Kind außer Kontrolle

Bernd

Hausfreund
Hilfe wir haben ein Problem!
Seit kurzem ist unser Jonas ( 3 ¼ Jahre, seit Okt im Kiga) total aggressiv. Er schlägt ohne Vorwarnung plötzlich auf jede Person ein. Im Kindergarten gab es schon Probleme mit der Gruppenleiterin.
Er zerstört den anderen Kindern die gebauten Sachen und hat heute einem Mädchen ein Holzauto an den Kopf gehauen. Zuhause benimmt er sich als wäre er der König. Wenn es nicht nach seinem Kopf geht wirft er sich auf den Boden und brüllt.:shock:
Ich bin nicht mehr dein Freund und Ich spiele nicht mehr mit Dir sind die Sätze, die wir am häufigsten hören. :->
Aus heiterem Himmel schlägt er mir oder meiner Frau plötzlich die Faust ins Gesicht oder beißt uns und geht zur Tagesordnung über, als wenn nichts gewesen wäre. Dem Ratschlag es zu ignorieren oder zurück zu beißen kann ich nicht ernst nehmen.
Hilfe!!!! Weiß jemand Rat
Bernd und Claudia
 
Hallo Bernd,

erstmal herzlich Willkommen im Erziehungsforum.

Puh, euer Kleiner raubt euch die Nerven??!
Jetzt ist es für mich ganz schön schwierig eine "Ferndiagnose" zu stellen.
Wie verlief denn die Eingewöhnungszeit im Kindergarten? Geht er gerne hin bzw. wie verhält er sich morgens, wenn er sich für den Kiga fertig machen muss? Geht er auch schon mittags in den Kiga?
Mir kommt es fast so vor, als wäre Jonas mit der ganzen Situation überfordert und drückt dies mit Handgreiflichkeiten aus.

Man könnte jetzt eine Gegenmaßnahme für diese finden, ich denke ist ist notwendiger, nach der Ursache zu suchen. Ist dies vielleicht mit einem Gespräch mit der Erzieherin zu erforschen? Geht er noch in eine andere Gruppe, wie turnen oder schwimmen? Dann könnte man auch mal mit dieser Betreuungsperson sprechen.


Spontan würde ich sagen, dass er bei seinen "Agressivitäten" keine Eklärungen mehr braucht alla " Jonas, das tut mir weh" oder ganz unnötig " warum machst du das"- das weiß er selbst nicht! Ich denke, ein "Jonas- Nein!!" in einer bestimmten, festen Stimme, ihm dabei in die Augen sehen und an beiden Oberarmen packen, reicht aus. Manchmal ist ein Stuhl ein guter Platz für das Kind, um sich etwas zu beruhigen und gemeinsam überlegen zu können, ob das so in Ordnung war. Wir haben das dann so (oder so ähnlich) gehandhabt:

z.B. " Jonas - Nein!!!!! Ich finde, du solltest dich mal auf den Stuhl setzen, und dich mal ein bisschen beruhigen. Wenn der Zeiger bei der 2 ist, überlegen wir mal gemeinsam ob das so gut war (ca. 2 Minuten dauer) (Kind an den Oberarmen gehalten und auf einen Stuhl gesetzt- bei wehren- festhalten- am besten, wie in den Arm nehmen. So weiß er, dass er nicht alleine mit seiner Wut ist, dass man ihn trotzdem lieb hat und er die Möglichkeit hat, sich zu beruhigen.)
Sind die 2 Minuten vorbei, kann man ja nochmal ganz z.B. sagen " Jonas, das ist nicht in Ordnung. Wenn du eine Wut hast, dann mach lieber ...., anstatt uns weh zu tun. Dann darf er wieder aufstehen.
Und das stetig, wenn irgendetwas vorfällt. Das ist besser, als alleine ins Zimmer schicken u.ä.

Vielleicht warten wir mal noch, was die anderen hier so für Vorschläge oder Erlebnisberichte haben. Vielleicht auch elde oder Melli (ist doch Erzieherin, oder :oops: )

Ich wünsche euch gutes Durchhalten und meldet euch nochmal!
Kerstin :D
 
Hallo Kerstin,
ob Jonas gern in den Kiga geht hängt von seiner Tagesform ab. Ich bringe Ihn um 9 hin und claudia holt ihn gegen 16.30 wieder ab. Das mit dem schlagen ist erst jetzt im neuen jahr aufgekommen. Er war im Oktober der jüngste dort. Er hat sich super eingelebt, aber er ist halt ein Power Kind. Wo ruhe ist, ist er garantiert nicht.
Mit der Erzieherin hatte ich schon ein Gespräch. Sie schaut mich mit großen augen an und sagt wir werden es beobachten. Toll!
Claudia und ich sind oft in der sporthalle ( Handball ), da ist immer was los und dort spielt er mit allen Kindern. Kein Problem!

Arm fest halten: Wenn wir das machen flippt er aus, daß mag er überhaupt nicht.Und auf einen Stuhl setzen nur wenn ein Fernseher läuft.
Es ist ja keine Wut, sondern als wenn ein zweiter Jonas in ihn wohnt der kurz hallo sagt.

Wir haben ihn mittagsschlaf entwöhnt über Weihnachten. Do und Fr hat er im Kiga wieder geschlafen und er ist nicht mehr aufgefallen.
Am Mittwoch hatte ich aber auch ein gespräch unter "zwei Männern".
Da hat er mir versprochen das er keinen mehr haut.
Also kann beides gefruchtet haben.
Wenn er Mittagsschlaf macht ( 1Std ) haben wir aber mit ihn auch abends bis um 22 uhr zu kämpfen. Er will dann nicht schlafen. Irgendwo muß ja was dazwischen sein!!!! Ich denke ein paar Ratschläge wären hilfreich.
Wir danke schon mal.

Bernd und Claudia

Erstaunte mich das wenige was schrieben, kenne ich ja gar nicht hier!!!
 
Hallo Bernd,

ehrlich gesagt, hat es mich nicht so erstaunt, dass nicht so viel Rückmeldungen kamen. Hier sind doch viele Eltern mit Babys oder Kindern, die schon eine Weile in den Kiga gehen oder sogar schon in die Schule. Ich selbst habe auch erstmal nachdenken müssen, bevor ich dir was geschrieben habe :oops:

Also, jetzt werden wir wohl abwarten, ob das "Gespräch unter Männern" bei ihm in Erinnerung bleibt. Sicherlich wirst du das nochmal wiederholen müssen, aber der gemachte Anfang finde ich schonmal super!!! :bravo:

Als ich die Dauer, die Jonas im Kiga ist, las machte ich erstmal laut "uff!"
Das ist schon eine lange Zeit für so ein kleines Kind und vor allem sehr anstrengend. Trotzdem schön, dass er sich gut eingelebt hat.
Jedoch wird am Tag mal irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo auch Jonas seine Kuschel- und Ruhephase braucht.
Vielleicht könnt ihr ja abends das Abend-Schlafgeh-Ritual ganz deutlich ruhig angehen. Z.B. Schlafanzug anziehen, Zähne putzen, gemütlich auf die Couch sitzen und ein Bilderbuch lesen, danach noch ein Schlaflied anhören und ins Bett gehen. Am besten immer um die gleiche Uhrzeit anfangen. Dann kann er sich mit Ruhe darauf einstellen und muss dann auch akzeptieren, dass jetzt Bettgehzeit ist.
Anscheinend ist es ja auch so, dass er mittags eine Ruhephase braucht, die wichtig für ihn ist. Wenn es für euch so schwierig ist, ihn abends ins Bett zu bringen und ihr somit mit den Gedanken spielt, ob der Mittagsschlaf nicht zu lange ist, sollte er sich zumindest mittags ausruhen. Vielleicht im Bett mit einem Bibu??

Ich hoffe meine Vorschläge sind für euch nicht abstrakt oder schon alte Kamellen?! Würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ihr euch nochmal meldet!
Liebe Grüße Kerstin :D
 
Hallo Bernd,

Kerstin hat Recht. Da können wohl viele noch nicht mitreden. Ich leider auch nicht Yannick ist erst 14 Monate und wir fangen gerade so an mit den ersten Erziehungsversuchen.

Ich weíß nur von meiner Schwägerin, das Ihre Tochter (3,5 Jahre) momentan auch furchtbar anstrengend und aufmüpfig ist. Sie hat seit August einen kleinen Bruder und der kriegt es zwischendurch ganz schön ab.... Im Kindergarten ist sie auch seit ein paar Monaten.

Also, leider keine Ratschläge von uns da müssen wir noch reinwachsen.

Gruß
Su mit Yannick 18.11.01 und Mini wohl Ende August
 
Hallo Bernd,

auch, wenn es nicht ganz genau eurer Situation und dem Verhalten eures Sohnes entspricht, habe ich nachstehend mal einen Artikel eingefügt, denn ich von der Erzieherin meines Großen bekommen habe:

Jeden Mittag das gleiche Theater
Manche Kinder haben, sobald sie abgeholt werden, schlechte Laune. Woran kann das liegen?

Durch die geschlossene Gruppentür klingt fröhliches Singen. Die Eltern kennen das Abschiedslied, und Frau Franz weiß, dass es jetzt gleich wieder losgeht: Sabrina, die eben noch fröhlich gelacht hat, stampft wutschnaubend an ihr vorbei und wirft ihr ein Bild oder eine Bastelei vor die Füße. Dann verschwindet sie im Flur und setzt sich beleidigt auf die Bank; Es ist jeden Mittag das gleiche. Als das anfing, hat Frau Franz die Erzieherin immer noch gefragt, ob denn irgendwas gewesen sei. Aber die verneinte jedes Mal. Schimpfen half schon gar nicht. Dann bekam, Sabrina erst recht Wutausbrüche.
Auch andere Eltern fragen sich, was plötzlich in ihre Kinder gefahren ist:
Eins schlägt nach seiner Mutter, ein anderes weigert sich, die Schuhe anzuziehen, und aus jeder Kleinigkeit wird ein Drama. Das ist schwer zu verstehen, denn eigentlich sollten die Kinder sich doch freuen, wenn sie abgeholt werden.
Im Grunde tun sie das auch - aber sie können es nicht immer zeigen. Sabrina zum Beispiel hatte zu Beginn ihrer Kindergartenzeit große Trennungsprobleme, sie weinte viel und wollte immer zur Mama. Schließlich gewöhnte sie sich an die neue Situation, und die Trennung am Morgen klappte ganz gut. Aber tief in ihrem Innern hatte Sabrina vielleicht das Gefühl behalten: „Meine Mama lässt mich allein“. Und das wird ihr immer dann bewusst, wenn sie abgeholt wird. Darum bestraft sie ihre Mutter für das Verlassenwerden mit Wut und Nichtbeachtung. Die wachgewordene Enttäuschung ist zunächst einmal größer als die Wiedersehensfreude.
Ein anderer Grund für ein solches Verhalten kann sein, dass das Kind erst einmal Stress abbauen muss. Ein Tag im Kindergarten ist anstrengend: Ständig muss man sich arrangieren, vielleicht zurückstecken, sich durchsetzen, die Enge und Lautstärke bewältigen. Für den Abschlusskreis reicht die Energie gerade noch schließlich möchte man bei dem Spiel auch drankommen. Aber wenn Kinder, die völlig geladen oder geschafft sind. dann ihre Eltern erblicken, ist es. als ob ein Ventil plötzlich geöffnet würde.
Auch wenn Kinder beim Abholen abweisend oder aggressiv sind, wünschen sie sich, dass die Eltern sich über das Wiedersehen freuen und das auch zeigen. Das fällt schwer, wenn man von seinem Kind missachtet, angeschrieen oder geschlagen wird. Aber in dieser Situation eine Diskussion darüber anzufangen, würde alles noch viel schlimmer machen. Zum Besprechen unangemessener Verhaltensweisen eignen sich ruhigere Stunden besser.
Wenn sich unangenehme Abholszenen regelmäßig wiederholen, sollten Eltern einfach mal eine andere. vom Kind nicht erwartete Verhaltensweise ausprobieren – das Kind kurz in den Arm nehmen, ihm zeigen: Ich hab dich lieb, gelassen bleiben, dem Kind Schuhe und Jacke anziehen, auch wenn es das schon selber kann... Ein neues Ritual kann den bisherigen Teufelskreis unterbrechen und dem Kind helfen. aus seinem Stimmungstief. wieder herauszukommen.

Autorin: Regina Weber Aus: Spielen und Lernen 3/99

Ich denke, dass bei eurem Sohn 3 Dinge zusammen kommen:
  • 1. die Trotzphase :shock:
  • 2. der KiGaBeginn mit rel. langem KiGaTag
  • 3. die "Entwöhnung" vom Mittagsschlaf

7,5 Stunden im KiGa sind wirklich ziemlich viel für so einen kleinen Mann. Da muss er sich erst einmal dran gewöhnen. War er denn vorher schon bei einer Tagesmutter oder in einem Spielkreis?

Ich würde als erstes einmal vorschlagen, dass ihr eurem Sohn den Mittagsschlaf wieder gestattet oder zumindest die schon erwähnte Mittagsruhe, auch wenn es abends länger wird. Anscheinend ist er ohne Mittagsschlaf irgendwann einfach total übermüdet - auch daher kann seine Aggressivität kommen.

Das mit dem abendlichen Ritual finde ich auch sehr gut. Alle Kinder genießen so etwas, denn da haben sie Mamas und Papas volle Aufmerksamkeit. Und gerade weil ihr beide den ganzen Tag nicht zu Hause seit, solltet es vielleicht auch ganz besonders ausgedehnt machen. Dabei könnt ihr euch ja auch abwechseln, damit auch jeder von euch mal einen längeren Feierabend genießen kann :) .

Falls du das noch nichts kennst, möchte ich dir außerdem das Buch :V: "Jungen. Wie sie glücklich heranwachsen" von Steve Biddulph empfehlen. Da gibt es auch noch eine ganze Reihe Tipps für Eltern von Söhnen in allen Lebenslagen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen!

LG :blume: Floriane :blume:
 
Vielen Dank Euch allen!

Jonas ist das glaube ich gewöhnt. Er ging schon einige zeit vor dem Kiga zu einer Tagesmutter. Dort war er immer das liebste Kind ( O-Ton Tagesmutter). Ich denke es war die umstellung Kiga/ Feiertage/ Kiga. Ihm fehlt der trubel, die Kinder und so weiter. Das Problem trat erst auf als er in der Feiertagspause den ganzen Tag zuhause war. Claudia war die erste die alles ab bekam. Übermut und langeweile! ( Sie hat sehr viel mit ihm unternommen) Das gespräch mit ihm war toll und bisher hält er sich daran.
Im Kiga schläft er jetzt wieder mittags und abends bringen wir ihn immer mit vorlesen ins bett. Im moment ist Holzeisenbahn der renner bei ihm!
Meine knie sind schon ganz wund gescheuert vom durch die wohnung kriechen. Macht aber spaß ( sieht bestimmt auch gut aus wenn eine 3köpfige Familie so rum kriecht). Wir verbringen viel zeit mit ihm. Aber manchmal denke ich es fehlen ihm seine Spielkameraden.
Wir sind auf der suche nach einer Fam. aus unserem bereich. Leider haben wir noch niemanden gefunden. Ich will mal eine Anzeige in der Tageszeitung aufgeben. Eventuell findet sich was mit gleichen Interressen.
Bis bald mit neuer Erkenntnis

Bernd
 
Bernd hat gesagt.:
Aber manchmal denke ich es fehlen ihm seine Spielkameraden.

Hallo Bernd!
Vorsicht! Euer Sohn ist für sein Alter sehr viel mit anderen Kindern zusammen und hat tagsüber immer Action um sich. Ich finde es wichtig, daß Kinder auch lernen mit sich und ihren Eltern allein zu sein.
Bei vielen Kindern, die schon jung lange außer Haus sind, kommt es dazu, daß sie permanent andere brauchen um Spielideen zu entwickeln. Das Gegenstück dazu ist das Kind, daß immer mit Mami alleine zuhause ist und sich selbst genügt, bei jedem Fremdkontakt hinter Mamis Rockzipfel verschwindet usw. Wie immer gilt es das richtige Maß zu finden. Da Euer Sohn 5 Tage pro Woche außer Haus verbringt, finde ich es wichtig, daß er am Wochenende auch Zeit nur mit Euch bei Euch im Haus verbringt und nicht von einem Event zum nächsten geschleppt wird.
Ich kenne das Gefühl, das Kind vermißt seine Spielkameraden vom unserem Großen, der auch mit 15 Monaten für erst 2, dann 3 Tage pro Woche in eine Krabbelgruppe ging. Eines unserer Erziehungsziele ist aber auch, ihm den ganz besonderen Freiraum des Alleinseins (natürlich in Maßen) nahezubringen und ihn dazu zu ermutigen sich auch zu überlegen, was er jetzt für sich tun möchte. Das kann von Wasserfarben, über Hängematte im Garten oder Badewanne alles sein. Ich finde es sehr wichtig, daß er lernt auch alleine ausgeglichen und beschäftigt zu sein (auch mit tagträumen...).
Euer Kind ist noch klein, er sollte nicht abhänging von permanenter Dauerunterhaltung von Freunden sein. Das kommt in der Pubertät...

Zu den Zicken: Sie komme und gehen in Phasen. Ich bin auch tagsüber Klaas Freund nicht mehr, bis er mich abends so dolle liebt... Leider scheinen diese Aggressionen und Machtverhältnisse erproben vielen Kindern doch angeboren zu sein (zumindest denen, die ich so kenne). Über einen Bekannten von uns, der sich immer über Klaas beschwert, ärgere ich mich schon nicht mehr. Ich denke mir nur heimlich: Warte mal bis Dein Kleinkind anfängt die Register zu ziehen :->!

LG Lulu
 
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