Lenas unverhoffte Kaiserschnittgeburt

Anthea

die-mit-dem-Buch-wandert
Vorsicht, megalang :)

Seit Wochen plagten mich vorzeitige Wehen und Übungswehen, eine Nacht sogar so regelmäßig und stark, das wir dachten es ginge los. Nun war auf einmal schon seit Tagen Ruhe, als ich am 7.10. zur Vorsorge ging und so erwartete ich keine großen Neuigkeiten. Chris mußte um 12 Uhr arbeiten, weshalb ich morgens das Auto nehmen konnte.

Bei der Frauenärztin angekommen erfuhr ich, das der CTG-Raum besetzt war und sollte direkt erstmal zur Frau Dr. reingehen. Wir unterhielten uns während ich mich auf die Liege legte über die Familienplanung und über eine Sterilisation im Falle eines Kaiserschnitts, weil das ja frühzeitig im Mutterpaß eingetragen werden muß. Sie fing an zu schallen und erwischte durch Zufall direkt das Herz. Und da waren sie: auffällig langsame Herzklappen. 2 Sekunden später war der Spuk vorbei und sie schlugen schnell wie gewohnt. Dennoch wurde Frau Dr. sehr still und mir klang ihr Satz: "Auch wenn etwas mit dem Kind ist?" in Bezug auf die Sterilisation noch überlaut in den Ohren und ich änderte meine Entscheidung nochmal. Sie schallte weiter, ging aber immer wieder aufs Herz zurück, das jetzt normal schlug. Danach hieß es ab zum CTG und wie auch schon 2 Wochen zuvor, beobachte ich wie vor jeder Bewegung Lenas die Herztöne hochgingen, um während der Bewegung auf unter 100 abzusacken und sofort wieder in den Normalbereich hochzuschnellen. 2 Wochen zuvor hatte ich mir nichts dabei gedacht (und meine Frauenärztin auch nicht), aber nach diesem Ultraschall machte ich mir Sorgen und wurde immer nervöser. 40 Minuten blieb ich am CTG, dann sollte ich wieder zu meiner Ärztin ins Zimmer.

Meine Ärztin erklärte mir das diese Abfälle in Spitzenform eigentlich unbedenklich wären, weil das Kind schon mal die Nabelschnur in der Hand hätte, sie mich aber doch lieber zur Abklärung ins Krankenhaus schicken wollte. Mit den Tränen kämpfend bat ich sie Chris anrufen zu dürfen, weil der ja auf seiner Arbeit Bescheid sagen mußte (inszwischen war es schon fast halb 12). Während sie im Nebenraum mit dem Kreißsaal anrief, telefonierte ich - inszwischen schon nicht mehr nur mit den Tränen kämpfend - mit Chris und informierte ihn.

Zuhause war dann auch schon mein Schwiegervater da um Jana abzuholen und so konnten wir schnell los nachdem ich noch ein paar Kleinigkeiten eingepackt hatte. Im Krankenhaus angekommen, erwartete uns das übliche Programm. CTG (mit Abfällen) und Ultraschall (woher zum Geier kam auf einmal das wenige Fruchtwasser, vorher war es doch viel zu viel?). Als der Oberarzt dann vorbei kam und uns sagte, er würde gleich zu uns kommen wenn er bei der anderen Patientin fertig wäre, schwante mir schon der Kaiserschnitt. Inszwischen war ich ruhig und hatte mich mit dem Gedanken schon fast abgefunden. Die Hebamme untersuchte mich und auf einmal war nicht nur das Fruchtwasser viel weniger, sondern auch mein vorher immer fast geburtsreife Befund völlig geburtsunreif (wie sich später herausstellte zum Glück, sonst wäre eine Einleitung probiert worden).

Meine Schwiegermutter kam herein und ihr fast direkt hinterher der Oberarzt. Er machte es kurz und bündig und erklärte uns, das er einen Kaiserschnitt für angeraten hielte ("Wann haben sie das letzte Mal was gegessen?"). Ich fragte "Morgen früh?" (sehr schlau in Anbetracht der vorherigen Frage) und bekam zur Antwort "Nein, heute noch bei Tageslicht". Da die beiden OPs noch besetzt waren, kamen wir in einen kleineren Raum (vorher noch der größte Raum mit dem schönen Rundbett) und ich bekam die Chance, meiner Schwester Bescheid zu sagen.
Inszwischen war es kurz nach 14 Uhr und die Warterei began. Ich bekam ein schickes Hemd, einen netten Zugang und der Anästhesist kam um mit mir abzusprechen ob Vollnarkose oder PDA. Vorher hieß es immer bei MS käme nur Vollnarkose in Frage, der Anästhesist erklärte mir jedoch beides sei ein Risiko bei MS und ich müßte entscheiden, welches mir lieber wäre. Also doch PDA mit einer Dosis Cortison intravenös vor dem Kaiserschnitt für mich. Die ganze Zeit waren wir am witzeln, der Anästhesist mit meiner Schwiema ("Für die gute PDA bekomme ich dann später einen Kuchen von ihnen gebacken"), ich mit der Hebamme ("Kann ich immer für die Rasur hierher kommen?"), ich mit Chris und meiner Schwiema (Ich: "Ich hab Hunger", Chris: "Oh nein, geht das schon wieder los? Das hatten wir bei Jana doch schon") und so verging die Zeit.

Gegen 17 Uhr ging es dann in den OP und weiterhin witzelte ich rum ("Bei meiner Großen hättet ihr geflucht beim rüberhieven, da hatte ich noch 35 kg mehr"), war aber dann doch froh meine Schwiema wieder zu haben, die durch einen anderen Eingang nach mir reinkam. Die Witzeleien gingen weiter, während die PDA langsam hochdosiert wurde ("Leute, ich merk das noch, wenn ihr da rumpiekt" "Sie denken dann aber an den Kuchen, wir sind immer hungrig" "Damals bei meiner Großen hatten sie gerade Pizza bestellt" "Könnt ihr auch gleich eine Bauchstraffung machen, wenn ihr schon mal dabei seid?"). Allgemein war es eine heitere, lockere Stimmung im OP während wir auf die Wirkung der PDA warteten. Meine Schwiema bemerkte irgendwann "Die wollen dich bestimmt nur ablenken und sind schon längst dabei", woraufhin ich bemerkte das ich das mit Sicherheit nicht verpassen würde, wenn die an mir rumbasteln.

Und so war es tatsächlich. Es rüttelte und zog, zeitweise hatte ich das Gefühl, mein Bauchnabel würde nach innen weggezogen. Ich hörte, wie die Ärzte übers Abnabeln diskutierten ("Die bekommen wir so nicht raus, die müssen wir direkt abnabeln") und da war er: der erste Schrei. Ich hab furchtbar gezittert und meine Schwiema streichelte die ganze Zeit mit Tränen in den Augen aber einem Strahlen im Gesicht meine Wange :herz: . Lena wurde nach nebenan gebracht und verkündete von dort lautstark ihre Ankunft. Ich bekam sie dann kurz gezeigt, durfte auch ihr Gesicht streicheln und die Ähnlichkeit mit meinem Vater brachte meine Tränen nur noch mehr zum fließen. Der Kinderarzt erklärte mir viel zu schnell, das ihr zu kalt wäre und brachte sie weg (wie ich später erfuhr in die Kinderklinik).

Während des Nähens dann begannen plötzlich die Schmerzen in den Schulterblättern und als es irgendwann richtig weh tat, fragte ich wie lange sie noch zum nähen bräuchten. Die Antwort "15 Minuten" entmutigte mich ein wenig. Die Schmerzen wurden schlimmer, mein rechter Brustkorb fing an weh zu tun und plötzlich hatte ich nur noch das Gefühl, es würde jemand auf mir sitzen, ich bekam schwer Luft und fing an zu jammern. Es wurde hektisch, meine Schwiema rausgeschickt, der Anästhesist setzte eine Spritze am Zugang an und weg war ich. Als ich wieder wach wurde (mir kam es wie eine Sekunde vor) waren die Schmerzen weg und auf meine Frage wie weit sie mit dem Nähen wären, hieß es "Bei der letzten Naht". Wie ich später erfuhr hatte der Anästhesist nur ein Mittel zur Entspannung gespritzt, also muß ich wohl einfach so umgekippt sein.

Ich kam auf mein Zimmer und später brachte mir Chris noch Bilder von Lena, die im Kreißsaal netterweise für mich ausgedruckt wurden. Sehen durfte ich Lena dann aber erst am nächsten Vormittag und bis dahin hatte mich der Babyblues voll im Griff so ganz ohne Kind und mit ganz anderer Geburt als erhofft.

Letztlich haben wir Glück gehabt, das so viele Zufälle und mein Körper zusammengespielt haben, um Lena zu beschützen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, mit Wehen zuhause auf 5-Minuten-Abstände gewartet zu haben.

Liebe Grüße,
Karin
 

Nike

Flying Googlemuckel
AW: Lenas unverhoffte Kaiserschnittgeburt

Liebe Karin! :winke:

Ich habe das alles ja schon live zu Ohren bekommen und doch ist es echt aufregend das nochmal alles zu lesen, da es meinem Geburtsbericht von Muckeline echt zu 90% ähnelt.

Ich freu mich riesig, das alles so gut ausgegangen ist und kann nur immer wieder betonen, dass ihr die Maus echt gut hinbekommen habt :bravo:
 
Zuletzt bearbeitet:

Steffie

Neugieriges Luder
AW: Lenas unverhoffte Kaiserschnittgeburt

Na, das war ja alles andere als das was man sich vorstellt. Aber ich freu mich dass es gut ausgegangen ist, und Euch allen gut geht :jaja:
 
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