AW: Trozphase
Den Eingangspost auf Grund der etwas knapp formulieren Fragestellung jetzt mal ausser Acht lassend:
Wenn der Knirps hier tobt, ist es ihm allerherzlichst egal, wohin ich gehe.
Bei "Stufe 1" hilt es oft noch, ihn in den Arm zu nehmen, ihm zu sagen, dass man die Wut versteht. Ist man darüber hinaus, hilft nix ausser toben lassen und warten, bis sich der Sturm gelegt hat.
Wenn er es total übertreibt und nach mir haut oder tritt, dann bin ich auch nicht mehr ganz freundlich und je nach Situation ist dann entweder der Ausflug beendet oder er darf sich hier in seinem Zimmer bei offener Tür überlegen, ob er wieder rauskommen mag, wenn er mit Bocken fertig ist.
Meist ist nach 10 Minuten toben alles wieder gut und er kommt mit den Worten "ich sehr traulig" zu mir und setzt sich zu mir. Wir reden dann drüber und oft hilft es dann bei der nächsten Situation schon gut.
Am Wochenende ist er hier wegen einer Kleinigkeit total ausgetickt. Er wollte, dass ich ihn die Treppen hochtrage, ich hab ihn nicht hochgetragen und dann kam ein Wirbelsturmanfall erster Klasse, der bestimmt 30 Minuten dauerte und alle Phasen des "bockig und trotzig seins" abdeckte, inklusive Hauen und Kreischen. Ich hab ihn dann in sein Zimmer gesetzt und ihm gesagt, er könne wieder kommen, wenn er sich beruhigt hat. Er trat die Tür zu. Ich machte sie ihm wieder auf und meinte, die einzige, die hier die Tür zumacht, bin ich - und wenn er die Tür das nächste Mal zuknallt, kann er sich in der Küche auf den Boden setzen, bis er wieder runterkommt. Und ging wieder. Und ja, ich wurde dazwischen auch laut - sicher nicht erzieherisch wertvoll, aber menschlich.
Nach ca. 10 Minuten kam er mit Schnuller und Plüschtier in die Küche getappst, nahm meine Hand und sagte "Tute mir leid, Mami." Und das, das habe ich sehr beachtet und erwähnt und ihn dafür gelobt. Denn das zeigt, dass unsere Gespräche durchaus ankommen, auch wenn er mal austickt. Und vor allem finde ich das für einen 2,5Jährigen eine sehr sehr beachtenswerte Leistung, festzustellen, dass das nun grade wirklich Mist war.
Hier ist es auch einfach so, dass wir uns gegenseitig oft hochschaukeln. Manchmal bemerke ich das rechtzeitig und mach dann bewusst irgendwas, wo er sich austoben kann, aber nicht "hören" muss. Danach ist's meist wieder gut.
Einfach stehen lassen und gehen bringt hier auch nichts, ausser dass mein Kind lernt, dass es alleine zurückbleibt, wenn es mit seinen Gefühlen überfordert ist. Ich sag dem Buben hier immer wieder, dass ich ihn immer lieb habe, egal was er macht, aber das es mich traurig-wütend-etc macht, wenn er sich so benimmt. Das nimmt er dankbar an. Er kommt nach solchen Wutausbrüchen oft zu mir und sagt "Mami, ich liebt Dich. Auch immer. Du traulig noch?" Ich find das auch wichtig. Ich bin sicher keine Übermama und ich bin eindeutig eine von denen, die findet, dass die Kinder heutzutage oft ein wenig mehr Erziehung brauchen könnten und dass vor 20 Jahren sicher nicht alles, aber doch einiges besser geregelt war. ;-) Aber ein Kind in dem Alter lernt gerade, was seine Gefühle mit ihm machen.
Es gibt da einen schönen Satz. "Liebe mich immer dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe. Denn dann brauche ich es meisten." Und genau so ist es bei meinem Buben. An Tagen, wo ihm die ganze Welt zuviel ist, braucht er am meisten Liebe - trotz Wut, die raus muss. Und erstaunt dafür eben mit solchen Dingen, wie dass er hier antappst und sich entschuldigt.