufs Zimmer :)


Jeden Abend kommt die Säuglingsschwester und fragt, ob er heute Nacht bei mir bleiben soll und ich mag mich immer direkt vors Bett stellen und rufen: der geht nirgendwo hin. Ich weiß, dass es ein lieb gemeintes Angebot ist, sie wissen allerdings nicht wie wichtig das für mich ist mein Kind bei mir haben zu können, gerade in dieser ersten Zeit. Zeit, die man nur bedingt nachholen kann, wie ich merke.
Und es ist so leicht mit ihm. Er ist hier, wir stillen direkt ohne Probleme, ich bin entspannt, mich bringt kein Schreien mehr aus der Ruhe. Babys schreien eben, das dürfen sie, um ihren Unmut zu äußern, ich brauche aber auch keinen Herzinfarkt zu bekommen, wenn es eben den kleinen Moment dauert bis die Windel gewechselt ist. All das hat mir der Große schon beigebracht und der Kleine profitiert davon.


Eben sagte eine Mutter zu mir, dass das Stillen bei mir so einfach aussehen würde. Ja, das ist es, ist aber eben schon das zweite, bei Nummer eins war es gar nicht einfach, aber selbst da haben wir es gelernt.
Wir haben jetzt ein „Baby 2.0“, die gibts nämlich schon kabellos ;)
 
AW: Valentins Schlüpftag (KH) *lang*

Janine also doch im vorbei gehen und so ;-) ;-) ;-) aber ein sehr schöner Bericht bzw liest sich nach einer tollen Geburt
 
AW: Valentins Schlüpftag (KH) *lang*

Schön, dass ihr das alles so unkompliziert erleben durftet. Das versöhnt sicher auch ein wenig mit den Umständen vom Krümel. Alles Gute weiterhin!
 
Zurück
Oben