Soooo hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt......

U

Ulrike

Geburt von Alina Francesca am 24.10.2000

21. Dezember 2000

Meine liebe Babyfrau,

während Du hier im Bett neben mir liegt, versuche ich mich daran zu erinnern, wie Du vor 8 Wochen auf die Welt gekommen bist und unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast. Deine großen wachen Augen mustern mich ganz neugierig und es scheint fast so, als wüßtest Du, über was ich Dir gleich berichten werde. Alles begann schon ein wenig vor dem Tag, an dem Du eigentlich zu uns kommen solltest. Anfang Oktober begann eine Zeit, in der ich plötzlich sehr unruhig wurde. Ich denke, ich habe irgendwie gespürt, daß irgendetwas anders wurde. Jeden Moment dachte ich, Du könntest gleich kommen - und das, obwohl noch 8 Wochen bis zum Entbindungstermin fehlten. Wahrscheinlich habe ich gespürt, daß irgendetwas mit Dir nicht in Ordnung war, obwohl ich doch so lebhaft Deine munteren Trittchen und Boxer spürte, die uns auf so wunderbare Weise verbanden!

Meine Unruhe war nicht unberechtigt, denn als ich am 18. 10 zu einer Vorsorgeuntersuchung bei meiner Frauenärztin war, stellte sie im CTG unregelmäßige Herztöne fest. Es war so schrecklich, als ich hörte, wie Dein kleines Galoppherzchen plötzlich ganz, ganz langsam wurde - es war ein wahnsinniger Schreck, der mir heute noch in den Gliedern sitzt!

Ich wurde sofort in den Kreißsaal eingewiesen, wo ich intensiv überwacht wurde, doch Du hast Dich dort von Deiner besten Seite gezeigt und ich konnte wieder nach Hause. Dann am nächsten Tag dasselbe Spiel: Wieder gingen Deine Herztöne deutlich in den Keller und man machte einen Wehenbelastungstest und ich bekam schon mal einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorstehen würde. 8O
Nach ein paar Tagen, in denen Dein CTG immer wieder auffällig war, beschlossen wir am 23.10.2000 gemeinsam mit den Ärzten, daß der Nervenkrieg ein Ende haben mußte. Ich konnte inzwischen nicht mehr schlafen vor Sorge, konnte nichts essen und die heftigen Vorwehen setzten mir so zu, daß die Geburt 5 Wochen vor TErmin eingeleitet wurde.
Damit begann das, was am 24. 10. 200 mit einer Sensation endete: Du bist um 21.42 Uhr aus Deiner warmen Höhle geschlüpft und hast uns sprachlos gemacht vor Glück.
Doch vorher galt es noch einige Turbulenzen zu durchstehen.... :o

Ich lag nun also am Montag Morgen im Kreißsaal, noch guter Dinge, und wartete auf die ersten Wehen, die dann auf das Wehenmittel, das man mir auf den Muttermund gab, auch prompt kamen. Gut - so war das alles noch gut auszuhalten, dachte ich mir, was machen die alle für ein Theater um diese Wehen, starke Menstruationskrämpfe, mehr ist das doch nicht. :D Man nahm mir diese Illusion bald, die Wehen wurden schlimmer, doch nach 2 Stunden war alles vorbei, es tat sich nichts mehr. Das Spiel wiederholte sich nun 7 Mal (!) - unglaublich, Tag und Nacht das Hin- und Her, das Hoffen und Bangen um Dich, denn immer wieder ist Dein Herzlein in seinen langsamen Trab zurückgefallen, es kamen tausend Ärzte hereingestürmt und gaben mir Wehenblocker, die mich ganz dumm und dusselig machten. Meine Nerven lagen nach 24 Stunden bereits blank - die Angst schnürte mir nun die Kehle zu, ich durfte nicht aufstehen und mußte in Seitenlage der Dinge harren, die da kamen. Mir war ständig schlecht und Dein armer Papa war sehr beschäftigt damit, mir immer wieder Spuckschüsseln zu bringen. :p
Die Geburt ging einfach nicht voran, der Muttermund war zu weit verschlossen und nicht geburtsreif, er öffnete sich nur millimeterweise, meine Kräfte schwanden, ich hatte seit Tagen nicht mehr ordentlich geschlafen. Gegen Abend - nun lag ich 36 Stunden hier - bekam ich plötzlich hohes Fieber und um mich herum wurden nun alle sehr nervös. Gegen 21 Uhr fiel dann die Entscheidung, daß Du per Kaiserschnitt auf die Welt kommen solltest - meine Güte, habe ich geweint in dieser Minute, denn nichts wollte ich weniger als in einem O.P mein kleines Mädchen zur Welt bringen!! Die Äzte stritten sich mit Andrea, meiner Freundin, die als Hebamme die Geburt begleitete, denn sie wollten den Kaiserschnitt in meinem Zustand nur in Vollnarkose ausführen.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich zitternd vor Fieber im Bett lag, an die Hand Deines Papas geklammert und im Gang ein lautes Geschrei war. Andrea setzte sich schließlich durch und ich bin ihr so dankbar, denn sie ist es, die dafür verantwortlich ist, daß ich den schönsten Moment meines Lebens nicht in Narkose verbrachte. Tausend Leute stürmten nun in das Zimmer, jeder machte an mir herum, doch mir war nun alles egal. Andrea kümmerte sich liebevoll um uns, unterstütze Deinen armen Papa und half ihm, sich umzuziehen. Ich wurde langsam ruhiger, als ich in den O.P geschoben wurde - das CTG hing noch immer an mir und ich achtete nervös auf Deine Herzschläge. Sie waren ganz ruhig und gleichmäßig, Du hast wohl in diesem Moment ganz friedlich geschlafen, meine arme kleine Maus. Ich war erleichtert, daß das Warten nun ein Ende haben würde - gleichzeitig war ich nervös, ob alles in Ordung sein würde mit Dir, denn noch immer vermuteten wir, daß Du die Nabelschnur um den Hals haben könntest. Man bereitete mich auf die O.P. vor - ich wurde immer ruhiger, ganz seltsam, wie durch einen Schleier nahm ich nun alles wahr, spürte den Einstich der Spinalanästhesie als kaum wahrzunehmenden Stich und merkte, wie meine Beine schlagartig pelzig wurden und ich bis zum Bauchnabel nichts mehr spürte. Man hatte einen Schirm vor mir aufgestellt, ich konnte nur spüren, daß man irgendetwas da unten tat. Mir war unsagbar kalt, ich zitterte am ganzen Körper und man legte mir heiße Tücher auf den Oberkörper. Deine Papa stand an meiner Seite, flüsterte mir ein wenig zu, doch ich sagte nur: "No speaking" - ich wollte alles genau mitbekommen, doch dann war es doch so schlagartig schnell vorbei! Ich spürte ein Zerren und Drücken, dann um 21.42 Uhr ein freudiges "Es ist ein wunderbares Mädchen!" und sofort ein lautes, ganz energisches Krähen von Dir!

Ich durfte Dich nicht sehen, merkte nur, wie Andrea mit einem Bündel im Arm an mir vorbeirannte und Dich wohl an die vielen Kinderärzte übergab, die vor der Türe warteten. Ich lag da - überwältigt vor Glück - ich hatte Dich schreien hören, ahnte, daß es Dir gutgehen mußte. Mein ganzer Körper war eingelullt in ein tiefes, inniges Beben, ich wußte, daß ich etwas wunderbares vollbracht hatte, ohne Dich gesehen zu haben.
Deine Papa mußte mir hinterher immer wieder alles bis ins Detail erzählen. Anfangs hast Du ein wenig Probleme mit dem Atmen gehabt und die Ärzte halfen Dir dabei, doch dann, nach ein paar Minuten, hast Du Dich bereits wonnig unter der Wärmelampe geräkelt.
Ich wurde noch etwa eine halbe Stunde vernäht und versorgt, der Anästhesist erwies sich als liebevoller Begleiter in diesen Minuten, denn er spitzelte immer wieder ins Nebenzimmer und berichtete mir alles über Dich. So wußte ich schon, daß ich ein kleines Äffchen (nicht böse gemeint, mein Engel!) mit UNGLAUBLICH vielen Haaren bekommen hatte, als ich Dich zum erstenmal sah. Ich durfte zunächst nur Dein winziges Köpfchen streicheln - ich habe gezittert wie Espenlaub!!!!! Endlich , endlich durftest Du dann in meinen Arm - der schönste Moment in meinem ganzen Leben war da:
http://schnullerfamilie.de/bilder/Geburt Alina.jpg



Nur eine gute halbe Stunde durftest Du bei mir bleiben, dann wurdest Du in ein Überwachungszimmer gefahren und ich kam zurück in den Kreißsaal zur Überwachung. Ich tat in dieser Nacht wieder kein Auge zu. Während ich dalag und das Gefühl in meinen Beinen und leider auch in meinem Bauch zurückkam, dachte ich nur an Dich. Liebevoll schickte ich Dir meine warmen Gedanken - es war unfaßbar, Du warst da - ganz plötzlich warst Du, zu der wir ja gesagt hatten, bei uns. Wir hatten bereits ein Band geknüpft, als Du in meinem Bauch warst, ein Band unendlicher Liebe und Zuneigung. Willkommen im Leben, kleine Tochter - willkomen bei uns, Du wirst es guthaben!


http://schnullerfamilie.de/bilder/Alina ganz klein.jpg

Am nächsten Morgen warst Du schließlich bei mir - ich hatte Schmerzen, doch ich konnte es gut aushalten und war glücklich, daß Du nun bei mir warst. Du lagst ständig in meinem Arm und die Schwestern sorgten sich sehr, weil sie befürchteten, ich könnte Dich aus dem Bett fallen lassen im Schlaf - wie dumm von ihnen, nicht?

Krankenhausalina.jpg


Die Tage waren anstrengend gewesen - ich war zum ersten Mal in meinem Leben körperlich deutlich an meine Grenzen gekommen und doch würde ich Dich, müßte es sein, jeden Monat neu auf die Welt bringen. Du bist ein Teil von uns, unser Schmetterling, der jeden Tag neues Licht in unser Leben bringt. Du bist das größte Geschenk, daß mir je gemacht wurde, und dafür danke ich - wem auch immer - von ganzem Herzen!

Deine Mama
 
U

Ulrike

AAAAAAAAAAAAAAHHHHH! Nun hab ichs kapiert - danke lieber Mischa, das ist ja echt ein Service hier :bravo:

Weil ich es nun kann mit den Bildern gibt es gleich noch ein paar von meiner Maus:

Glücklich vereint:
GeburtAlina.jpg


Alina kurz nach der GEburt:
Alinaganzklein.jpg


Alina mit mir, ca. 5 Monate alt:
AlinaWippe.jpg


Weihnachten 2001
Dreierlei.jpg


Alina aktuell
Alinamitkappe.jpg



So, das wars, schweissvonderstrinwisch
 
S

sunflower99

hump.gif
ja das war ein schöner bericht. An einigen Stellen hatte ich ´ne richtige Gänsehaut.

Und trotz der ganzen Stapazen ist sie ja eine echt süße geworden
 
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