Notkaiserschnitt von Alexander

E

eumelinchen

Geburtsbericht Alexander


Am Dienstag, den 27.08.2002, musste meine Mama morgens wieder mal in den Kreissaal zur CTG-Kontrolle. Und wie immer in den letzten Tagen waren auch diesmal wieder Wehen drauf zu erkennen.
Aber da ich immer noch nicht mit dem Kopf so richtig im Becken lag, brachten diese Wehen wieder nix. Die Hebammen gaben Mama dann einen Wehencocktail, 2 EL Rizinusöl, 1 Pikkolo Sekt und 200 ml Aprikosensaft. HMMMMM! Das war aber lecker!!
Aber Mama trank es ganz tapfer und war anschließend erst mal ziemlich angeheitert und lustig. Soviel Sekt hatte sie in der ganzen Schwangerschaft nicht getrunken. Sie schlief dann erst mal den Rest des Vormittags ihren Rausch aus. Bei den nächsten CTG-Kontrollen um 11 und 16 Uhr waren dann schon mehr Wehen zu sehen, aber noch nicht so regelmäßig. Papa wollte abends dann eigentlich zum Geburtsvorbereitungskurs, schließlich war es ja das letzte Mal, aber ohne mich!!
Mama sollte dann viel laufen und bei den Wehen die Beine schön breit machen damit ich Platz habe und so gegen 20 Uhr wieder im Kreissaal zur Kontrolle sein. Diesmal waren die Wehen sogar schön regelmäßig, aber ich wollte immer noch nicht so richtig ins Becken rutschen und daher tat sich am Muttermund noch nicht.
Die nächste Kontrolle war dann für 22 Uhr nach dem Schichtwechsel der Hebammen angesetzt. Bis dahin sollte Mama immer ihr Becken kreisen lassen, damit ich mich in Becken drehe. Was sollte das eigentlich? Ich wollte da überhaupt nicht hin! Außerdem wird man dabei seekrank!!
Mama turnte dann bis 22 Uhr munter auf einem Gymnastikball rum, die Wehen wurden immer stärker und kamen alle 5 Minuten. Um 22 Uhr sind Mama und Papa dann wieder in den Kreissaal, doch da war gerade Hochbetrieb und so war kein CTG frei. Also noch eine halbe Stunde laufen. Mama schnaufte schon ganz gut, die Wehen kamen inzwischen alle 3 Minuten.
Um 22.30 Uhr war dann endlich der Untersuchungsraum mit dem CTG frei, und Mama wurde von der erfahrenen Hebamme Rosa angeschlossen und untersucht. Der Muttermund hatte sich nicht verändert und lag immer noch bei 2 cm. Und ich war immer noch nicht ins Becken gerutscht. Hi Hi Hi, ich habe halt da schon so meinen eigenen Kopf!
Rosa machte dann mit Mama Turnübungen, Beckenkreisen im Vierfüßlerstand, Äpfelchenschütteln und nach jeder Wehe die Seitenlage wechseln. Mama war schon ganz k.o., die Wehen wurden immer stärker und ich hatte keine Chance, ich rutschte einfach ins Becken und mein Kopf drückte auf den Muttermund. Grrr, Rosa hat wohl doch nicht umsonst den Ruf, jedes Kind auf den richtigen Weg zu bekommen. Papa hat viel gelacht "geschüttelt, nicht gerührt!!" hat er gesagt. Wie meinte er das??
Der Muttermund ging dann auch ziemlich schnell auf, innerhalb von 15 Minuten waren wir bei 3 cm und Mama fing an zu bluten. Rosa meinte nur, dass kommt vom Muttermund. Ein paar Minuten später war der Muttermund dann schon bei 4-5 cm und Mama konnte die Wehen kaum noch veratmen. So um 23.30 wurde Mama dann ein Zugang gelegt und Blut abgenommen. Die Oberärztin Dr. Zwiefel blieb direkt bei ihr. Dann ging es auch endlich in den Kreissaal. Auf dem Weg vom Vorraum zum Kreissaal haben wir dann eine Blutspur hinter uns hergezogen.
Es sogar der gleiche, in dem vor 4,5 Jahren meine Schwester geboren wurde. Aber, muss ich denn alles meiner Schwester nachmachen?? Nö, das wollte ich nicht.
Als Mama dann im Kreissaal wieder am CTG lag, waren meine Herztöne nicht so toll. Das war aber auch anstrengend, immer diese Wehen! Mama bekam dann erst mal einen Wehenhemmer gespritzt, damit wir uns etwas erholen konnten. Dann öffnete die Oberärztin meine Fruchtblase, voller Hoffnung, dass ich dann noch schneller geboren werden würde. Noch schneller?? Es war doch gerade erst mal etwas über eine Stunde vergangen seit ich im Becken lag.
Inzwischen war auch die Anästististin da um Mama eine PDA zu legen. Mama hätte so ziemlich alles unterschrieben, aber wir kannten das ja schon von meiner großen Schwester. Mama sollte sich dann zur PDA hinsetzen, Rosa spritzte ihr daher noch mal einen Wehenhemmer und ein Mittel, dass den Muttermund noch weicher machen sollte und untersuchte sie noch mal. Der Muttermund war inzwischen bei 5-6 cm. Als Mama sich dann hinsetzte, damit die PDA gelegt werden konnte, wurden meine Herztöne zum 2. Mal schlecht. Der Oberärztin gefiel das gar nicht, sie rief nur noch "hinlegen", Rosa stieß meine Mama an, und die lag ruck zuck wieder auf dem Kreissaalbett.
Die Oberärztin sagte dann: "Ab in den OP, Kaiserschnitt!". Mann, plötzlich brach dann die totale Hektik im Kreissaal aus. Die Anästististin rannte direkt in den OP, die Stationsärztin holte eine Bahre, und Mama kletterte darauf. Von der Anästistin gab's dann noch einen Saft zu trinken (Narkosemittel?) und ab ging die Post! Gut, dass im Krankenhaus der Gyn.OP direkt neben den Kreissälen liegt, dadurch war Mama schnell im OP. Dort ging es dann rauf auf den Gyn.Stuhl und von allen Seiten wuselten Leute in grünen Kitteln um Mama rum. Der Eine sagte noch: "Achtung jetzt wird's am Bauch kalt" und schon wurde eine Ladung Desinfektionsflüssigkeit über Mama gekippt.
Dann kam der Nächste mit der Atemmaske und schon war Mama im Reich der Träume. Ja und ich wurde ziemlich unsanft aus ihrem Bauch geholt. Das war's dann wohl, adieu liebe Einzimmerwohnung!! Es war inzwischen der 28.08. 0.43 Uhr. Hier bin ich also: Alexander! Mit 50 cm und 3310g ein ganz proper Kerlchen. Nur das Atmen, damit hatte ich etwas Schwierigkeiten. Wie soll man sich denn auch soooo schnell umstellen?? Die Hebammen und ein weiterer Anästisist hielten mir dann so einen komischen Pumpball vors Gesicht und drückten damit immer Luft vor meine Nase und meinen Mund. Das Fruchtwasser aus meine Lunge wurde auch abgesaugt und mein Nabelschnurblut untersucht. Meine APGAR-Werte waren wohl auch nicht so toll (3,4,5) und ich war auch blau und
deswegen riefen sie einen Notarztwagen aus der Kinderklinik. Als der dann da war, atmete ich aber schon alleine und war auch etwas munterer und rosig. Papa konnte ich inzwischen von seinem ersten Schrecken erholen. Die Oberärztin machte noch ein Foto, Mama war schon versorgt und ich fuhr dann mit Blaulicht in die Kinderklinik. Dort sollte ich 48 Stunden zur Beobachtung bleiben.
Mama wachte so gegen 3 Uhr aus der Narkose auf, Papa hatte gut auf sie aufgepasst und konnte erst mal gar nicht begreifen, was passiert war. Um 4 Uhr wurde sie dann auf die Station verlegt und Papa fuhr erst mal zu mir in die Kinderklinik. Leider war das Foto von der Oberärztin nix geworden, so dass Papa ein Polaroid-Foto von mir für Mama holen wollte.
Mir ging es schon wieder etwas besser und die Ärzte der Kinderklinik meinten, ich hätte alles wohl gut überstanden. Ich bin noch weitere 2-3 mal abgesaugt worden, hatte nämlich immer noch Fruchtwasser in der Lunge, habe dafür aber auch 2 mal Sauerstoff-Duschen bekommen. Papa brachte Mama dann um 6 Uhr ein Foto von mir, damit sie mich wenigstens mal sehen konnte.
Und wie ich dann endlich zu meiner Mama kam, das ist eine andere Geschichte...
Hier könnt Ihr sie lesen http://josef.boensch.bei.t-online.de/AlexanderErsteWoche.htm
 
G

gabriela

hallo anja und willkommen!

dein bericht klingt fast wie meiner von laurins geburt, nur lustiger. "einzimmerwohnung" ist gut! :-D ich hoffe du wirst dich hier bei uns wohlfühlen und weitere, (auch, aber nicht nur) lustige postings schreiben.

liebe grüsse,
gabriela
 
Oben