Retter der Witwen und Waisen...

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
oder zumindest der armen alten Omis bin ich jetzt.

Gestern mußte ich der bitteren Wahrheit ins Auge sehen, daß meine Jeans endgültig den Geist aufgab. Ich hab wohl besonders spitze Knie, bereits nach wenigen Tagen wird jede Hose an den Knien hell bei mir. Und diese, obwohl morgens beim Anziehen noch tip-top, verfiel zusehends - gegen Mittag waren es zwei Löcher.

No, gut, nehmen wir die Kleine und gehen in die Stadt zum Hosenkaufen, liegt eh genug anderes an, was auch erledigt werden will.

Wie ich aber nun bei Karstadt einfliege, überfällt mich ein menschliches Bedürfnis. Ich betrete also die Kemenate, da schallt es mir entgegen:
"Ist da jemand?" - und es rüttelt an der nachbarschaftlichen Türe. Wohlgemerkt, ich bin draußen, "sie" ist drinnen.
"Ja, hier ist jemand."
Abgrundtiefe Erleichterung von nebenan.
"Ich komm nicht mehr raus. Ich rufe schon die ganze Zeit..."
Und die Anzeige der Tür dreht sich von rot halb auf weiß - aber nicht weiter. Ruckel, wackel. Die Stimme hinter der Tür ist älterer Couleur, möglicherweise fehlt es an Kraft?
Ich hab nur leider kein Werkzeug dabei außer meinem Schlüsselbund. Schade, Männe mit der Wickeltasche und dem darin liegenden Schweizermesser ist noch beim Optiker...
Ein kurzer Versuch mit einem Schlüssel endet im Mißerfolg. Der Vierkant des Schlosses dreht sich nicht über einen bestimmten Punkt weiter.
"Ich hole mal einen Mitarbeiter", tröste ich und mache mich mit der Kleinen, die interessiert den Vorgängen lauscht, davon.

Ein männliches Individuum, etwas unter meinem Alter, gerade mit Karton auspacken beschäftigt, ist mein Ziel der Wahl.
"Gehören Sie dazu?" frage ich - nicht, daß der Außendienstmitarbeiter von Nike gerade vor mir steht.
Nicken.
"Da ist eine Dame in der Damentoilette, die nicht mehr aus der Kabine kommt, weil das Schloß klemmt", informiere ich ihn.
Großäugiges Staunen, aber er verspricht, sich sofort zu kümmern, und, was noch wichtiger ist, wetzt auch los.

Zurück an den Ort des Geschehens, denn mich drückt immer noch was.
"Es kommt gleich jemand", beruhige ich mein Nebenan.
Und dann teste ich doch lieber mal, ob ich die Tür meines Kabäuschens wieder öffnen kann - wobei, das geht nur von innen, falls mein Versuch also fehlschlägt und ich dauerhaft von meinem Mäuschen draußen getrennt werde - was will ich tun?
Aber das Glück und die Macht sind mit mir, meine Tür öffnet sich pflichtschuldigst wieder. Die Kleine freut sich, mich so schnell schon wiederzusehen, und staunt, daß das nur die Generalprobe war.

Fertig, Hände waschen, wo bleibt der Hausmeister?
"Ich bleibe noch bei Ihnen", verspreche ich. Und weil mich die Neugier treibt, hole ich nochmal den Schlüssel heraus, setze an - verkante, drücke mit Gewalt und -
KLICK
macht es und die Tür schließt auf.

Heraus tritt eine sichtlich erfreute ältere Dame, so Marke Omi von nebenan, Stock und zwar kein Hut, aber weiße Locken und Brille.
"Wie haben Sie das jetzt geschafft?" fragt sie.
"Mit viel Kraft", antworte ich.

Und während wir die ungastliche Stätte verlassen, eilen uns die Einsatzkräfte von Karstadt entgegen.

Hoffentlich reparieren die wirklich die Tür, ich kann ja nicht jeden Tag dahin.

Salat
 

Reni

die heisse Ohren macht
AW: Retter der Witwen und Waisen...

*schmunzelschmunzel*

Gut geschrieben wie immer...........und von mir ein :prima: :prima: !
Liebe Grüße
Doreen
 

KätheKate

Gehört zum Inventar
AW: Retter der Witwen und Waisen...

Und du hast sie so einfach gehen lassen?



Salat, das war ein Wink vom Schicksal, eine WG-Mitbewohnerin für den Opa, für die Kiddies ne Oma und für Dich Entlastung!
 

yuppi

Gehört zum Inventar
AW: Retter der Witwen und Waisen...

Super geschrieben!!!

Kann mir grad vorstellen wie Omi sich gefreut hat!!
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Retter der Witwen und Waisen...

Also bitte, Käthe - ne Frau, die zu blö... schwach ist, ne Tür aufzubekommen, und die soll die drei Kiddies ertragen????

Salat
 
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