Negativspirale

Sonja

Integrationsbeauftragte
AW: Negativspirale

Ein Fünfjähriger sollte aber diese Fähigkeiten zumindest in deutlichen Ansätzen zeigen.

Wo kann man das nachlesen? :???:

Sorry Katja, für`s Zerpflücken deines Threads, aber ich kenne kein Kind in Tim`s Alter, das Ironie versteht (oder denke ich nur, dass sie es nicht verstehen?).

Und dass ein Kind, wenn es zum ersten Mal den Ausdruck Wüstenschiff hört, an Wüste und Schiff denkt, finde ich persönlich auch total normal :???:

Oder hab ich irgend etwas falsch verstanden? :oops:

Liebe Grüße
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Negativspirale

Sonja,
sie beginnen aber Wortspiele und Vieldeutigkeiten zu lieben, ein Gefuehl fuer Sprache zu entwicklen. Levin ist zB ganz zufrieden mit sich selbst, wenn er so eine Redewendung anwendet. Und Ironie versteht er auch, nicht so fluessig wie wir Grossen, sondern eher mit kurz abstoppen und darueber nachdenken und sich vergewissern, dass man es gar nicht so meint.
Lulu, immer wieder begeistert von der schoenen Wortwahl ihres Mittelsprosses ;)
 
G

Giovanna

AW: Negativspirale

In der Kita hat er sich seit Jahresanfang gut gemacht. Das einzige, worüber die Erzieherinnen sich wundern, ist, dass er so wenig Empathiefähigkeit zeigt, manchmal gar nicht zu merken scheint, wenn er jemandem wehgetan hat bzw. keine gefühlsmäßige Reaktion zeigt, wenn man ihn darauf hinweist. Zumindest die Erzieherinnen hatten da auch keinen Rat. Also wenn jemand zu so etwas einen Buchtipp hat.... Bitte immer her damit!

Also mir ist dieser Satz gleich ins Auge gesprungen. Und ich überleg in dieselbe Richtung wie Anke, ob Fridolin halt einfach nicht "spürt" dass er dich damit verletzt. Weißt du, es gibt Befunde, dass es ein System im Gehirn gibt, die sogenannten Spiegelneurone, die normalerweise aktiviert werden, wenn man z.B. einen Gesichtsausdruck bei jemand anderem beobachtet. Dann bewirken diese Spiegelneurone, dass du als Beobachter genau dieselbe Aktivierung im Gehirn hast, wie derjenige, den du beobachtest. Bsp.: du siehst jemanden der furchtbar traurig guckt, allein dadurch werden in deinem Gehirn dieselben Regionen aktiv, die auch bei deinem traurigen Gegenüber momentan aktiv sind und du fühlst also dann genau dieselbe Emotion (vielleicht etwas abgeschwächt). Genau das bewirkt bei den meisten Menschen eben Empathie, Mitgefühl. Ich fühle was du fühlst, weil es im Gehirn einen Mechanismus gibt, der mir dieses Mitfühlen quasi verursacht/erleichtert. Es gibt also Studien dazu, die zeigen, dass es vielleicht individuelle Unterschiede in diesem Spiegelneuronensystem sein können, die die Empathiefähigkeit eines Menschen besser oder schlechter machen. Menschen mit schlechterer Empathiefähigkeit können nicht so gut mitfühlen wie andere. Sie haben es wohl schwerer, weil sie nicht automatisch fühlen was der andere fühlt. Sie müssen sich dieses Einfühlen anlernen so nach dem Motto, wenn ich dies und dies mache, dann erzeugt das bei Mama das und das Gefühl. Also logische Verknüpfungen einlernen, ein Prozess der bei den meisten anderen Menschen nicht nötig ist, weil sie automatisch wissen was der andere fühlt, indem sie es selber auch mitfühlen. Vielleicht auch deshalb in der Zeit wo sich solche Dinge ausbilden die Provokation. Gezielt austesten, weil es eben für Frido vielleicht nicht ganz so offensichtlich ist welche Gefühle sein Verhalten bei dir auslösen. Er möchte es also vielleicht wissen und provoziert deshalb, kann es aber von sich aus nicht so gut, wie du es von ihm seinem Alter nach vielleicht erwartest.

Ich bin grad in einem Seminar zum Thema Konflikte im Kiga- Alter und in der Schulzeit, da diskutieren wir momentan genau über dieses Thema, da Konflikte immer mit Gefühlen und natürlich auch mit Empathie zutun haben. Wir haben eine seitenlange Literaturliste zu diesem Thema und unteschiedliche pädagogische/psychologische Programme bekommen und werden für den rest des Semesters Referate dazu hören/selber halten. Ich kann dir noch keinen genauen Tipp geben, weil ich vorerst nur die Titel der Bücher kenne. Wenn du magst, kann ich dir einige Titel nennen und du guckst dir sie selber an.

Mit 5 Jahren sollten Kinder übrigens schon ein Konzept der sogenannten "Theory of Mind" haben, also fähig sein sich darüber Gedanken zu machen, was jemand anderer denkt. Dazu gibt es spezielle Aufgaben (Bildgeschichten/kleine Rollenspiele) mit denen man das Testen kann. Eins der Bsp. wäre, dass du dem Kind eine Smarties- Schachtel zeigst (in der ein Bleistift drinnen ist). Du zeigst die Smartiesverpackung und fragst "Was glaubst du ist da drinnen?" Das Kind wird antworten "Smarties". Nun öffnest du die Schachtel und holst den Bleistift raus. Das Kind weiß nun also es ist tatsächlich ein Stift drinnen. Nun die entscheidende Frage an das Kind: "Wenn der Papa (oder ein Freund/der Opa...) nun zu Besuch kommt und ich frage ihn was in der Schachtel ist, was denkst du wird er sagen?" 3 jährige und manche 4 Jährige sagen noch dass der Papa (Freund/Opa) denkt es wär ein Stift drinnen, weil sie die Perspektive des anderen noch nicht immer gut übernehmen können. 5-jährige geben die richtige Antwort und sagen "Der Papa denkt es wären Smarties drinnen.", weil sie eben sich in den anderen reindenken können. Ich weiß allerdings nicht, ob dieses reindenken in andere von denselben Fähigkeiten gesteuert wird, wie das reinfühlen :???:
Mitfühlen wird glaub ich eher über die Beobachtung von Bildern mit emotionalen Gesichtsaudrücken getestet und der verbalen Beschreibung des Gefühls das diese Mimiken eben audrücken.

lg, Johanna
 

Florence

Gehört zum Inventar
AW: Negativspirale

Johanna, danke, das hast Du sehr gut erklärt.

@Sonja: Natürlich kennt ein Fünfjähriger nicht einfach solche Metaphern. Aber wenn Du Tim jemanden mit einer Brille zeigst und sagst: "Guck mal, der xy hat ein Nasenfahrrad auf!", dann kringelt er sich sicher vor Lachen, weil er versteht, daß da nicht wirklich ein Fahrrad auf der Nase sitzt, sondern etwas, was mit den beiden runden Gläsern einem Fahrrad ähnelt. Und er wird, wenn er solche Begriffe mal gehört hat, diese auch ab und zu verwenden und Spaß daran haben.
Er wird auch verstehen, wenn Du mit einem nicht dazu passenden Gesichtsausdruck "Das hast Du ja gut hingekriegt!" sagst, wenn er irgendwas verschüttet hat und dabei seine Hose auch noch getroffen hat.
Wenn ich Saskia sage: "Und jetzt ab in die Falle!", dann weiß sie auch, daß sie ins Bett soll - ohne, daß ich das irgendwann mal erklären mußte - es war einfach aus dem Kontext heraus klar. Und sie lacht jedesmal wieder drüber.
So, und ich denke nun, daß Tim all das bestimmt kann, oder? Saskia mit ihren eben vier Jahren kann diese Beispiele jedenfalls alle umsetzen.
LG, Anke
 

La Bimme

Leseratte
Moderatorin
AW: Negativspirale

Als ich das Gespräch in der Kita hatte, haben sie mich in dem Zusammenhang auch gefragt, ob FRido denn Rollenspiele zu Hause macht, selber in andere Rollen reinschluepft etc... (was er tut)
Ob die ihre Hintergedanken hatten? :???: Die fanden es jedenfalls gut, dass Frido im Sommer eine Katze bekommt.

Der Knackpunkt bei der Frage ist ja: Will oder kann Frido keine Empathie zeigen?
(Ich wollte das als Kind z.B. auch machmal nicht meinen Eltern gegenueber aus unterschiedlichsten Gruenden.)

Irgendwie scheint es so, dass er sich schon in den anderen reinfuehlt, aber wenn er sich vorher dazu entschlossen hat, das zu tun: Hilft kleineren Kindern beim Anziehen, hilft meiner Mutter (rheumakrank) hoch etc.
Nur wenn (so die Erzieherinnen) er z.B. spontan durch die Tuer will, rammelt er einfach durch und reagiert irgendwie nicht emotional, wenn man ihm sagt, dass das weggeschubste Kind doch jetzt weint.

Ein bisschen hab ich mich ja jetzt im Netz belesen.
Mir fehlen ein bisschen die Ideen, wie ich so ein Sprachverständnis austesten kann (Danke, Giovanna! :bussi: ) .
Aber selbst da muss ich ja eigentlich auch beruecksichtigen, dass er, auch wenn er nicht halbsprachig oder so ist, in keiner der Sprachen den gleichen Input kriegt wie ein rein einsprachiges Kind. Also ich bin da sehr unsicher.

Oder auch das "Gefuehlsverständnis.

Danke fuer den Buchtipp, lulu!
Und auch sonst - wenn jemand einfache Sachen weiss, wie man auf ein paar Dinge konkreter schaune kann, gerne!
Denn ich weiss gar nicht richitg, ob Frido Metaphern versteht. (MIt dem abstrakten Sinn von Regelspielen hat er es nicht so - aber das ist vielleicht ganz was anderes.)
Ich hab einfach noch nie drauf geachtet, und mir kommt kein Beispiel, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Einen lieben Gruss an alle pe-enner!
Schaffe es im Momemt nicht, in Ruhe zu antworten. :bussi:
 
G

Giovanna

AW: Negativspirale

Als ich das Gespräch in der Kita hatte, haben sie mich in dem Zusammenhang auch gefragt, ob FRido denn Rollenspiele zu Hause macht, selber in andere Rollen reinschluepft etc... (was er tut)
Ob die ihre Hintergedanken hatten? Die fanden es jedenfalls gut, dass Frido im Sommer eine Katze bekommt.

Rollenspiele sind auch so ein Kriterium. Aber vor allem in Bezug auf Autismus, aber das würd ich ausschließen, das hättest du viel viel früher schon gemerkt (spätestens bis 3 Jahre) und es wäre auch das Verhalten von Fridolin viel extremer.

Einfühlung würde ich so nebenbei im Alltag "testen", wenn sich gefühlsstarke Situationen (in der Familie) oder auch beim Fernsehen beim Vorlesen usw. ergeben. Dann kannst du einfach nebenbei fragen was Frido denkt, dass eine der involvierten Personen fühlt und was man da machen kann, damit es der Person besser geht. Aber ich würde versuchen es nicht als "Test" wirken zu lassen, sonst kann es sein, dass dein Schlauer da nicht mitmachen will.
Vielleicht ist es ihm ja auch nicht so wichtig sich einzufühlen, dann kannst du seine Sensibilität dafür vielleicht ein bischen steigern wenn du ab und an Fragen in die Richtung stellst.

Dieses Buch hat übrigens der Professor der unser Seminar hält geschrieben. Ich kenn es nicht, überleg aber es mir zu kaufen (wobei ich es ja ziemlich, ziemlich teuer finde)...ich werd mal das Referat dazu abwarten :cool:

[ISBN]3589253207[/ISBN]

Und das wurde uns in Bezug auf die Emotionen der Eltern bei Konflikten mit den Kindern empfohlen. Ist um einiges günstiger und soll, obwohl es einen ziemlich komischen Titel hat, durchaus Hand und Fuß haben.

[ISBN]3453149505[/ISBN]

lg, Johanna
 

nine

Gehört zum Inventar
AW: Negativspirale

Hallo
ich klink mich mal ein. Das mit der Empathie finde ich sehr interessant, bewußt habe ich dort auch noch nicht drauf geachtet. Mich würde in der Hinsicht auch mal interessieren, was genau man dort nachprüfen/testen kann um dem näher zu kommen. Ich habe ähnliche Probleme mit Justin, versuche momentan auch noch heraus zu finden woran es liegt. Nächste Woche haben wir einen Termin zum Hörtest, der Kidoc hat evtl das Gefühl er hört schlecht. Zur Sprachtherapie geht er schon, da er vom Wortschatz noch nicht so weit ist. Kann es vielleicht sein, das Frido sich nicht richtig ausdrücken kann und deshalb solche Wutanfälle bekommt?
lg
nine
 

Lilienfrau

Moderatorin
Moderatorin
AW: Negativspirale

Hallo Katja,

das klingt nicht so dolle bei Euch :( ich bin ja wie einige hier wissen durchaus eher eine Verfechterin von "Respekt" und "Disziplin" in der Erziehung :-D und kann mit den weichgespülten Pädagogenbüchern nix anfangen ;)

Und bei den Beispielen, die Du genannt hast, zB das Spucken, Hauen, Beschimpfungen, da geht mir ehrlich gesagt schon der Hut hoch. Sowas würde ich mir von meinem Kind nie bieten lassen! Natürlich hat Johanna auch zickige Phasen (ich nenne das "ihre 5-Minuten") und vor allem wenn sie müde ist flippt sie schonmal aus. Wenn sie dann aber was gemeines zu mir sagt oder gar die Hand gegen mich erhebt, ist bei uns Essig, da gibt's sofort eine Ansprache. Und (zum Glück) reagiert sie superempfindlich auf meine "Ansprachen" und heult dann sofort und entschuldigt sich.

Was ich sagen will - ich kenne Mütter, die ein "Du bist eine blöde Kuh, Mama!" ihres Kindes mit einem Lächeln und den Worten "Ich verstehe, dass Du gerade wütend bist..." quittieren. Das würd mir im Traum nicht einfallen. ICH bin die Autorität im Haus, und mein Kind ist ein Kind und hat auf mich zu hören. Basta. Da wird auch nicht lange diskutiert oder so.

Irgendwie sieht es ein bißchen so aus, als hätte Dein Sohn wenig Respekt vor Dir. Auch die Sache, dass er Dich auslacht, wenn Du das Klo saubermachst. Das find ich schon arg respektlos - und das in dem Alter! :umfall: wie kommt er denn auf sowas? Ich mein, stell Dir mal bitte vor, was für ein Superobermega-Macho aus Deinem Sohn später mal wird, wenn sich das nicht ändert ;) da musst Du doch was tun!

Jetzt frag mich aber bitte nicht, wie man sich Respekt verschafft gegenüber einem sturen, trotzköpfigen Sohn - meiner Meinung nach hat das sehr viel mit Kommunikation zu tun, mit Körpersprache, mit Tonfall, mit Mimik. Eine Mutter, die wild herumkreischt, bekommt sicher nicht viel Respekt von ihren Kindern (hat meine immer gemacht :-D), ein strenger Tonfall gepaart mit einer strengen Miene und überzeugten Worten sollte da schon eher helfen. Hast Du das mal versucht? Mir scheint, Dein "ich sag es erst ganz ruhig" ist vielleicht ein wenig zu ruhig, zumal wenn er da nicht zuhört ;) und Ohren zuhalten wenn ich was sage geht sowieso nicht - da nehm ich im Zweifel Madames Hände in meine, halte sie fest, gucke ihr fest in die Augen und sage dann in SEHR ernstem Ton mit strenger Miene, was ich ihr zu sagen habe.

Hast Du schonmal versucht, an seine Gefühle zu appellieren? So nach dem Motto "Wie würdest du dich fühlen, wenn ich zu Dir Blödmann sagte?" :???:

Wegen der Empathie: such Dir doch im Internet ein paar Fotos von Gesichtern raus, die eine besondere Stimmung zeigen, und zeig ihm die und frag ihn, wie es dieser Person gerade geht. Er soll dann sagen, wer traurig ist, wer fröhlich ist, wer Schmerzen hat, wer nachdenklich ist usw. Ich denke in seinem Alter sollte er das können

Sorry wenn ich jetzt nur Quark geschrieben habe, dann ignorier es einfach ;)

Liebe Grüße

Alex
 
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