AW: Josy "verliert" ihre Sprache
Alina, ich würde nicht gleich zu Tropfen und Kügelchen etc. greifen - sorry, Nadja. Hier helfen Gespräche wesentlich mehr, daß das Kind die Situation begreift und verarbeiten kann.
In solchen Situationen - und erst dann, wenn wieder so etwas passiert, was sie sprachlos macht - rede ruhig mit ihr. "Jetzt bist Du wohl sehr erschrocken?" "Das hat Dir jetzt Angst gemacht, was?" sind da wohl geeignete Anfänge. Wenn sie in dem Moment nicht reden kann, einfach nur nickt oder Dich anschaut, nimm sie in den Arm. Meist fangen die Kinder dann doch schnell an zu reden, wenn sie merken, daß man sie ernst nimmt. Josy merkt wohl langsam, daß sie nicht unantastbar ist in ihrer Gesundheit, daß es Situationen gibt, die Ihr bedrohlich werden können. Nur muß sie jetzt auch lernen, daß man solche Situationen vermeiden kann bzw. daß es auch in solchen Situationen Hilfe gibt, daß Ihr als Eltern da seid, um sie zu schützen - daß sie aber auch ihren Teil beitragen kann bzw. muß.
Beispiel?: Ein zweijähriges Kind wird sich in der Situation, daß es auf der Straße nur knapp einem Auto entkommen ist, vor allem über die Reaktion des Erwachsenen erschrecken, über das Geschrei, über die evtl. Erleichterungs-Tränen der Mutter. Es kann die Situation nicht einschätzen, es geht ihm gut, manche finden es sogar lustig, wenn so ein Trubel herrscht. Josy hat aber jetzt eine Vorstellung, was passieren könnte, sie hat bestimmte Vorstellungen, welche Gefahren ihr drohen können - auch wenn sie es nicht voraussehen kann. Sie merkt es danach erst und ist dann geschockt. Bis sie Gefahren voraussehen kann, vergeht noch einige Zeit - bis dahin kann man sowas aber immer wieder auch besprechen, kann an der Straße die Autos beobachten, wie schnell sie sind, kann (wenn die Umgebung geeignet ist) mal Wasserbomben aus dem Fenster fallen lassen, um zu zeigen, daß man eben nicht aufs Fensterbrett klettern soll, kann auch schon erste Erfahrungen mit Feuer machen lassen (unter Kontrolle im Garten mit einem Eimer Wasser daneben mal ein Stück Papier anzünden, das Kind mal ein Streichholz zünden lassen, kann das Kind mal testen lassen, wie scharf Messer sind etc. Es ergeben sich immer wieder Situationen, in denen man Kinder ab dem Kindergartenalter an Gefahren ranführen kann, ihnen zeigen kann, wie man sie vermeiden kann bzw. wie man damit umgeht.
Ich denke, dann wird Josy auch wieder das Gefühl bekommen, die Kontrolle zu behalten. Und erklär ihr in einem ruhigen Moment auch, warum Du geschrien hast, als sie auf die Straße lief, daß Du einfach Angst um sie hattest, daß Du erschrocken warst.
Liebe Grüße, Anke