Trotzphase mal anders - Wut der Eltern

Dana

Ikea Junky
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S
Ist aber leider unumgänglich. Marian hat erst seit 3 Monaten Diabetes und ist - wie fast alle Kleinkinder - super-schlecht einstellbar. Bei gleichem Essen und gleicher Insulingabe z. B. hat er an 2 Tagen völlig verschiedene Werte... Es gibt momentan noch keine feste Regel. Gerade nachts ist die Gefahr der Unterzuckerung sehr groß - Kleinkinder merken die Vorboten meist nicht und würden schlafenderweise ins Koma fallen mit eventuellem anschließenden Tod. Es kann niemand, der diese Situation nicht kennt, einschätzen was es bedeutet, mit dem Wissen ins Bett zu gehen, wenn man 2 Stunden später misst, könnte das Kind schon tot im Bett liegen.
Wir hatten Nächte, wo er jede Nacht mindestens eine Unterzuckerung hatte - manchmal auch 2. In den Nächten kann man dann gar nicht schlafen, da man bei einer Unterzuckerung Traubenzucker geben muss, Pumpe ausstellen, eine halbe Stunde später wieder messen, Pumpe wieder an. Eine Stunde später wieder messen - falls wieder Unterzuckerung - das gleiche Spiel von vorne. Danach ist die Nacht rum...
Und da man nicht abschätzen kann, wie sich seine Werte entwickeln, kann ich nicht um 24 Uhr das letzte Mal messen und dann erst wieder morgens. In der Zeit könnte wer weiß was passieren.
Mit ins große Bett nehmen geht gar nicht. 1. würde Marian kein Auge zu tun, 2. würde auch ich dann keinen Schlaf kriegen und 3. bringt es nix, da ich eine Unterzuckerung auch nicht mitkriegen würde, wenn er neben mir liegt. Man kann sowas einfach nicht durch Ansehen feststellen. Heute Abend z. B. tobte er kreischend durch's Kinderzimmer und war überhaupt gut drauf - musste dann messen und er hatte einen Wert von 42. Manche Kinder sind damit schon kurz vor dem Koma... Man merkt es ihm einfach nicht an. Geht nur durch konsequentes Messen...

Oh man, ich wußte nicht, dass es soooo schlimm ist und bin bisher auch nur mit Diabetes bei Erwachsenen konfrontiert worden. Aber ein Wert von 42 ist einfach... :umfall:Wahnsinn!

Dazu kann ich dir leider nichts sagen, aber vielleicht tuts auch einfach schonmal gut, dass du es dir von der Seele geschrieben hast.

Ich drück dich auch mal!
 

Zaza

Miss Velo High Heels
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Also, ich bin auch weit davon entfernt, eine Super-duper-hyper-giga-mega-Mami zu sein.

Nur so am Rande. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und dass Du gut zurecht kommst.

Zaza :herz: :winke:
 
M

Mamabär

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:winke: Wow! Du hast ja aber auch so einiges zu stemmen! :umfall: Aber Du hast ja auch schon einiges für Deine Situation in die Wege geleitet, find ich super .... Ich drück Dich mal ganz fest und wünsch alles alles Gute für Dich und Marian! :meditiere

Alles Liebe
Verena
 
K

KaJo

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Hallo Martina,

du machst das wirklich gut. Denn du hast erkannt, dass es ein Problem gibt und möchtest daran arbeiten, das ist weitaus mehr als so manch anderer geschafft hat. Und du hast noch nicht resigniert sondern bist weiterhin darauf bedacht, aus diesem Kreis auszubrechen. Das verdient Respekt.
Ich weiß auch wie schwierig es ist, seine Wut zu zügeln. Mir ist es bis jetzt eigentlich noch ganz gut gelungen, obwohl ich merke, wenn ich dauerhaft mit Johanna zusammen hocke, dass ich dann immer ungeduldiger werde, vor allem wenn sie dauerhaft schreit und ich dann nicht mehr an sie ran komme.
Klar ist es toll mit seinem Kind die Zeit zu verbringen, aber darüber darf man sich selber nicht vergessen. Du schreibst ja selber, dass es besser läuft, seitdem du arbeitest und das kann ich nur unterschreiben. Ich bin regelmäßig abends weg um Abstand von meinem Kind zu bekommen und einfach mal wieder ich selber zu sein. Du hast zusätzlich sehr viele Probleme, die deine Situation nicht erleichtern, aber nichts desto trotz hilft es vllt einfach mal abzuschalten und deinen Kleinen zu deinem Mann zu geben und mal raus aus dem Haus zu kommen und was für dich selber zu tun. Z.B. ein Sportkurs, soweit das mit deiner Schwangerschaft zu vereinbaren ist.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und das Beste für die Zukunft

lg
Kathy
 

Cedric04

schneller Brüter
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Hallo,

ich habe nicht alles gelesen, sorry, dafür fehlte mir jetzt echt die Zeit, gehe nämlich jetzt ins Bett, aber ich sage nur:

Hut ab. Du machst echt ne Menge durch und ich finde es bewundernswert wie Du hier Deine Gefühle offenbarst und auch sagst wo Deine "Schwächen" liegen.
Ich schicke Dir eine ganze Portion Kraft.
Ich hoffe daß ihr Hilfe finden werdet.
Nur zu Wutanfällen wollte ich sagen: (Wir hatten auch einen Trotzkopf, das kommt auch immer wieder)
Wir ignorieren Wutanfälle ganz. Oder Cedric kann die Wutanfälle in seinem Zimmer rauslassen.
Wir versuchen auch abzuwägen, welche Verbote wirklich wichtig sind, denn in den kritischen Phasen komme ich Cedric entgegen und gehe auch Kompromisse ein oder nehme mir wenig vor.
Wichtig ist mir auch, mir immer wieder zu sagen, daß sein Trotz nicht gegen mich gerichtet ist, sondern daß er mit sich selber kämpft.
 
P

Paulchen

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Liebe Martina,

ich wollte dir mal eben sagen, dass ich auch keine Supermama bin :). Bei uns gabs genau die selben Probleme wie bei euch, 1:1 kann ich nur sagen.

In unserem Fall lags eindeutig an mir. Ich war vorher "Karrierefrau" und hatte das Sagen in der Marketingabteilung unserer Firma. Dann wurde ich (ungewollt)schwanger. Ich dachte, dass ich einfach weitermachen kann als Halbtagskraft. Und dann kam alles ganz anders, als Frau Superperfekt Managerin Katja sich das vorgestellt hatte. Ich wurde hart gemobbt und meine Mama starb, mein Kind war unleidlich, ich schrie und klapste auch. Alles auf einmal und keine Hilfe in Sicht.

Ich habe dann aufgehört zu arbeiten. Aufgehört nur auf mich selbst zu vertrauen. Dinge und Kind zeitweise abgegeben/der Tagesmutter anvertraut. Mich vertraut gemacht damit, dass ich karrieremässig "erfolglos" bin, mich mit vielen neuen Dingen auseinandergesetzt. Aber vorher war ich in einem tiefen tiefen Loch. Ziemlich weit unten.

Jetzt ist es viel besser geworden. Ich bin ruhiger, mit mir im reinen. Und Paul und ich profitieren beide davon. Ich hab den Kopf endlich frei für ihn. Und wir geniessen die Zeit miteinander (nicht immer, aber sehr sehr oft).

Du bist doch eine gute Mama. Du denkst darüber nach was du ändern kannst. Paul hat mir ganz klar den Spiegel vorgehalten - damals und auch jetzt tut er das. Wenn er unleidlich ist, schau ich was in mir vorgeht - und meist werde ich fündig. Ein toller Prozess finde ich (und manchmal sehr schmerzhaft).

Ach ja, ausserdem gehen wir zweimal jährlich etwa zum Ostheopathen. Wenn Paul aus der Behandlung kommt, ist er ein ganz anderes Kind, völlig entspannt und liebevoll. Es kostet zwar 140 Euro pro Behandlung, aber er ist dann so fröhlich, dass er sein Leben sichtlich mehr geniesst. Inzwischen sagt er uns schon, wenn er zum "Halsdoktor" gehen mag. Vielleicht gibt es bei eurem Sohn auch Blockaden?

Ich drücke dich wenn du magst und bin sicher, mit deiner Weise, an die Dinge heranzugehen wirst du mit Geduld und Gelassenheit (auch in Bezug auf dich selbst) erfolgreich sein!

Liebe Grüße,

Katja
 
G

Giovanna

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Hallo Martina!

ich hab gestern nen tollen Buchtipp bekommen, der für dich vielleicht passen könnte:

[ISBN]3453149505[/ISBN]

leider hab ich das Buch selber noch nicht gelesen, es soll aber hier um sogenannte "Meta-Emotionen" gehen, das sind Gefühle, die Eltern haben, wenn Konflikte mit dem Kind auftreten z.B.: sich drüber ärgern, dass man sich jetzt mit dem Kind wieder ärgern muss. Und es soll auch einen Weg aufzeigen, wie man damit umgehen kann.

Wichtig find ich immer auch zu wissen, was man vom Kind grad erwarten (d.h. wieweit seine geistige und emotionale Entwicklung fortgeschritten ist) kann und welche Verhaltensweisen typisch für das jeweilige Alter sind. Dann kann man sich besser in sein Kind reindenken und entsprechend passend drauf reagieren.

Die Zicken die dein Kleinder macht, beim Wickeln, Spielzeugwerfen, Schlafen usw. an die kann ich mich bei meiner Kleinen auch noch gut erinnern. Oft bleiben solche Dinge wirklich nur kurze "Phasen", wenn man kein großes TamTam drum macht. Wenn du nicht emotional heftig drauf reagierst, also es schaffst all das eher locker zu sehen (weils bei allen Kindern solche Phasen gibt und weil bravsein auch nicht das Oberziel sein sollte), dann wird sich auch dein Kleiner nicht so dran verbeissen und all das normalisiert sich eher schneller wieder.

Mach dich frei von der Erwartung, dass alles immer perfekt und geregelt ablaufen muss. Mit kleinen Kindern gibts viele Umwege und Überraschungen im Alltag. Und vor allem mach dich frei davon, dass es das größte Ziel ist, dass dein Kleiner brav ist und immer sofort auf dein Kommando folgt. Grad jetzt ist er dabei dass er seinen eigenen Willen ausprobiert (und daher mal grundsätzlich gegen alles ist was du vorschlägst), lass ihm genug Raum um zu lernen wie man sich in der Welt durchsetzt und zeig ihm aber auch weiterhin, dass man bei manchen Dingen keine freie Wahl hat (z.B. beim Zähneputzen oder so).

Ich wünsch dir viel Glück mit deinem Kleinen und ich finde es sehr gut, wie du deine eigenen Verhaltensweisen hier reflektierst und das alles offen vor dir und allen hier zugibst.

lg, Johanna
 
M

MsMudia

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@all: auch nochmal danke an alle, die die letzten Tage noch geschrieben haben! Ich war lange nicht hier, hab aufgrund meiner Berufstätigkeit momentan erst abends gegen 23.00 Freizeit - und dann kippe ich nur noch ins Bett, lese ein bisschen und messe um 24.00 Uhr Marians Blutzucker ehe ich dann komatös hintenrüberfalle... :hahaha:
Trotz der großen Belastung, ganztägig zu arbeiten geht's mir zunehmend besser - es ist wirklich so, dass der Abstand zu Marian uns beiden sehr gut tut. Meine Aggressionen halten sich in Grenzen, wenn er jetzt seine Trotzanfälle kriegt. Und - dies ist auch ein wichtiger Satz, den ich mir jetzt auch immer wieder vorsage, wenn er wieder seine 5 Minuten kriegt:

Hallo,
Wichtig ist mir auch, mir immer wieder zu sagen, daß sein Trotz nicht gegen mich gerichtet ist, sondern daß er mit sich selber kämpft.

@Katja:
8O *augenreib* - wenn ich nicht genau wüsste, dass ich keinen Zwilling hab... Du bist 40, arbeitest in der Marketingabteilung, warst Karrierefrau, bist ungwollt schwanger geworden... Ich sage nur: dito. Ich bin 40, arbeite in der Marketingabteilung (wäre jetzt Abteilungsleiterin, wenn ich nicht schwanger geworden wär), war immer Karrierefrau und bin ungewollt schwanger geworden.

Ich hab mich aber im Gegensatz zu dir sofort entschieden, 3 Jahre für mein Kind Zuhause zu bleiben. Wenn ich denn schon so spät noch Mutter werde, hab ich mir gesagt, dann mit allen Konsequenzen. Und so wie ich in meinem Job immer perfekt sein wollte, wollte ich es dann als Mutter auch sein. Wollte alles richtig machen - und habe nun festgestellt, dass man auch dabei übertreiben kann und dadurch im Gegenteil ziemlich viel falsch machen kann.
Aber wir haben ja beide eingesehen, dass etwas falsch läuft - und es ist so wie du sagst: den Spiegel vorgehalten zu bekommen ist sehr schmerzhaft!!

@Johanna: danke für den Buchtipp! Klingt sehr gut - vor allem, dass dort auch altersgemäße Angaben zu finden sind, wie weit die Kinder geistig fortgeschritten sind. Das werd ich mir in jedem Fall besorgen.
Und ja, du hast Recht, ich muss mich von dem Gedanken lösen, dass Gehorsam das oberste Ziel ist... Er soll ja schließlich zu einem selbstbewussten Menschen heranwachsen. Dazu muss er ja einen eigenen Willen entwickeln.

Aber - wie gesagt, ich sehe die Dinge schon gelassener - und der nächste Schritt ist ein Kurs. Bei uns in der Elternschule wird Triple P angeboten, habe ich im Programmheft gelesen. Dafür werde ich mich in jedem Fall anmelden!

Danke nochmal für eure hilfreichen Beiträge - die mir gezeigt haben, dass mein Kind normal ist und ich diejenige bin, die Hilfe braucht... :umfall:
 
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